Schon einmal bin ich mit dem Flugzeug im portugiesischen Faro gelandet, aber jetzt möchte ich endlich die vorgelagerte Lagune Ria Formosa erkunden, die zu den schönsten Naturparks des Landes gehört. Ich buche eine Bootsfahrt zu den Wasserläufen und Sümpfen zwischen Meer und Land. Ria Formosa mit seinen Inseln, Dünen, Sandbänken und dem Watt ist ein Vogelparadies und ein absolutes Naturwunder. Hier machen viele Zugvögel Rast oder überwintern gleich ganz. Ich bin überwältigt von der herrlichen Landschaft und von den weiten, unberührten Stränden zum offenen Meer hin. Der Parque Natural da Ria Formosa ist ideal, um eine einzigartige Flora und Fauna zu beobachten und zur Ruhe zu kommen – und noch dazu beinahe ein Geheimtipp an der viel besuchten Algarve.
Lohnt sich ein Besuch der Ria Formosa in Portugal?





Zwischen Faro und der spanischen Grenze erstreckt sich der etwa 60 km lange und 6 km breite Naturpark Ria Formosa. Er wird von den Gezeiten geprägt: Bei Flut läuft das Watt voll und die Verbindung zum offenen Meer ist besonders ausgeprägt. Bei Ebbe liegen viele Sandbänke frei und im Watt suchen die Vögel nach Nahrung. In Sichtweite der dicht besiedelten Algarve-Küste brüten die seltenen Purpurhühner und ziehen manchmal rosa gefärbte Flamingos ihre Kreise.
Eine Inselkette ist der Lagune vorgelagert, dort liegen alte Fischerdörfer und lange Sandstrände. In die Ria Formosa könnt ihr auf markierten Wegen bei Wanderungen gelangen. Aber am besten sind die hervorragenden Bootstouren mit kundigen Guides, die sich mit den verschiedenen Vogelarten bestens auskennen. Im Parque Natural da Ria Formosa hat die Natur Vorrang; der Mensch ist nur Gast und dazu eingeladen, zu staunen und zu verstehen, ohne dabei zu stören.
Fototipp: Wollt ihr die seltenen Vögel in voller Pracht sehen, dann unbedingt ein Fernglas mitbringen! Wollt ihr sie in faszinierenden Bildern einfangen, dann ist eine leistungsfähige Kamera mit Teleobjektiv angesagt. Mit dem einfachen Smartphone habt ihr nur Pünktchen auf dem Bild.
Anreise in die Ria Formosa
Lage: | Östliche Algarve |
Fläche: | ca. 180 Quadratkilometer |
Must-Do: | Bootstour |
Equipment: | Fernglas |
Beste Reisezeit: | Ganzjährig |
Landet ihr in Faro, seid ihr schon am Rande des Naturparks. Von Lissabon aus und von den größeren Orten der Algarve fahren Busse und auch Züge nach Faro. Dieses schöne Städtchen mit seinen charmanten Hotels und Herbergen ist ein idealer Ausgangspunkt für Bootstouren. Jeden Morgen und auch an vielen Nachmittagen starten diese vom Hafen aus. Am besten ist es, schon am Vortag die Stände und Läden der Anbieter an der Doca de Faro aufzusuchen und eure Plätze zu buchen.
Dies ist ganz besonders in der Hauptsaison wichtig. Und in der Nebensaison kann eure Buchung im Vorfeld darüber entscheiden, ob die Tour am nächsten Tag überhaupt stattfindet. Es werden Ausflüge zu den Inseln und zu den interessantesten Vogel-Hotspots angeboten.
Equipment für die Bootstour
Wenn ihr euch für eine Bootstour entscheidet, dann bringt unbedingt genügend Trinkwasser, Sonnencreme, Sonnenhut und einen Rucksack mit, der vor Nässe schützt. Einige Inseln können auch per Fähre preiswert besucht werden. Dann aber verpasst ihr faszinierende Informationen und Tipps von Leuten, die sich hier wirklich auskennen.
Egal ob Bootstour oder nicht: Für dieses einzigartige Refugium solltet ihr euch ausgiebig Zeit nehmen und ein Fernglas nicht vergessen. Ebenso ist es möglich, von den östlichen und nicht minder attraktiven Nachbarorten Olhão oder Tavira die Ria Formosa per Bootstour oder zu Fuß zu erkunden.
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Das Naturjuwel Ria Formosa
Übersetzt heißt der Naturpark „Schönes Haff“. Und tatsächlich: Die Ria Formosa ist eine äußerst vielfältige Naturlandschaft. Zum Land hin erstrecken sich Dünen, die in Marschland und Watt übergehen. Die Nutzung durch den Menschen hat Tradition, es gibt Salinen und Muschel- sowie Austernfarmen. Die Lagune ist durch fünf natürliche Wasserläufe mit dem Meer verbunden, außerdem ermöglicht ein Kanal die Ausfahrt vom Hafen in Faro zum offenen Meer.
Das massive Erdbeben von 1755 hat nicht nur Lissabon dem Erdboden gleichgemacht, sondern auch die Lagune erschaffen. Eine Inselkette aus fünf Inseln und zwei Halbinseln sind dem Festland vorgelagert. Mindestens 20 seltene Vogelarten werden hier gesichtet, sodass der Parque Natural da Ria Formosa (gegründet: 1987) als Hotspot für Ornithologen gilt. Außerdem gibt es über 50 Fischarten im Naturpark und eine (leider schrumpfende) Population von Seepferdchen. Sogar Delphine und Wale lassen sich vor der Küste blicken. Übrigens fühlen sich in der Ria Formosa auch Chamäleons und die vom Aussterben bedrohten Portugiesischen Wasserhunde wohl.
Wetter
Die interaktive Karte zeigt, wie das Wetter aktuell in Ria Formosa ist und die Vorhersage der nächsten 5 Tage aussieht.
Atemberaubende Bootstour in die Lagune
Direkt nach meiner Ankunft in Faro habe ich eine Bootstour in den Naturpark Ria Formosa gebucht. Am nächsten Morgen um 9 Uhr geht es los. Wir besteigen einen Katamaran des Anbieters Formosamar und sind zu sechst mit dem Bootsführer und dem Steuermann. Zielstrebig werden wir durch die natürlichen Wasserläufe gesteuert und machen immer wieder Halt, um Wasser- und Watvögel beobachten zu können. Dabei bleiben wir weit genug weg, um deren Treiben nicht zu stören.
Immer wieder hole ich mein Fernglas heraus und bin fasziniert von Seidenreihern, Goldregenpfeifern und Austernfischern. Nur Flamingos sehe ich keine: Ich bin im November hier, eigentlich die beste Zeit für diese Zugvögel, die hier gerne überwintern.
Zur Insel Ilha Deserta/Ilha da Barreta
Karge Ufergewächse geben der Ilha Deserta die Anmutung einer Steppe. Hier wohnt nur ein einziger Mensch, vielleicht könnt ihr den alten Mann in seiner Strandhütte entdecken. Habt ihr ausreichend Zeit, empfiehlt sich das energieautark wirtschaftende Restaurante Estaminé, wo ihr algarvische Speisen kosten könnt. Lauft am besten auf dem Holzbohlenweg, um die Natur nicht zu stören und bleibt auf Abstand zu den Vögeln.
Kommt ihr ihnen zu nahe, dann fliegen die Schwärme sowieso wie aufgescheucht auf und lassen sich an anderer Stelle nieder. Zwischen der Ilha Deserta und der Ilha da Farol gibt es einen natürlichen Zugang von der Lagune zum Meer hin.
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Vorbei am über 100 Jahre alten Leuchtturm
Seit Alters her lebten die Menschen in Farol vom Fischfang, heute gibt es hier ein paar Ferienwohnungen. Der über 100 Jahre Leuchtturm Santa Maria erfüllt bis heute seinen Zweck, nämlich die Schiffe auf die Küste aufmerksam zu machen.
Es lohnt sich, dieses zumindest in der Nebensaison verschlafene Örtchen zu durchstreifen. Der Strand Praia da Culatra am offenen Meer ist ein Gedicht. Am Dorfrand sehe ich einige stattliche Möwen, bevor wir nach etwa drei Stunden schließlich wieder nach Faro zurückkehren.
Vogelbeobachtungstour in der westlichen Ria Formosa
Begeistert von der Bootstour zu den Inseln, buche ich gleich noch eine Ausfahrt in das Gebiet von Ria Formosa, welches sich westlich des Flughafens erstreckt. Hier nehmen wir uns viel Zeit und der Motor wird häufig abgestellt, um Ruhe und ein ungestörtes Beobachten der Wasser- und Watvögel zu ermöglichen. Wir entdecken eine Kolonie von Kormoranen, Stelzenläufer, Zwergseeschwalben, Regenbachvögel, Uferschnepfen und viele Vögel mehr, deren Namen ich jetzt nicht mehr weiß.
Viele dieser gefiederten Freunde staksen im Watt herum und suchen nach Nahrung oder stehen regungslos im Wasser, bis ihnen ein Fischlein vor den Schnabel schwimmt. Unser Guide ist mit Herzblut bei der Sache, er kennt sich super aus. Es gibt auch detaillierte Bildtafeln mit großen Abbildungen der Vögel, die man mit Glück in natura sehen kann. Zum Abschluss dieser Tour anlanden wir im Osten der lang gestreckten Praia de Faro, wo eine Landzunge aus Sand eine betörende Stimmung erzeugt.
Barfuß geht es auf Muschelsuche und ich finde ein besonders schönes, großes Exemplar. Beide Touren kann ich wärmstens empfehlen und auch die anderen Anbieter werden sicherlich sehr schöne Exkursionen durchführen.
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Fazit
Die Ria Formosa ist ein toller Start- oder Endpunkt für eine Reise an die Algarve. Hier könnt ihr die zauberhafte Natur ganz unmittelbar erleben, nicht ohne Grund heißt der östliche Teil Sandalgarve. Eine Bootstour solltet ihr unbedingt buchen, um die Vielfalt der Ria Formosa zu ergründen. Es werden auch geführte Wanderungen und Radtouren in die Lagunenlandschaft angeboten. Stationen zur Vogelbeobachtung können trockenen Fußes erreicht werden, von Parkplätzen am Rande des Naturparks könnt ihr dorthin laufen.
Das Quinta de Marim, das Besucherzentrum des Naturparks, befindet sich südlich von Olhão. Auf einem Naturpfad könnt ihr hier die Ökosysteme erleben. Vor allem im Winter halten sich in der Ria Formosa viele Vögel auf, doch um die gesamte Vielfalt erleben zu können, solltet ihr zu verschiedenen Jahreszeiten herkommen. Lohnenswert sind auch Delfinbeobachtungstouren, auf denen man mit etwas Glück sogar Wale erspähen kann. Und die Praia de Faro sowie ihre Nachbarinnen eignen sich wunderbar für einen Badetag direkt an einem herrlichen Sandstrand.
Die Stadt Faro selbst besitzt außerdem eine sehr schöne Altstadt und die mittelalterliche Kathedrale Sé. Von ihrem Turm aus habt ihr eine grandiose Aussicht auf die Lagune bis hinüber zum offenen Meer und zum Flughafen. Dort starten und landen die Flugzeuge beinahe im Minutentakt. Vielleicht könnt Ihr bei eurem Abflug noch einen letzten Blick auf die idyllische Naturlandschaft Ria Formosa werfen. Adeus!
Lage
Praktische Links
- Offizielle Website: Parque Natural da Ria Formosa
- Website des Touranbieters Formosamar
- Die besten Sehenswürdigkeiten in Portugal