Der Kilimandscharo ist der höchste Berg der Welt, den man ohne alpinistische Fähigkeiten besteigen kann. Ein Selbstläufer ist der Aufstieg auf den Uhuru-Peak mit seiner Höhe von 5.895 Metern trotzdem nicht. Mit ein bisschen Vorbereitung, dem richtigen Equipment und einem tollen Team kann es aber gelingen. Die Nacht vor unserem Aufbruch habe ich in einem Bungalow nahe dem Startpunkt verbracht, um mich an die dünner werdende Luft zu gewöhnen.
Lohnt sich die Tour auf den Kilimandscharo in Tansania?





Eine Kilimandscharo-Besteigung ist eine herausfordernde Angelegenheit und sollte gut geplant werden. Für die Tour selbst müsst ihr, je nach Veranstalter und Komfort, zwischen 1.500 und 5.000 Euro einplanen. Der Tarif beinhaltet in der Regel den Transfer vom Flughafen zu eurer Unterkunft, die Ausrüstung, die Gebühr für den Nationalpark, die Campingplätze sowie den Lohn für euren Führer, die vielen Träger und alle Mahlzeiten. Plant aber unbedingt noch ein ordentliches Trinkgeld für eure Crew ein, denn der Guide, die Köche und die Träger verdienen nicht viel und sind auf euer Trinkgeld angewiesen.
Fototipp: Die Camping-Plätze entlang der jeweiligen Route liegen fast alle so schön, dass sich Fotos lohnen. Oft ist der Gipfel zu sehen oder es bietet sich euch ein atemberaubender Blick von oben auf die Wolken hinab. Der Aufstieg zum Gipfel erfolgt nachts, sodass ihr zum Sonnenaufgang ein tolles Panorama zu sehen bekommt. Ansonsten ist natürlich ein Bild am Uhuru-Peak ein absolutes Muss!
Anreise zum Ausgangspunkt der Bergtour am Kilimandscharo
Ausgangspunkt: | Machame Gate |
Gipfel: | 5.895 m |
Höhenmeter: | 11.100 m (Auf- und Abstieg) |
Schwierigkeit: | keine alpinistische Vorerfahrung nötig |
Dauer: | 6 bis 8 Tage (ganze Tour) |
Um zum Kilimandscharo zu gelangen, fliegt ihr zum Kilimandscharo-Airport in Tansania. Immer wieder bieten deutsche Airlines saisonal Direktflüge von Frankfurt aus an. Ansonsten könnt ihr euch beispielsweise für einen Flug mit KLM über Amsterdam oder über die arabischen Länder entscheiden. Tipp: Es lohnt sich, Flüge nach Nairobi zu prüfen, da ein Transfer von dort gerade in der Hochsaison günstiger sein kann. Zum Machame Gate gelangt ihr dann direkt von den Hotels aus via Bustransfer.
Die richtige Ausrüstung zur Besteigung
Grundsätzlich besteht in der Regel auch die Möglichkeit vom Stiefel bis zum Rucksack alles vom Reiseveranstalter auszuleihen, insbesondere das Zelt und den Schlafsack. Vor allem Schuhe und passende Kleidung solltet ihr am Berg unbedingt selbst dabeihaben, damit ihr keine Blasen an den Füßen bekommt und euch bei der Tour wohlfühlt. Unbedingt benötigt werden:
- Knöchelhohe Bergschuhe mit Profil für die Tour sowie bequemere Turnschuhe für die Zeit im Camp
- Zelt und Schlafsack mit einer Komfortzone bis zu minus 15 Grad
- Sonnenbrille mit UV-Schutz
- Trekkingstöcke, am besten Teleskopstöcke
- Stirn- und Taschenlampe samt Ersatzbatterien für den Aufstieg zum Gipfel in der Dunkelheit sowie die Nacht im Zelt und am Campingplatz
- Sonnenschutz und Kopfbedeckung
- Verschiedene Jacken für die vier Klimazonen, die ihr durchqueren werdet – besonders wichtig: eine Schneejacke und eine wasserabweisende Jacke für Regentage
- Einen Tagesrucksack mit einem Volumen von 20 bis 30 Litern
Am Machame Gate gehts endlich los
Ich habe mich für die Machame Route, auch Whiskey-Route genannt, entschieden. Hier seid ihr zwar definitiv nicht allein unterwegs, aber die Tour ist wirklich umwerfend schön und sie wird das ganze Jahr über angeboten. Es gibt noch weitere alternative Touren. Dazu später mehr.
Das Abenteuer beginnt am Machame Gate auf 1.840 Metern. Hier bringt mich ein Bus hin, der schon mit reichlich Equipment und Nahrungsmitteln für eine Woche gefüllt ist. Die Guides, die Köche und die Träger begrüßen mich. Insgesamt sind wir zehn Leute. Am ersten Tag geht es auf befestigten Wegen durch den Urwald. Neben Mückenspray solltet ihr insbesondere luftige Kleidung dabeihaben, weil die Luftfeuchtigkeit extrem hoch ist und ihr allein deswegen schon schwitzen werdet. Wenn ihr spätnachmittags am Machame Camp ankommt, habt ihr am ersten Tag 1.170 Höhenmeter gutgemacht und den Urwald hinter euch gelassen. Das Camp befindet sich schön gelegen in einer Buschlandschaft.
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Die Kilimandscharo-Besteigung: Abwechslung pur
An den Folgetagen wird die Buschlandschaft zum Moor, das Moor zur Steinwüste und die Steinwüste zur Eiswüste, bis ihr irgendwann ganz oben ankommt. Die Wege werden zu Trampelpfaden und oft hätte ich ohne Good Luck, meinem Führer, gar nicht gewusst, wo ich langlaufen muss. Während die Aussicht immer beeindruckender und die Kleidung immer dicker wird, kommen zwischenzeitlich Zweifel: Schaffe ich es bis ganz nach oben? Der Gipfel sieht immer noch furchtbar weit weg aus und mich plagen Kopfschmerzen. Aber die Landschaft entschädigt für alles.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn ihr euer Mittagessen in der Sonne genießt und eine Minute später alles im Nichts verschwindet, weil ihr mitten in einer Wolke sitzt. Denkt daran, viel zu trinken. Gönnt euch Ruhepausen und lacht nicht über das „pole pole“ (Swahili für: „langsam, langsam“) eures Guides. Er kennt den Berg sehr gut und weiß, wie es mit der Besteigung klappt.
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Die letzten Meter zum Gipfel: Der Uhuru Peak
Die letzte Etappe vom Barafu Camp (4.640 Meter) bis zum Uhuru Peak (5.895 Meter) ist am härtesten. Es geht mitten in der Nacht los. Obwohl ich mit Schneehose, Jacke und Mütze in meinem Schlafsack gesteckt bin, habe ich vor lauter Erschöpfung wie ein Baby geschlafen, in der Eiseskälte. Sogar der Reißverschluss des Zeltes war eingefroren. Good Luck hat ihn von außen mit einem Feuerzeug angetaut, sodass ich aus meinem Zelt kriechen konnte.
Mit Taschenlampe und dick eingepackt geht es in engen Serpentinen nach oben. Gut, dass ich in der Dunkelheit nicht sehen konnte, wie weit es immer noch ist. Pünktlich zum Sonnenaufgang haben wir unser Frühstück am Stella Point auf 5.756 Metern eingenommen, während unter uns ein Flugzeug vorbeigeflogen ist.
Vom Stella Point bis zum Uhuru Peak ist es nicht mehr weit. Ihr müsst die letzte Nacht überstehen – dann habt ihr es geschafft. Oben, am Gipfel, folgt dann das obligatorische Foto. Bis auf das Gipfelschild, Geröll und ein bisschen Eis, ist da oben nicht viel. Nach einer Weile geht es mit dem Abstieg über die Mweka Route weiter, die lediglich dazu dient, wieder herunterzukommen.
Alle Wanderrouten auf den Kilimandscharo in Tansania
Hier findet ihr eine Übersicht über alle möglichen Wanderrouten auf den Kilimandscharo.
Route | Schwierigkeit | Distanz | Dauer | Schlafen | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|---|
Marangu | vergleichsweise einfach, aber nicht zu unterschätzen | 72 km | 6 Tage | Hütten (in der Regenzeit beliebt) | kleinere Wege, steile Strecken werden umgangen, sehr beliebt, Beiname „Coca Cola-Route“ |
Machame | moderat, aber steiler als Marangu | 62 km | 7 Tage | Zelt | beliebteste Route, besonders schön, sehr abwechslungsreiches Terrain, gute Akklimatisierungsmöglichkeiten: man steigt hoch und schläft niedrig, Beiname „Whiskey-Route“, da deutlich steiler und schwieriger als Marangu |
Lemosho | anspruchsvoll, da sie tiefer startet als die anderen | 70 km | 8 Tage | Zelt | abwechslungsreich, verschmilzt weiter oben mit Machame Route, wo es dann voller auf den Wegen wird, hohe Erfolgschancen wegen des tieferen Starts und der guten Akklimatisierungsmöglichkeiten |
Rongai | im Verhältnis moderat | 73 km | 7 Tage | Hütten und Zelt | Geheimtipp: hohe Artenvielfalt mit Antilopen, Elefanten und Büffeln, dafür etwas weniger Pflanzen als bei Machame, kreuzt ab Kibo Camp mit Marangu wo es dann voller auf den Wegen wird |
Umbwe | vergleichsweise schwer bis sehr schwer | 53 km | 6 Tage | Zelt | anspruchsvollste Route, vorheriges Höhentraining und gute sportliche Verfassung ratsam, extrem steil, wenig Akklimatisierungsmöglichkeiten, geringere Erfolgschancen, aber: unberührte Natur und wenig Touristen |
Fazit
Je nachdem, für welche Route ihr euch entscheidet, müsst ihr sechs bis acht Tage einplanen. Nicht das Gelände ist es, was die Kilimandscharo-Besteigung selbst für junge Tourengeher zu einer echten Herausforderung macht, sondern die große Höhe, der stetig sinkende Sauerstoffgehalt in der Luft und die täglich wechselnden Klimabedingungen bei gleichzeitig hoher körperlicher Belastung. Egal wie alt ihr seid: Wer häufig in den Alpen oder in unseren deutschen Mittelgebirgen wandert, hat deswegen Vorteile. Ansonsten empfehle ich einen ausgiebigen Alpenaufenthalt, bevor es Richtung Tansania geht. Sicher ist: Ihr werdet mit einer beeindruckenden Landschaft belohnt und wacht jeden Tag in einer völlig neuen Welt auf.
Lage
Praktische Links
- Wanderkarte mit GPS-Daten der Tour
- Tansania: Reise- und Sicherheitshinweise
- 15 (warme) Reiseziele für den Winterurlaub
Yves Simon ist Journalist und professioneller Sprecher aus Nürnberg. Seine Stimme kennt ihr aus dem Radio (Antenne Bayern, Rock Antenne, nrw1 u.a.), Fernsehen (Sat.1) oder aus Hörbüchern. Yves ist beruflich und privat sehr viel unterwegs und schreibt für Home of Travel von seinen Abenteuern auf Reisen.