Das Ötztal ist bekannt für faszinierenden Hochtouren, weite Gletscherwelten und Skifahren. Dass es allerdings dort auch vielerlei Dinge im Sommer zu entdecken gibt, hat sich vielleicht noch nicht herumgesprochen. Neben der Bikerepublik Sölden, die das Herz jedes Mountainbikers höher schlagen lässt, gibt es für Wanderer im Ötztal eindrucksvolle und abwechslungsreiche Wanderungen zu entdecken. Für uns geht es heute gleich zu vier Seen im Ötztal.
Lohnt sich die 4-Seen-Rundwanderung im Ötztal?
Die Vier-Seen-Wanderung oberhalb von Längenfeld im Ötztal bietet wunderschöne Ausblicke auf die Berge des Ötztals und ist zugleich eine anstrengende, alpine Tour mit einigen Höhen- und Kilometern durch verschiedenstes Terrain, bei der im Idealfall gleich vier Bergseen angesteuert werden.
Von Lehn/Längenfeld bzw. von der Stabele-Alm (mit Hüttentaxi erreichbar) geht es zunächst zum Plattach See (2.520 m), weiter über die Felder Scharte zum Weißer See (2.546 m) und dann über den Unteren Spitzigsee (2.400 m) zum “unwirklichen” und türkisfarbenem Hauersee (2.383 m). Falls ihr ein paar Höhenmeter sparen möchtet, könnt ihr das Felderjoch aber auch auslassen und den direkten Weg zum Weißer See einschlagen. Dadurch überwindet ihr ab der Stabele Alm nur noch rund 900 hm. In beiden Fällen warten unterwegs zwei Almen, die sich für einen Einkehrschwung anbieten. Eine ideale Wandertour für einen ausgefüllten Tagesausflug.
Anreise ins Ötztal
Startpunkt: | Lehn/Längenfeld |
Strecke: | 16,5 Kilometer |
Höhenmeter: | 2.066 hm / ca. 1.300 hm (mit Hüttentaxi) |
Gehzeit: | 9 Stunden |
Einkehrmöglichkeiten: | Stabele-Alm und Innerbergalm |
Mit dem Zug geht es über Innsbruck bis zum Ötztal-Bahnhof. Hier müsst ihr in den Bus umsteigen und braucht etwa 40 Minuten bis zur Haltestelle “Längenfeld Lehner Au”. Von Innsbruck braucht man etwa 1:20h.
Mit dem Auto erreicht ihr das Ötztal von München in unter drei Stunden. Dabei habt ihr auch die Möglichkeit, die Autobahn und die Vignette zu umgehen. Die Landstraße, die neben der A12 liegt, verläuft nämlich fast genauso schnell. In Lehn gibt es einen gebührenpflichtigen Parkplatz. Adresse für das Navi: Lehn 59, 6444 Oberried, Österreich.
Falls ihr mit dem Hüttentaxi nach oben fahren möchtet, müsst ihr nach Längenfeld navigieren. Nach Voranmeldung fährt das Taxi hier jeden Dienstag vor der Touristinformation mitten im Ortskern ab und bringt euch hinauf zur Stabele Alm. Damit spart ihr euch rund 2 Stunden im Aufstieg.
Über Kuhweiden und Fels zum Plattach See
Ein Blick auf die Uhr sagt uns, dass wir nun wirklich das Frühstücksbuffet verlassen sollten, denn schließlich haben wir eine relativ lange Tour vor uns und gegen Nachmittag steht ein Gewitter in der Vorhersage. Wir nehmen also unseren Rucksack und schwingen uns vom Hotel aus auf die Räder und radeln bis zum Einstieg der Tour nach Lehn bei Längenfeld.
Der erste Anstieg bis zur Stabele-Alm ist zwar durchweg auf einfachen Bergpfaden zu bewältigen, steigt jedoch relativ steil an. Wir passieren dabei den Lehner Wasserfall, an dem auch ein Klettersteig hinaufführt (B/C – eine sehr gute Alternative für den Aufstieg – wer es noch etwas sportlicher angehen möchte!).
An vielen Kühen vorbei, gelangen wir schließlich in alpines, jedoch nicht sonderlich anspruchsvoller werdendes Gelände und erreichen den ersten der Vier: den Plattachsee. In der ruhigen Wasseroberfläche spiegelt sich die umliegende Bergwelt. Rundherum sind auch schon einige Gletscher zu erkennen. Und direkt vor dem See grast eine Herde Schafe. Die sind zum Teil super neugierig und kommen ganz nah an die Wanderer heran. Dem einen oder anderen könnt ihr vielleicht sogar den Kopf streicheln.
Wir lassen den Innerberger Felderkogl wortwörtlich links liegen und gelangen über das Felderjöchl in ein recht steiles Kar. Hier war bei uns noch Vorsicht mit Schneefeldern geboten – Stöcke sind also definitiv empfehlenswert, ggf. auch Grödel mitnehmen, wer auf Nummer Sicher gehen möchte!
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Vom Weißer See zum Unteren Spitzigsee
Der steile Abstieg vom Felderjöchl lässt schon die ersten Ausblicke auf den Weißer See zu. Es ist der größte und der tiefste der vier Seen, die auf unserer Tour liegen. Leider ist er heute noch mehr als bis zur Hälfte zugefroren. Allerdings lässt das Stück Wasser, das bereits seine Farbe Zeit zeigt, bereits vermuten, wie blau/türkis der See noch etwas später im Jahr aussehen wird. Wenn der See im Laufe des Sommers komplett schneefrei ist, erscheint er übrigens in einer milchigen Konsistenz. Man kann also nicht bis zum Grund blicken. Und trotzdem ist er schon jetzt, wunderschön!
Nach einer kurzen Rast mit einem unglaublichen Panorama geht es weiter. Vorbei an weiteren Schafherden und zwei tosenden Bächen, die durch die Schneeschmelze herausfordernder zu queren sind, als vermutet, bis zu einer kleinen Felspassage, die uns zu dem nächsten See bringt – dem Unteren Spitzigsee.
Der See ist laut unseres Plans der vorletzte der vier Seen Tour und zeigt sich auch als erster, komplett eis- und schneefrei. Die Felsen rund um den See bieten übrigens tolle Pausenplätze, die zum Verweilen einladen. Hinter dem See ragt eine riesige Felsspitze in die Höhe. Vielleicht kommt daher der Name? Wir können uns hier allerdings nicht so lange aufhalten, denn von Norden und Westen bilden sich mittlerweile schon große Quellwolken.
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Den Hauersee müssen wir das nächste Mal besuchen
Einen See haben wir ja noch vor uns. Der Hauersee ist vom Spitzigsee recht einfach zu erreichen und, ebenso wie die Tour allgemein, sehr gut ausgeschildert. Der letzte Wegabschnitt ist mit einer Stunde auf dem Weg markiert und wir sind zunächst sehr zuversichtlich. Schließlich soll der Hauersee der schönste See der Wanderung sein. Im Sommer leuchtet er in einem krassen Hellblau und wirkt damit fast unnatürlich. An besonders heißen Tagen lädt er hartgesottene Wanderer sogar zum Baden ein. Allerdings steigt die Wassertemperatur selten über 10-15° Celsius.
In unserem Fall zieht sich der Himmel leider immer mehr zu und wir beschließen letztlich, dass wir den Rückweg zur Innerbergalm (hier kann man auch übernachten) früher antreten. 100 Höhenmeter vor dem Ziel, lassen den See schweren Herzens zurück. Jedoch ist uns der kleine exponierte Abschnitt zu gefährlich, um bei Gewitter absteigen zu müssen. Zumal der Abstieg doch noch einige Höhenmeter abverlangt und wir noch eine Weile unterwegs sein werden.
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Fazit
Wenn ihr fit seid, dann ist die Wanderung als eine ausgedehnte Tagestour hervorragend geeignet und gut zu bewältigen. Jedoch ist die Tour recht lang und erfordert, neben Kraft und Ausdauer, stabile Wetterbedingungen. Wer zusätzlich zu Fuß noch nicht völlig ausgelastet wird bei dieser Tour, hat auch die Möglichkeit von Weiler Winklen über die Wurzbergalm bis zur Stabele-Alm mit dem Mountainbike zu fahren. Das sind vom Tal 1000 hm Anstieg – also auch 150 hm mehr als der Fußanstieg von Lehn. Dennoch auch eine gute Alternative, da der Abstieg später umso schneller gelingt!
Und wenn euch später der Hunger quält, könnt ihr den Tag mit einem Einkehrschwung in der Stabele Alm abschließen. Dort gibt es zum Beispiel leckere Hütten-Makkaroni und auf der Getränkekarte gibt es den sogenannten Durstlöscher. Das ist eine Karaffe mit 1 Liter kaltem Tee, der mit Minze, Zitrone & Holunder verfeinert wurde. Das perfekte Getränk nach einer langen Tour!
Lage
Praktische Links
- Offizielle Website: Ötztal
- Wanderkarte: Vier-Seen-Wanderung (GPS-Track)
- Die schönsten Wanderungen in den Alpen
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