Tief verschneit, und durch die frühe Morgenstunde noch schattig, präsentiert sich das Villgratental in Osttirol. Bergriesen umgeben uns. Es schaut schon im Tal wahnsinnig schön und nach Winteridylle pur aus. Ein bisschen verschlafen. Aber verschlafen im erholsamen Sinne. So, dass man sich vorstellen könnte, in einem der schneebedeckten Häuser einen längeren, entspannten Urlaub zu verbringen.

Idyllische Skitour zum Roten Kinkele im Villgratental

Das Villgratental ist ein Nebental des Hochpustertals in Osttirol im Süden des Nationalparks Hohe Tauern in Österreich. Ohne Liftanlagen und riesige Hotelanlagen ist es für seine Ursprünglichkeit bekannt. Im Winter ist es außerdem berühmt für die zahlreichen Skitouren-Möglichkeiten.

Die Skitouren starten direkt in den Ortschaften und sowohl mit Schneeschuhen als auch mit Skitourenski machen sich Einheimische sowie Touristen auf, die umliegenden Berge zu erkunden. Eine echte Vorzeigetour führt zum Roten Kinkele (2.763 m) hinauf.

Insgesamt müssen bis zum besagten Gipfel über 1.000 Höhenmeter überwunden werden.

Fast bis nach Italien

Lage:Osttirol
Gipfel:2.763 m
Höhenmeter:1.077 m
Strecke:11,3 km
Gehzeit:5 Std.

Mit dem Auto erreichen wir Innervillgraten im Talschluss kurz vor der Grenze zu Italien. Vor uns erheben sich imposante Felswände. Ein Durchkommen mit dem Auto ins Nachbarland ist von hier aus trotz der geografischen Nähe nicht möglich.

Startpunkt unserer Skitour ist der Parkplatz Fürat Höfe in Innervillgraten. Parken ist kostenlos, aber die Parkmöglichkeiten sind begrenzt. Als wir ankommen, steht jedoch kein anderes Auto da. Glück gehabt.

Zur Standardausrüstung gehören die Lawinen-Ausrüstung bestehend aus LVS-Gerät, Schaufel und Sonde. Außerdem empfiehlt es sich vor allem für Neulinge einen Bergführer mitzunehmen. Auch Harscheisen sollten mit ins Gepäck, wie sich später zeigen wird.

Vorbei an der urigen Kamelisenalm

Dann geht’s bergauf. Für mich ist es die erste Skitour der Saison und dementsprechend anstrengend. Ich nutze die Zeit durch den Wald, um meinen Rhythmus zu finden und reinzukommen. So vergeht das erste Stück wie im Flug. Dann passieren wir die Baumgrenze und finden uns an der Kamelisenalm wieder.

Im Winter ist das urige Almendorf mit seinen handvoll Häuschen und der kleinen Kapelle unbewirtschaftet und verlassen. Im Sommer können einige Häuser als Ferienhäuser gemietet werden. Dann kommt man auch mit dem Auto bis hinauf.

Das Bild wirkt wie ein Postkartenmotiv. So als sei die Zeit stehengeblieben.

Instatipp: An der Kamelisenalm lohnt es sich, die Kamera auszupacken. Mit der kleinen Kapelle wirkt es richtig idyllisch. Tipp: Fotos am Nachmittag machen, dann wird der Ort von der Sonne beschienen.

Steile Anstiege und ein schmaler Gipfelgrat

Nach der kurzen Pause wird es anspruchsvoller. Die Anstiege werden steiler. Mit der einen oder anderen Spitzkehre schrauben wir uns nach oben. Begleitet werden wir von einem einheimischen Bergführer, der uns hin und wieder auf mögliche Gefahren aufmerksam macht. So queren wir einen Hang, der bei Neuschnee und Wind meist recht lawinengefährdet ist.

Zum Zeitpunkt unseres Aufstiegs ist die Lawinengefahr durch fehlende Schneefälle entsprechend gering. Er stuft den Hang als sicher ein und wir machen uns auf den Weg zum langen, eisigen Gipfelanstieg. Dadurch, dass lange kein frischer Schnee gefallen ist, ist der Hang abgeblasen und hart. Die Harscheisen, die unter der Bindung angebracht werden und sich wie Widerhaken in den Schnee bohren, sorgen für mehr Halt und Sicherheit.

Kurz darauf schnaufe ich durch und schnalle die Ski ab. Das letzte Stück legen wir zu Fuß zurück. Ein schmaler aber gutzugehender Gipfelgrat trennt uns noch vom Ziel. Die Ausblicke sind schon hier genial. Bis zu 200 km weit können wir am Kreuz schließlich in die Ferne blicken. So weit ist ungefähr der Ortler weg, den wir gut erkennen können.

Fazit

Kein Mensch ist uns auf dem Weg zum Gipfel begegnet. Wir waren den ganzen Tag ganz alleine unterwegs. Sind alleine aufgestiegen, alleine abgefahren. Diese Bergeinsamkeit erlebe ich nur selten und sie war so, so wohltuend.

Auch wenn ich teilweise auf dem Weg nach oben ganz schön geschnauft habe, weil die Aufstiegsbewegung so ungewohnt war, so war ich doch überglücklich oben zu stehen. Das Wetter hätte besser nicht sein können.

Auch die Tour an sich ist abwechslungsreich. Zuerst durch den Wald, dann hochalpiner weiter nach oben und schließlich alles auf Skiern wieder zurück ins Tal. Die Skiabfahrt war übrigens so semi-gut. Bei Neuschnee ist die Abfahrt bestimmt richtig klasse. Aber an unserem Tag war es sehr hart und windverblasen. Man kann halt nicht alles haben.

Ein Tipp zur Einkehr am Ende des Tages ist übrigens das Hotel Gannerhof in Innervillgraten. Hier gibt es in der Gaststube ein durstlöschendes Weißbier. Zudem duftet es nach frisch gebackenem Brot, das man sich mit Speck selbst abschneiden kann. Ein guter Abschluss also!

Lage

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