Kleine verstaubte Seitengassen, viele Menschen in einem wuseligen Gedränge, ungewohnte Gerüche. Es ist laut, chaotisch, warm und viele Gesichter winken mir zu. In der Ferne höre ich Einige Fußball spielen, Kinder hüpfen uns entgegen und laufen den Fahrrädern hinter her. So erging es mir auf der Townshiptour durch eine der größten Armengebiete in Kapstadt. Ich habe in die Pedale getreten und berichte euch über meine Erfahrungen.
Eine herzergreifende Fahrradtour ins Township in Kapstadt
Townships sind mittlere bis große Ansiedlungen, in den man überwiegend die arme, schwarze und farbige Bevölkerung antrifft. Die Menschen wohnen in selbst gebauten Behausungen aus Holz oder Wellblechen. Vor den Toren Kapstadt leben über eine Million Menschen in diesen Gebieten. Da die Kriminalität recht hoch ist, wird strengstens davon abgeraten, als Tourist einen eigenen Besuch durchzuführen. Besser ist es, eine geführte Tour zu machen, z.B. mit AWOL Tours, die Fahrradtouren durchs Township Masiphumelele anbieten.
—
#kapstadt #radfahren
Instatipp: Im Township solltet ihr etwas vorsichtig sein, Bilder zu schießen. Nie ohne Erlaubnis Personen fotografieren. Aber die Menschen sind in der Regel freundlich und lassen sich bereitwillig fotografieren. Ein kleines Trinkgeld im Gegenzug ist eine nette Geste.
Anreise nach Masiphumelele
In Kapstadt befindet sich die Agentur, um die Townshiptour zu buchen, direkt an der Waterfront im V&A Waterfront Information Centre in der Dock Road. In Kooperation mit BEN, eine gemeinnützige Organisation, die sich um gebrauchte Fahrräder kümmert, wird diese Tour organisiert, die täglich um 10 Uhr ab dem Chasmay Road Campus stattfindet. Eine halbe Tagestour kostet etwa 50 Euro pro Person und man reist in einer Gruppe von ca. 10 Personen. Möchte man lieber alleine fahren, kann man mit etwas Aufpreis auch einen Guide für sich allein buchen.
Ein mulmiges Gefühl
Bereits in meinem Anflug auf Kapstadt kann ich unter mir die Ausmaße der Township spüren, oder wie sie von den Einheimischen gennant werden, die „Cape Flats“. Es ist beängstigend aus dem Flugzeug zu blicken und diese andere fremde Welt wahrzunehmen. Deswegen ist es mir nicht leicht gefallen, mich aufs Fahrrad zu setzen und unbeschwert durch das Township zu radeln. Ich sehe viel Müll, Dreck und Unordnung. Alles ist so anders von dem, was ich bisher aus Deutschland kenne. Alles scheint intensiver und irgendwie fremd, aber durch die Freundlichkeit der Menschen verschwindet nach und nach mein mulmiges Gefühl.
Vorbereitung aufs Township
Als erstes sollte man offen für das Fremde und das Unbekannte sein. Was euch erwartet ist nicht unbedingt schön, sondern man muss das Schöne und Gute im Detail suchen. Seid respektvoll gegenüber den Menschen die euch begegnen und die Geschichten die euch erzählt werden. Es ist ratsam, sämtliche Wertgegenstände, auch Schmuck und Uhren in eurer Unterkunft zu lassen. Vom Tragen von Markensachen würde ich abraten. Nehmt euer Handy für Fotos mit. Da es recht heiß werden kann, solltet ihr definitiv genug zu Trinken dabei haben.
Private Hausführung mit George
Es ist genauso heiß wie erwartet, selbst auf dem Fahrrad. Der Fahrtwind kühlt nicht wirklich ab. Wir machen halt. Vor uns ein liebevoll bunt bemaltes Blech-Häuschen, ein alter Mann namens George begrüßt uns herzlich. Für 10 Rand könne man sein „Haus“ besichtigen. Ich gebe ihm 50 und George behandelt mich wie ein Star und gibt mir eine private Führung. Es gibt nicht viel zu sehen. Das abgetrennte ca. 5 qm große Schlafzimmer wird mit 3 anderen Verwandten und den Mülltonnen geteilt. George meint, Mülltrennung und Sauberkeit seien ihm sehr wichtig und mir kommen fast die Tränen. Das ist die Schönheit im Chaos. Das ist Afrika.
Fazit
Südafrika bedeutet für mich, sich auch über den Kontrast des Landes bewusst zu sein. Deswegen gehört es für mich, aus Respekt gegenüber der vorwiegend ärmeren Bevölkerung, dazu, auch ihrem Leben etwas näher zu kommen und nicht die Augen davor zu verschließen. Ich würde immer einen kleineren Veranstalter empfehlen und ein einheimischer Guide sollte die Tour begleiten. Die Tour sollte auf respektvolle Weise geschehen, Fotos sollten nur gemacht werden, wenn es angebracht ist. Gut ist, dass man mit dem Fahrrad schnell einige Kilometer zurück legen kann, die man zu Fuß wahrscheinlich nicht schaffen würde.
Lage
Praktische Links
Gut zu wissen
Die Entstehung von Townships reicht mehrere Jahrzehnte zurück. Viele Bewohner der ärmeren Bevölkerung vom Land versuchten Anfang der 1900er Jahre Arbeit in den Städten zu finden. Empfehlenswert ist daher, bevor man die Township Tour macht, ein Besuch des District Six Museums im Zentrum Kapstadts, zwischen der Innenstadt und der Victoria & Alfred Waterfront. Das Museum erläutert genau diesen Hintergrund und gibt einen Vorgeschmack darauf, was einen vor Ort erwartet. Geöffnet ist das Museum Montags bis Samstags 9 bis 16 Uhr. Der Eintritt kostet 4 Euro.
Folge debbysdreams bei ihren Aktivitäten, finde interessante Orte und teile deine Erfahrungen mit ihr und anderen Reisenden. Du möchtest auch von deinen Erlebnissen im homeoftravel berichten? Dann melde dich an >