Der Ausblick vom freischwebend wirkenden Fels Trolltunga über dem See Ringedalsvatnet ist atemberaubend. Der Weg zu einem der bekanntesten Fotomotive Norwegens war zwar lang, aber dieses spektakuläre Panorama macht die Anstrengung wieder wett. Der Moment in dem ich den Felsen betrete, macht mich fast sprachlos und wackelige Knie macht er mir sowieso.

Lohnt sich die Wanderung zur Trolltunga in Norwegen?

Am Westrand des höchsten europäischen Hochplateaus Hardangervidda liegt eine der spektakulärsten norwegischen Felsformationen. Das Felsplateau ragt zehn Meter waagrecht aus dem Berg heraus und bildet, wenn man der norwegischen Sagen-Fantasie Glauben schenkt, die Zunge des Trolls. Deshalb wird der Felsvorsprung Trolltunga, die Trollzunge, genannt. Der Fels ist einer von drei sehr bekannten norwegischen Felsformationen und Fotomotiven.

In einer Höhe von 700 Meter ragt er frei über den See Ringedalsvatnet. Die Berglandschaft mit ihrer einheimischen Tier- und Pflanzenwelt ist wunderschön anzusehen . Die mehrstündige Wanderung zur Trolltunga gehört deshalb zu den bekanntesten Norwegens. Entsprechend viele Leute sind hier in der Hauptsaison auch unterwegs. Auf dem Weg verlaufen sich die Massen, nur beim beliebten Foto an der Trolltunga staut es sich dann gerne.

Instatipp: Holt euch auf jeden Fall Hilfe für das Foto, andere Wanderer helfen gerne aus. Für den besten Panoramablick steht der Fotografierende am gegenüberliegenden Fels und nicht selbst auf der Trollzunge. Da bei schönem Wetter viele Leute ein Foto machen wollen und die Wartezeit in der Hochsaison gut einmal zwei Stunden sein kann, gestaltet das Shooting so effektiv wie möglich.

Anreise zur Trolltunga

Die nächstgelegenen Flughäfen, um zur Trolltunga zu gelangen, sind Haugesund (2,5 Std.), Bergen (3 Std.), Stavanger (4 Std.) und Oslo (6 Std.). Von dort gibt es regelmäßige Busverbindungen nach Odda, dem nächstgrößeren Ort. Zwischen Odda und den Wander-Parkplätzen P1 Tyssedal und P2 Skjeggedal fahren regelmäßig Shuttlebusse. Zwischen P2 Skjeggedal und P3 Mågelitopp fahren kleinere Shuttle-Busse in unregelmäßigen Abständen und nicht immer zu den passendsten Uhrzeiten. Auf dem Weg kann man aber auch gut sein Glück versuchen, bei anderen Wanderern mitzutrampen.

Wer mit dem eigenen Auto unterwegs ist, kann zwischen drei Parkmöglichkeiten entscheiden. Je kürzer die Wanderung wird, weil man mit dem Auto näher heran fährt, desto teurer wird allerdings auch der Parkplatz.

Der P1 in Tyssedal ist der günstigste Parkplatz. Für das Tagesparkticket zahlt ihr 300 NOK, das sind umgerechnet ca. 30 Euro. Von dort muss man 40 Kilometer weit wandern und man ist um die 15 Stunden unterwegs. Der Haupt-Wanderweg startet vom P2 Skjeggedal (500 NOK/Tag). Der Hin- und Rückweg ist insgesamt 28 Kilometer lang und dauert etwa 8 bis 12 Stunden.

Alternativ könnt ihr das Erlebnis noch einmal um zwei Stunden verkürzen und vom Parkplatz P3 Mågelitopp loswandern. Von hier aus sind Hin- und Rückweg rund 20 Kilometer. Ihr müsst trotzdem 7 bis 10 Stunden Zeit einkalkulieren. Außerdem fallen für den Privatweg zum Parkplatz P3 Mautgebühren an und 600 NOK Parkgebühren (Stand 2021) kommen noch dazu. Wenn ihr diese Variante plant, müsst ihr unbedingt vorbestellen, denn es gibt dort oben nur eine sehr begrenzte Anzahl von Parkplätzen. Für Wohnmobile und Campingbusse ist die Durchfahrt ganz gesperrt.

Kondition und richtige Wanderausrüstung mitbringen

Start:Parkplatz P2 in Skjeggedal
Länge:28 km
Höhenmeter:800 hm
Gehzeit:8 bis 12 Std.
Schwierigkeit:Schwer
Beste Reisezeit:Juni bis September

Die Wanderung zur Trolltunga führt zumeist durch alpines Gelände. Es sind zwar „nur“ 800 Höhenmeter zu überwinden, allerdings ist die Wanderung vom Hauptstartplatz in Skjeggedal durch die Länge durchaus recht anspruchsvoll. Jeweils bei der Hälfte des Weges, egal von welchem Parkplatz ihr startet, wartet eure Belohnung für die Anstrengung: die einzigartige Aussicht vom Trolltunga-Felsen. Danach geht es über denselben Weg wieder zurück.

Denkt bei der Länge der Wanderung unbedingt an die notwendige Wanderausrüstung, inklusive Wanderschuhe, Erste-Hilfe-Set mit Rettungsdecke und Taschenlampe, falls es doch länger dauert. Nicht vergessen, dass das Wetter in den Bergen schnell umschlagen kann, warme Wechselkleidung und eine Regenjacke empfehle ich euch deshalb sehr. Oben ist es auch deutlich kälter als am Parkplatz. Nehmt auf jeden Fall genug zu trinken mit und denkt auch an ausreichend Essen, da es auf der Tour keine bewirteten Hütten gibt.

Fast auf der ganzen Strecke besteht guter Handyempfang, weshalb man auf mobiles Kartenmaterial zurückgreifen kann. Wer keine Erfahrung mit anstrengenden Bergwanderungen hat, kann die Tour auch mit einem Guide machen. Und falls euch die richtige Ausrüstung fehlt, können fehlende Sachen in Skjeggedal und in der Touristeninformation in Odda gegen Gebühr ausleihen.

Lange Wanderung durch die norwegische Steppe

Bei diesem tollen Tagesziel starte ich zwar etwas besorgt, dass ich vielleicht doch nicht fit genug bin für den langen Weg, aber trotzdem voller Vorfreude. Leider scheint das Wetter auch gar nicht auf unserer Seite zu sein, was mich ehrlich gesagt auch kein bisschen beruhigt. Aber der Versuch hat sich dennoch gelohnt!

Obwohl es sehr nach Regen aussah, hat es nur stellenweise kurz geregnet. Dafür haben sich am Himmel immer wieder tolle Sonnenfenster aufgetan, die schon fast kitschige Spotlights auf die mystische Landschaft geworfen haben. Ein toller Anblick! Auf dem Weg kommt man auch an kleineren Bergseen und Wasserfällen vorbei. Wenn man die Augen offen hält, kann man verschiedene Moose und bunte Flechten, sowie einige einheimische Tiere beobachten. Ich habe sogar einen Lemming gesehen, der nach meinem Apfel trachtete.

Auf der gesamten Strecke bieten sich bei schönem Wetter regelmäßig traumhafte Aussichten und Fotomotive. Der Weg ist gut beschildert und ihr könnt immer wieder lesen, wie weit ihr schon gegangen seid und was euch noch fehlt. Wanderschuhe sind auf jeden Fall empfehlenswert, allerdings gibt es keine extrem kniffligen oder ausgesetzten Trittstellen auf dem Pfad zur Trolltunga.


Geniale Aussicht von der Trolltunga 700 Meter über dem See

Das Gefühl nach dem fast endlosen Weg auf dem Felsvorsprung zu stehen, ist atemberaubend und schwindelerregend zugleich. Der Fels ist zwar nicht wirklich schmal, aber vor Ort ist keinerlei Absicherung vorhanden. Es gibt keine Geländer und kein Sicherungsseil. Ein hohes Absturzrisiko ist definitiv vorhanden, wenn man sich zu nah an die Kante wagt. Und trotzdem reizt der Nervenkitzel, sich die Kante genauer anzusehen. Obwohl der Felsen von über 40.000 Touristen im Jahr besucht wird, gab es bisher nur einen bekannten tödlichen Unfall.

Der Stausee Ringedalsvatnet unter mir ist so groß, dass er wie ein norwegischer Fjord aussieht. Das Tal wurde aber sicherlich auch von den Gletschern der Vergangenheit so geschaffen, wie eben das gesamte norwegische Landschaftsbild. Die Natur um mich herum ist wunderschön und friedlich still. In der Ferne sieht man sogar noch einige Gletscherfelder. Je nach Wetterlage kann die alpine Hochebene vor der Trolltunga sogar ganzjährig mit Schnee bedeckt sein.

Kaum zu glauben, dass dieses eh schon wunderschöne Naturschauspiel früher sogar noch vom höchsten Wasserfall Norwegens flankiert wurde. Einst stürzte nämlich nicht weit von der Trolltunga entfernt der Fluss Tysso in 300 Meter freiem Fall in die Tiefe. Längst vergangen ist auch die Zeit von 1911 bis 2004, in der man die Trolltunga noch mit einer Standseilbahn erreichen konnte. Diese wird aufgrund technischer Mängel nicht mehr betrieben, was dem Besucherandrang im Moment vermutlich wenigstens ein bisschen zugutekommt.

Fazit

Ein Besuch der Trolltunga lohnt sich auf jeden Fall! Die Landschaft bietet selbst bei schlechtem Wetter eine unglaublich schöne Szenerie und das norwegische Naturfeeling kommt keinesfalls zu kurz. Die Wanderung erfordert zwar Kraft, Kondition und gute Vorbereitung, aber sie ist definitiv machbar. Das schnell umschlagende Wetter der Berge sollte allerdings unbedingt berücksichtigt werden.

Alternativ gelangt man zur Trolltunga übrigens auch über den Klettersteig „Himmelstigen“. Die Aussicht von dort über den See ist natürlich phänomenal.

Trolltunga ist eine der bekanntesten drei Felsformationen in Norwegen, neben dem Preikestolen und dem Kjerag am Lysefjord. Beide Felsen sind schneller als Trolltunga zu erreichen, die Felsformation selbst ist allerdings deutlich spektakulärer. 20 weitere Gehminuten nach Trolltunga gibt es übrigens auch noch den „kleinen Preikestolen“. Hier kann man von einem Felsen, der so ähnlich aussieht wie der bekannte Preikestolen, einen Tiefblick von über 1000 Meter auf den See hinunter genießen.

Wer dem Gedränge an der Trolltunga aus dem Weg gehen will, sollte das Ende der Saison abwarten. Ab Mitte September ist meiner Meinung nach die beste Reisezeit, da nur noch wenige Touristen unterwegs sind. Allerdings muss man später in der Saison mit mehr Niederschlag rechnen.

Oder ihr plant eine mehrtägige Wandertour, um die wunderschöne Gegend zu erkunden. Mit nur einer Übernachtung habt ihr schon die Möglichkeit, vor 10 Uhr an der Trolltunga zu sein und die Warteschlange zu vermeiden. Zelten ist übrigens auch gestattet, allerdings müsstet ihr das je nach eurer Ausrüstung und Kondition entscheiden.

Lage

Praktische Links

Kommentar verfassen