Direkt vor der schwedischen Hauptstadt Stockholm liegt ein kleines Paradies: der Stockholmer Schärengarten. Rund 30.000 kleine und größere Inseln gehören zu dem malerischen Archipel in der Ostsee. In unmittelbarer Nähe zur Stadt sind die Schären voller typisch schwedischer Ferienhäuser, in denen die Stockholmer Bevölkerung gerne die langen Sommerferien verbringt. Weiter draußen wird der Schärengarten mehr zum Naturparadies und bietet Ruhe und Abgeschiedenheit für Mensch und Tier. Wer hier mit der Fähre oder dem Kajak unterwegs ist, kann versteckte Sandstrände, unberührte Wälder und karge Felsformationen finden. Ich nehme euch mit zu einem der schönsten Orte Schwedens.

Lohnt sich ein Besuch des Stockholmer Schärengarten?

Die einzigartige Insellandschaft erstreckt sich kilometerweit in die Ostsee und bietet eine beeindruckende landschaftliche Vielfalt. Nur 150 der grünen Inseln sind das ganze Jahr über bewohnt, denn das Leben hier ist recht einfach und gerade im dunklen schwedischen Winter entbehrungsreich. So sind auf den Schären Komposttoiletten und Außenduschen die Regel, ein funktionierender Warmwasseranschluss ist Seltenheit. Im Sommer jedoch verzehnfacht sich die Einwohnerzahl, denn dann pulsiert hier das Leben, das überwiegend draußen am oder im Wasser stattfindet.

An Aktivitäten mangelt es nicht: an jeder Ecke finden sich Badefelsen oder Sandbuchten, die dichten Wälder laden zum Wandern ein und die Ostsee ist ein Paradies für Wassersportler. Viele sind hier mit dem Segelboot unterwegs oder unternehmen Touren mit dem Seakajak. Durch das schwedische „Jedermannsrecht“ ist es auch möglich, mit Kajak und Zelt mehrere Tage durch das Schärenmeer zu fahren und sein Zelt abends dort aufzuschlagen, wo es einem besonders gefällt. Auf den meisten Inseln gibt es offizielle Feuerstellen zum Grillen und für Lagerfeuer. Ein wahres Paradies für einen besonderen Campingurlaub (vorher sollte man sich natürlich mit den Grundregeln des Jedermannsrechts vertraut machen, denn ein paar Dinge sind beim Wildcampen schon zu beachten, um die Natur vor Ort zu schützen). Es ist aber auch gut möglich, für längere Zeit ein Ferienhaus zu mieten oder die Schären von Stockholm aus mit der Fähre für einen Tagesausflug zu besuchen. 

Fototipp: Das ganze Schärengebiet eignet sich hervorragend für tolle Naturfotografien. Ganz besonders das Abendlicht bietet eine besondere Fotoatmosphäre, vor der sich die kleinen Inseln im spiegelglatten Wasser der Ostsee ablichten lassen.

Anreise zum Schärengarten vor Stockholm

Lage:Archipel vor Stockholm
Anreise:Fähre ab Stockholm
Must-Do:Kajak fahren
Einkehrtipp:Möja Värdshus
Besonderheit:Jedermannsrecht

Auf die Schären selbst gelangt man am besten mit den Fähren des Unternehmens Waxholmsbolaget. Sowohl direkt aus der Stockholmer Altstadt als auch von Anlegern weiter draußen gibt es die Möglichkeit, in regelmäßigen Abständen eine Fähre zu nehmen. Am besten ersichtlich wird der Fahrplan in der Waxholmsbolaget-App, denn teilweise ist es notwendig, im Vorhinein anzugeben, dass man zu einer bestimmten Insel fahren möchte.

Tickets gibt es an Bord oder als Wochen-Pass. Die Fähren halten an vielen Anlegern und sind nicht sonderlich schnell, wenn man nicht gerade auf die südlichsten Inseln (z. B. das bekannte Dalarö) möchte, dann kann die Fahrt schon so 2 bis 3 Stunden dauern. Die Ausblicke vom Sonnendeck sind allerdings fantastisch und auf den meisten Fähren gibt es Kaffee und Zimtschnecken zu erschwinglichen Preisen! Wir sind mit dem Auto bis zum Anleger Sollenkroka gefahren und haben von da aus die kleineren, weniger touristischen Boote genommen. Dadurch konnten wir die Fahrtzeit zu unserer Insel Södra Stavsudda auf eine halbe Stunde begrenzen.

Die Anreise von Deutschland nach Schweden kann sowohl mit dem Auto, dem Zug, den Fähren der Stena Line oder mit dem Flugzeug über den Stockholmer Flughafen erfolgen.

Campingequipment und Kajak leihen

Vor der Anreise sollte man sich genau überlegen, welche Aktivitäten vor Ort geplant sind. Für einen mehrtägigen Campingurlaub mit dem Kajak muss schließlich eine andere Ausrüstung mitgebracht werden als für einen Städtetrip nach Stockholm mit einem kurzen Besuch der Schären. Die meisten Kajakverleihs vermieten aber auch Campingequipment. In Schweden ist es sowieso üblich, eine Feuerschale und einen Klappspaten zum Kajak oder Kanu dazuzubekommen. Größtenteils gibt es auch eine spezielle Karte mit eingezeichneten Naturschutzgebieten und Rastplätzen sowie eine genaue Einführung in die Regeln des Jedermannsrechts. Kajakverleihs findet man an den meisten größeren Anlegern, z. B. in Sollenkroka, aber auch auf größeren Inseln wie Dalarö oder Möja. Vorher unbedingt anrufen und klären, ob jemand da ist und Kajaks verfügbar sind. Für jede Art des Sommerurlaubs in Schweden ist außerdem Mückenschutz unverzichtbar und warme Kleidung für die meist recht frischen Nächte.

Abgeschiedenheit auf Södra Stavsudda

Wir haben uns dazu entschieden, eine ganze Woche im Schärengarten zu verbringen. Von der Insel Södra Stavsudda aus konnten wir mit den Fähren die umliegenden Inseln erkunden. Södra selbst ist eine sehr untouristische, abgeschiedene Insel, auf der es keine Straßen oder festen Wege gibt. Stattdessen führen kleine Trampelpfade vom Anleger in eine kleine Siedlung hölzerner Häuschen, die – meist mit eigenen Stegen ausgestattet – einen wunderbaren Blick auf das Wasser bieten.

Ein Großteil der Insel ist von dichtem Wald bewachsen und steht unter Naturschutz. Ohne existierende Karte oder große Hinweisschilder ist es bereits abenteuerlich, die kleinen Wanderpfade entlangzulaufen und die Insel zu entdecken – über mehrere Tage haben wir so verschiedenen Ufer, Felsklippen, Lichtungen und Badebuchten entdeckt. Besonders schön ist ein Sandstrand am anderen Ende der Insel, dessen Bucht die meiste Zeit über völlig einsam war. Die Bucht ist auch für Kajaker ein Paradies, die dort ihr Zelt aufschlagen und die Feuerstelle benutzen können. 

Tagesausflug zum Wandern auf die Insel Möja

Ein lohnender Tagesausflug ist auf jeden Fall die große Insel Möja, die geografisch gesehen exakt in der Mitte von Stockholms Schären liegt. Die Insel ist bereits seit mehreren hundert Jahren bevölkert und hat eine spannende Geschichte, die vor Ort durch Infotafeln, das Heimatmuseum und die historische Kirche erforscht werden kann. Die Einwohner bestritten ihren Lebensunterhalt ursprünglich durch traditionellen Fischfang und Landwirtschaft. Erst seit den 1950er-Jahren entwickelte sich Möja mehr und mehr zur Freizeitinsel. Heute leben dort ganzjährig 300 Menschen. Es gibt eine Straße, die einmal um die Insel herumführt, eine Schule und sogar einen Supermarkt – ein ungewohnter Anblick, wenn man von den kleinen, völlig abgeschirmten Schären kommt.

Obwohl Möja auf den ersten Blick nicht den gleichen Charme und die natürliche Schönheit wie die kleinen Inseln verströmt, so bietet die Insel doch viele Möglichkeiten für Aktivitäten und Erlebnisse. Hier gibt es z. B. einen gut ausgestatteten Kajak und SUP-Verleih, weswegen sich Möja auch als Ausgangspunkt für längere Touren eignet. Zudem lockt die Insel mit kulinarischen Angeboten: direkt am kleinen Hafen gelegen gibt es das große Restaurant Värdshus mit traditionellen Speisen, frisch gezapftem Bier und einem gemütlichen Außenbereich im Grünen. Bedingt durch die aufwändige Infrastruktur in den Schären sind die Preise vergleichsweise hoch, doch das typisch schwedische Krabbenbrot räkmacka ist wirklich zu empfehlen. Ein weiteres kulinarisches Highlight war die Bäckerei direkt gegenüber, deren frische Zimtschnecken wir als Proviant mit auf unsere Wanderung genommen haben.

Möja bietet nämlich die Möglichkeit einer tollen langen Wanderung quer über die Insel: Der nördliche Teil steht unter Naturschutz und bietet so einen Rückzugsort für zahlreiche Vögel, aber auch Elche und Rehe. Ein wunderschöner Wanderweg durch das Björndalen Naturreservat führt über kleine Pfade und Holzbohlen vorbei an drei versteckten Süßwasserseen und bietet immer wieder schöne Orte zum Verweilen. Für die Wanderung sind aber schon 4 bis 5 Stunden einzuplanen. Alternativ ist es möglich, sich in Möja Berg Fahrräder zu leihen und direkt bis zum Naturschutzgebiet zu fahren und nur noch einen kurzen Weg zu den Seen zu gehen. 

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Fazit

Der Stockholmer Schärengarten ist landschaftlich unvergleichlich und bietet den Raum für zahlreiche Bedürfnisse: sowohl Ruhesuchende als auch Wassersportbegeisterte kommen hier auf ihre Kosten. Neben der beschriebenen Empfehlung, Seekajaks zu nutzen, kann es auch eine tolle Option sein, das Gebiet mit dem Segel- oder Motorboot zu durchqueren. Auch hierfür gibt es vor Ort Anbieter, es ist allerdings ein deutlich größeres Budget einzuplanen. 
Durch die schiere Größe ist es sowohl mit dem Kajak als auch mit der Fähre problemlos möglich, die perfekte Insel für die eigenen Bedürfnisse zu finden und das Erkunden verschiedener Inseln an sich ist bereits spannend. Wem Wildcampen oder einfache Holzhäuser als Unterkünfte nicht komfortabel genug sind, der kann sich in Stockholm einquartieren und die zahlreichen Angebote der schwedischen Hauptstadt nutzen – und dann ein, zwei Tagesausflüge in die Schären machen, die sich auf jeden Fall lohnen. 

Oder ihr macht es andersherum: Einen Ausflug mit der Fähre in die schwedische Hauptstadt. Aufgrund des vielen Wasser in der Stadt wird Stockholm oft als Venedig des Nordens beschrieben. Dadurch, dass die Stadt auf 14 Inseln gebaut ist, entsteht auch dieses besondere Flair, dass einen Besuch besonders in warmen Sommermonaten attraktiv macht. Von den Must-Sees, wie der Altstadt Gamla Stan bis zu den alternativen Vierteln voller Cafés und Designerläden, wie Södermalm, hat Stockholm wahnsinnig viel zu bieten. Auch das Stockholmer Schloss oder die bekannten Museen wie das Skansen sind spannende Ausflugsziele. Wer nur einen Tag Zeit hat, kann aber auch einfach durch die Altstadt schlendern, das Stockholmer Flair entdecken und es sich bei der klassischen schwedischen Fika im Café gut gehen lassen.  

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