„Servus“, ruft eine junge Frau fröhlich und zischt auf Skating-Ski an mir vorbei. „Servus“, keuche ich zurück. In zwei Jahren Pandemie-bedingter Langlaufpause hatte ich vergessen, wie anstrengend eine Tour auf den schmalen Brettern sein kann. In der Olympiaregion Seefeld, dem österreichischen Langlauf-Eldorado, werde ich diesen Winter bei strahlendem Sonnenschein daran erinnert. Ich halte kurz an, atme tief durch und lasse den Blick über die weiße Ebene und die Berge im Hintergrund gleiten. Ja, anstrengend ist es, in der Loipe durch den verschneiten Winterwald zu gleiten – aber auch wunderschön!
Lohnt sich Langlaufen in der Olympiaregion Seefeld?





Seefeld gehört weltweit zu den berühmtesten Langlaufgebieten, liegt in Vergleichsrankings wie dem ADAC Atlas stets weit vorne. Kein Wunder: Die Lage in der Hochebene auf 1200 Meter Höhe prädestiniert den Ort für den Langlaufsport. Das Loipennetz in der Gegend erstreckt sich über ganze 245 Kilometer, präpariert für den klassischen und den Skating-Stil.
Höhenlage | 1.170 m bis 1.560 m |
Skating-Loipen | 117 km |
Klassische Loipen | 139 km |
Flutlicht-Loipen | 4 km |
Saison | November bis April |
Nicht von ungefähr wurden in Seefeld 1964 und 1974 die nordischen Wettkämpfe der olympischen Spiele in Innsbruck ausgetragen, der Ort war außerdem zuletzt im Jahr 2019 Austragungsstätte der FIS Nordischen Ski WM. Und beim berühmten „Triple-Wettbewerb“ im Weltcup der Nordischen Kombinierer habt ihr das Seefelder Langlaufstadion bestimmt auch schon im Fernsehen gesehen.
An diesem Ort fällt es also leicht, sich von der Liebe zum Langlaufsport anstecken zu lassen – und sportlichen Ehrgeiz zu entwickeln. Das Schöne ist: Bei den vielen Loipenkilometer gibt es genügend Strecken für jedes Langlaufniveau zu entdecken, unterwegs trifft man die unterschiedlichsten Sportler – vom Förderkader-Teenager im Speedtraining über die Rentnerin in einer Langlaufkluft, die sie schon seit 1980 trägt, bis zu Städterinnen wie mich, denen man die Unsicherheit auf den Skiern am ersten Urlaubstag deutlich ansieht.
Loipenplan
Alle Loipen in der Olympiaregion Seefeld im Überblick. Zum Vergrößern des Loipenplans bitte auf das Bild klicken.
Instatipp: Das Seekirchl, in diesem Beitrag ganz oben zu sehen, thront oberhalb des Langlaufstadions – und ist das Wahrzeichen der Region. Fotografiert das Kirchl am besten von der Loipe aus, oberhalb verläuft nämlich eine Straße. Und die Bergkette im Hintergrund kriegt ihr so auch am besten aufs Foto!
Anreise nach Seefeld in Tirol
Apropos Stadt: Wie reist man am bequemsten an? Seefeld ist zum Glück auch für Wintersportfans fern der Alpen gut zu erreichen. Von Frankfurt und Berlin gehen regelmäßig Flieger nach Innsbruck, von dort sind es nur 20 Minuten mit dem Bus oder Taxi nach Seefeld.
Von München aus ist man in zwei Stunden mit der Regionalbahn in Seefeld. Mit dem Auto kommt man natürlich auch nach Seefeld, von Deutschland aus etwa über den Fernpass oder über Garmisch-Partenkirchen, aber Achtung: Klärt vorher unbedingt die Parkmöglichkeiten bei der Unterkunft, die öffentlichen Parkplätze sind nämlich ganz schön teuer. Vor Ort gibt es ein Bussystem, das Ticket ist im Loipenpass enthalten.
Loipengebühr, Langlaufkurse & Verleih
Das Ticket für die Loipe könnt ihr bei eurem Vermieter, also im Hotel oder in der Ferienwohnung, oder in einem der Touristenbüros kaufen. Ein Tag kostet mit Gästekarte (die bekommt ihr automatisch von eurer Unterkunft) 11 Euro, das Mehrtagesticket kostet 20 Euro. Wichtig ist, dass ihr das Loipenticket unterwegs immer dabei habt, man wird nämlich an den Ein- und Ausstiegspunkten wirklich regelmäßig kontrolliert, und „Schwarzfahren“ kostet stolze 165 Euro Strafgebühr.
Und wenn wir schon bei den Kosten fürs Langlaufvergnügen sind: Die Region ist in Sachen Wintersport ganz aufs Langlaufen ausgerichtet, die Ausrüstung aus Schuhen, Ski und Stöcken kann man in allen Sportgeschäften ausleihen. Ein komplettes Klassik-Set kostet pro Tag circa 13 bis 17 Euro (je nach Fahrlevel und Qualität der Ski), ein Skating-Set ist etwas teurer und liegt bei 16 bis 20 Euro. Bei mehreren Tagen Ausleihdauer wird’s günstiger.
Wenn ihr die Ausrüstung habt, kann es losgehen. Oder: fast. Wenn ihr wirklich Spaß in der Loipe haben wollt, dann investiert unbedingt in einen Kurs. Es ist wie in jeder Sportart, mit der richtigen Technik wir das Langlaufen einfach effizienter. Gruppenkurse kosten etwa 120 Euro für drei Stunden, Privatunterricht gibt’s ab circa 70 Euro die Stunde. Vor allem, wenn ihr das erste Mal auf Skating-Ski steht, lohnen sich die Tipps vom Profi. Und auch für Wiedereinsteiger kann die Analyse vom Langlauflehrer wirklich sinnvoll sein: Stimmt alles mit dem Laufrhythmus und der Armtechnik? Außerdem ist es immer schön, sich auch als erwachsener Mensch eine neue Fähigkeit anzueignen. Und nette Leute lernt man im Kurs auch noch kennen!
Tipp: Was das Outfit angeht, können sich Anfänger gut bei ihren normalen Workout- oder Jogging-Klamotten bedienen. Leggings, langärmeliges Top, winddichte Jacke, das reicht, es muss nicht gleich das Profi-Ensemble her; nur eine lange Unterhose und ein Stirnband sollten je nach Temperatur nicht fehlen.
Webcam
Live-Bilder aus der Olympiaregion Seefeld. Standort der Webcam: WM-Arena. Zum Vergrößern der Cam bitte auf das Bild klicken. Du wirst auf Panomax weitergeleitet.
Welche Loipen eignen sich für Anfänger?
Zur Vorfreude auf den Langlaufurlaub gehört doch schon immer das Auschecken der Loipenpläne, oder? In Seefeld können selbst Anfänger spannende Routen planen, auf denen sich die Gegend entdecken lässt, schließlich ist man auf Skiern schneller unterwegs als zu Fuß.
(Wieder)-Einsteigern empfiehlt sich die Route durchs Stadion in Seefeld (Loipe A1). Keine Sorge, hier sind Anfänger wie Profis unterwegs und es gibt keine schiefen Blicke bei verquerer Technik – im besten Fall kann man sich von guten Läufern was abschauen! Die Loipe ist etwa drei Kilometer lang und man kann sämtliche Langlaufszenarien üben: Wie kommt man noch mal am besten einen Anstieg hoch? (Stapfen, nicht schlurfen). Und wie ging das noch mal mit den Abfahrten? (Immer schön in die Hocke gehen und die Stöcke zur Not hinter dem Körper im Schnee schleifen lassen, das bremst). Die Strecke beginnt am Olympiabad, führt vorbei am Seekirchl und unterhalb des Gschwandtkopfs. Am Loipeneinstieg befinden sich übrigens eine Langlaufschule, mehrere Sportshops und Restaurants – hier braucht man sich also weder um Ausrüstung noch Proviant kümmern.
Tipp: Die Strecke eignet sich, wenn ihr mit Alpinskifahrern reist. Die können am Gschwandtkopf die Piste hinuntersausen, während Langläufer ihre Runden ziehen. Und zur Mittagsjause trefft ihr euch auf der Terrasse der Sonnenalm unterhalb der Sesselbahn zu Käsespätzle und Kaiserschmarrn!
Schneelage
Die interaktive Karte zeigt, wie viel Schnee in den kommenden drei Tagen in den Alpen vorhergesagt ist. Tippe auf eine beliebige Stelle im Bild, um die erwartete Neuschneemenge zu erfahren.
Langlaufloipen in Scharnitz und Leutasch
Bei wem der Ski nach ein paar Runden im Stadion läuft, kann die schöne Rundroute mit Start in Gießenbach Richtung Scharnitz genießen. Hier lassen sich die blaue Loipen A11 und A12 verbinden, je nach Geschmack und Ausdauer lässt sich die Route bis auf etwa 20 Kilometer ausdehnen. Von Seefeld aus ist der Loipeneinstieg per Bus zu erreichen, ansonsten gibt es in Gießenbach einen gut gelegenen Parkplatz am Sportplatz. Achtung, ein paar steilere Abfahrten warten auf dieser Strecke – zur Not schnallt ihr die Ski einfach kurz ab und geht rechts der Spur. Die Einkehrmöglichkeiten auf dieser Route sind begrenzt, also nehmt euch am besten ein leckeres Jausenbrot und eine Thermoskanne mit Tee mit.
Wer mehrere Tage in Seefeld und Umgebung weilt, sollte unbedingt einen Ausflug auf die andere Seite des Katzenkopfs unternehmen und im Nachbarort Leutasch auf die Loipe gehen. Im Tal kann man entspannt die Runden auf Loipen mit nur sanften Anstiegen ziehen (und immer mal wieder innehalten, um die Landschaft zu genießen). Schön ist zum Beispiel die Runde mit den Loipen A7 kombiniert A8 und, je nach Ausdauer und Ambition, vielleicht sogar A9. Am Loipeneinstieg befindet sich übrigens Polis Hütte, wo es leckere Heißgetränke und selbstgemachten Kuchen gibt – also auch ein schönes Ziel fürs Ende der Runde.
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Fazit
Seefeld ist eine Top-Langlauf-Destination. Und ein Top-Leute-gucken-Ziel. Durch die gute Lage mit dem Flughafen Innsbruck ganz in der Nähe kommen hier Wintersportfans aus aller Welt hin. Lasst Euch nach dem Sportprogramm auf der Loipe also auf keinen Fall einen Bummel durch den Ort entgehen, hier gibt es schicke Geschäfte und nette Bars. Für Wellness-Liebhaber ist ein Ausflug ins Olympiabad zu empfehlen, in der Sauna und auf den Sprudelliegen könnt ihr eure müden Muskeln erholen.
Anfängern oder Wiedereinsteigern macht es die super Infrastruktur leicht, Spaß an dem Sport zu entdecken. Ob ihr lieber auf Klassik-Ski unterwegs seid oder sportlich skaten wollt, ist natürlich euch überlassen. Ich persönliche finde den Wechsel zwischen den Langlaufarten super. Mein Tipp: Plant für den Aufenthalt am besten mehrere Tage bis eine Woche ein, gerade, wenn ihr von weiter her anreist – sonst ist man gerade voll im Langlauffieber und muss schon wieder nach Hause!
Lage
Praktische Links
- Offizielle Seite von Seefeld Tourismus
- Loipenplan und Schneebericht Seefeld
- Die besten Langlaufgebiete