Bei italienischer Küche denken die meisten Menschen zuerst an Pizza und Pasta und weniger an Streetfood. Auf Sizilien aber spielt Straßenküche eine große Rolle, besonders in Palermo, der größten Stadt der Insel. Vor allem die historischen Märkte sind berühmt für ihre Snacks. Die meisten sind einfach nur lecker, manche allerdings nichts für schwache Nerven.

Lohnt sich eine Streetfood-Tour durch Palermo?

Ein Sandwich mit Kichererbsen-Fladen oder Aubergine, gefüllte Reisbällchen und zum Nachtisch Pistazieneis oder die berühmten Cannoli: Wer die Esskultur Palermos kennenlernen will, ist gut beraten, sich dafür nicht nur in die Restaurants, sondern vor allem auf die Straßen und Märkte der Stadt zu begeben. 

Die drei bekanntesten Märkte Mercato del Capo, La Vucciria und besonders Ballarò sind ein Erlebnis: Auf den Ständen türmen sich Artischocken, Blumenkohl und Fenchel, es gibt Oliven, Nüsse und Gewürze. Fischverkäufer präsentieren Muscheln und die allgegenwärtigen Sardinen und stellen unwirklich aussehende Schwertfischköpfe zur Schau. Einige Verkäufer preisen ihre Waren lautstark an und immer wieder knattern Vespas haarscharf an den Ständen und Marktbesuchern vorbei. Wer hungrig hierherkommt, hat die Qual der Wahl zwischen zahlreichen Streetfood-Ständen.

Anbieter:Streaty oder palermo street food
Dauer:3 Stunden
Kosten:ca. 50 Euro pro Person
Stationen:Märkte, Bar, Café, Salumeria
Route:u.a. Mercato del Capo, La Vucciria

Auch unzählige Imbisse, Cafés, Bars, und Salumerias, die kleinen Lebensmittelgeschäfte, bieten die Snacks an. Für einen ersten Überblick kann es daher nicht schaden, sich den Leckereien der Stadt auf einer Streetfood-Tour mit einem Local zu nähern. Er oder sie weiß nicht nur, wo es die besten Arancini oder einen seltenen Likörwein gibt, sondern übersetzt die teils schlüpfrigen Namen der Gerichte für euch und kennt die Geschichten rund um die verwinkelten Gassen der Altstadt.

Arancini: Gefüllte Reisbällchen

Arancini sind ein unschlagbarer Snack: Fast überall verfügbar, immer lecker, günstig und sättigend. Aber von vorn: Unsere Tour startet auf dem Mercato del Capo in der Nähe des Teatro Massimo. Es ist zwar noch Vormittag, aber dieser Snack geht immer, wie wir schnell merken.

Ein Arancino (auch: Arancinu oder Arancina – „kleine Orange“) ist ein frittiertes und gefülltes Reisbällchen. Der Reis hat eine gelbliche Farbe, was an den Safranfäden liegt, die bei der Zubereitung hinzugefügt werden. Die Füllung variiert, oft besteht sie aus gehacktem Fleisch, Zwiebeln und Gemüse wie Erbsen und Tomaten oder auch Pilzen.

Ich probiere an diesem Morgen eine Variante, die relativ simpel, aber sehr lecker ist: Statt Fleisch befindet sich in der Mitte geschmolzener Mozzarella – köstlich!

Panelle und Cazzilli: Hauptsache, frittiert!

Spätestens jetzt wird uns klar, dass die Menschen in Palermo eine Vorliebe für Frittiertes haben. Panelle und Cazzilli sind klassische Bestandteile des palermitanischen Streetfood. Sie sind oft als Belag eines Sandwiches zu finden, sowohl einzeln als auch zusammen. In vielen Restaurants werden sie zudem als Vorspeise gereicht.

Panelle sind flache Teigfladen, die mit Kichererbsenmehl und Petersilie gefüllt sind. Cazzilli (auch: Crocchè) sind Kartoffelkroketten, die wir in einer Variante mit Minze probieren.

Dazu gibt es Bier mit dem sehr deutschen Namen „Forst“, das aus Südtirol stammt und in Palermo gerne und viel getrunken wird. Die Übersetzung für Cazzilli lautet übrigens „kleiner Penis“ – darauf noch einen Schluck Forst.

Sfincione: Sizilianische Pizza

Ganz ohne Pizza geht es natürlich auch in Palermo nicht. Doch die Sizilianer sind stolz auf ihre eigene Art der Pizza: den Sfincione (auch: Sfinciuni oder Spinciuni). Die Bezeichnung leitet sich wahrscheinlich vom lateinischen Begriff von „Schwamm“ ab, was sich auf den Boden bezieht, der hier nicht – wie etwa in Neapel – dünn und knusprig ist, sondern möglichst dick und weich.

Die Pizza ist belegt mit einer Tomatensauce, die oft auch Sardellen enthält, und dem sizilianischen Caciocavallo-Käse. Wir essen einige Stückchen Sfincione am Tresen der urigen Taverna Azzurra am Mercato Vucciria.

Dazu trinken wir einen Likörwein, vergleichbar mit dem Marsala, der aus der gleichnamigen Stadt im Westen Siziliens stammt. In der Taverna heißt der Wein Sangue (Blut) und wird aus einem großen Fass gezapft.

Pane con milza: Sandwich mit Milz

Dieser Snack ist nur etwas für Hartgesottene: Das Sandwich mit Milz, auf sizilianisch Pani câ meusa, gibt es überall in der Stadt an Imbissständen zu kaufen und wird praktisch zu jeder Tageszeit gegessen, gerne auch nach einer durchzechten Nacht.

Die Milz wird in Schmalz gebacken und in einem beeindruckend großen Topf warm gehalten – aus diesem Topf schöpfen die Verkäufer die Milzstücke und legen sie direkt auf das Sandwich. Dazu gibt es einen Spritzer Zitrone und auf Wunsch geriebenen Käse und Ricotta. Ach so, kleine Randnotiz: Es heißt zwar Sandwich mit Milz, aber in dem Topf befinden sich auch Lungenstücke.

Wer es nicht gewohnt ist, Innereien zu essen, für den wird dieser Stand zur echten Herausforderung. Glücklicherweise hält der Imbiss einige Alternativen bereit – ich entscheide mich für ein Brötchen mit panierter Aubergine.

Cannoli: Gefülltes Gebäck

Bei manchen in der Foodtour-Gruppe sitzt der Schock noch recht tief, als wir uns auf den Weg zu unserer letzten Station machen. Doch bei der Aussicht auf Nachtisch erholen sich alle schnell.

Wir steuern einen Eisladen an, der auch eine ganze Reihe anderer Süßigkeiten im Angebot hat. Sehr verlockend ist das Pistazieneis, das entweder im Becher, in der Waffel oder in einem weichen Brötchen serviert wird. Ich habe aber erst mal genug von Sandwiches und entscheide mich für einen sizilianischen Klassiker: den Cannolo.

Das Gebäck besteht aus einer frittierten Teigrolle und einer cremigen Füllung aus Ricotta, die mit kandierten Früchten, Pistazien- oder Schokoladenstücken verfeinert wird. Wer Cannoli aus Deutschland kennt, dürfte überrascht sein, wie viel größer sie auf Sizilien sind – so ging es zumindest mir. 

Noch viel mehr als Streetfood

Sizilien ist zwar bekannt für sein Streetfood, aber die sizilianische Küche hat natürlich noch viel mehr zu bieten. Die Insel ist seit Jahrtausenden Heimat von Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft. Besonders die arabischen Einflüsse schlagen sich bis heute deutlich in vielen Gerichten nieder – etwa im berühmten Pasta con le sarde, der Pasta mit Sardinen, die unter anderem mit Pinienkernen und Rosinen zubereitet wird. Auch Couscous gehört zur typischen sizilianischen Küche, besonders im Westen der Insel.

Wer die Möglichkeit hat, sollte unbedingt eine Caponata probieren, ein süß-saures Gemüsegericht mit Auberginen, Tomaten und weiteren Zutaten wie Oliven, Pinienkernen und Kapern. Nicht zu vergessen: der sizilianische Wein! Lokale Sorten sind etwa Grillo, Syrah und Nero d’Avola.

Tipp: Wenn ihr einen anderen Blick auf die Altstadt bekommen möchtet, abseits der touristischen Wege, schließt euch einem Rundgang mit den Guides von Moltivolti an. Sie geben euch einen Einblick in das Leben von Menschen mit internationalem Hintergrund in Palermo. Die Touren heißen auf Deutsch „Aus meiner Perspektive“ und sind über Airbnb buchbar.

Fazit

Das Streetfood auf Palermos Märkten ist ebenso gut wie günstig. Bucht man eine geführte Tour, zahlt man deutlich mehr, als die Snacks allein kosten. Doch dafür bekommt man eben auch eine Menge Hintergründe über die Geschichte der Stadt, das Essen und die Menschen, die es zubereiten. Und natürlich Tipps, an welchen Orten Sfincione, Arancini und Co am besten schmecken. Die Streetfood-Tour lohnt sich als Einstieg. Danach sollte man unbedingt noch mal auf eigene Faust losziehen, am besten zum beeindruckenden Mercato di Ballarò.

Lage

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