County Donegal liegt eingeklemmt zwischen Nordirland und dem Atlantik in Irlands Nordwesten. Noch immer verlieren sich dorthin im Vergleich zum Rest Irlands weniger Besucher – dabei reihen sich gerade hier zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele aneinander. Auf einem fünftägigen Roadtrip erkunde ich einige der höchsten Klippen Europas, einen von Irlands größten Nationalparks, den angeblich schönsten Leuchtturm und weitere interessante Orte.

Die besten Sehenswürdigkeiten im County Donegal in Irland

Auf Gälisch heißt Donegal „Dún na nGall“, was „Festung der Nordmänner“ bedeutet. Tatsächlich drängen sich während der Fahrt entlang der Küste unzählige Stopps auf, von wo der Blick wie von einer Festung über wilde Landschaften und vom Atlantik geformte Klippen schweift.

Durch Donegal führt ein Stück der 2.500 Kilometer langen Panoramastraße „Wild Atlantic Way“, die von Kinsale im Süden die Westküste hoch bis ans nördliche Ende der Republik Irland bei Malin Head reicht. Doch während sich weiter südlich, insbesondere an den Cliffs of Moher, Besucher knubbeln, treffe ich in Donegal mehr Schafe als Menschen. Beste Bedingungen, um ein Traumschloss, 600 Meter hohe Klippen, einen Nationalpark, abgelegenen Leuchtturm, ein Hungersnot-Freilichtmuseum und einen Spielort von Star Wars III zu erkunden.  

Fototipp: In Sachen Fotospots macht Donegal seinen Besuchern die Auswahl nicht leicht. Ist der Blick von den 601 Meter hohen Klippen namens Slieve League der schönste im ganzen Land? Oder doch vom Leuchtturm von Fanad Head oder den Klippen bei Malin Head? Ich persönlich würde jetzt mal Slieve League zum „Best of“ küren – aber falls es gerade regnet, wenn ihr dort seid, was bei mir auch der Fall war, macht euch keine Sorgen: Vielleicht scheint bei einem der beiden Spots weiter nördlich schon wieder die Sonne und ihr könnt die schönsten aller Fotos schießen.

Anreise nach Donegal in Irland

Lage:im Nordwesten der Republik Irland
Anreise:ab Dublin per Mietwagen (ca. 236 km)
Strecke:ca. 322 km (Donegal – Malin Head)
Beste Reisezeit:Mai – September
Einwohner:ca. 160.000

Ich habe am Flughafen von Dublin ein Auto gemietet und bin von dort in Richtung der gleichnamigen Hauptstadt der Grafschaft, Donegal, gefahren. Für Autobahnen und Tunnel fällt in Irland eine Mautgebühr an, die man bar oder mit Karte zahlt.

Auf einen Städtetrip nach Donegal habe ich verzichtet, um mehr von der einmaligen Natur der Region und ihrer Geschichte zu erleben. Der Roadtrip in Donegal, meist entlang des Wild Atlantic Way, war bei mir bis zum Malin Head ca. 322 km lang, ihr könnt dies aber individuell anpassen, je nachdem, was euch interessiert.

1. Lough Eske Castle bei Donegal

Nach einem langen Tag der Anreise mit Flug und Autofahrt nach Donegal erfülle ich mir gleich einen Traum: Einmal „Queen of my Castle“ spielen. Und zwar im Lough Eske Castle, 1868 fertiggestellt und heute ein 5-Sterne-Hotel, das am gleichnamigen See Lough Eske unweit der Regionshauptstadt Donegal liegt. Auch wenn man sich nicht mit einer Nacht dort verwöhnen möchte, ist das Schloss in postkartenfeiner Lage eine tolle Sehenswürdigkeit.

Um den Duft der im Kamin der Bar brutzelnden Feuerscheite aufzusaugen, während man an einem Guinness nippt. Um dem Knarren der Holzdielen bei jedem Schritt zu lauschen und sich zu fühlen wie am Schauplatz eines Agatha-Christie-Romans. Oder um beim „Whiskey tasting“ mitzumachen. Doch ganz ehrlich: Wenn es das Budget eben erlaubt, gönnt euch eine Nacht unter einem vergoldeten Baldachin in einem überdimensionalen Himmelbett!

2. Donegals Klippen Slieve League

Welches sind die höchsten Klippen Irlands? Die berühmten Cliffs of Moher? Das hatte ich zumindest gewettet, aber in Donegal werde ich eines Besseren belehrt: Die Cliffs of Moher sind gerade mal 214 Meter hoch, die Klippen Slieve League, eine der schönsten Sehenswürdigkeiten Donegals, dagegen 601 Meter hoch. Nicht nur das – sie sollen gar zu Europas höchsten Klippen zählen und die höchsten begehbaren sein.

Wenn ihr einen Einheimischen kennenlernen wollt, der „seine Klippen“ liebt und alles darüber zu erzählen weiß, schaut mal ins Café Ti Linn am Parkplatz und fragt nach Paddy Clarke. Dem weißbärtigen Mann an die 60 ist es egal, dass am Tag meines Besuchs echt irisches Wetter herrscht – so starker Regen, dass die Kamera nur in einer kurzen Regenpause zum Einsatz kommt, Wolken, die grüne Felder knutschen und solcher Wind, dass Sturmfrisur angesagt ist. Doch die Slieve-League-Klippen erheben sich stolz aus dem Grau und ich schaue zu, wie 600 Meter unter mir der Ozean die Felsen bearbeitet.  

Für Tage mit freundlicherem Wetter hat Paddy einen Ausflugstipp: eine etwa fünfstündige Wanderung auf dem „One Man Pass“. Der Name ist nicht übertrieben – zwei Personen können dort tatsächlich nicht nebeneinander laufen. Auf den Klippen geht es bis nach Malin Beg – wo alle, die die schwindelerregende Tour gemeistert haben, mit einem Strand belohnt werden, der sich auch „Karibik Donegals“ nennt!

3. Glenveagh Nationalpark im Herzen Donegals

Als ich nur noch Blöken höre und auf jeder zweiten Landstraße Stau wie auf einer Irland-Postkarte herrscht – jede Menge Schafe, die noch nie von Eile gehört haben – weiß ich, dass ich im Herzen Donegals angekommen bin. Am Glenveagh Nationalpark, dem größten Nationalpark Irlands. Er beheimatet die höchsten Berge Donegals, Mount Errigal (751 Meter) und Slieve Snaght (683 Meter).

Wunderschöne, gut auf einer Karte ausgezeichnete Wanderwege führen hinauf auf die Berge und zu anderen Ausflugszielen im Park. Bei tief über den Mooren und Torfmooren hängendem Nebel gebe ich mich zufrieden mit einem etwa vier Kilometer langen Weg vom Besuchszentrum aus: zum Schloss aus dem 19. Jahrhundert, schön entlang des Sees Lough Veagh. Es fühlt sich an, als würden Geisterfinger mein Gesicht befühlen, und die Stille ist so vollkommen, dass mir selbst mein Atmen laut vorkommt. Im See zeigen sich selbst die kleinsten Kieselsteinchen auf dem Grund des ruhigen Wassers.

Da mich Geschichte interessiert, ist das Schloss mit seinem exotischen Garten eine perfekte Sehenswürdigkeit für mich. Ich erfahre von John George Adair, der sich die Irische Hungersnot und daraus folgende Armut zunutze machte und das Land in den 1850ern billig erwarb. 1870 begann er mit dem Schlossbau, später kamen üppige Gärten mit Statuen und exotischen Pflanzen hinzu, die noch heute zu besichtigen sind.

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4. Fanad Head Lighthouse im Norden Donegals

Nach weiteren Stunden Fahrt durch wallende Hügel, Schafsherden und Regengüsse komme ich an – an einer schneeweißen Leuchtturm-Schönheit, die in den letzten und auch einzigen Sonnenstrahlen des Tages badet und eine weitere Top-Sehenswürdigkeit Donegals darstellt.

Ich glaube es sofort: Fanad Head Lighthouse von 1817 ist der schönste Leuchtturm Irlands. Manch einer behauptet sogar der Welt! Hätte ich vorher gewusst, dass man im Leuchtturm auch übernachten kann, hätte ich das gemacht. Doch auch die Aussicht vom 22 Meter hohen Turm über die umgebenden Hügel und gefühlt bis nach Amerika ist die Fahrt wert. Noch heute ist das Licht von Fanad Head 18 Kilometer weit sichtbar.

Wenn ihr gut tauchen könnt, könntet ihr nach einem Tauchgang im Meer vor den Klippen reich zurückkehren: Dort sollen noch 22 Goldbarren auf dem Meeresboden herumliegen, mit einem Wert von mehreren hundert Millionen Euro. 1917, im 1. Weltkrieg, sank dort das Schiff SS Laurentic der Royal Navy, mit unter anderem 3.211 Goldbarren an Bord. Einige davon konnten bis heute nicht geborgen werden …

5. Doagh Famine Village

Das sogenannte „Hungersnot-Dorf“, Doagh Famine Village, auf der größten Halbinsel Irlands, Inishowen, ist für mich eins der spannendsten historischen Ausflugsziele in Donegal. 1997 gründete Pat Donaghy das damalige Folk Village, das den besten Einblick in die irische Geschichte vermittelt, den ich mir vorstellen kann.

Am bedeutendsten ist jedoch das Kapitel der Irischen Hungersnot zwischen 1845 und 1849 durch eine Kartoffelfäule, die etwa eine Million Menschen das Leben kostete (damals rund 12 Prozent der Gesamtbevölkerung Irlands) und viele weitere zum Auswandern zwang. Außerdem erfahrt ihr dort, was es mit den berühmten „famine pots“ (Hungersnottöpfen) auf sich hat, die insbesondere in Donegal überall verteilt stehen.  

Tipp: Bei der Weiterfahrt gen Norden legt zumindest einen kurzen Stopp am Five Fingers Strand ein, dessen bis zu 30 Meter hohe Dünen zu den höchsten in Europa gehören!

6. Malin Head an der Nordspitze Irlands in Donegal

Nach dem Five Fingers Strand fahre ich immer weiter zum nördlichsten Punkt Irlands und einer weiteren Sehenswürdigkeit auf der Donegal-Bucketlist: Malin Head. Falls ihr Star Wars VIII gesehen habt, kommt euch die zerklüftete Landspitze mit klapprigem Beobachtungsturm und 360 Grad Panorama über rollende Felder mit weißen Cottages und ebenso weißen Schafen vielleicht bekannt vor. 2016 wurde nämlich genau dort ein Teil der Serie gedreht.

Doch zu Kopf gestiegen ist den Dorfbewohnern der Ruhm anscheinend nicht: Außer mir kämpfen nur wenige weitere Besucher auf den Klippen gegen den Wind an, und zur Versorgung steht am Malin Head einzig ein Kleinlaster mit Aufschrift „Mobile Espresso Bar“, wo ich einen Kaffee im Plastikbecher und ein Scone kaufe. Das liefert allerdings genug Energie, um „Hells Hole“ zu erreichen, eine Felsschlucht, wo der Teufel röchelt. Oder so klingt es zumindest, wenn der Atlantik dort unten mit den Felsen spielt.

Zu meiner Überraschung findet sich am Nordende Irlands auf einem Feld eine Menge dicker, zusammengelegter Steine, die das Wort EIRE, ergeben, Irland. Wie ich erfahre, wurden sie schon im 2. Weltkrieg ausgelegt, um Flugzeugen anzuzeigen, dass sie ab sofort neutrales Land überflogen. Und während ich neben den Steinen stehe und über den Ozean starre, ist es mir plötzlich ganz bewusst: Ich bin angekommen an der äußersten Nordspitze Irlands.

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Fazit

Der Roadtrip durch Donegal, größtenteils über den Wild Atlantic Way, war für mich die schönste Art, viele besondere Sehenswürdigkeiten dieser einsamen und abgelegenen Region Irlands kennenzulernen. Das nächste Mal würde ich mir sicher mehr als fünf Tage Zeit nehmen, um noch weiter einzutauchen in die wilde Schönheit Donegals; um mit den freundlichen Menschen in den Pubs zu plaudern und ganz einfach die Stille zu genießen, die mich fast überall – abgesehen vom Blöken der Schafe – empfangen hat.

Wer etwas mehr Zeit mitbringt, könnte auf dem Wild Atlantic Way zudem weiter nach Süden fahren, in die ebenfalls wenig besuchten Grafschaften Sligo und Mayo.

Lage

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