Ich halte die Luft an. Riskiere einen Blick nach unten und kämpfe gegen die aufkommenden Schwindelgefühle an. Da hänge ich. Mitten an einer Staumauer. Unter mir geht es über 100 Meter nach unten. Über mir wird es nur noch steiler. Ein Klettersteig führt auf die Staumauer am Mooserboden oberhalb von Kaprun hinauf. Und mit jedem Schritt komme ich ein bisschen höher.
Lohnt sich der Klettersteig an der Mooserboden-Staumauer?
Mobo 107 nennt sich der Klettersteig, der an der Staumauer des Mooserboden-Stausees in Zell am See-Kaprun nach oben führt. 107 deshalb, weil ihr am höchsten Punkt 107 Meter über dem Boden seid. Unter euren Füßen ist nichts als Luft und ein schmaler Tritt.
Um hier herzukommen folgen wir hinter Kaprun zuerst der Ausschilderung mit dem Auto in Richtung Stauseen. An einem großen, kostenlosen Parkhaus ist Schluss. Von hier aus geht es mit dem Bus weiter. Durch Tunnel hindurch zu einer Standseilbahn. Eine große Plattform bringt die Ausflugsgäste zum nächsten Busstop. Noch einmal heißt es einsteigen.
Insgesamt dauert die Anreise vom Parkhaus aus mit den Umstiegen und Wartezeiten knapp eine Stunde. Der Shuttleservice kostet 23 Euro (Hin- und Rückfahrt). Wenn ihr die Sommerkarte habt, die es in einigen Hotels zur Übernachtung dazu gibt, ist die Auffahrt aber kostenlos.
Ganz schön steil
Länge: | 240 m |
Höhenmeter: | 107 m |
Dauer: | 1 Std. |
Schwierigkeit: | B |
Beste Jahreszeit: | Mai bis Oktober |
Das Klettersteigset und den Helm leihen wir uns vor Ort aus. Auf Nachfrage gibt es auch noch Handschuhe. Auf die sollte man auch wirklich nicht verzichten. Schließlich haltet ihr euch nahezu die ganze Zeit am Stahlseil fest.
Dann laufen wir ein paar Meter bergab in Richtung Staumauer. Imposant erhebt sie sich über uns. Durch den Nebel, der heute vorherrscht, ist das Ende zunächst gar nicht zu sehen. Soweit alles gut.
Kleine Griffe und Tritte
Am Startpunkt wartet eine Drahtseilrutsche. Ich hake den großen Karabiner in den Klettergurt ein, nehme Schwung und gleite bis auf die Hälfte. Den Rest muss ich mich unter Einsatz meiner Muskelkraft nach drüben ziehen. Dann stehe ich auf der ersten Plattform. Ab hier wird es schwieriger.
Kleine Tritte zieren die Wand. Es sind Griffe aus einer Kletterhalle, die in unregelmäßigen Abständen angeschraubt sind. Darüber ist ein Drahtseil gespannt. Ich hake mich ein. Meine Füße suchen auf den kleinen Absätzen Halt. Meine Hände umklammern das metallene Sicherungsseil. Das kostet mich Überwindung. Und schon bald geht es noch steiler nach oben.
Krasser Tiefblick und Adrenalin
Immer wieder geht es auch senkrecht nach oben. Da sind oft hölzerne Elemente angebracht. Meine Höhenangst macht sich bemerkbar. Unter mir geht es tief nach unten. Ich bin zwar gesichert und kann nicht runterfallen, trotzdem breitet sich jede Menge Adrenalin aus.
Ich versuche mich zu konzentrieren und einen Schritt vor den anderen zu setzen. Nicht runterschauen. Das ist mein persönliches Mantra bis oben. Im oberen Drittel könntet ihr auch noch einen schwierigeren Weg mit einer Schaukel als besonderes Element wählen. Ich bleibe auf der leichteren Tour. Mehr kann ich mir nun wirklich nicht mehr zumuten.
Instatipp: Ein cooles Bild könnt ihr direkt an der Drahtseilrutsche am Anfang knipsen. Leicht von unten fotografiert bekommt der Fotograf die ganze Mauer drauf. Und davor hängt ihr dann lässig am Seil.
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Fazit
Der Klettersteig ist gut abgesichert und als leicht ausgewiesen. Abstürzen könnt ihr nicht. Trotzdem bringt er mich an meine Grenzen. Anders als andere leichte Klettersteige ist hier die stetige psychische Belastung aufgrund der Höhe nicht zu unterschätzen. Wenn ihr damit Probleme habt, ist die technisch leichte Kletterei auch nur ein schwacher Trost.
Ich bin nicht komplett schwindelfrei. Besonders beklemmend finde ich, dass es auf der kompletten Strecke keine Möglichkeit gibt, mal mit beiden Beinen und der kompletten Sohle auf einem Absatz zu stehen. Meist sind es nur die Zehenspitzen die Halt finden.
Wenn euch das allerdings nichts ausmacht, werdet ihr auf dem Klettersteig mit Sicherheit viel Spaß haben. Denn so seht ihr die Staumauer mal aus einer ganz anderen Perspektive.
Lage
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