Hier stehe ich nun, im Ortszentrum von Obergurgl, dem Startpunkt einer Wanderung, die mehr verspricht als nur einen einfachen Aufstieg. Die Hohe Mut mit ihren 2.653 Metern ist eigentlich nur ein riesiger, frei stehender Hügel, doch genau das macht diesen Berg in den Ötztaler Alpen so faszinierend. Vor mir erstreckt sich eine Landschaft, die sich nicht in Worte fassen lässt – eine gigantische Gletscherwelt und 21 Dreitausender, die darauf warten, entdeckt zu werden.

Lohnt sich die Wanderung zur Hohen Mut im Ötztal?

Die Route, welche eine Länge von 6 Kilometern umfasst, beginnt im Herzen von Obergurgl direkt an der Pfarrkirche und führt zunächst zur einladenden Zirbenhütte. Anschließend schlängelt sich der Wanderweg durch den zauberhaften Zirbenwald und vorbei am Rotmoos-Wasserfall bis zur Schönwieshütte. Bis hierhin ist die Wanderung als leicht einzustufen, danach ist Trittsicherheit gefragt.

Schließlich öffnet sich das Rotmoostal und gibt den Blick auf die Gletscherwelt des Ötztals frei. Trotz einer anfänglichen sanften Steigung warten die 738 Höhenmeter vor allem zum Ende der Wanderung, bevor sich der spektakuläre Blick vom Gipfel der Hohen Mut (2.653 m) aus eröffnet.

Fototipp: Die schönsten Aufnahmen der Gletscherwelt macht ihr kurz vor dem Gipfel der Hohen Mut. Positioniert euch so, dass der Wanderweg mit im Bild zu sehen ist. So werden die Relationen deutlicher.

Anreise nach Obergurgl

Start:Obergurgl, Pfarrkirche
Strecke:6 km
Höhenmeter:738 m
Gehzeit:2,5 Std.
Schwierigkeit:Mittelschwer

Obergurgl liegt auf über 1.900 Meter Höhe und ist aufgrund seiner Lage am Ende des Ötztals nicht ganz so einfach erreichbar. Immerhin benötigt man ab Taleingang zirka 1 Stunde mit dem Auto und die Straße ist ziemlich kurvenreich. So müssen einige Serpentinen überwunden werden. Direkt hinter Obergurgl beginnt übrigens die Timmelsjoch-Hochalpenstraße. Sie führt auf über 2.478 Meter bis nach Südtirol und ist die höchstgelegene Passstraße der Ostalpen.

Das Auto könnt ihr am besten im Parkhaus der Talstation der Hohe Mut Bahn parken. Die Anreise mit dem Bus ist auch möglich. Diese verkehren mehrmals täglich bis zur Pfarrkirche in Obergurgl, dem letzten Haltepunkt. Hier liegt auch der Startpunkt unserer Wanderung.

Wanderung durch den Zirbenwald ins Rotmoostal

Bereits die ersten Meter der Wanderung sind faszinierend. Man sieht den Weg, der sich sanft ansteigend durch das Tal schlängelt und in den Zirbenwald hineinführt. Der Duft der Zirbenbäume ist erfrischend und zugleich beruhigend, während die ersten Sonnenstrahlen durch die Bäume fallen und ein stimmungsvolles Lichtspiel erzeugen.

Beim Weitergehen offenbaren sich immer neue Aussichten auf die mächtigen Dreitausender, die das Tal umgeben. Das tosende Geräusch des Rotmoos-Wasserfalls kündigt sich schon von Weitem an und schafft eine Atmosphäre der Erwartung. Beim Anblick des Wasserfalls und der umgebenden wilden Schönheit wird einem bewusst, dass der Aufstieg zur Hohen Mut weit mehr als nur eine gewöhnliche Wanderung ist.

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Kurze Pause an der Schönwieshütte

Auch wenn die Tour vergleichsweise kurz ist, sollte man gut vorbereitet sein. Solides Schuhwerk ist ein Muss, ebenso wie genügend Wasser und Verpflegung für den Weg. Die alpine Sonne kann gerade in den Höhenlagen sehr intensiv sein, weshalb Sonnenschutz unerlässlich ist. Ein leichter Pullover sollte auch nicht fehlen, denn auch im Sommer kann es auf über 2.000 Metern recht kühl werden, vor allem wenn der Wind weht.

Immerhin gibt es unterwegs einige Einkehrmöglichkeiten. So lädt etwa auf halber Strecke in 2.270 Meter Höhe die schicke Schönwieshütte zum Verweilen ein. Oder ihr macht ein kurzes Päuschen am nahegelegenen tiefblau-funkelnden Speichersee, bevor es weiter in das Rotmoostal hingeht. Ab hier wird die Wanderung aussichtsreicher und die Gletscher rücken in greifbare Nähe.

Gigantische Gletscherwelt an der Hohen Mut

Nachdem man die letzte Steigung über den Bergrücken überwunden hat, erreicht man den Gipfel der Hohen Mut auf 2.653 Metern. Die Aussicht, die sich bereits unterwegs präsentiert, ist schlichtweg atemberaubend und belohnt jede Anstrengung, die man auf dem Weg nach oben investiert hat.

Vor einem breitet sich ein beeindruckendes Panorama aus, das einen fast sprachlos macht. Man schaut auf insgesamt 21 Dreitausender, deren majestätische Gipfel sich gegen den Himmel abzeichnen. Besonders einprägsam ist der Blick auf den Rotmoosferner und den Gaisbergferner. Ihre jahrtausendealten Eismassen erinnern an die gewaltigen Kräfte der Natur, die sie geschaffen haben.

Hier könnte man den ganzen Tag aushalten. Zum Glück befindet sich auf dem Gipfel der Hohen Mut die Hohe Mut Alm mit einer großen Sonnenterrasse. Hier oben, weit weg vom Trubel des Alltags, kann man bei gutem Essen und Trinken die Aussicht genießen und sich für den Abstieg stärken oder für die Rückfahrt mit der Seilbahn.

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Hohe Mut

Aussicht von der Hohen Mut auf den Gurgler Kamm mit Seelenkogel (3.425 m), Liebenerspitze (3.400 m), Hochfirst (3.405 m) sowie Rotmoosferner und Gaisbergferner.

Fazit

Die Wanderung zur Hohen Mut ist ein Erlebnis, das ich jedem Naturliebhaber ans Herz legen kann. Obwohl die letzten Meter noch einmal anstrengend sein können, wird man mit einem hochalpinen Panorama belohnt, das man nicht so schnell vergisst. Und mit der Hohe Mut Alm wartet am Gipfel ein Ort zum Ausruhen und Genießen.

Egal ob man sich für die bequeme Abfahrt mit der Seilbahn entscheidet oder über das Gaisbergtal absteigt und die Tour verlängert, diese Wanderung wird zu einem unvergesslichen Tag in der gigantischen Bergwelt des Ötztals. Ein weiterer Tourentipp in der Nähe ist übrigens die Wanderung entlang des Stuibenfalls, dem größten Wasserfall Tirols. Hier gibt es auch einen genialen Klettersteig direkt neben dem Wasserfall.

Ansonsten bietet das Ötztal vor allem viele hochalpine Bergtouren für erfahrene Bergsteiger und ist ein Eldorado für Mountainbiker. Insbesondere der Nachbarort Sölden punktet mit zahlreichen Trails.

Lage

Praktische Links

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