Erfurt gehört zu den schönsten Landeshauptstädten der Bundesrepublik. Oder ist dieses städtebauliche Kleinod in Thüringen gar die schönste Stadt Deutschlands? Die ganze Altstadt mit ihren mittelalterlichen Kirchen gilt als Attraktion. Sie hat unzählige faszinierende Sehenswürdigkeiten zu bieten. Unsere Reisetipps geben euch Orientierung im wundervollen Ausflugsziel Erfurt.
Top-Sehenswürdigkeiten in Erfurt im Überblick
Wie eine zauberhafte Zeitreise mutet es an, wenn ihr auf das einzigartige Ensemble des Doms St. Marien und der Severikirche blickt. Malerisch wird es, wenn ihr auf der mittelalterlich bebauten Krämerbrücke den Fluss Gera überquert. Unschätzbar wertvoll ist die Alte Synagoge, Zeugnis der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde der Stadt. Aber auch das Angermuseum, die Zitadelle Petersberg und die grüne Lunge der Stadt, der egapark, sind die Reise nach Erfurt unbedingt wert.
Erfurt mit seinen 214.000 Einwohnern gilt aber auch als besonderer Ort der deutschen Geschichte. Im ehemaligen Gefängnis der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße wurden Regimegegner eingekerkert. Ein Besuch der wunderbar erhaltenen Hauptstadt Thüringens lohnt sich unbedingt, und das nicht nur wegen der Thüringer Bratwürste.
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1. Krämerbrücke: Malerische Brücke mit Fachwerkhäusern

| Länge: | 79 m |
| Must-Do: | Kramen |
| Errichtet: | 1325 bzw. 1486 |
Schon seit dem Mittelalter überspannt die steinerne Krämerbrücke die Gera. Und schon auf ihrem Vorgängerbau aus Holz standen Häuser mit Kramläden, daher der Name. Die mit 32 Fachwerkhäusern bebaute Brücke gilt als ein Wahrzeichen Erfurts. Diese Häuser werden bis heute bewohnt.
Im Erdgeschoss befinden sich zumeist Kunst- und Antiquitätenläden, die zum Stöbern einladen. Besonders schön ist der Ausblick auf die Krämerbrücke vom Turm der Aegidienkirche aus. Versäumt nicht, auf der Brücke hin und her zu flanieren. Ihr werdet das Gefühl haben, ihr seid in einer bezaubernden, schmalen mittelalterlichen Gasse.
2. Dom St. Marien: Malerischer Anblick am Domplatz

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| Höhe: | 81 m |
| Geweiht: | 1182 |
| Baustil: | Romanisch-spätgotisch |
70 Stufen über dem mittelalterlichen Domplatz thront die Erfurter Bischofskirche St. Marien. Dieser herrliche Sakralbau aus der Zeit der Hochgotik ist der ganze Stolz der Erfurter Bevölkerung. Wenn ihr den eleganten Turm hinaufsteigt, könnt ihr die größte freischwingende Glocke des Mittelalters erblicken, die Gloriosa.
Im Inneren erlebt ihr einen wahrhaft himmlischen, hochaufragenden Chor. Ihr bestaunt das fein geschnitzte Chorgestühl aus dem 14. Jahrhundert und die farbenfroh funkelnden mittelalterlichen Glasfenster. Den sensationellen Blick auf den Dom und die benachbarte Severinskirche habt ihr direkt vom Domplatz aus.
3. Egapark: Die Gärten der Welt auf engstem Raum

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| Größe: | 36 Hektar |
| Must-See: | Wasserachse |
| Gegründet: | 1961 |
Erfurt hat nicht nur eine der schönsten Altstädte Deutschlands zu bieten, sondern auch einen ganz wundervollen Park. Dieser ist mehr als nur ein Botanischer Garten, er ist eine absolut grüne Lunge. Interessiert ihr euch für die botanischen Kostbarkeiten dieser Welt, dann solltet ihr unbedingt die zehn Themengärten, die fünf Pflanzenschauhäuser und die neun Freilandschauen erleben.
Der Egapark wurde 1961, also in einer Zeit, als die DDR-Bevölkerung kaum reisen konnte, wie ein Fenster zur Welt wahrgenommen. Baden im Blumenmeer könnt ihr im 6000 Quadratmeter großen Blumenbeet in der Mitte des Parks.
4. Zitadelle Petersberg: Barocke Stadtfestung

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| Errichtet: | 1665 |
| Must-See: | Horchgänge |
| Einkehrtipp: | Restaurant Glashütte |
Gleich neben dem Domberg thront die Zitadelle Petersberg auf der gleichnamigen Erhebung. Lauft einfach den Panoramaweg hinauf, das kostet euch nur 10 Minuten und ein bisschen Puste. Oben werdet ihr mit einer grandiosen Aussicht über die Altstadt von Erfurt belohnt.
Die Festung Petersberg selbst gilt als besterhaltene barocke Stadtfestung Europas. Nach dem damals neuesten Stand wurde sie auf sternförmigem Grundriss errichtet. Das Eingangsportal ist prächtig, im Inneren lohnt sich der Besuch einer Führung. Dabei sind die Horchgänge, ein unterirdisches Gangsystem, ein besonderes Highlight. Speisen mit grandioser Panoramaaussicht könnt ihr dort oben auch.
5. Augustinerkloster: Luthers Wirkungsstätte in Erfurt

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| Errichtet: | Ab 1277 |
| Must-See: | Glasfenster aus dem 14. Jahrhundert |
| Besonderheit: | Luther- Gedenkstätte |
Wollt ihr erfahren, wie das mittelalterliche Klosterleben in Erfurt aussah, dann besucht auf jeden Fall das Augustinerkloster. Seit dem 13. Jahrhundert meditierten und beteten die Mönche im Kreuzgang und in der Kirche dieses idyllischen Klosters.
Martin Luther war hier Mönch, bevor er Jahre später als Reformator das Mönchtum abschaffte. Das Klostermuseum erzählt davon. Wir werden nie erfahren, wann genau seine Zweifel an der katholischen Kirche und am Ablasshandel begannen. Sich von Sünden freikaufen und damit die Kirche reich machen, das gab es mit Martin Luther nicht mehr.
6. Fischmarkt: Haus zum Breiten Herd und Rathaus von Erfurt

| Lage: | Fischmarkt 13 |
| Must-See: | Gaffer |
| Errichtet: | 1584 |
Die Erfurter Altstadt ist reich an herrlichen Bürgerhäusern vergangener Jahrhunderte. An der Nordseite des Fischmarkts findet ihr einen prachtvollen Renaissancebau, der zu den schönsten in ganz Deutschland gehört. Das Haus zum Breiten Herd wurde im Jahre 1584 errichtet. Zum Fassadenschmuck gehören die Personifikationen der fünf Sinne, darunter der Geruchssinn vor dem Hintergrund von Erfurt.
Ebenfalls eine Augenweide sind die Köpfe von sogenannten Gaffern, die es offensichtlich auch damals schon gab. Reckt eure Köpfe, denn sie glotzen von den Giebeln der obersten Fenster herab. Das Dach wird von einem Landsknecht mit Fahne bekrönt.
7. Alte Synagoge: Älteste Synagoge Europas in Erfurt

| Lage: | Waagegasse 8 |
| Must-See: | Erfurter Schatz |
| Errichtet: | Ab 1094 |
Die älteste Synagoge Europas steht in Erfurt, und seit 2024 ist sie UNESCO-Weltkulturerbe. Aus dem Jahr 1094 stammen die frühesten Bauteile. Dieses „Haus Gottes“ wurde nur bis 1349 als solches genutzt. In jenem Jahr fand ein verheerender Pogrom an den Erfurter Juden statt. Man gab ihnen die Schuld an einer Pestepidemie und behauptete, sie hätten die Brunnen vergiftet.
Danach überstand die ehemalige Synagoge als Lagerhaus die Jahrhunderte und auch die Nazizeit. Während der Renovierung und bei Ausgrabungsarbeiten wurden das alte jüdische Ritualbad, die Mikwe, wiederentdeckt und ein Schatz geborgen, der heute im Museum ausgestellt ist.
8. Schlossmuseum Molsdorf: Im Glanz des Spätbarock

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| Lage: | Ortsteil Molsdorf |
| Must-See: | Marmorsaal |
| Baumeister: | Gottfried Heinrich Krohne |
„Es lebe das Leben“, dachte sich Gustav Adolf von Gotter und baute sein Schloss prachtvoll um. Spätbarock musste es sein, mit einem Marmorsaal und einem verspielten Damenkabinett. Der Herr hatte als Diplomat Karriere gemacht, wurde vom Kaiser zum Reichsgrafen ernannt und wollte dies aller Welt zeigen.
Der Große Saal mit Porträts einflussreicher Gönner zeugt bis heute davon. Mit etwas Fantasie könnt ihr euch wunderbar vorstellen, wie eine prunkvolle Kutsche vorfuhr. Doch der Reichsgraf hatte sich übernommen und musste sein Schloss verkaufen. Der barocke Garten wurde zu einem stimmungsvollen Englischen Landschaftsgarten umgestaltet.
9. Angermuseum: Schatzkästlein der Kunst in Erfurt

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| Lage: | Anger 18 |
| Errichtet: | 1706 bis 1711 |
| Eröffnet: | 1886 |
Interessiert ihr euch für die Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts, dann lohnt sich der Besuch des Angermuseums. Es ist in einem Barockbau von Anfang des 18. Jahrhunderts untergebracht, der früher einmal als städtischer Pack- und Waagehof diente.
Bewundert die stimmungsvollen Gemälde der Lagunenstadt Venedig von Friedrich Nerly, ein symbolisch aufgeladenes Landschaftsbild von Caspar David Friedrich oder die impressionistischen Werke von Lovis Corinth. Außerdem gibt es faszinierende Porträts von Menschen vergangener Zeiten sowie Stillleben, Skulpturen und Glaskunst zu bestaunen. Diese kommen in diesem original erhaltenen, jahrhundertealten Stadtpalais besonders gut zur Geltung.
10. Gedenkstätte Andreasstraße: Unterdrückung und Widerstand
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| Eröffnet: | 2012 |
| Errichtet: | 1879 |
| Ausstellung: | „Haft – Diktatur – Revolution“ |
Vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, von der Nazizeit zur DDR: In der Andreasstraße stand ein monströses, berüchtigtes Gefängnis. Zu DDR-Zeiten logierten Volkspolizei und Stasi hier. Regimegegner wurden verhört und inhaftiert.
Seit 2012 erinnert in dem wuchtigen Backsteinbau die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße an die Unterdrückung durch vergangene Diktaturen. Im Dritten Reich war eine Widerstandsgruppe von Jugendlichen hier inhaftiert, und zu DDR-Zeiten waren Ausreisewillige und Oppositionelle im Visier der Mächtigen. Ein eindrucksvoller Glaskubus, auf dem die friedliche Revolution von 1989 monumental im Comic-Stil dargestellt ist, wird für Veranstaltungen und Symposien genutzt.
Weitere Reisetipps in Thüringen
Schon gewusst? Erfurt ist zwar eine sehr alte Stadt, aber zugleich auch eine junge. Hier wird studiert, und es gibt eine sehr lebendige Kneipen-, Musik- und Theaterszene. Vor der angestrahlten Kulisse von Dom und Severikirche finden alljährlich die DomStufen-Festspiele mit jeweils einer prachtvoll inszenierten Oper statt. In der Barfüßer-Ruine werden im Zeichen der Erfurter Sommerkomödie Theaterstücke aufgeführt. Und im August steigt an einem Wochenende das Lichterfest im egapark. Aber auch im Winter lohnt ein Besuch der thüringischen Hauptstadt: Der Erfurter Weihnachtsmarkt gehört zu den schönsten in ganz Deutschland.
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