Die Wilde Kreuzspitze ist der Hauptgipfel der Pfunderer Berge in Südtirol und aufgrund der enorm beeindruckenden landschaftlichen Kulisse schon lange auf der Liste der Wanderungen, die ich unternehmen möchte. Trotz der 3.132 Metern Höhe ist die Wilde Kreuzspitze dazu ein recht einfach zu begehender Dreitausender. Dennoch geht es am Tag der Tour für mich früh los, da ich acht Stunden für diese Route unterwegs sein werde. Bis zu meinem Ziel, dem Gipfelkreuz des 1861 erstmals bestiegenen Gipfels, entdecke ich reißende Schluchten, atemberaubende Ausblicke und einen traumhaft gelegenen Bergsee!

Lohnt sich die Wanderung auf die Wilde Kreuzspitze?

Der markante Dreitausender in Südtirol liegt zwischen dem Pfitschtal im Norden, dem Valler Tal im Südosten und dem Eisacktal im Westen. Mehrere Wege führen über die verschiedenen Zugänge Richtung Gipfel. Die meist begangene Route ist allerdings die Tour aus dem Valser Tal, für die auch ich mich entschieden habe. Um den achtstündigen Auf- und Abstieg mit 1.330 Höhenmetern zu meistern, sollte man gute Kondition und die notwendige Trittsicherheit besitzen, spezielle alpine Erfahrung ist aber kein zwingendes Muss.

Aus technischer Sicht handelt es sich bei der Wilden Kreuzspitze um einen sehr einfachen Gipfel, den man gut als Einstiegs-Dreitausender nutzen kann. Die 17 Kilometer lange Wanderung lässt sich durch eine Übernachtung in einer der zwei auf dem Weg liegenden Hütten verkürzen.

Fototipp: Meine Highlights für die schönsten Fotos auf dieser Route sind definitiv der Wasserfall einige Zeit hinter der Labesalm, der Blick auf den Wilden See und natürlich das Gipfelfoto vor dem noch relativ neuen Gipfelkreuz.

Anreise nach Vals

Startpunkt:Fane Alm Parkplatz
Strecke:17,1 km
Höhenmeter:1.330 hm
Gehzeit:8:00 Std.
Einkehrtipp:Brixner Hütte (2.282 m)

Der Start der Wanderung befindet sich kurz vor dem urigen Almdorf Fane Alm. Wer die Tour im Winter oder Sommer zwischen Juli und September machen möchte, muss jedoch am Valser Talende parken, da der Parkplatz Fane Alm zu diesen Zeiten geschlossen ist.

Um die Strecke dennoch ein wenig abzukürzen, kann man von hier aus auf den regelmäßig fahrenden Shuttle Bus zurückgreifen. Da dieser im Sommer häufig sehr voll ist, lohnt sich eine Reservierung vorab. Alternativ kann der Weg vom Parkplatz bis zur Fane Alm mit dem eigenen Fahrrad zurückgelegt werden. 

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Wanderung nur schwer zu erreichen. Die Anreise erfolgt dann von Brixen aus mit dem Bus bis nach Mühlbach und von dort aus nach Vals bis zum Talende. Durch die aufwendige Anreise verschiebt sich der Startzeitpunkt der Wanderung jedoch nach hinten. In diesem Fall sollte man sichergehen, dass die Route noch bis zum Ende bei Tageslicht gehbar bleibt.

Gute Kondition für den einfachen Dreitausender erforderlich

Ich bin schon einige Tage vorher in der Region unterwegs, um mich an die Bergluft zu gewöhnen. Die Tour ist allerdings gut machbar für jeden, der schon mal in den Bergen unterwegs war und erste Wandererfahrungen sammeln konnte. Wichtig für die Route ist vor allem ausreichend Kondition und genug Kraft in den Beinen, um die langen und teils etwas steileren Anstiege hinter sich bringen zu können. 

In jedem Fall sollte für die Route ein gesamter Tag eingeplant werden. Um nicht in Zeitprobleme zu geraten, habe ich die Tour frühmorgens begonnen und bin direkt nach einem kurzen Frühstück um 7:30 Uhr losgegangen. Dadurch musste ich an keiner Stelle hetzen und konnte immer wieder ausreichend Pausen einlegen.

Da auch der Rückweg einige Highlights bereithält, würde ich jedem empfehlen, genug Zeit einzuplanen. Denn wer nach der Gipfelbesteigung einfach möglichst schnell wieder herunterläuft, der verpasst die traumhaft gelegene Hochebene, Schneefelder und immer wieder wunderschöne Ausblicke. 

Zwingend notwendig sind für den Aufstieg auf die Wilde Kreuzspitze gute Wanderschuhe, da vor allem kurz vor dem Gipfel Trittsicherheit gefragt ist. Ich habe hier auch Stöcke genutzt, da immer wieder größere oder kleinere Wasserläufe überquert werden müssen. Die Stöcke sind aber nicht zwingend notwendig, im Gegensatz zum obligatorischen Erste-Hilfe-Set.

Da man im Aufstieg nur an einer Selbstversogerhütte vorbeikommt, sollte unbedingt auf genug Proviant und ausreichend Trinken geachtet werden. Weil es auf 3.000 Metern sehr schnell kalt und zugig werden kann, solltet ihr auf jeden Fall wärmere Kleidung einpacken.

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Beliebte Bergwanderung zur Wilden Kreuzspitze mit traumhafter Weitsicht

Die Anfahrt zum Startpunkt der Strecke ist für mich das erste kleine Highlight. Ich starte die Anfahrt aus Brixen und fahre auf meiner Strecke durch kleine Bergdörfer über aussichtsreiche Straßen. 

Schon der Beginn der Wanderung deutet darauf hin, was einen auf der Strecke erwartet. Die Weitsicht auf die Bergkulisse hat man so gut wie durchgehend vor sich und man muss sich nicht erst durch waldiges Gelände hinauf kämpfen.

Je nach Jahres- und Uhrzeit kann es auf diesem ersten Abschnitt relativ voll werden. Am besten startet man die Tour daher möglichst früh oder außerhalb der Hauptsaison. Auf dem restlichen Weg verläuft sich der Ansturm ein wenig, doch alleine ist man auf dieser Route eher selten. 

Ein Gipfel, ein See und viele Wasserfälle

Vom 1.739 Meter hoch gelegenen Almdorf Fane Alm, das ein schönes uriges Fotomotiv abgibt, geht es als erstes Ziel der Tour hinauf zur Labeseben Alm, einer unbewirtschafteten Schutzhütte. Auf dem Weg passiert man eine reißende Schlucht mit Wasserfällen. Wer hier eine kleine Pause braucht, kann auf mehreren Bänken eine erste Rast einlegen.

Ich mache meine Pause bei der Labeseben Alm auf 2.138 Metern Höhe. Dort kann man es sich an Tischen gemütlich machen und die Aussicht auf die Berge und die zur Alm zugehörigen Tiere genießen. Zu viel Zeit sollte allerdings nicht verschwendet werden, da hier erst weniger als ein Drittel der Höhenmeter zurückgelegt sind.

Ab der Alm geht es über wunderschöne Bergwiesen vorbei an einem Wasserfall zum Wilden See. Kurz vor dem See kann man auch das Tagesziel, den Gipfel der Wilden Kreuzspitze, das erste Mal aus der Nähe sehen. Ab hier wird der Weg etwas schmaler und ist an einer Stelle auch mit Hilfsseilen versehen.

Wirklich herausfordernd ist die Route aber an keiner Stelle, solange man vorsichtig unterwegs ist und auf Trittsicherheit achtet. Der Blick, der sich einem nach kurzer Zeit auf den See bietet, ist wirklich einmalig. Je nach Wetterlage strahlt er in einem tiefen Azurblau und liegt umrahmt von mehreren Gipfeln.

Kraftreserven sparen für den finalen Gipfelanstieg

Anders sieht das auf den letzten Höhenmetern zu Gipfel aus. Hinter dem Wilden See führt der Weg steiler hinauf bis zum Rauhtaljoch auf 2.807 Metern Höhe. Je nach Jahreszeit kann man dort noch über vereinzelte Schneefelder laufen. Ich lege hier nochmal eine letzte Pause ein, um gestärkt für die restlichen Meter auf die Spitze zu sein.

Den Wilden See und die traumhafte Aussicht auf die Pfunderer Berge hat man dabei immer im Blick. Der Untergrund des letzten Wanderabschnitts besteht aus Geröll und ist deutlich schwieriger zu begehen als der bisherige Weg. Der Pfad ist steil und schmal und erfordert nochmal meine letzten Kraftreserven. 

Mir haben an diesem Punkt meine Wanderstöcke und gutes Schuhwerk geholfen, um den Halt nicht zu verlieren. An der Spitze angekommen, genießt man am 2017 aufgestellten Gipfelkreuz den Blick auf die umliegenden Zillertaler Alpen. Auch wenn es am Gipfel ordentlich windig und abschüssig ist, lohnt sich der kurze Aufenthalt für einige Gipfelfotos und das beeindruckende Gefühl, das einem die Aussicht gibt.

Abstieg über den Pfunderer Höhenweg

Zurück geht es vorerst über den gleichen steilen Weg bis zum Rauhtaljoch. Wer möchte, kann auch ab hier den Aufstiegsweg als Rückweg wählen, ich entscheide mich aber für den Abstieg über die Nordseite. Vorbei an Schneefeldern wandere ich über einen Abschnitt des Pfunderer Höhenwegs. Dort erreicht man nach kurzer Zeit den unglaublich weiten Talboden, der für mich ein ganz klares Highlight des Abstiegs ist.

Zur Belohnung nach der anstrengenden Route kannst du eine Pause an der bewirtschafteten Brixner Hütte einlegen, die mit ihrer sonnenverwöhnten Terrasse auf das ein oder andere Getränk einlädt. Ab hier sollte man noch ungefähr anderthalb Stunden für den restlichen Rückweg einplanen, der zurück zum Ausgangspunkt der Tour führt.

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Fazit

Auf dieser Route jagt ein Highlight das nächste, mich begeistert die enorme Abwechslung zwischen weiten Bergwiesen, reißenden Schluchten, Wasserfällen, einem See, schroffen Felsen und dem traumhaften Blick vom Gipfel. Dazu ist die Tour sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Wanderer geeignet. Nicht unterschätzen sollte man seine eigene Kondition, die man für den langen Auf- und Abstieg benötigt.

Die tagesfüllende Bergwanderung wird gerade in der Hauptsaison täglich von vielen Menschen begangen. Dementsprechend voll wird es an manchen Abschnitten der Tour. Diesen kleinen Nachteil nehme ich jedoch gerne in Kauf, da ich die Beliebtheit der Route sehr gut nachvollziehen kann. Die Wanderung kann auch in die entgegengesetzte Richtung gestartet werden, allerdings bleiben einem dann die schönen Ausblicke auf den Wilden See im Aufstieg verwehrt.

Wem der Gipfel noch nicht Abenteuer genug ist, kann die Route durch eine Erweiterung um einen der umliegenden Gipfel wie die Wurmaulspitze ergänzen. Dazu eignet sich besonders eine Übernachtung auf der Brixner Hütte, von der man am nächsten Tag gestärkt und ausgeruht starten kann.

Lage

Praktische Links

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