Das Wasser der Soča im Triglav-Nationalpark in Slowenien wirkt beinahe unecht. Viel zu türkis sieht es aus. Zudem ist es glasklar. Und zwar von der Soča–Quelle bis zum Ende unserer Wanderung in Bovec. Auf der Wanderung komme ich an verschiedenen Sehenswürdigkeiten vorbei. Aber den größten Reiz übt auf mich der Wildfluss selbst aus, der auf meiner Tour permanent neben mir fließt.
Lohnt sich die Wanderung an der Soča in Slowenien?
Die Soča schlängelt sich über 138 km von der Quelle im Triglav-Nationalpark in den Julischen Alpen bis in die italienische Adria. Der Fluss (ital. Isonzo) wird aufgrund der beeindruckenden Färbung des Wassers auch oft als schönster Fluss Europas bezeichnet. Doch nicht nur auf Ausflugsgäste übt er eine magische Faszination aus, auch Wildwasser-Liebhaber zieht er in seinen Bann. Denn das türkisblaue Wasser wird bei gutem Wasserstand von zahlreichen Kajakfahrern und Raftern zum Revier erklärt.
Wer lieber auf dem Trockenen bleiben und festen Boden unter den Füßen behalten möchte, erkundet die Soča über den sogenannten Soča-Weg. Die Wanderung von der Quelle bis nach Bovec ist etwa 25 Kilometer lang und ihr solltet als reine Gehzeit etwa 9 Stunden einplanen. Wenn ihr es gemütlicher angehen, die eine oder andere Attraktion besuchen und hin und wieder die Schönheit des Flusses fotografisch festhalten möchtet, solltet ihr für die Tour besser zwei Tage einplanen. Übrigens ist die Wanderung über den Soča-Weg ein Teil des Alpe-Adria-Trails.
Instatipp: In der kleinen Soča-Tröge kommt ihr über die Felsen bis ans Ufer des Flusses herunter. Hier könnt ihr die Wildheit des Wassers nahezu spüren, das sich mit aller Kraft seinen Weg durch die Felsen gegraben hat. Und zudem überzeugt es mit seiner türkisen Farbe.
Anreise in den Triglav-Nationalpark
Die malerische Soča entspringt im Triglav-Nationalpark in der Nähe von Trenta. Dort startet auch der Wanderweg. Damit wir später das Auto nicht holen müssen, parken wir direkt am Endpunkt in Bovec. Zurück zur Quelle geht es mehrmals täglich per Bus. Andersherum ist es zwar auch möglich, also dass ihr das Auto an der Quelle stehen lasst, jedoch sind die Parkmöglichkeiten dort begrenzt. Deswegen würde ich es eher nicht empfehlen.
Bovec selbst liegt im Nord-Westen Sloweniens nahe der italienischen Grenze. Ihr erreicht den Ausgangspunkt aus Deutschland kommend am besten über das österreichische Villach. Denkt bei der Anreise daran, dass in Österreich auf Autobahnen eine Maut fällig wird.
Auch auf den slowenischen Autobahnen und Schnellstraßen benötigt ihr eine Vignette. Wenn ihr allerdings nur nach Bovec und nicht weiter durchs Land reisen möchtet, könnt ihr auf die Fahrt über die Autobahn und somit auch auf die Vignette verzichten.
Kurzer Abstecher zum Ursprung des Flusses
Strecke: | 28 km |
Höhenmeter: | ↑ 400 m ↓ 950 m |
Dauer: | 9 Stunden |
Empfohlene Reisezeit: | mind. 2 Tage |
Beste Reisezeit: | Mai bis September |
Von der Bushaltestelle oder vom Parkplatz (Google Maps: Izvir Soče K) aus sind es noch einige Gehminuten bis zur Quelle. Und der Weg ist nichts für Ängstliche. Denn aus dem schmalen Wanderpfad, der sich zuerst noch idyllisch durch den Wald nach oben schlängelt und abgesehen von einigen Felsstufen keine weiteren Schwierigkeiten aufweist, wird ein kleiner Klettersteig.
An einer steil abfallenden Felswand dient ein Drahtseil als Geländer. Vorsichtig setze ich einen Schritt vor den anderen. Bei jedem Schritt achte ich, dass er fest sitzt. Denn es ist noch früh am Morgen und der Fels ist noch nicht ganz trocken. Dadurch ist es etwas rutschig. Wenn ihr diese Passage mit Kindern machen möchtet, empfiehlt es sich für die Kids ein Klettersteigset einzupacken.
Schwieriger wird es auch, wenn euch Menschen entgegenkommen, die den Rückweg von der Quelle antreten. Dann müsst ihr euch einig werden und gegebenenfalls einige Minuten warten. Denn an den steilsten Stellen kommt ihr nicht zu zweit aneinander vorbei.
Als ich die letzten Meter rückwärts abklettere, bin ich mir erst nicht sicher, ob sich die Strapazen lohnen. Ich stehe in einem steinernen Kessel. Neben mir plätschert ein bisschen Wasser vorbei und vor mir tut sich eine große Spalte im Fels auf. Das war’s aber auch. Doch je mehr ich an die Spalte herantrete, umso mehr revidiere ich diesen ersten Eindruck. Das Loch im Fels ist gefüllt mit leuchtend blauem Wasser. Dabei fällt gerade kein Sonnenlicht ein. Sowas hab ich zuvor noch nie gesehen.
Flussabwärts vorbei am Alpinum Julianum
Das Farbenspiel ist etwas, das mich auf dem gesamten Weg begleiten wird. Auf dem ersten Stück des Weges ist die Soča flach und glasklar. Weiße Kieselsteine zieren das Flussbett. Mal geht es über Felder, dann wieder über Waldpassagen. Und jedes Mal, wenn es möglich ist, wandern wir so nah es geht am Ufer der slowenischen Isonzo entlang.
Nach etwa 3 Kilometer wenden wir den Blick erstmals ab. Denn wir kommen direkt am Alpinum Julianum vorbei. Nur eine Hängebrücke trennt uns vom kleinen, schnuckeligen botanischen Garten. Auf den ersten Blick wirkt der Garten, der zwei Euro Eintritt kostet, eher unscheinbar. Doch wenn ihr euch Zeit nehmt und zwischen den einzelnen Beeten hindurchschlendert, gibt es 700 unterschiedliche Pflanzenarten zu entdecken.
Auch einige seltene Pflanzen sind darunter. Zum Beispiel die Zois-Glockenblume, die auf Kalkfels in Höhenlagen zwischen 1.500 und 2.300 hm heimisch ist. Es ist also kein bunter, ausgefallener botanischer Garten, sondern eher ein Ort für Experten. Wer sich für die Flora Sloweniens und generell der Alpen interessiert, kann hier wahre Schätze finden.





Auf schwindelerregenden Hängebrücken zu den Soča-Trögen
Etwa auf der Hälfte der Wegstrecke, nach 15 Kilometern, gelangt ihr zur kleinen Soča-Tröge (Mala korita Soče). Mittlerweile ist der Fluss nicht mehr nur ein flaches Gewässer, sondern zu einem wilden Strom herangewachsen. Und an dieser Stelle hat er sich über eine Strecke von 100 Metern bis zu 6 Meter tief in den Fels hineingefressen. An der schmalsten Stelle ist die Tröge nur 1 Meter breit.
Von der steinernen Brücke am Anfang der Tröge beobacht ich fasziniert, wie die Wassermassen kraftvoll durch den Einschnitt im Stein gedrückt werden. Das ist ähnlich, als würde man den Flammen eines Lagerfeuers zusehen. Irgendwie entspannend. Doch ich reiße mich aus dem Trancegefühl und gehe ein Stückchen näher ran. Vorsichtig taste ich mich an den Rand dicker Felsbrocken, die sich aus dem wilden Fluss erheben.
Eine Weile kann ich es an diesem Fleck aushalten. Doch unweit davon befindet sich noch eine weitere Schlucht. Die Velika korita Soče, also die große Soča-Tröge. Wenn ihr dort angekommen seid, seid ihr bereits die eine oder andere Brücke gewöhnt, die über den Fluss zieht. Irgendwie ist jede einzelne spektakulär. Doch bei der hölzernen Hängebrücke an der Soča-Tröge halte ich den Atem an. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen. Die Bretter unter meinen Füßen sind rustikal, stets der Witterung ausgesetzt und das eine oder andere Stückchen Holz fehlt auch bereits.
Ich fühle mich wie Indiana Jones, während ich von Planke zu Planke marschiere und dann sogar todesmutig in der Mitte der Brücke stehen bleibe. Der Tiefblick ist genial. Noch genialer ist die Sicht, wenn ihr vom Rand der 750 Meter langen Soča-Tröge hinabblickt. Etwa 15 Meter geht es in die Tiefe. Und es ist ein wahres Farbenspiel. Das türkisblau leuchtende Wasser am Boden hebt sich herrlich vom dunklen Schluchtinneren und den gelb-orange eingefärbten Wänden ab. Dazu werden die Felsen an einigen Stellen von kleinen Wasserfällen geziert.
Wassersport-Mekka Bovec
In der Tröge selbst ist Kajakfahren und Raften verboten. Weiter flussabwärts gibt es aber einen Einstiegspunkt und ab dort erwartet euch ein wahres Eldorado, wenn ihr euch für solche Sportarten interessiert und Erfahrung mitbringt. Denn die Soča ist teilweise gar nicht so ohne. Generell benötigt ihr zum Paddeln auf dem Fluss eine Genehmigung.
Wenn ihr euch erstmals am Kajakfahren probieren möchtet, dann empfiehlt es sich noch bis nach Bovec weiterzuwandern. Am Ziel unserer Tour wartet nämlich der Wassersport-Hotspot schlechthin. Dort gibt es gleich mehrere Wassersportschulen, die verschiedene Kurse für unterschiedliche Könner-Levels anbieten. Außerdem bekommt ihr hier einen erfahrenen Guide an die Seite, werdet in Sicherheitsvorkehrungen eingewiesen und könnt die gesamte Ausrüstung mieten.
Ich selbst hab mich am Ende der Wanderung nicht mehr in die Fluten gestürzt. Das habe ich mir für meinen nächsten Aufenthalt in der Region aufgehoben. Denn auch, wenn ich diesmal schon viel erkundet habe, freue ich mich schon darauf, beim nächsten Mal ganz andere Ecken kennenzulernen.
Fazit
Meiner Meinung nach lohnt sich die Wanderung an der Soča entlang. Wenn ihr die Tour auf zwei bis drei Tage aufteilt, habt ihr auch ausreichend Zeit, um euch an den Attraktionen länger aufzuhalten oder einfach den Blick auf das grüne Wasser zu genießen. Das würde ich empfehlen. Sportliche Wanderer schaffen die Tour sicher auch an einem Tag, aber dann müsst ihr euch echt beeilen.
Das einzige, was ihr auf dem Weg nirgends habt, ist ein Aussichtspunkt. Wenn ihr die Landschaft trotzdem noch ohne größere Anstrengung von oben genießen möchtet, würde ich von Bovec aus eine Auffahrt auf den Kanin mit der Seilbahn empfehlen. Ich hab das damals gemacht und fand vor allem den Kontrast zwischen der saftig grünen Landschaft an der Soča und der gerölligen, mondähnlichen Atmosphäre am Kanin sehr beeindruckend.
Und wenn ihr eh schon in der Gegend seid, dann solltet ihr euch natürlich auch andere Teile von Slowenien genauer anschauen, sofern es die Zeit zulässt. So sind beispielsweise der Bleder See, der Mangart-Pass, die Velika Planina und das Logarska-Tal einen Besuch wert.
Lage
Praktische Links
- Offizielle Webseite von Slowenien
- Interaktive Wanderkarte mit GPS-Track
- Die spektakulärsten Schluchten
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