Ich muss Luft holen, tauche aus dem eiskalten Wasser auf. Die Kulisse hier in den Bayerischen Alpen raubt mir den Atem fast erneut: Massive Felswände, die erst ganz unten in saftig grüne Wiesen übergehen und sich im Wasser spiegeln. Ich bin fast alleine am Obersee, hier im Berchtesgadener Land. Die kurze und leichte Wanderung beginnt mit einer Bootsfahrt über den benachbarten, viel größeren Königssee.

Lohnt sich die Wanderung zum Obersee in Oberbayern?

Der Königssee und die malerischen Kapelle St. Bartholomä mit ihren roten Zwiebeldächern sind international bekannt und ein beliebtes Fotomotiv. Doch wer weiß, dass sich in nächster Nähe, gerade mal einen Kilometer südlich des Königssees ein weiteres Juwel befindet?

Der Obersee liegt auf 613 Metern Höhe, ist bis zu 51 Meter tief und glasklar. Seit Gründung des Nationalparks Berchtesgaden 1978 darf hier nicht mehr gefischt werden – gegen ein Bad hat aber niemand etwas einzuwenden. Man erreicht den Obersee bei einer kurzen, unschweren Wanderung von der Schiffsanlegestelle Salet aus.

Fototipp: Wo ist oben, wo ist unten? Haltet die Kamera still, wartet, bis der sanfte Wind abklingt und macht das perfekte Bild von See mit den umliegenden Felswänden, die sich eins zu eins in der Wasseroberfläche spiegeln.

Anreise nach Schönau

Strecke:6,2 km
Gehzeit:2 Stunden
Höhenmeter:260 hm
Erste Hinfahrt:8 Uhr (dann im 30-
Minuten-Takt)
Letze Rückfahrt:17.40 Uhr (Sommer)

Die Tour startet mit einer Bootsfahrt über den Königssee. Los geht es am Seegelände in Schönau. Im Sommer legt das erste Boot um 8 Uhr ab, wer nur den Obersee besuchen möchte, kann aber durchaus etwas ausschlafen, denn die Tour ist eher gemütlich.

Erstmal müsst ihr aber natürlich nach Schönau kommen. Mit der Bahn dauert die Fahrt von München nach Berchtesgaden etwa 2,5 Stunden (Umstieg in Freilassing). Danach kommt ihr mit dem Bus zum Königssee (Buslinien 841, 842, 843).

Mit dem Auto von München aus nimmt man die A8 Richtung Salzburg bis zur Ausfahrt Bad Reichenhall und dann die B 20 zum Ausgangsort Königssee. Dort gibt es große, gebührenpflichtige Parkplätze.

Badekleidung nicht vergessen

Für diese Wandertour braucht ihr keine besondere Ausrüstung. Es reichen Wander-, Sport oder Trekkingschuhe und der übliche Wetterschutz. Das heißt: Sonnenhut und Sonnencreme, außerdem eine Regenjacke oder ein Regencape. Wer in den Obersee springen möchte, sollte zudem an Badekleidung und ein Handtuch denken. Proviant und genug Wasser solltet ihr ebenfalls einpacken, es sei denn ihr wollt unterwegs einkehren.

Start im wunderschönen Schönau am Königssee

Ich erreiche Schönau am Königssee an einem Sommermorgen gegen 10 Uhr. Die Frische der vergangenen Nacht liegt noch in den Tälern, aber in den Bergen wird nicht ausgeschlafen. Im bunten, durchaus auf Touristen eingestellten Ortskern der 5.600-Einwohner großen Gemeinde sind schon Verkäufer, Wanderer und Cafébetreiber unterwegs.

Wer heute Früh noch keinen Kaffee und keine Butterbrezel hatte, bekommt hier an jeder Ecke die Gelegenheit. Andere Geschäfte bieten bunte Dirndl und Strickjacken an und auch das Geschäft mit Pferdesalbe und Murmeltierfett scheint sich hier zu lohnen.

Ich merke mir ein Café zwecks Kaiserschmarrn am Nachmittag, mache mich auf den Weg zur Schiffsanlegestelle und kaufe mir ein Ticket fürs nächste Schiff nach Salet. Die rein elektronisch betriebenen Boote fahren im Halbstundentakt von Schönau nach Sankt Bartholomä und Salet.

Wetter


Die interaktive Karte zeigt, wie das Wetter aktuell am Königssee ist und die Vorhersage für die nächsten 5 Tage aussieht.

Bootsführer demonstrieren die einzigartige Akustik

Die Fahrt selbst ist schon ein Highlight des heutigen Ausflugs. Das hölzerne, schön polierte Boot gleitet fast geräuschlos durch das kristallklare Wasser. Auf der Fahrt bekommen wir schon allerhand Infos zum Königssee. Etwa, dass der bis zu 190 Meter tief ist und nur ganz selten komplett zufriert.

Der See ist umgeben von Bergen. Wenig überraschend, dass man hier eine ganz besondere Akustik hat. Traditionellerweise hält das Schiff an einer besonders geeigneten Stelle kurz an und einer der Bootsfahrer bläst in ein Flügelhorn. Die Klänge werden von der gegenüberliegenden Felswand zurückgeworfen. Früher wurde hier ein Böllerschuss abgegeben, der bis zu siebenmal widergehallt hat.

Besonders beeindruckend ist die 1.800 Meter-hohe Watzmann Ostwand, die direkt hinter dem kleinen Gemeindeteil Sankt Bartholomä in den Himmel ragt. Wir legen an. Etwa die Hälfte geht von Deck. Auf dem Rückweg möchte auch ich mir die weiße Kirche mit dem roten Zwiebeldach genauer ansehen. Eine Unterbrechung der Fahrt ist übrigens möglich.

Am Ufer startet die Wanderung

Bis nach Salet fahren wir etwa eine Stunde. Unmittelbar am Ufer befindet sich die Saletalm, die erstmalig 1912 erschlossen und 1966 ausgebaut wurde. Die Terrasse bietet heute Platz für bis zu 200 Personen. Ich bleibe jedoch auf dem breiten Wanderweg Richtung Obersee. Hier ist oft richtig was los, heute geht es aber eher ruhig zu.

Der Weg ist leicht und eben und somit auch für Ausflügler mit eingeschränkter Mobilität geeignet. Es geht vorbei an Almen, einem kleinen Bach und durch einen saftig grünen Bergmischwald. Früher waren der Königssee und der Obersee verbunden, seit einem Bergsturz im Jahr 1172 trennt sie ein etwa ein Kilometer breiter Moränenwall.

Entsprechend schnell erreichen wir den Obersee. An seiner Nordseite befindet sich ein kleines Bootshaus, das von ein paar Wanderern als Fotokulisse genutzt wird. Kinderwägen und Rollstühle kommen leider nicht weiter, denn der Wanderweg wird ab jetzt schmaler und steiler. Teilweise ist er sogar mit einem Geländer gesichert.

1.000 Meter hohe Felswände am Ufer

Weiter geht’s an der rechten Seite des Obersees, unterhalb der steilen Walchhüttenwand entlang zur Fischunkelalm. Der Weg ist teilweise ausgesetzt, aber immer gut gesichert. Immer wieder bieten sich uns tolle Fotomotive von der spiegelglatten Oberfläche des Sees.

An seinen Längsseiten ragen 1.000 Meter hohe Felswände empor, die sich im glasklaren Wasser spiegeln. Im Süden steigt das Gelände sanfter an. Dort liegt auch unser heutiges Ziel: die 500 Jahre alte Fischunkelalm. Wir erreichen sie nach etwa drei Kilometern.

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Einkehr in der Fischunkelalm

Die Fischunkelalm liegt auf einer Höhe von 620 Metern und wird von Mitte Mai bis Mitte Oktober von zwei Sennerinnen bewirtschaftet. Hier gibt es einfache Speisen und Getränke – für mich eine erfrischende Buttermilch. Während ich sie in kleinen Schlucken trinke, schaue ich Richtung Süden zur 470 Meter hohen Röthwand. Der Röthbachfall, Deutschlands höchster Wasserfall, ist auch ein tolles Wanderziel. Ich müsste jetzt einfach von hier aus weitergehen.

Ein anderes Mal. Jetzt ist erstmal Badezeit. Ich gehe ein Stück zurück, zum Südufer des Obersee, ziehe mich mit meinem Handtuch und etwas Geschick um und bin bereit. Das Wasser ist eiskalt und glasklar. Ich ziere mich ja immer ein bisschen, wenn es kalt wird und tänzle erstmal eine Weile im Uferbereich herum. Okay, eins, zwei, drei. Untertauchen lohnt sich schon alleine für den atemberaubenden Blick, wenn man wieder aus dem Wasser hervorkommt. Tausend Meter hohe Felswände, die sich perfekt in der Wasseroberfläche spiegeln. Nur gebrochen durch die Wellen, die ich selbst verursacht habe.

Zurück geht es auf demselben Weg, auf dem wir gekommen sind. Aber wir haben Zeit. Der Obersee ist perfekt, um hier sein Picknick auszubreiten, ein Buch herauszuziehen und ein wenig zu verweilen. Nur das letzte Boot dürfen wir nicht verpassen.

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Fazit

Es muss nicht immer eine tagesfüllende Wanderung sein, wir müssen nicht immer tausend Höhenmeter aufsteigen. Die Tour zum Obersee ist ein schöner, eher entspannter Ausflug mit tollen Ausblicken auf eines der schönsten Naturparadiese Deutschlands. Euch erwarten eine Fahrt auf dem Königssee, Blick auf die Watzmann-Ostwand und ein Bad im glasklaren Wasser.

Auf dem Rückweg kann man noch das idyllische Sankt Bartholomä besuchen und vielleicht eine Königssee-Forelle verspeisen. Wer noch Puste hat, geht von der Fischunkelalm weiter zum Röthbachfall oder macht nach von Sankt Bartholomä aus noch eine Wandertour zur Eiskapelle.

Lage

Praktische Links

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