Glasklar und spiegelglatt liegt der Hintersee vor mir. Ich kann bis auf den Grund blicken. Aus einer anderen Perspektive spiegelt sich die umliegende Bergwelt der Berchtesgadener Alpen in der Wasseroberfläche. Und wieder an anderer Stelle friert das kühle Nass vom Ufer aus langsam zu. Die Szenerie wirkt beinahe unecht. Aber so unwirklich wie der See mit seinen Inselchen nun vor mir liegt, so traumhaft war bereits der Spaziergang durch den sogenannten Zauberwald.
Lohnt sich die Winterwanderung zum Hintersee?
Die Wanderung von Ramsau bei Berchtesgaden zum Hintersee ist im Sommer kein Geheimtipp. Viele Ausflugsgäste kennen den malerischen See mit seinem kristallklaren Wasser und dem beeindruckenden Bergpanorama. Aber die wenigsten waren bisher im Winter da.
Dabei ergeben sich bei Eis und Schnee völlig neue Perspektiven. So wirkt beispielsweise der Zauberwald mit verschneiten Bäumen noch ein Stück magischer. Die Gegend ist in dieser Form einmalig. Bei einem riesigen Felssturz vor mehreren tausend Jahren sind rund 15 Millionen Kubikmeter Gestein vom Hochkaltermassiv abgebrochen. Diese Felsbrocken sind überall im Tal verteilt. Dadurch wurde ehemals der Hintersee aufgestaut. Und zwischen den Gesteinsbrocken hat sich der märchenhaft anmutende Zauberwald gebildet.
Vom Bayerischen Landesamt für Umwelt wurde der Zauberwald sogar mit dem Gütesiegel „Bayerns schönste Geotope“ ausgezeichnet. In dieses Geotop taucht ihr auf der knapp 10 Kilometer langen Wanderung entlang der Ramsauer Ache ein. Dabei steigt der Weg leicht an. Insgesamt 225 Höhenmeter werden bis zum höher gelegenen Hintersee überwunden.
Anreise nach Ramsau bei Berchtesgaden
Das Berchtesgadener Land liegt im südöstlichen Zipfel Deutschlands. Unweit vom Nationalpark und dem weltbekannten Königssee verläuft bereits die Grenze nach Österreich. Aus München kommend erreicht ihr die Region am einfachsten über die A8. Dann kommt ihr auf der Hinfahrt direkt am Chiemsee vorbei. Wenn ihr Zeit mitbringt, lohnt sich ein kurzer Zwischenstopp am Ufer.
Wenn ihr durchfahrt, solltet ihr euch auf eine Fahrzeit von etwa 2 Stunden mit dem Auto einstellen. Kurzparker können direkt am Straßenrand in ausgewiesenen Buchten mit Parkscheibe für zwei Stunden stehen bleiben. Das Zeitfenster langt uns aber nicht für unsere Wanderung. Aber nur wenige Meter weiter befindet sich unmittelbar neben dem historischen Backhaus an der Straße im Tal ein öffentlicher Parkplatz. Dort werden 7 Euro Parkgebühr fällig.
Die Anreise ist auch mit Bus und Bahn möglich. Aus München dauert Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln inklusive Wartezeiten rund 3,5 Stunden. Mit einem Umstieg in Freilassing kommt ihr mit der Bahn bis nach Berchtesgaden. Von dort geht es mit dem Bus weiter.
Gutes Profil und warme Kleidung
Länge: | 9,5 km |
Höhenmeter: | 225 m |
Dauer: | 3 Std. |
Höchster Punkt: | 746 m |
Beste Reisezeit: | Dez-März |
In Ramsau schnüre ich die Wanderschuhe. Die sind wasserdicht und dadurch, dass sie knöchelhoch sind, kommt auch von oben nicht so leicht Schnee ins Innere. Außerdem halten sie ein bisschen wärmer als Sneaker und haben ein besseres Profil. Das ist gerade im Schnee wichtig. Denn auf dem Weg können Eisplatten sowie nasse, glatte Steine und Wurzeln auftauchen.
Auch bei der Bekleidung hab ich auf warme Sachen und den Lagenlook geachtet. Trotzdem fröstel ich erstmal leicht, als ich die warme Sitzheizung zurücklasse und die ersten Schritte durch den Schnee stapfe. Das ist aber zum Glück nicht von langer Dauer. Denn sobald ich mich ein bisschen bewegt habe, wird’s mollig warm. Zwischendurch sogar so sehr, dass ich die Jacke öffne und die Handschuhe in der Jackentasche landen.
Instatipp: Am Hintersee lohnt es sich, bis zu den Inseln zu wandern. Denn dann habt ihr den See mit den Inseln im Vordergrund und im Hintergrund ragt das Hochkaltermassiv auf.
Los geht’s am Postkartenmotiv
So lege ich die ersten Meter zur Pfarrkirche St. Sebastian zurück. Haltet die Augen nach der Webcam geöffnet. Denn dort, wo die Webcam angebracht ist, habt ihr den besten Blick auf das idyllische Motiv mit der Kirche, der Ramsauer Ache im Vordergrund und den schneebedeckten Gipfeln am Horizont. Auch ich zücke sogleich die Kamera.
Kein Wunder, dass die Kirche etliche Vorderseiten von Postkarten ziert und zahlreiche Schaulustige herlockt, die sie mal mit eigenen Augen sehen möchten. Schon die Maler der Romantik haben die Szenerie mit Farben auf Leinwänden festgehalten. Der Ort wirkt ein bisschen wie ein Dörfchen aus einem kitschigen Weihnachtsfilm. Ein Ort, an dem gefühlt immer nur gute Sachen passieren.
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Durch den Zauberwald zum Hintersee
Dann lassen wir die Häuser Ramsaus hinter uns. Über schneebedeckte Pfade wandern wir in Richtung Zauberwald. Ein großes, hölzernes Schild begrüßt uns. Auch dieses Bild könnte genau so einem Märchen entsprungen sein. Das Holzschild ist mit einer funkelnden Schicht zarter Eiskristalle überzogen. Genauso wie die Äste und Baumstämme im Hintergrund. An einer Ecke der Tafel baumelt an einem kleinen Faden eine Laterne. So eine aus Glas mit Metallstreben. Mich würde kaum wundern, wenn im Inneren auch noch ein Kerzchen brennen würde. Aber da brennt nichts. Das wäre dann wohl doch zu bilderbuchmäßig.
Nicht weit hinter der Tafel geht ein Steg nach rechts ab. Es ist keine Brücke, eher eine Aussichtsplattform, die sich über die Ramsauer Ache spannt. Allerdings ist der Fluss an dieser Stelle nicht ebenerdig, sondern liegt meterweit unter meinen Füßen. Ich blicke in die Schlucht hinab. Das Wasser hat sich tief in die schroffen Felswände eingegraben. Dort unten blicke ich auf das kristallklare und bläulich schimmernde Wasser hinab.
Dieser Ort ist schon gleich am Einstieg des Waldes und es ist nicht das letzte Mal, dass ich mich fühle, als spaziere ich durch eine Klamm. Denn auch im verwunschen wirkenden Zauberwald mit seinen weiß gepuderten Ästen und Zweigen geht es immer mal wieder über Brücken und Stege hinweg. Teilweise müsst ihr über Treppen aufsteigen, die sich ganz nah an einem Felsbrocken hinaufwinden. Dann wieder geht es über Holzbohlen durch zwei Felswände hindurch und zwischendurch gibt es einige einladende Rastbänke mit Blick auf das Wasser.
Kann’s denn noch besser werden?
Ja, kann es. Ich hab den Gedanken kaum zu Ende gedacht, da erreichen wir auch schon das Ufer des Hintersees. Das Wasser ist kristallklar. Sobald es windstill ist, wird die Oberfläche spiegelglatt und man kann das exakte Abbild der Umgebung im Wasser erkennen. Wenn man das nun fotografieren und jemandem vorlegen würde, wäre ich nicht sicher, ob der Betrachter eindeutig sagen könnte: Hier liegt das Wasser, da der Himmel. Denn auch umgedreht würde das Foto täuschend echt aussehen.
Wir umrunden den Hintersee. Das sind noch mal zusätzlich 45 Minuten. Aber dafür kommen wir auch noch an zahlreichen Inseln vorbei. Die haben sich auf und um Gesteinsbrocken herum gebildet und sind mittlerweile natürlich begrünt. Auf den kleinen Erhebungen, die aus der Wasseroberfläche emporragen, wachsen sogar Bäume. Das sieht ulkig aus, weil zum Teil ein einzelner Baum eine ganze Insel einnimmt.
Um die Mini-Inseln ist das Wasser bereits gefroren. Allerdings ist die Eisschicht noch nicht so dick, dass ich sie betrete. Davon ist wahrscheinlich selbst im Hochwinter abzuraten. Aber es schaut zumindest schön aus, wie die einzelnen Schneekristalle im Sonnenlicht um die Wette leuchten. Perfekt ergänzt wird dieses Landschaftsbild von dem Hochkaltermassiv, das im Hintergrund aufragt. Imposant erhebt es sich über dem See. Daneben ist auch noch der schneebedeckte Hohe Göll zu sehen. Genial!
Fazit
Die Wanderung von Ramsau durch den Zauberwald zum Hintersee lohnt sich definitiv. Es gibt so viel zu sehen und ich kann selbst im Nachhinein noch über so viel staunen. Die Natur ist atemberaubend schön. Und da die Wanderung an einem halben Tag gut machbar ist, müsst ihr euch auch im Winter keine Gedanken machen, dass ihr es vor Einbruch der Dunkelheit zurück schafft.
Die Wege sind auch für Familien gut zu begehen. Allerdings verhindern die Treppen und schmalen Pfade durch den Wald, dass ihr einen Kinderwagen mitnehmen könnt. Außen herum führt allerdings eine breite Forststraße, über die wir den Rückweg angetreten haben. Da sollte das machbar sein.
Und wer gar nicht wandern möchte, kann auch mit dem Auto direkt zum See fahren. In unmittelbarer Nähe zum Ufer gibt es einen großen Parkplatz. Zudem befinden sich ebenfalls in Ufernähe einige Restaurants und Hotels.
Lage
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