Wer an die niederländische Hauptstadt Amsterdam denkt, der hat sofort Bilder im Kopf. Fahrräder, Tulpen und Grachten. Und auch wenn es um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten geht, dann erscheint sofort eine Liste vor dem inneren Auge. Dazu gehören das Van Gogh Museum, die Heineken Experience und eben auch das Anne-Frank-Haus, das auf der ganzen Welt bekannt ist und Millionen von Besuchern anzieht. Ich nehme euch mit in eines der berühmtesten Museen der Niederlande.

Lohnt sich der Besuch im Anne-Frank-Museum in Amsterdam?

Lange war das Anne-Frank-Haus an der Amsterdamer Prinsengracht ein ganz normales Gebäude. Bis Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg die Niederlande überfiel, besetzt hielt und Jüdinnen und Juden in Konzentrationslager deportierte.

Um diesem Schicksal zu entgehen, versteckte sich die jüdische Familie Frank in diesem Grachtenhaus. Über mehrere Jahre schrieb Tochter Anna Tagebuch. Ein Dokument, das Jahre später eines der wichtigsten der Weltliteratur werden sollte.

Heute ist das Anne-Frank-Haus ein Museum, in dem Besucher durch das Versteck der Familie gehen und sich informieren können. Im Jahr 2019 besichtigten mehr als eine Million Menschen aus aller Welt diesen wichtigen Ort.

Fototipp: Das Anne-Frank-Haus ist von der Prinsengracht gar nicht als solches zu erkennen und die moderne Fassade des Museums ist nicht sehr fotogen. Deswegen auf die andere Seite der Gracht gehen und das Fassaden-Panorama mit Brücke und Schiffen fotografieren.

Anreise zum Anne-Frank-Haus

Lage:Prinsengracht 263–267
Anreise:Tram 13, 14, 17
Must-Do:Besuchszeit reservieren
Tipp:am besten vorher Tagebuch lesen
Eröffnung: 1960

Der mächtige Turm der Westerkerk ist in der Altstadt von Amsterdam immer ein guter Orientierungspunkt. Wer zum Anne-Frank-Haus will, läuft einfach darauf zu. Und selbst, wenn er mal von anderen Häusern verdeckt wird, so hilft der Glockenschlag bei der Orientierung. Auch Anne Frank konnte ihn in ihrem Versteck hören. Hinter der Kirche befindet sich auch das Monument der im Faschismus ermordeten schwulen und lesbischen Menschen.

Wer nicht zu Fuß gehen will, kann das Anne-Frank-Haus aber auch problemlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus: 170, 172, 174) erreichen. Alternativ geht natürlich auch immer das beliebteste Verkehrsmittel der Stadt – das Fahrrad. Den Eingang des 1960 zum Museum erklärten Gebäudes können Besucher gar nicht verfehlen. Einfach nach einer langen Warteschlange schauen und sich hinten anstellen. Manchmal befindet sich das Ende auch erst hinter der Kirche.

Unbedingt vorab Tickets reservieren

Da das Anne-Frank-Haus Amsterdam zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes und vielleicht sogar der ganzen Welt gehört, wollen entsprechend viele Menschen diesen besonderen und wichtigen Ort sehen. Da das eigentliche Versteck der Anne Frank Familie aber natürlich sehr klein ist, ist auch nur begrenzt Platz für Besucher.

Darum ist es absolut wichtig, dass Besucher und Besucherinnen vorher auf der Webseite einen Besuchszeitraum buchen. Ansonsten dauert Anstehen in der Warteschlange ewig, weil Reservierungen Vortritt gegeben wird. Wer es trotzdem ohne versuchen möchte, der geht am besten am frühen Morgen oder kurz vor Schließung am Abend. Das gilt allerdings nur für Einzelpersonen oder Paare. Große Gruppen sollten auf jeden Fall im Voraus buchen.

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Sehr hektisch und überfüllt

Natürlich wollen völlig zu Recht viele Menschen diesen Ort, an dem im wahrsten Sinne Geschichte geschrieben wurde, sehen, aber das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass wenig Platz ist. Wenig Platz, um sich zu bewegen, aber auch wenig Platz für die eigenen Gedanken. Denn die Räume sind auf Wunsch von Familienvater Otto Frank, der als Einziger die Vernichtungslager überlebte, leer. Das bedeutet, dass nichts Persönliches an die Menschen erinnert, die sich in diesem Versteck verborgen haben.

Gleichzeitig lässt der Besuch in dem Versteck aber auch die Möglichkeit, zu erleben, unter welchem Druck die Menschen gestanden haben, die hier gezwungen waren, über Jahre unter größter Angst auf engstem Raum miteinander auszukommen.

Aber leider sorgen die vielen Reisegruppen, die sich in verschiedenen Sprachen miteinander unterhalten, auch dafür, dass kaum eine Chance besteht, die Atmosphäre des Anne-Frank-Hauses richtig aufzunehmen. Vor allem, weil sich Besucher durch den großen Andrang sehr schnell durch den Schrank, die Treppe hinauf und durch die Räume bewegen müssen. Bei Abendbesuchen kann das mit etwas Glück weniger hektisch sein.

Tagebuch der Anne Frank

Ein großer Teil des Museums ist dem Tagebuch der Anne Frank gewidmet. Vor der Modernisierung im Jahr 2017 fanden Besucher auf dem Dachboden mehrsprachige Ausgaben des Textes, aber auch Videomaterial von einem Interview mit dem Überlebenden Otto Frank aus dem Jahr 1960. Er spricht darin darüber, dass er seine Tochter Anne nach dem Fund und der Lektüre des Tagebuches noch einmal mit ganz neuen Augen gesehen habe. Darin habe er eine Anne gefunden, die er so gar nicht kannte.

Im Jahr 2017 wurde das Anne Frank Museum modernisiert und bewusst auf eine jüngere Zielgruppe ausgerichtet, die nicht aus Europa kommt und möglicherweise kein Wissen zur Nazi-Zeit und der Judenverfolgung hat. Teil der Dauerausstellung sind Videos von mehreren jungen Menschen aus verschiedenen Ländern der Welt, die selbst einen Brief an Anne Frank geschrieben haben.

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Fazit

Die Geschichte von Anne Frank geht weit über ein Gebäude und ein Buch hinaus. Das Ausmaß des Genozids, des Faschismus in den Niederlanden und die Rezeption des Tagebuches sind nicht mal eben kurz in ein paar Stunden erklärt. Deswegen ist das Anne-Frank-Haus, entweder vor oder nach der Lektüre des Tagebuchs, sicher ein wichtiges Puzzleteil, aber es sollte nicht das einzige bleiben.

Denn ihre Geschichte ist noch lange nicht auserzählt, zu viele Fragen sind offen geblieben. Wurde die Familie verraten und wenn ja, von wem? Es gibt mehrere Theorien, aber wenig haltbare Fakten. Im Jahr 2022 erschien das umstrittene Buch Verrat an Anne Frank, das aber recht schnell wieder wegen Haltlosigkeit vom Markt genommen wurde.

Außerdem erschien vor wenigen Jahren auf Netflix der niederländische Film Meine beste Freundin Anne Frank, der eine ganz neue Perspektive auf die junge Frau eröffnet.

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