Die ersten Spuren in den frischen Schnee zu stapfen, kann volle Energie und herrliche Ruhe gleichzeitig bringen. Es lohnt sich also, auch im Winter wandern zu gehen. Winterwanderungen sind allerdings keine Spaziergänge, sondern Touren mit einer Gehzeit von mehreren Stunden. Wer sich der Herausforderung stellt, sollte daher einige Vorbereitungen treffen sowie bestimmte Regeln in der freien Natur und Technik-Tipps beachten.

Was muss ich beim Winterwandern beachten?

© Eisacktal Toursimus / Hannes Niederkofler

Winterwanderungen führen in der Regel auf verschneiten und präparierten Wegen durch herrliche Winterlandschaften. Es gibt Routen im Tal, aber auch in höheren gebirgigen Regionen, die allerdings nicht unterschätzt werden sollten. Besondere Faktoren wie der verschneite Untergrund mit teilweise vereisten Stellen, Kälte und kürzere Tage führen zu herausfordernden Bedingungen.

Mit einer guten Vorbereitung, einem Bewusstsein sowie Umgang für mögliche Gefahren und der richtigen Technik, bietet die eher sanfte Sportart aber neben einzigartigen Erlebnissen auch viele gesundheitliche Vorteile. Denn der Kreislauf und das Immunsystem werden dabei gestärkt. Wer also Entschleunigung sucht und dabei aktiv bleiben will, sollte sich auf den Winterwanderweg machen.

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Instatipp: Fotos und Videos sind eine schöne Erinnerung an die Winterwanderung. Hier muss die Sicherheit aber immer im Vordergrund stehen. Falls es also kritisch wird, lieber auf das Foto verzichten und auf den Weg achten und diesen ohne Ortskenntnis nicht verlassen.

1. Tourenplanung: Die richtige Route wählen

In vielen Ortschaften gibt es speziell geräumte oder gewalzte Wege für Winterwanderungen. Strecke und Höhenmeter werden durch den Schnee und das rutschige Eis allerdings schwieriger zu gehen und kosten jede Menge Kraft sowie gute Ausdauer und Kondition sind gefordert. Daher ist die richtige Routenwahl entscheidend und sollte so geplant sein, dass man zeitlich und körperlich nicht überfordert ist. Außerdem können variierende Wetterbedingungen die Tour schwieriger machen und ihr seid langsamer.

Bevor es losgeht, informiert ihr am besten noch Verwandte oder Freunde über die Tour. Sie sollten über die geplante Route und Rückkehrzeit Bescheid wissen, um im Notfall die Rettung rufen zu können.

2. Kleidung: Wie ziehe ich mich richtig an?

Besonders eignet sich das bekannte Zwiebelprinzip. Zum einen variieren die Temperaturen im Tal und am Berg, zum anderen verändert sich aber auch eure eigene Körpertemperatur beim Gehen und Pausieren. Je nach Außentemperatur könnt ihr mit Handschuhen, Mütze, einer Schicht langer Unterwäsche, ein leichtes Fleece oder eine Softshell-Jacke und einer wasserdichten Hose starten.

Im Rucksack habt ihr dann noch ein Wechselshirt, eine isolierte Jacke (z.B. Daune) und bei schlechtem Wetter eine Fleecehose sowie eine wasserdichte Hardshell-Jacke. Angepasst an eure eigene Aktivität oder die Wind- und Schneeverhältnisse könnt ihr eine Schicht aus- oder anziehen bzw. wechseln. Die Wanderschuhe sollten über eine gute Profilsohle verfügen und gegen Nässe imprägniert sein.

3. Ausrüstung: Das gehört in den Rucksack

Einige Dinge sollten in deinem Rucksack unabhängig von der Länge der Wanderung auf keinen Fall fehlen. Dazu gehört das Erste-Hilfe-Set. Mittlerweile gibt es bereits zusammengestellte Sets, bestehend aus einer Rettungsdecke, Pflaster, Mullbinden, Schere und Handschuhe zur Erstversorgung von Wunden sowie ein Dreieckstuch. Denkt auch an ein vollgeladenes Handy und eine Powerbank zum Absetzen eines Notrufs.

  • Erste-Hilfe-Set
  • Wanderkarte
  • Handy
  • Wasser/Tee
  • Brotzeitbox
  • Hardshell-Jacke
  • Daunenjacke
  • Wechselshirt
  • Mütze
  • Handschuhe
  • Grödeln
  • Sonnenbrille
  • Sonnencreme
  • Personalausweis
  • Stirnlampe
  • Sitzkissen
  • Bargeld

4. Wärmeerhalt: Auf Unfälle vorbereiten

Ein Unfall ist schnell passiert und die Folgen sind teils schmerzhaft und langwierig. Wichtig ist es deshalb, sich auf mögliche Gefahren im Winter einzustellen. Speichere dir für den Notfall die entsprechenden Rufnummern in dein Handy ein, um Hilfe rufen und schnell Auskunft über die Fragen Wo? Was? Wann? Welche Verletzung? Wie viele? geben zu können.

Merke dir auf der Wanderung am besten immer wieder einzelne Wegpunkte. In einer Notsituation ist nämlich nur das abrufbar, was wirklich stark eingeprägt ist. Auch solltest du dir über die alpinen Notsignale sowie die Verständigung der Flugrettung bewusst sein, um schnell gefunden werden zu können.

Notsignale

Alpines Notsignal:6 x pro Minute optisches oder akustisches Zeichen
Verständigung bei Flugrettung:erhobene Arme: Y=Yes (Ich brauche Hilfe)
ein Arm erhoben, einer gesenkt: N=No (Ich brauche keine Hilfe)
Europaweiter Notruf:112
Bergrettung Österreich140

Ein unentbehrlicher Helfer im Winter ist außerdem die Rettungsdecke. Sie dient dazu, verunglückte Personen vor Unterkühlung, Nässe und Wind zu schützen. Die silberne Seite wird hier um die Person gewickelt und kann durch die Reflexion der Körperwärmestrahlung Wärme spenden. Zusätzlich dient die goldene Seite als eine Art Signal für Rettungskräfte.

5. Kondition: Kraft einteilen

Ökonomisch und rhythmisch langsam gehen ist hier das A und O. Ihr solltet euch, wie auch im Sommer, die Kraft einteilen. Im Winter ist das Stapfen durch den Tiefschnee allerdings mühsamer und eure Trittsicherheit ist besonders gefordert.

Nehmt euch also die Zeit und gewöhnt euch beim Start an die Bewegung und probiert das Gehen im Schnee erstmal aus. Wenn ihr warm gelaufen seid, könnt ihr das Tempo steigern. Beim Bergaufgehen, schaltet ihr dann wieder einen Gang runter. Macht kleine Schritte, so lauft ihr eher im Ausdauer- als im Kraftbereich und ihr haltet länger durch. Grundsätzlich gilt, wer schwitzt und sich nicht mehr unterhalten kann, geht zu schnell.

6. Gehtechnik: Stufen in den Schnee treten

Lerne daher im Schnee auf- und abzusteigen. Kleine und kontrolliert gesetzte Schritte helfen dir sicher voran zu kommen. Beim Bergaufgehen kannst du kleine Stufen in den Schnee treten. Beim Bergabgehen könnt ihr mit euren Schuhen in den Schnee eintauchen bzw. rutschen. Dabei sollten eure Knie immer leicht gebeugt sein, damit ihr euch nicht verletzt. Wer nicht rutschen möchte, kann mit den Hacken Stufen in den Schnee treten.

Beachte, dass sich die Schwierigkeit der Wanderwege im Laufe der Gehzeit stark verändern kann. Wenn ihr im Aufstieg noch auf einem hart gefrorenen Pfad vorangekommen seid, kann dieser im Abstieg butterweich sein und ihr versinkt plötzlich an Stellen, an denen man es nicht erwarten würde.

7. Hilfsmittel: Grödeln & Stöcke benutzen

Durch Niederschläge in Form von Schnee oder Regen kann schnell Glatteis entstehen. Auch fester Schnee oder verborgene feuchte Wurzeln können zu einem unberechenbaren Unfall führen. Deshalb gilt hier vorsichtig und vorausschauend zu gehen. Verwendet gegebenenfalls Grödeln, die ihr euch um den Wanderschuh schnallen könnt. Sie geben durch ihre Zacken stabilen Halt auf dem gefrorenen, vereisten Schnee oder Harsch.

Zur Untersützung könnt ihr dann noch Wanderstöcke mit Wintertellern nutzen. Beim Bergaufgehen werden sie kürzer genommen, so dass du dich mit den Stöcken hoch ziehen kannst. Beim Bergabgehen verlängert ihr die Stöcke, so dass ihr euch darauf abstützen könnt. Eure Unterarme sollten bei aufgesetztem Stock deutlich nach oben zeigen.

8. Verpflegung: Regelmäßig trinken

© Mikhail

In der kalten Jahreszeit empfiehlt es sich, mehrere kurze als lange Pausen zu machen. Nach der Anstrengung kühlt ihr nämlich relativ schnell ab und solltet schneller wieder in Bewegung kommen. Auch wenn ihr im Winter weniger schwitzt und geringeren Durst verspürt, sind regelmäßige Trinkpausen enorm wichtig, um nicht an Leistungsfähigkeit zu verlieren. Ein guter Richtwert ist alle 20-30 Minuten ein paar Schlucke zu trinken.

Am besten eignet sich warmer Tee in einer Thermoskanne. Weitere Energielieferanten wie kohlenhydratreiche Lebensmittel (belegtes Brot oder Nüsse) sollten in eurem Rucksack auch nicht fehlen. Eine weitere Herausforderung ist es, im Schnee einen geeigneten Sitzplatz zu finden. Nehmt dafür vorzugsweise ein leicht isoliertes Sitzkissen mit.

9. Wetterbericht: Die Tage sind kürzer

In den kalten Monaten wird es nicht nur später hell, sondern auch früher dunkel. Daher ist es umso wichtiger vor und während der Wanderung die verfügbare Zeit richtig zu managen und eine angemessene Zeitreserve einzuplanen.

Setzt euch im Vorfeld unbedingt mit dem Wetter auseinander, um euch auf die entsprechenden Bedingungen wie Sicht, Wind, Temperatur und Niederschlag während der Wanderung einzustellen. Vor allem bei Neuschnee kann die Tour deutlich länger dauern, denn die ersten Spuren in den Schnee zu stapfen, ist mühsam und erfordert mehr Anstrengung. Wer einen Puffer von 2 Stunden berücksichtigt hat, wird am Ende froh sein, im Hellen wieder am Startpunkt zu sein.

10. Naturschutz: Auf dem Weg bleiben

© Jenny Sturm

Respektiere die Ruhe- und Rückzugsbereiche von Wildtieren, indem du nur markierte Wege nutzt. Die Tiere sind in den Wintermonaten besonders auf ihre Verstecke angewiesen, da sie sich zur Winterruhe, zum Winterschlaf oder sogar zur Winterstarre zurückziehen. Werden sie gestört oder geweckt, kostet das viel Energie und kann sogar den Tod der Tiere bedeuten.

Vermeidet es Nachts, in der Morgen- oder Abenddämmerung wandern zu gehen und erst recht eine Stirnlampe zu nutzen. Zu dieser Zeit sind die Wildtiere besonders störanfällig. Das helle, künstliche Licht kann zu einem gestörten Verhalten führen und die Gesundheit der Tiere schädigen.

11. Rücksicht: Loipen nicht zertreten

Viele Winterwanderrouten im Tal führen entlang von gespurten Loipen. Benutzt die Spuren aus Höflichkeit nicht zum Winterwandern. Die Spurrillen bieten den Langlaufskiern eine Führung, um gut voran zu kommen. Sind die Spuren allerdings zertreten, kann die optimale Technik nicht mehr korrekt ausgeführt werden.

Das gleiche gilt auch für Skating-Strecken oder Aufstiegsspuren von Tourengehern. Vorsicht, wenn ihr mal eine Skipiste kreuzen müsst, denn die Skifahrer haben stets Vorrang. Hier gilt bei freier Sicht, trittsicher und zügig zu queren. An Engstellen hat der Gegenverkehr aus dem Tal stets Vorrang.

12. Lawinen: Gefahr im freien Gelände

Bei anspruchsvollen, alpinistischen Touren, die abseits von präparierten Winterwanderwegen entlang führen, stellen Lawinen eine der größten Gefahren im Winter dar. In diesem Fall solltet ihr unbedingt eine Lawinenausrüstung dabei haben und auch damit umgehen können. Die Notfallausrüstung beinhaltet ein LVS-Gerät, eine Schaufel und eine Sonde.

Lest vor eurer Bergtour den aktuellen Lawinenlagebericht. Die allgemeine Gefahrenlage wird von gering (1) bis sehr groß (5) eingestuft. Beachtet, dass diese Stufen nicht nur regional angepasst werden, sondern sich auch mit zunehmenden Höhenmetern oder einer Differenzierung von Vormittag zu Nachmittag unterscheiden. Wem das alles noch unbekannt ist, macht am besten einen Lawinenkurs bei einem geprüften Bergführer. Für alle anderen ist es notwendig, das Wissen zu wiederholen und zu üben.

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