Ich halte mich am riesigen Gipfelkreuz des Monte Cornon (2.189 m) fest und schaue über den Abhang hinweg. Hier im Latemar-Massiv in Trentino geht es steil nach unten. Die Felswand, die ich hinunterblicke, ist mehrere hundert Meter hoch. Und so habe ich einen sensationellen Blick über weite Teile des Val di Fiemme und einige der bekanntesten Gipfel der Alpen. Es ist der perfekte Ort, um abzuschalten. Ein wahrer Kraftplatz in den Dolomiten.

Wanderung zum Monte Cornon im Latemar-Massiv

Der Latemar ist eines der kleinsten Massive in den Dolomiten. Die Gebirgsgruppe erstreckt sich von Südtirol bis nach Trentino. Bekannt ist die Latemar-Gruppe für die steinernen Felstürme, die schroff in die Höhe ragen. Höchster Punkt ist der 2.842 m hohe Gipfel des Diamantiditurm.

Vom Val di Fiemme, genauer gesagt aus Pampeago, sind die eher unbekannten Ausläufer der Gruppe zu erreichen. Genau diese Region wollen wir uns genauer ansehen. So starten wir auf die 11 km lange Wanderung zum Gipfelkreuz am Monte Cornon im südlichen, eher hügeligen Teil des Latemar.

Instatipp: Der höchste Punkt der Tour ist nicht am Kreuz, sondern befindet sich am Bergkamm, den ihr auf dem Rückweg überschreitet. Am Dos dei Branchi habt ihr einen tollen 360-Grad-Blick, der sich fotografisch und filmerisch festzuhalten lohnt.

Anreise nach Pampeago

Von München ins Val di Fiemme nach Pampeago solltet ihr euch auf eine vierstündige Autofahrt einstellen. Denkt daran, dass ihr sowohl in Österreich als auch am Brenner und in Italien Maut lösen müsst. Angekommen im Val di Fiemme folgt ihr am besten der Straße nach Pampeago bis zu den Seilbahnen. An der Stelle, an der die eine Seilbahn in Richtung Latemar-Türme und auf der gegenüberliegenden Seite die Seilbahn zum Monte Agnello führt, gibt es öffentliche, kostenlose Parkplätze.

Weil die Wanderung hauptsächlich über schmale Wald- und Wiesenpfade führt, ist mein Rucksack leicht gepackt. Einen wärmenden Pullover und eine Regenjacke hab ich trotzdem dabei. Man kann ja nie wissen, wie sich das Wetter in den Bergen entwickelt.

In herbstlicher Atmosphäre bergauf

Länge:10,5 km
Gehzeit:4 Std.
Höhenmeter:481 m
Höchster Punkt:2.257 m
Beste Jahreszeit:Mai bis Oktober

Vom Parkplatz aus geht es dann zuerst ein Stück der Forststraße entlang bergauf und schon bald biegt die Straße in einen Wiesenweg hinein. Unter meinen Füßen knackt es bei jedem Schritt. Der Boden ist gefroren. Pfützen, die im Schatten liegen, sind mit einer hauchdünnen Eisschicht überzogen. Es ist Anfang Oktober und die Natur bereitet sich auf den Winterschlaf vor.

Doch sobald die Sonne es über die umliegenden Gipfel schafft und die Bergwelt in goldenes Oktoberlicht taucht, wird es spürbar wärmer. Ich liebe diese Übergangszeit. Wenn sich die Blätter an den Bäumen verfärben, der erste Frost in den Boden schießt und trotzdem noch die Kraft der Sonne zu spüren ist.

Teepause an der Armentagiola-Hütte

Nach einigen Minuten durch den Wald erreichen wir die Armentagiola-Hütte. Das ist eine unbewirtschaftete, kleine Hütte mit Schlafgelegenheiten, Holzofen und Herdplatten. Sommers wie Winters kann man hier mit Schlafsack kostenlos übernachten. Die Verpflegung müsst ihr allerdings selbst mitbringen.

Wir werfen nur kurz einen Blick ins Innere und lassen uns dann vor der Hütte auf einer Bank nieder. Die Sonne scheint mir ins Gesicht und ich genieße einen warmen Tee aus der Thermoskanne. Sofort wird mir auch innerlich warm. Ich sauge dieses Gefühl von Gemütlichkeit in mich auf, genieße den Moment und bin dann bereit, um die letzten Meter zum Gipfelkreuz zurückzulegen.

360-Grad-Blick über die Dolomiten und Trentino

Etwa 15 Minuten später sehen wir es dann auch herausblitzen. Das Gipfelkreuz ist riesig, dass es nicht zu übersehen ist. Leichtfüßig leg ich die Strecke bis zum Sockel zurück und taste mich vorsichtig an den Abhang heran. Der Blick nach unten ins Val di Fiemme ist spektakulär.

Eine weitere Perspektive erwartet uns am Rückweg. Zurück geht es nämlich über einen Bergrücken und den Gipfel des Dos dei Branchi. Dort ist man umgeben von einigen der bekanntesten Bergriesen der Alpen. Man blickt über die Lagoraigruppe und die Palagruppe im Hintergrund, man kann die bekannten Latemartürme und die Seiser Alm ausmachen, und auf der anderen Seite sind die Texelgruppe und die Ötztaler Alpen sowie der Ortler ist zu sehen. Wahnsinn!

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Fazit

Die Wanderung zum Monte Cornon ist eine leichte, sehr aussichtsreiche Wanderung. Das Gipfelkreuz ist in knapp 2,5 Stunden über komfortable Bergwege zu erreichen. So lohnt sich die Wanderung vor allem für Familien mit Kindern oder Genusswanderern. Die Wanderung eignet sich auch als Regenerationstour nach einer anstrengenderen Bergtour oder in Kombination mit anderen Aktivitäten.

Wir haben im Nachhinein noch Tito Speck im Tal besucht. In dem Hofladen mit Speckmanufaktur könnt ihr euch durch das Sortiment probieren. Da gibt es nicht nur Fleisch, sondern auch regionale Weine, sowie Käse und etliche Aufstriche und Konfitüren.

Außerdem lohnt sich ein Abstecher zum beeindruckenden Cavalese-Wasserfall. Ein Besuch ist allem nachmittags empfehlenswert. Dann liegt der Wasserfall nicht mehr im Schatten.

Lage

Praktische Links

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