Ich liege bäuchlings auf dem Surfbrett und halte mich mit einer Hand an einem Seil fest, um nicht von der Strömung des Inns mitgerissen zu werden. Währenddessen gehe ich im Kopf den Ablauf durch: Aufstehen, Gleichgewicht halten und Spaß haben beim Surfen. Das klingt so easy. Die ersten Versuche haben mir allerdings gezeigt, dass es gar nicht so leicht ist. Trotzdem soll der Surfspot in Innsbruck auch für Anfänger gut geeignet sein. Also probiere ich es gleich nochmal …

Lohnt sich Up Stream – Surfen am Inn in Innsbruck?

Etwas außerhalb der Hauptstadt Tirols befindet sich ein Surf-Hotspot. Up Stream Surfing heißt die Disziplin, bei der ihr gegen die Strömung des Inns auf dem Surfbrett übers Wasser gleiten könnt. Die Sportart ist eine Mischung aus klassischem Surfen und Wakeboarden. Ihr haltet euch an Bügeln fest, wie ihr sie vielleicht vom Wasserskifahren oder eben von der Wakeboard-Anlage kennt. Die sind im Beginner-Terrain an einer Brücke befestigt. So könnt ihr die ersten Versuche auf dem wackeligen Surfbrett in der Strömung ausprobieren.

Wenn ihr dort die ersten Sekunden sicher und gut steht, wird es richtig rasant. Es gibt nämlich noch eine andere Möglichkeit, über das Wasser zu rauschen. Mitten im Inn befindet sich eine Art Segel im Wasser. Durch Druck und Gewichtsverlagerung wird es zum Widerstand. Und wenn ihr euch dann an dem Griff festhaltet, der mithilfe eines Flaschenzugsystems an der Konstruktion befestigt ist, wird es super sportlich. Dann könnt ihr über eine Strecke von 300 m auf 30 km/h beschleunigen.

Fototipp: Man kann auch nebeneinander surfen. So könnt ihr gegenseitig Fotos oder Videos von euch in Action machen. Wenn ihr euch das nicht zutraut, übernehmen auch die Trainer gerne mal die Kamera. Einfach fragen. Alternativ könnt ihr auch eine Actionkamera auf dem Brett befestigen.

Anreise zum Surfspot in Innsbruck

Der Surfspot am Inn befindet sich ganz in der Nähe des Flughafens. Einige Maschinen sind im Landeanflug regelrecht über unsere Köpfe gepest. Das war schon sehr beeindruckend. Die Hauptstadt Tirols ist mit der Bahn einfach zu erreichen. Ab München dauert die Zugfahrt 1:45 Stunden. Das finde ich persönlich sehr angenehm.

Vom Hauptbahnhof könnt ihr mit dem Bus bis zur Haltestelle „Kranebitten Süd“ weiterfahren. Für diese Strecke solltet ihr nochmals rund 20 Minuten einplanen. Alternativ könnt ihr auch die S-Bahn nehmen und bis Völs düsen. Da seid ihr schon in 8 Minuten da. Allerdings müsst ihr anschließend noch 1 km zu Fuß gehen, also rund 15 Minuten bis zur Surfschule an der Kranebitter Allee 199 spazieren.

Leihausrüstung zum Up Stream-Surfen gibt’s vor Ort

Standort:Kranebitter Allee 199
Voraussetzungen:mind. 16 Jahre,
man muss schwimmen können
Ausrüstungsverleih:ja
Für Anfänger geeignet:ja
Beste Reisezeit:Mai-Oktober

Mit Aufregung im Bauch laufe ich auf das Gelände zu. Ein Van steht hinter dem großen Zaun und ein Schild mit der Aufschrift „Up Stream-Surfing“ zeigt mir, dass ich richtig bin. Wir werden direkt von zwei Surflehrern begrüßt, die uns schon erwarten. Man muss sich nämlich vorher anmelden. Dann bekommt ihr auch eine E-Mail mit der benötigten Ausrüstung: Bikini, bzw. Badebekleidung und ein Handtuch gehören ins Gepäck. Viel habe ich also nicht im Rucksack. Ich habe mir vorsichtshalber noch ein Getränk und Snacks eingepackt, denn der Kurs ist mit drei Stunden angesetzt.

Zu Beginn gibt’s eine kurze Einweisung zur Sicherheit. Dann händigt man mir einen Neoprenanzug aus. Es gibt Umkleidekabinen vor Ort, so schlüpfe ich direkt in die zweite enganliegende Haut, ziehe über die Füße zusätzlich Neoprenschuhe und bekomme auch einen Helm. Der ist hauptsächlich dazu da, um den Kopf zu schützen, falls man am Ufer auf den großen Steinen ausrutschen sollte. Um die Hüfte schnalle ich mir ein Sicherheits-Gadget. Bei Gefahr kann ich an einer Schnur ziehen und ein Luftpolster wird ausgelöst, das dafür sorgt, dass man nicht untergehen kann.

Podcast-Tipp


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Jetzt reinhören: In dieser Folge gibt’s
von marlenesleben echte Insidertipps für Innsbruck!

#4 Innsbruck: Die Hauptstadt der Alpen feat. marlenesleben Bucketlist – Dein Reisepodcast

Aufwärmen & Abkühlen

Fix und fertig stehe ich mit Helm und Neoprenanzug unter der prallen Sonne und schwitze. Und als ob das nicht genug wäre, motiviert mich der Trainer zum Warm-Up. Wir rennen, springen im Hopserlauf, lassen die Arme kreisen und wärmen Fußgelenke auf. Hui. Danach freue ich mich ja regelrecht auf den kühlen Inn.

Dachte ich zumindest. Sobald ich in den Inn eintauche, bin ich mir nicht mehr sicher. Ohne Neoprenanzug wäre der Spaß trotz der heißen Außentemperatur schnell vorbei gewesen. Denn das Wasser des Inns ist eiskalt. Das macht sich so vor allem an den Fingern bemerkbar. Und die brauchen wir natürlich. Denn wir lernen, mit der Strömung zu schwimmen, um sicher wieder an den Rand zu kommen. Und ich übe, auf dem Surfboard zu paddeln.

Meine ersten Versuche auf dem Inn

Dann wird es ernst und die Aufregung steigt noch ein bisschen mehr. Werde ich das wohl schaffen? Der Trainer macht es vor. Schwungvoll gleitet er samt Brett ins Wasser auf einen der Griffe zu, die von der Brücke hinabbaumeln. Dann schwingt er sich in einer geschmeidigen Bewegung die Knie und kurz darauf steht er in perfekter Surfposition. Nun kurvt er mal nach links, mal nach rechts. Schaut recht easy aus. Den Ablauf gibt’s dann nochmal in einer langsamen Version zum Mitdenken und Nachmachen. Okay, ich bin dran.

Nicht ganz so geschmeidig lande ich mit dem Bauch auf dem Brett und verpasse den Griff vor mir fast. In einer hektischen Bewegung bekomme ich den Bügel doch noch zu fassen. Das war knapp. Auf dem Bauch und auf den Knien klappen die folgenden Schritte immerhin sehr gut. Dann kann ich jetzt ja aufstehen. Unter Anleitung vom Rand richte ich meine Beine aus, hebe den Oberkörper und… falle ins Wasser.

Ich paddle zum Ausstieg und klemme mir das Surfbrett unter den Arm. Ich bin motiviert. Gleich nochmal! Mit jedem gescheiterten Versuch lässt jedoch die Motivation ein bisschen nach. Ich ruh mich einige Minuten am Rand aus, atme durch und versuche, mich zu konzentrieren.

Juhu! 3 Sekunden Surf-Feeling pur

Also geht’s wieder rein ins kühle Nass. Ich erreiche den Griff, halte mich fest, schwinge mich auf die Knie und richte dann meine Füße aus. Ein Bein positioniere ich mittig aufs Brett vor mich. Das andere ist hinter mir und die Zehenspitzen berühren das Brett. Ich atme tief durch und lasse mich darauf ein. Und stehe plötzlich. Drei Sekunden halte ich mich auf dem wackeligen Brett. Erst dann realisiere ich, dass ich es tatsächlich geschafft habe. Ich fange an, zu denken, nehme plötzlich wahr, wie wackelig hier doch alles ist. Und lande prompt wieder im Wasser.

Diesmal schwimme ich aber nicht mit hängenden Mundwinkeln zum Ufer. Stattdessen hat sich in meinem Gesicht ein dickes Grinsen breit gemacht, dass ich so schnell auch nicht mehr loswerden möchte. Ich bin stolz auf mich. Meine ersten Surf-Sekunden als Anfängerin. Genial!

Fazit

Es war ein mega Erlebnis. Und umso schöner, dass ich am Schluss mit einem Erfolg nach Hause fahren kann. Allerdings sind die baumelnden Griffe an der Brücke ja nur das Terrain für Anfänger und zum Eingrooven. Richtig rasant wird es erst, wenn ihr am Unterwasser-Segel durch den Fluss gezogen werdet. Ich habe das auch ausprobiert. Allerdings bin ich auf dem Bauch liegen geblieben und hab mich so durchs Wasser ziehen lassen. Das kam mir unheimlich schnell vor. Ich hatte das Gefühl, gleich abzuheben.

Wenn ihr fleißig übt, oder öfter in der Nähe seid, könnt ihr diese 300 m dann vielleicht sogar surfend und mit Kurven zurücklegen. Ich habe auf jeden Fall Lust bekommen, wiederzukommen und mich zu steigern. Bin gespannt, wie es dann beim nächsten Mal läuft.

Lage

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