Strahlend blaue Bergseen, aktive Vulkane und weite Gesteinslandschaften – nicht nur für Herr der Ringe-Fans ist die außergewöhnliche Landschaft des Tongariro National Park in Neuseeland ein ganz besonderer Anblick. Einst wurden hier die Szenen gedreht, in denen Frodo sich durch die düsteren Weiten Richtung „Schicksalsberg“ kämpft. Inzwischen sind mit mir abenteuerlustige Wanderer aus aller Welt auf der viertägigen Tongariro Northern Circuit Tour unterwegs. 

Lohnt sich die Wanderung im Tongariro National Park?

Die Tour auf der Nordinsel ist eine von Neuseelands neun „Great Walks“ und befindet sich im streng geschützten Nationalparkgebiet. Für den Rundweg, der unmittelbar an Vulkanen und Kraterseen in beinahe unnatürlich wirkenden Farben vorbeiführt, habe ich vier Tage gebraucht. Die ungewöhnlichen geologischen Gegebenheiten machen die Tour so spannend, sind für Ortsfremde allerdings auch eine Herausforderung.

So war ich froh um meine alpine Vorerfahrung, um die Wegverhältnisse und Wetterschwankungen einschätzen zu können. Trotz Nebel, Regenschauern und Kälte bin ich aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen: Noch nie stand ich direkt vor einem Vulkan oder wurde von aufsteigendem Schwefel aus Felsspalten überrascht. 

Fototipp: Der wohl beliebteste Foto-Spot befindet sich auf der zweiten Etappe, die auch Teil der weltberühmten Tageswanderung „Tongariro Alpine Crossing“ ist. Hier wandert man direkt auf dem Grat zwischen den Vulkanen entlang und hat einen fantastischen Ausblick auf die Emerald Lakes. Die drei smaragdgrünen Kraterseen sind gerade bei Sonnenschein ein beeindruckendes Fotomotiv. 

Tourenplanung und Ausrüstungscheck

Bevor die Tour für mich losgehen kann, gibt es einiges zu organisieren, denn die neuseeländische Regierung legt viel Wert auf den Schutz ihrer einzigartigen Natur. So darf die Route nur im Zeitraum von Oktober bis April und mit Anmeldung beim DOC, dem staatlichen „Department of Conversation“, begangen werden. Im Vorhinein muss man zudem die drei Hütten Mangatepopo Hut, Oturere Hut und Waihohonu Hut reservieren, denn die Zahl der Wanderer auf den Great Walks ist limitiert.

Die Schutzhütten sind viel einfacher ausgestattet, als ich es von den Berghütten in den Alpen gewohnt bin und umfassen meist nur einen einzigen Raum mit Matratzen, einer Kochstelle und kaltem Wasser. Das heißt leider: Die komplette Verpflegung muss selbst mitgebracht werden und auch ein richtiger Schlafsack darf nicht fehlen. Um sich vor Ort etwas kochen zu können, müssen auch Geschirr und Töpfe mitgebracht werden. Glücklicherweise gibt es dafür in jedem gut ausgestatteten Outdoorladen praktische und leichte Lösungen.

Da es nachts empfindlich kalt werden kann, hat es sich für mich bewährt, neben Regenkleidung auch lange Skiunterwäsche mitzunehmen. Nachdem ich wirklich alles von der Packliste eingepackt habe, vom Erste-Hilfe-Set bis zur Wanderkarte, ist mein Rucksack ganz schön voll.

Anreise in den Tongariro Nationalpark

Ich reise aus der Hauptstadt Wellington preisgünstig mit dem Bus an und bleibe eine Nacht in Whakapapa Village. Von dort aus geht es am nächsten Morgen los. Da die Siedlung wirklich klein ist, fällt mir die Orientierung leicht. Im Winter ist hier wohl mehr los, denn dann kann man hier auch Skifahren. Möchte man nicht vor Ort übernachten, gibt es auch Shuttles von verschiedenen Hostels aus der nahegelegenen Stadt Taupo in den Nationalpark.

Um mich ein letztes Mal zu informieren, besuche ich das örtliche Nationalparkcenter; schließlich werde ich vier Tage allein unterwegs sein und die Wettervorhersage verspricht nicht nur Gutes. Glücklicherweise ist ein Ranger des Nationalparks in jedem Hut stationiert und gibt wertvolle Tipps zu Wegverhältnissen und Wettervorhersage. Außerdem achten die Ranger auf die Einhaltung der Naturschutzregeln. 

Vulkane, Wasserfälle und ganz viel Gestein 

Länge:ca. 58 km
Ausgangspunkt:Whakapapa Village
Empfohlene Dauer:4 Tage
Beste Reisezeit:Oktober – April
Besonderheit:Herr der Ringe – Drehort

Bestens beraten wandere ich am nächsten Tag los. Die erste Etappe ist recht kurz und gibt mir viel Zeit, die ungewöhnliche, karge Landschaft zu bewundern. Es sind kaum Menschen unterwegs und auch im ersten Hut sind außer mir nur wenige andere Wanderer – ungewöhnlich für einen Great Walk.

Dafür lerne ich dort direkt drei nette Australier kennen, die mit mir ihr Abendessen teilen. Schnell machen wir aus, die nächste Etappe zusammen zu gehen – denn diese führt direkt an den Vulkankratern vorbei und soll das anspruchsvollste Stück sein. Da die Rangerin vor Ort zudem davor warnt, dass die Sicht schlecht und die Temperaturen niedrig sein werden, bin ich froh, nicht allein gehen zu müssen.

Der Schicksalsberg aus Herr der Ringe

Am nächsten Morgen hängt mystischer Nebel über dem Nationalpark. Ich fühle mich tatsächlich wie in Mordor und verstehe, warum Peter Jackson sich von den vor uns aufragenden Vulkanen Mount Ngauruhoe und Mount Ruapehu für den Schicksalsberg inspirieren lassen hat. Der Aufstieg zu den auf 1700 Metern liegenden Emerald Lakes ist steil, aber jeden Schweißtropfen wert: oben angekommen erwartet uns trotz Nebel ein umwerfender Ausblick auf die Kraterseen und Vulkane.

Insgeheim sind wir froh über das eher schlechte Wetter, denn so finden heute keine geführten Tagestouren statt. Die Etappe ist Teil des berühmten Tongariro Alpine Crossing und bei Sonnenschein wimmelt es hier wohl nur von schlecht ausgestatteten Touristen. So haben wir die Vulkane ganz für uns. Viele Orte hier sind heilig für die Maori und daher müssen wir genau aufpassen, dass wir die vorgegeben Wege nicht verlassen. Die Maori sind die indigene Bevölkerung Neuseelands (das in der indigenen Sprache Aotearoa genannt wird) und machen ca. 15% der Bevölkerung aus.

Völlig durchnässt kommen wir abends am Oturere Hut an. Glücklicherweise klart es am nächsten Tag etwas auf und ich wandere wieder allein durch die weiten Landschaften. Dabei werde ich sogar von einem wunderschönen Regenbogen überrascht! 

Tama Lakes und Taranaki Falls

Ganz besonders faszinierend finde ich dann nochmal die letzte Etappe: Vom Waihohonu Hut aus geht es über die glasklaren Tama Lakes weiter Richtung Ziel. Der Abstecher zu den höher gelegenen Seen ist unbedingt zu empfehlen! Immer wieder habe ich einen fantastischen Blick auf die schneebedeckten Vulkane.

Ganz zum Schluss passiere ich dann noch die Taranaki Falls und kann – endlich bei Sonnenschein – beobachten, wie das Wasser tosend in die Tiefe schießt. Voller neuer Eindrücke komme ich wieder in Whakapapa Village an und freue mich auf eine richtige Mahlzeit – ohne Trockenfrüchte. 

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Fazit

Der Tongariro Northern Circuit ist definitiv eine der Touren, die ich nicht vergessen werde. Selbst für das sowieso so vielfältige Neuseeland ist die Landschaft etwas ganz Besonderes. Eine Empfehlung nicht nur für Mittelerde-Fans! Wer es allerdings gemütlich und komfortabel mag, für den sind die neuseeländischen Huts vielleicht nicht das Richtige.

Man sollte sich darauf einstellen, durch die eigene Verpflegung und Ausrüstung recht viel tragen zu müssen und vor Ort nur einfachste Sanitäranlagen zu finden. Als Alternative bietet sich das Alpine Crossing als Tagestour an – auch wenn man dann die Abgeschiedenheit des Nationalparks und die wunderschönen Tama Lakes verpasst.  

Lage

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