Beim Durchblättern von Tourenführern taucht die Venter Skirunde immer wieder auf. Die anspruchsvolle Mehrtages-Skitour durch die Ötztaler Alpen verspricht zahlreiche Dreitausender, imposante Gletscher und einsame Gipfel. Seit meiner Alpenüberquerung vor einigen Jahren und einem langen Gespräch mit dem Hüttenwirt auf der Similaunhütte wollte ich die Skidurchquerung schon lange einmal gehen. Nun habe ich mir diesen Wunsch erfüllt.
Lohnt sich die Venter Skirunde im Ötztal?






Tag | Gipfel | Hütte |
---|---|---|
1 | Similaun (3.606 m) | Similaunhütte |
2 | Finailspitze (3.514 m) | Bella-Vista-Hütte |
3 | Weißkugel (3.739 m) | Hochjoch-Hospiz |
4 | Fluchtkogel (3.497 m) | Vernagthütte |
5 | Wildspitze (3.774 m) | Abreise |
Die Venter Runde ist ein absoluter Skitouren-Klassiker und wird nicht umsonst „Haute Route“ des Ötztals genannt. Die in der Regel fünftägige Tour startet von Vent aus und ist rund 70 Kilometer lang. Dabei werden rund 6.000 Höhenmeter überwunden. Der höchste Punkt der Tour ist die Wildspitze auf 3.774 Meter Höhe. Allerdings könnt ihr ganz nach Belieben auch andere Gipfel in der Umgebung mitnehmen oder sogar abkürzen.
Wichtig! Die Venter Skirunde ist eine schwere Skitour. Sie erfordert eine gute Kondition sowie Erfahrung im hochalpinen Gelände, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Zur Ausrüstung gehören Lawinenausrüstung mit LVS-Gerät, Schaufel und Sonde. Es wird empfohlenen, einen Bergführer zu buchen. Den klassischen Verlauf findet ihr in der Tabelle.
Fototipp: Eins der schönsten Fotos ist direkt an der Similaunhütte entstanden, und zwar früh morgens zum Sonnenaufgang.
Anreise nach Vent
Strecke: | 70 km |
Anreise: | 6.000 hm |
Höchster Punkt: | 3.774 m |
Equipment: | Lawinenausrüstung |
Besonderheit: | Bergführer buchen |
Ausgangspunkt ist das Bergsteigerdorf Vent. Mit dem Bus erreicht man es innerhalb von rund 1,5 Stunden von Ötztal Bahnhof aus. Mit dem Auto kommt ihr über das Inntal oder das Timmelsjoch. Von München benötigt man für die etwa 260 km knapp 3,5 Stunden. Denkt an die Vignettenpflicht.
Der nächste Flughafen ist in Innsbruck. In Vent findet ihr zahlreiche Hotels, Pensionen und Appartements.
Lawinengefahr und Akklimatisierung
Lange haben wir überlegt, ob wir die Tour überhaupt starten sollen. Der erste Tag steht mit einer Lawinenwarnstufe 2⁄3 in der Vorhersage. Tendenz steigend. Whiteout, viel Neuschnee und dazu auch noch Sturmböen von bis zu 60 km/h. Nicht gerade die besten Bedingungen, um sich fünf Tage ins Hochgebirge zu begeben.
Nach eingehender Lagebesprechung steht dennoch fest: Wir versuchen es. Die Verhältnisse lassen, zu dem aktuellen Zeitpunkt noch einen sicheren Tourenabbruch zu. Also starten wir in Vent bei leichtem Schneefall. Unser erstes Ziel ist die Similaunhütte auf der Südtiroler Seite.
Der lange Zustieg zur Hütte ist trotz schlechter Sicht kein Problem, da uns die Bedingungen gut in die Karten spielen. Dennoch ist der Hüttenzustieg besonders im Frühjahr durch seine Exposition sehr lawinengefährdet. Tageszeitliche Erwärmung unbedingt beachten! Hin und wieder spitzt sogar die Sonne etwas hervor und man kann die Bergkonturen erahnen.
Die Similaunhütte liegt auf 3.019 m Höhe. Viele Tourengeher planen deshalb am Anreisetag eine Nacht zur Akklimatisierung auf der Martin-Busch-Hütte auf 2.501 Meter Höhe ein.
Wunderschönes Morgenrot an der Venter Skirunde
Nach der ersten Hüttennacht erwartet uns frühmorgens ein Sonnenaufgang, wie er nicht schöner hätte sein können. Blutrot und eine unglaubliche Weitsicht. Allerdings heißt es: Morgenrot-Schlechtwetter-Bot. Und so war dem auch: Es vergingen keine 15 Minuten nach dem Sonnenaufgang und schon hatte sich das Morgenrot in ein schier endloses Weiß verwandelt. Somit entschieden wir, direkt über die Ötzifundstelle bis zur Schöne-Aussicht-(Bella-Vista)-Hütte zu gehen.
Die Navigation war dank GPS und Kompass gut möglich, allerdings alles andere als spaßig – kaum Konturen, Schneefall mit eiskalten Sturmböen und windverfrachtetem Schnee. Umso glücklicher waren wir, als wir durch das, zu diesem Zeitpunkt stillgelegte Skigebiet, in die warme Bella-Vista-Hütte kamen. Für die Genießer gibt es hier sogar eine Sauna.
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Endlich Gipfelglück
Der nächste Morgen beginnt früh, denn wir peilen die Weißkugel (3.739 m) an. Der lange Aufstieg über den Ferner ist aufgrund der starken Windböen sehr eingeblasen und die Spurarbeit ist nicht ganz ohne. Dennoch müssen wir kurz nach dem Hintereisjoch umkehren. Der letzte Anstieg ist aufgrund der Lawinensituation leider nicht möglich: frische Triebschnee-Ansammlungen im steilen Gelände. Wir wollen kein Risiko eingehen.
Ein kleiner Wermutstropfen: An diesem Tag, unserem dritten Tourentag, sehen wir nun endlich das erste Mal, in welch einer atemberaubenden Landschaft wir uns hier gerade befinden! Umringt von 3000ern macht die Abfahrt zum Hochjoch-Hospiz, die gegen Ende zur Firnpartie wird, sogar macht richtig Spaß. Wir genießen dort auf der Terrasse die letzten Sonnenstrahlen und studieren die Karte des Ötztals.
Unsere Sorge ist die Lawinenlage. Die Sturmböen und der Neuschnee, der letzten beiden Tage sind absolut nicht günstig für unsere nächsten beiden Ziele: Fluchtkogel und die Wildspitze. Besonders der letzte Tage der Tour, für die Wildspitztour lässt uns zweifeln, da die Abfahrt von der Wildspitze in den 45-50° steilen Mitterkarferner absolut sichere Bedingungen voraussetzt.
Einvernehmlich entscheiden wir uns, die Tour etwas abzuwandeln. Daher brechen wir am nächsten Tag zur Fineilspitze auf. Die ausgesetzte Grattour erfordert etwas Schwindelfreiheit, aber lohnt sich! Der Blick auf Similaun, Königsspitze, Ortler und Co. ist unbeschreiblich schön und wir hatten den Gipfel auch ganz und gar für uns allein. Anschließend steuern wir unsere Alternativoption: die Martin-Busch-Hütte anstelle der Vernagthütte an.
Unser Plan, den Similaun am darauffolgenden Tag, mitzunehmen geht auf und wir stehen als erste Seilschaft auf dem Gipfel. Bei diesem Ausblick auf die Hintere Schwärze und Marzellspitze kann man auf jeden Fall nur träumen und schon gedanklich Pläne schmieden! Dann heißt es aber schnell zurück ins Tal, um die Lawinengefahr, die mit der tageszeitlichen Erwärmung steigt, so gering wie möglich zu halten.
Im Tal angekommen ist es bereits frühsommerlich warm und wir verweilen noch etwas in der Sonne. Den Apfelstrudel hat man sich nach dieser Tour auf jeden Fall verdient.
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Fazit
Endlos scheinende weite Gletscherquerungen, imposante Aussichten, wunderschöne Gipfel und eine Vielzahl an Optionen. Die Venter-Skirunde ist nicht grundlos eine der beliebtesten Skitouren der Alpen. Auch wenn wir leider nicht alle Gipfel mitnehmen konnten, war die Tour ein wahnsinnig tolles Erlebnis und für jeden Skitourengeher und Gipfelsammler ohnehin sehr zu empfehlen. Zum Glück laufen Flucht- und Weißkugel sowie die Wildspitze nicht davon. Schon jetzt freue ich mich darauf, ins Ötztal wiederzukehren.
Lage
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