Der Wanderweg schlängelt sich geradewegs über den Grat. Wir sind umgeben von weiten Wiesenflächen. Wenn ich nach links schaue, blicke ich ins Kleinwalsertal in Österreich hinab. Auf der rechten Seite sehe ich einen wunderschönen Bergsee in Deutschland liegen. Und wenn ich zurück blicke, ragen hinter mir Fellhorn und Kanzelwand auf. Nun folge ich dem schmalen Pfad weiter bis nach Oberstdorf im Allgäu.

Lohnt sich die Wanderung von der Kanzelwand zum Fellhorn?

Die Region rund um Oberstdorf mit dem nahegelegenen Kleinwalsertal ist eine der beliebtesten Ferienregionen Deutschlands. Hier habt ihr die Möglichkeit, in den Allgäuer Hochalpen wandern zu gehen. Und je nach Fitnesslevel könnt ihr einige Touren mit der Bergbahn abkürzen. So auch die Wanderung von der Kanzelwand über das Fellhorn bis zum Söllereck. Die Gratwanderung, die von Österreich nach Deutschland führt, ist eine der bekanntesten Touren in der Gegend. Rund 4 Stunden reine Gehzeit solltet ihr für die 9 Kilometer lange Tour einplanen.

Fototipp: Wenn ihr euch etwas unterhalb des Gipfels der Kanzelwand postiert, sieht es aus, als spaziert ihr über einen schmalen Grat mitten in den Allgäuer Hochalpen.

Anreise nach Riezlern im Kleinwalsertal

Ab München dauert die Fahrt nach Riezlern im Kleinwalsertal rund 2 Stunden mit dem Auto. Direkt an der Talstation der Kanzelwandbahn gibt es einen Parkplatz. In der Hauptsaison solltet ihr am besten früh kommen. An sonnigen Wochenendtagen können auch mal alle Parkplätze belegt sein. Wir hatten Glück. Bereits um 8:20 Uhr erreichen wir den Parkplatz und sind somit das erste Auto. Die Parkgebühr kann man hier übrigens bequem per App bezahlen.

Alternativ könnt ihr auch mit dem Zug anreisen. Mit der Regionalbahn gelangt ihr ab München ohne Umstieg bis nach Oberstdorf. Von dort geht es mit dem Bus weiter. Die Busverbindungen ins Kleinwalsertal sind allerdings besonders gut. Meist fahren die Busse im 10-Minuten-Takt, sodass ihr wahrscheinlich nicht lange warten müsst.

Auf zur Kanzelwand

Höchster Punkt:2.045 m
Höhenmeter: 415 m
↓ 1.006 m
Strecke:9,6 km
Gehzeit:4 Stunden
Beste Reisezeit:Mai – Oktober

Nur 10 Minuten später, also um 8:30 Uhr, fährt die erste Kabine nach oben. Wir nehmen Platz und gondeln gemütlich bergauf. Unter uns wird Riezlern immer kleiner und wir blicken weit ins Kleinwalsertal hinein. An der Bergstation sehen wir dann auch schon die Kanzelwand vor uns aufragen. Der schroffe Gipfel scheint zum Greifen nah. Und ist auch tatsächlich nicht weit entfernt.

Nach einer kurzen Passage über eine breite Schotterstraße geht es über einen schmalen Steig weiter. Auf diesem Teil der Tour kommt alpines Feeling auf. Der Steig ist an manchen Stellen sogar mit einem Drahtseil gesichert. Für geübte Wanderer sollten diese Passagen jedoch kein Problem darstellen.

Wenn ihr ganz mutig seid, könnt ihr das letzte Stück sogar über einen Klettersteig aufsteigen. Der ist leicht, kurz und anfängerfreundlich. Allerdings solltet ihr hier nur hochgehen, wenn ihr die passende Ausrüstung mit Helm, Klettergurt und Klettersteigset im Gepäck habt. Wir haben kein Equipment dabei und wählen deshalb die normale Wanderroute bis zum Kreuz.

Oben angekommen erwartet uns bereits eine tolle Aussicht über die Allgäuer Hochalpen. Wir sehen zum Beispiel die Trettachspitze und den Hochvogel. Außerdem befinden wir uns hier genau an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland. Immer in der Nähe der Grenze werden wir nun zum Fellhorn weiter wandern. Der nächste Gipfel ist schon gut zu erkennen. Und auch der Wanderweg ist gut sichtbar. Der schlängelt sich nämlich direkt am Grat entlang.

Gratwanderung zum Fellhorn

Von Weitem sah der Weg allerdings nur halb so anstrengend aus. Es sah aus, als führe er mäßig steigend, eher sogar flach, über den Grat. Dieser Eindruck hat getäuscht. Stattdessen warten etliche Treppenstufen auf uns und es geht kontinuierlich bergauf. Schon bald komme ich ins Schwitzen. Vor allem, weil es auch keinen Schatten gibt. Der ist generell rar gesät. Deswegen solltet ihr euch unbedingt gut eincremen und die Sonnencreme zum Nachschmieren am besten im Rucksack dabeihaben.

Kurz vorm Gipfel taucht die Seilbahnstation der Fellhorn-Bahn auf. Hier gibt es auch ein Restaurant mit großer Sonnenterrasse. Bevor wir also die letzten 15 Minuten zum Gipfelkreuz aufsteigen, kehren wir hier ein und lassen uns eine große, kalte Cola schmecken. Die tut verdammt gut, sag ich euch.

Falls ihr merkt, dass es zu heiß ist oder euch die Tour zu sehr anstrengt, könnt ihr auch nur bis zum Fellhorn aufsteigen und dann wieder umdrehen und mit der Bahn nach unten sausen. Mir geht’s nach dem erfrischenden Getränk wieder gut, also wandere ich weiter in Richtung Söllereck. Das sollte ja gar nicht mehr so weit sein.

Eiscreme am Söllereck

Bis zum Fellhorn verging die Tour rückblickend wie im Flug. Das letzte Stück zum Söllereck hat es dafür nochmal in sich. Zuerst staune ich noch über das geniale Panorama. Wir spazieren über den Grat. Links von mir ragen der Hohe Ifen und das Riedberger Horn auf. Auf meiner rechten Seite kann ich über das Naturschutzgebiet Schlappold mit dem malerischen Schlappoldsee blicken. Und vor mir laufe ich geradewegs auf Oberstdorf zu, das im Tal unter mir liegt. Dahinter kann ich sogar Immenstadt und Sonthofen erkennen und der Wächter des Allgäus, der Grünten, ragt in die Höhe. Die Aussicht könnte also kaum besser sein.

Ich genieße jeden einzelnen Meter der Höhenwanderung. Bis ich zum Abstieg komme. In diesem Bereich ist Konzentration gefragt. Es geht teilweise sehr steil bergab und der Untergrund ist ein bisschen geröllig. Ihr müsst also aufpassen, wo ihr hintretet und solltet generell Trittsicherheit mitbringen. An manchen Stellen ist es ratsamer über die Wiese nebenan abzusteigen als über die ausgewaschenen Geröllwege nach unten zu wandern.

Sobald die Tiefenmeter hinter uns liegen, wird es gleich wieder entspannter. Eine breite Forststraße bringt uns bis zum Ziel an der Söllereck-Bahn. Kurz vorher kommen wir noch an einer Hütte vorbei. Hier gibt’s selbstgemachte Eiscreme. Na das haben wir uns doch verdient!

Fazit

Zurück geht es dann per Seilbahn ins Tal und mit dem Bus zum Ausgangspunkt. Alternativ könntet ihr auch eine Rundtour wandern. Dann könnt ihr über den Panorama-Höhenweg zurückspazieren. Der führt nämlich unterhalb des Grats wieder bis nach Riezlern. Die Tour an sich ist auch super schön. Ich bin diesen Abschnitt auch schon mal gelaufen.

Generell ist die Tour lohnenswert. Durch die Seilbahnunterstützung spart ihr euch viele Höhenmeter. So könnt ihr die Tour auch mit der Familie gut erwandern. Vor allem weil es zwischendurch je nach Kondition sogar die Möglichkeit gibt, am Fellhorn wieder abzufahren. Packt euch allerdings ausreichen Getränke und Sonnenschutz ein und behaltet das Wetter im Auge. Bei Gewitter solltet ihr hier nicht unterwegs sein.

Lage

Praktische Links

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