Wer bei der Blumeninsel Madeira an schönes Wetter, warme Temperaturen und blühende Pflanzen denkt, der wird bei dieser Wanderung sehr überrascht sein. Denn keine Tour zeigt die wilde Seite der portugiesischen Insel so eindrucksvoll wie die Steilküste von Achadas da Cruz. Wandern direkt am Abhang, das tosende Meer, eine spektakuläre Seilbahn und eine fast schon unheimliche Atmosphäre. Also, für schwache Nerven ist das sicher nichts.

Lohnt sich die Wanderung in Achadas da Cruz?

Wenn man erst einmal nur auf die Länge der zu erwandernden Strecke schaut – nämlich nur knapp zwei Kilometer –, könnte man dem Irrtum aufsitzen, dass diese Wanderung auf der Vereda do Calhau einfach zu bewältigen sei. Beim Blick auf den Höhenunterschied der Steilküste im Nordwesten der portugiesischen Atlantikinsel Madeira sieht die Sache aber schon wieder etwas anders aus. Der Abstieg die Küstenfelsen hinunter umfasst nämlich knapp 450 Höhenmeter.

Wer jetzt schon beim Gedanken daran außer Atem ist, kann beruhigt sein. Für den Komfort gibt es nämlich direkt an dem Küstenfelsen entlang eine spektakuläre Seilbahn. Die meisten Reisenden wandern hinunter und nehmen die Seilbahn „Teleferico das Achadas da Cruz“ für den anstrengenden Aufstieg. Aber wir machen es andersherum. Wir kämpfen uns also vom Strand wieder die Steilküste hinauf.

Fototipp: Direkt neben der Seilbahnstation befindet sich ein Aussichtspunkt mit direktem Blick auf den Abgrund, das Meer und die Gondelbahn. Hier entstehen die spektakulärsten Bilder.

Anreise nach Achadas da Cruz

Start:Parkplatz an der Seilbahn
Strecke:2 km
Höhenmeter:454 Meter
Einkehrtipp:Calhau Snack Bar 
Schwierigkeit:Mittel

Achadas da Cruz liegt knapp zehn Kilometer von den natürlichen Meerwasser-Pools in Porto Moniz und knapp 60 Kilometer von der Hauptstadt Funchal entfernt. Sie Seilbahn selbst ist von dort aus über eine kurvige, aber gut befahrbare Bergstraße zu erreichen. Was zuerst auffällt, ist, dass die Bergstation der Seilbahn deutlich kleiner ist als erwartet, dementsprechend ist auch das Angebot an Parkplätzen begrenzt. Im Sommer, in der Hochsaison, könnte es sich hier aber schon stauen.

Für Menschen, die bei Seilbahnen ohnehin schon etwas nervös sind, sei gesagt, mein erster Eindruck war auch, dass dieses Gefährt wohl nicht gerade den modernsten Standards entspricht. Es waren auch nur zwei Gondelkabinen, worin jeweils sechs Menschen Platz haben. Von der daneben gelegenen Aussichtsplattform zeigte sich dann sehr eindrücklich, wie steil die Abfahrt hinunter zum Strand wirklich ist. Und steil heißt hier einfach, senkrecht an der Felswand runter.

Lost Place: Wilde Natur und verlassenes Dorf

Aber schließlich war doch unsere Abenteuerlust geweckt und für einen Preis von drei Euro ging es mit der Gondel hinunter. Die vier Minuten Fahrzeit waren auch schon vorbei, bevor wir es richtig gemerkt haben. Unten angekommen fühlt es sich an, als wären wir mit der Seilbahn in eine andere Welt gereist. Der Himmel ist bedeckt, der Wind peitscht die Wellen vor sich her und es sind nur wenige Menschen auf dem schmalen Steinstrand unterwegs. Direkt darüber ragen die schroffen Felsen mit wilder Begrünung auf. 

Zwischen Strand und Felsen kauern verlassene Häuser und Gärten, die der ganzen Szene noch mehr den Eindruck von einem Lost Place verleihen. Dabei handelt es sich um das kleine Dorf Fajã da Quebrada Nova, das aufgrund der Hütten mit kleiner Anbaufläche irgendwie an Kleingartenanlagen erinnert. 

Bei unserem Besuch in der Nebensaison waren keine Bewohnerinnen oder Bewohner zu sehen, aber gut möglich, dass dies im Sommer anders ist, denn wir haben uns sagen lassen, dass diese Häuschen von Einheimischen als Ferienhäuser genutzt werden.

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Kurze steile Wanderung mit fast 500 Höhenmetern

Neben der etwas in die Jahre gekommenen Talstation startet der Wanderweg. Und da geht es quasi ab dem ersten Schritt – nach einigen wenigen Metern durch ein Kornfeld – richtig ans Eingemachte, denn der Pfad führt buchstäblich senkrecht den Berg hinauf. Auch hier kickt wieder das Adrenalin, denn an Absperrungen oder Geländer ist nicht zu denken. Stattdessen wandern wir auf vom Regen nassen Steinen am Abgrund entlang und arbeiten uns so in Serpentinen die Steilküste wieder hinauf.

Selbst mit solidem Fitnesslevel zeigt sich schnell, wie anstrengend die ganze Aktion ist, und irgendwie wirkt die umgedrehte Touristen-Variante dieser Tour doch plötzlich rückblickend sehr attraktiv. Dennoch ist gerade beim Abstieg große Vorsicht geboten. Also, bitte im Zweifel lieber kein Risiko eingehen.

Einkehr an der Bergstation der Seilbahn

Wer Pausen machen will, bleibt einfach kurz stehen, denn Bänke zum Ausruhen gibt es natürlich nicht. Und auch hier ist dann die Frage, wie gut sich jemand mit Höhenangst so nah am Abgrund ausruhen kann. Allen anderen bietet sich ein fantastischer Blick auf die Weite des Meeres.

Nach knapp 90 Minuten steilem Bergauf wieder an der Liftstation angekommen, finden hungrige Wanderinnen und Wanderer hier gleich eine Möglichkeit zur Stärkung. Das zugehörige Restaurant verfügt über eine Panorama-Terrasse mit Blick aufs Meer oder alternativ bei kaltem Wind einen gemütlichen Innenraum. Zum portugiesischen Wein, Pastel de Nata oder Pizza gibt es Lebensgeschichten vom Hüttenwirt gratis dazu. Allerdings sind die Preise für Madeira schon recht hoch, hier wird eben der Ausblick gleich mitberechnet.

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Fazit

Wer Spaß an sportlichen Herausforderungen, besonderen Orten und ein bisschen Adrenalin hat, für den ist die Wanderung auf der Vereda do Calhau in Achadas da Cruz genau das Richtige. Mit der richtigen Vorbereitung und ein bisschen Nervenstärke wird diese Tour sicher zu einem der Highlights der Insel. Eben, weil sie abseits der ausgetretenen Touri-Pfade liegt. 

Und sollte die Zeit an diesem spektakulären Ort immer noch nicht ausreichend gewesen sein: Es gibt direkt gegenüber auf der Klippe einen Platz, der berühmt ist für seine beeindruckenden und romantischen Sonnenuntergänge. Den Miradouro do Ponta da Ladeira erreicht ihr mit dem Auto in 15 Minuten.

Lage

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