Das Kehlsteinhaus oberhalb von Berchtesgaden erhebt sich am Gipfel des Kehlstein (1879 m). Wie ein Adlerhorst thront dieses Bauwerk der Nazizeit auf einem Felssporn. Adolf Hitler empfing hier Staatsgäste, es gibt sogar einen prestigeträchtigen Aufzug. Als einziges Bauwerk des „Führersperrgebiets Obersalzberg“ blieb das Kehlsteinhaus erhalten. Über die Geschichte dieses Täterortes werdet ihr umfassend in der Dokumentation Obersalzberg informiert. Kombinieren lässt sich der Besuch mit dem Kehlstein-Rundweg am Gipfel. Ein majestätisches Bergpanorama gepaart mit einem tiefen Einblick in die Abgründe der Nazidiktatur, das erwartet euch beim Kehlsteinhaus.
Lohnt sich der Besuch am Kehlsteinhaus?





Egal, ob ihr hinauf wandert oder mit dem öffentlichen Bus nach oben fahrt: Beim Kehlsteinhaus wartet eine gigantische Aussicht auf euch. Vom Gipfel blickt ihr auf die Berchtesgadener Alpen, tief im Tal auf den Königssee und Richtung Osten bis ins Salzburger Land. Ihr könnt mit dem verspiegelten Aufzug hinauf kommen: Aber wisst ihr auch, für wen der gebaut wurde? Zur Zeit der Nazidiktatur war am Obersalzberg eines der Machtzentren des Dritten Reiches.
Während Hitler hier oben seine Idylle leben wollte und seine Anhänger wie zu einem Heilsbringer pilgerten, verbreitete er im Rest Europas Angst und Schrecken und ließ Millionen Menschen ermorden. Wenn ihr das Kehlsteinhaus und die Dokumentation Obersalzberg besucht und mit dem Kehlstein-Rundweg am Gipfel kombiniert, dann macht ihr wahrhaftig zwiespältige, aber einprägsame Erfahrungen.
Fototipp: Wandert ihr auf dem Kehlstein-Rundweg, habt ihr beinahe an jedem Punkt einen tollen Ausblick auf die Bergwelt. Wenn ihr das Kehlsteinhaus mit drauf haben wollt, dann wandert am besten die paar Meter hinauf auf den Gipfel. Dort gibt es Bänke zum Ausruhen und tief Durchatmen.
Anreise zum Kehlsteinhaus
Höhe: | 1.834 m |
Errichtet: | 1937/38 |
geöffnet: | Anfang Mai bis Ende Oktober |
Eintritt: | Frei |
Einkehrtipp: | Restaurant Kehlsteinhaus |
Reist ihr mit der Bahn an, startet der Linienbus 838 am Bahnhof Berchtesgaden und fährt bis zum Obersalzberg. Mit dem Auto kommt ihr auf der A8 über Bad Reichenhall oder Salzburg-Süd nach Berchtesgaden. Von dort aus geht es über die Obersalzbergstraße nach oben bis zum Parkplatz 1 und 2 am Obersalzberg.
Dann seid ihr aber noch nicht beim Kehlsteinhaus: Nur die Buslinie 849, der Kehlsteinbus verbindet die Haltestelle Dokumentationszentrum Obersalzberg (Salzbergstraße 45) auf der asphaltierten Kehlsteinstraße mit dem Buswendeplatz.
Der Bus ist auf 25 Minuten getaktet, ab ca. 8.30 h bis 16 h. Und von dort geht es dann per pedes in einem Tunnel zum Aufzug, der in 41 Sekunden zum Kehlsteinhaus hinauf fährt. Die gesamte Anreise kann barrierefrei zurückgelegt werden. Aber wenn ihr gut zu Fuß seid, könnt ihr die letzten 100 Höhenmeter auch hinauflaufen.
Mit dem Aufzug zum Kehlsteinhaus
Von der Busdrehscheibe aus gelangt man über einen schmalen betonierten Pfad, der sich in vielen Kurven den Berg hinauf schlängelt, zum Kehlsteinhaus, und am Ende geht es über einige Felsstufen. Eine komfortablere Option ist die Fahrt mit dem Kehlstein-Aufzug, einem 124 m hohen Lift, der unmittelbar im Eingangsbereich des Kehlsteinhauses haltmacht.
Die Beförderung innerhalb des Berges dauert lediglich 41 Sekunden. Der Einstieg in den Aufzug wird durch ein Tor aus massiven Steinen markiert, welches in einen 124 m langen und 3 m hohen Durchgang mündet. Der Innenraum des Lifts ist mit Spiegeln und Messingverzierungen ausgestattet. Obwohl die Kabine größtenteils im Originalzustand ist, sind die gepolsterten Sitze aufgrund des hohen Besucherstroms meistens hochgestellt.
Kehlsteinhaus und Dokumentationszentrum
Das Kehlsteinhaus ist ein touristischer Hotspot in den Berchtesgadener Alpen. Denn hier treffen sich auf einzigartige Weise Geschichte und herrliche Natur. Nicht übersehen solltet ihr die kleine Freiluft-Ausstellung auf der Sonnenterrasse des Restaurants. Auf 14 Infotafeln erfahrt ihr Wissenswertes über die Erbauung und Nutzung des Kehlsteinhauses während der Nazizeit und nach 1945. Tickets für den Besuch am Kehlsteinhaus könnt ihr übrigens vorab online buchen.
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden am Kehlsteinhaus Souvenirs verkauft, die mit Propagandabildern aus der Zeit des Dritten Reiches geschmückt waren. Das zog Rechtsextreme an. Seit 1999 ist das anders, denn das Dokumentationszentrum Obersalzberg bietet einen ungeschönten Einblick in die Geschichte des “Führersperrgebiets” und der Nazidiktatur insgesamt. Idyll und Grauen müssen zusammen gedacht werden, um diesen Ort zu verstehen. Das Dokumentationszentrum Obersalzberg wird ab Herbst 2023 wiedereröffnet.
Kehlstein-Rundweg am Gipfel
Seid ihr mit dem Aufzug hinaufgefahren, aber eigentlich gut zu Fuß, dann solltet ihr unbedingt den Kehlstein-Rundweg begehen. Vom Kehlsteinhaus lauft ihr etwa 10 Minuten bis zum Gipfel mit einer unschlagbaren Panoramaaussicht. Am Mannlgrat beginnt der Rundweg, der über den Mannlsteig eine Schleife macht zwischen Kehlsteingipfel und Hohem Göll in Österreich. Stufen und Tritthilfen sichern den Weg ab.
Außerdem gibt es Handläufe und Stahlseile, sodass auch ungeübte Wanderer diesen 1,5 km langen Rundweg meistern können. Je nach Fitness benötigt ihr dafür etwa 1,25 Stunden. Auf dem Kehlstein-Rundweg erreicht ihr dann eine Höhe von bis zu 1.881 m.
Webcam Kehlsteinhaus
Hier seht ihr Live-Bilder vom Kehlsteinhaus in den Berchtesgadener Alpen. Einfach auf Play klicken.
Das Kehlsteinhaus als „Diplomatenhaus“
Der Felssporn unterhalb des Kehlsteingipfels ist auch ohne Bauwerk imposant: Für das Naziregime war es ein idealer Platz, um ein Ehrfurcht einflößendes Diplomatenhaus zu errichten. Ausländische Staatsgäste sollten imponiert und zugleich eingeschüchtert werden.
Die Idee stammte von Hitlers Privatsekretär Martin Bormann, der das Bauwerk in Rekordzeit errichten ließ. Er ließ mit modernsten ingenieurtechnischen Mitteln Tunnel anlegen. Gearbeitet wurde rund um die Uhr in Tag- und Nachtschichten.
Um den Anblick des Kehlsteingipfels nicht durch eine Straße zu stören, ließ man mit großem Aufwand einen pompösen Aufzug in den Berg treiben. Diesen Aufwand ließ man sich einiges kosten. Allein die Baukosten beliefen sich damals auf etwa 30 Millionen Reichsmark (knapp 130 Millionen Euro heute).
Dennoch baute man ressourcenschonend und schützte sogar die alten Bäume. Wenige Jahre später ließ Hitler Städte in Schutt und Asche legen, Juden systematisch ermorden und fremde Länder rücksichtslos unterjochen.
Hitlers Berghof am Obersalzberg
Adolf Hitler war ein janusköpfiger Mensch: Er ernährte sich vegetarisch, liebte Tiere, Kinder und die Natur. So jedenfalls machten es die Propagandafotos des „Führers“ am Obersalzberg weis. Zugleich war er ein millionenfacher Mörder.
Schon vor dem Krieg verbrachte Hitler viel Zeit auf seinem Berghof, einem Landhaus, das er nach eigenen Plänen gigantomanisch umbauen ließ. Als „Volkskanzler“ hielt er Hof bei seinen Anhängern und verbrachte einige Monate im Jahr mit seiner Geliebten Eva Braun in den Berchtesgadener Alpen.
Der gesamte Obersalzberg wurde zur „Regierungsstadt“ und die alten Bewohner der Gehöfte mussten wegziehen. Wer sich weigerte, dem wurde mit Konzentrationslager gedroht.
Gäste des “Führers” im Kehlsteinhaus
Auf dem Obersalzberg oder im Kehlsteinhaus waren namhafte Hitler-Verbündete zu Gast, darunter der italienische „Duce“ Benito Mussolini. Aber auch der österreichische Kanzler Schuschnigg wurde empfangen. Unverhohlen hat ihm Hitler verbal die Pistole auf die Brust gesetzt und kurz darauf kam es zur Besetzung Österreichs.
Auf seinem Berghof genoss Hitler vom Panoramafenster aus die Aussicht auf die gigantische Bergwelt. Ähnlich wie ein Gewaltherrscher unserer Zeit liebte Hitler endlos lange Tische. Seiner war aus Marmor.
Die Götzendämmerung
Im Kehlsteinhaus war Hitler nur selten, denn er vertrug die Höhe nicht und hatte Angst vor Blitzschlag im Aufzug. Überhaupt kränkelte er immer mehr und war immer weniger der „starke Führer”, wie in den Propagandabildern suggeriert. Zugleich kassierte seine Armee eine Niederlage nach der anderen. Beinahe hätte der deutsche Widerstand auf dem Berghof ein Attentat auf den Diktator verübt. Dies geschah dann auf der „Wolfsschanze“ in Ostpreußen – erfolglos.
Aus Angst vor alliierten Bombenangriffen trieb das Regime Stollen in die Berchtesgadener Bergwelt, hier sollte eigentlich der Endkampf stattfinden. Hitler aber kehrte dem Berghof im Juli 1944 endgültig den Rücken. Im April 1945 kamen die Bomber und ein Großteil der Bauten am Obersalzberg fiel in Ruinen, darunter auch der Berghof. Nur das Kehlsteinhaus blieb unversehrt. Vom Berghof selbst gibt es heute kaum noch Spuren. Seine Ruinen wurden nach dem Krieg dem Erdboden gleich gemacht, um keine Nazi-Pilgerstätte entstehen zu lassen.
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Fazit
Wenn ihr die Wildheit der Berchtesgadener Alpen liebt und zugleich an der deutschen Geschichte interessiert seid, dann dürft ihr das Kehlsteinhaus, das Dokumentationszentrum Obersalzberg und den Kehlstein-Rundweg nicht verpassen. Der Genuss kommt im Restaurant auch nicht zu kurz, sodass insgesamt ein besonderer Tag beinahe garantiert ist. Ein Besuch aller Einrichtungen ist nur im Sommerhalbjahr zwischen Mai und Oktober möglich.
Toll könnt ihr die Reise hierher mit einem Besuch des Salzburger Landes und natürlich des Berchtesgadener Landes kombinieren. Dann warten Berchtesgaden, der Watzmann oder der Königssee auf euch.
Lage
Praktische Links
- Offizielle Website: Kehlsteinhaus
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