Vor mir tut sich eine gigantische Gletscherfläche auf. Direkt davor liegt ganz klein die Hütte, in der ich heute übernachten werde. Ich bin auf dem Bernina Trek in Graubünden in der Schweiz unterwegs. In drei Tagen geht es bei dieser Weitwanderung für mich von Hütte zu Hütte durch die hochalpine Landschaft am Fuße des Piz Berninas, des höchsten Bergs der Ostalpen.

Lohnt sich der Bernina Trek in Graubünden?

Der Weitwanderweg Bernina Trek führt durch das höchste Gebirge der Ostalpen. Seinen Namen hat der Fernwanderweg vom Piz Bernina bekommen. Der Gipfel ist mit 4.049 m der höchste Berg Graubündens und der Ostalpen. Um dort hinaufzukommen, benötigt ihr aber Hochtouren- und Gletscherfahrung.

Der Bernina Trek führt nicht über den Gipfel der höchsten Berge hinweg, sondern durch die Taleinschnitte hindurch. Trotzdem seid ihr mittendrin in der hochalpinen Landschaft. Wenn ihr euch für den klassischen Weg entscheidet, dann seid ihr insgesamt 7 Tage unterwegs und es warten täglich Gehzeiten von bis zu 9 Stunden auf euch. Die Pachific-Variante ist kürzer und gemütlicher. Diese Strecken sind so angelegt, dass sie auch für Familien machbar sind.

Wir gehen ein dreitägiges Teilstück des Bernina Treks. Von Silvaplana im Engadin führt uns der Weg über die Coaz-Hütte, zur Boval-Hütte und schließlich zum Berninapass. Wenn ihr den Wanderweg nachgehen möchtet, ist vor allem der zweite Tag lang. Etwa 7 Stunden ist die reine Gehzeit der längsten Etappe. Dabei gilt es an diesem Tag über 20 Kilometer zurückzulegen.

Wichtig ist, dass ihr bei allen Varianten das Wetter im Blick behaltet. Ihr seid im alpinen Gelände unterwegs, bei Regen kann es rutschig werden, bei Gewitter solltet ihr besser einen Tag aussetzen oder je nach Wetterfenster komplett auf die Tour verzichten.

Instatipp: Hinter der Chamanna da Boval habt ihr einen genialen Blick auf den Morteratsch-Gletscher. Wenn ihr euch dort hinstellt, wirken dich Berge um euch herum zum Greifen nah.

Ausrüstung, Vorbereitung und Tourendaten

Länge:130 km
Etappen:7 Tage
Höhenmeter:↑ 6.060 m
↓ 6.741 m
Höchster Punkt:2.966 m
Beste Jahreszeit:Juni bis September

Für die Tour über den Bernina Trek gehe ich meine Packliste im Kopf noch mehrfach durch. Ich möchte wirklich nichts vergessen. Schließlich geht es tief in die Bergwelt hinein und geschlafen wird auf Hütten. Dafür braucht ihr auf jeden Fall einen Hüttenschlafsack und ein kleines Handtuch.

Denkt auch daran, Bargeld dabeizuhaben. Am besten Schweizer Franken. Denn die Hütten akzeptieren in der Regel keine Kartenzahlung und obwohl in Graubünden viele Betriebe auch Euro annehmen, seid ihr mit der heimischen Währung natürlich auf der sicheren Seite. Um auch sicher einen Schlafplatz zu bekommen, solltet ihr die Hütten vorab reservieren. Wenn ihr Mitglied im Deutschen Alpenverein seid, gibt es bei der Übernachtung in SAC-Hütten ebenfalls Rabatte.

35 Liter Rucksack für den Bernina Trek

In meinen Rucksack mit einem Volumen von 35 Litern finden zudem ein Pullover, eine Daunenjacke und eine Hardshelljacke sowie Handschuhe, Halstuch und ein Stirnband Platz. Denn wir befinden uns im hochalpinen Raum. Es ist deutlich kühler als im Tal und das Wetter kann schnell umschlagen. Außerdem hab ich zwei Wechselshirts dabei. Da kann ich ja bei Bedarf auch mal eins in der Hütte per Hand durchwaschen.

Erste-Hilfe-Set, Blasenpflaster und Stirnlampe gehören ebenso wie ein paar Snacks und ausreichend Wasser oder Tee zur Basisausstattung. Sonnencreme und Sonnenbrille sind auch dabei und bei den Schuhen setze ich auf einen stabilen Wanderschuh mit griffiger Profilsohle.

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Wanderung entlang von riesigen Gletschern

Das Auto parken wir an der Talstation der Corvatsch-Bahn in Silvaplana-Surley bei St. Moritz in der Schweiz. Bis dorthin sind es aus München kommend etwas mehr als 4 Stunden Fahrzeit. Dabei fahrt ihr am Bodensee vorbei ein Stückchen durch Österreich hindurch. Denkt also daran, dass ihr sowohl für die österreichischen als auch für die Schweizer Autobahnen jeweils eine Vignette benötigt.

Wir nutzen die Bergbahn für die Auffahrt zur Mittelstation Murtèl. Das Ticket für die Bergfahrt in der Großraumbahn kostet pro Person 29 CHF. Und damit düsen wir direkt in den Nebel hinein.

Unser erstes Ziel ist die Coaz-Hütte, die etwa 3,5 Stunden Gehzeit von der Seilbahnstation entfernt liegt. Auf Bildern lag die Hütte eingebettet in einer imposante Gletscherwelt. Davon ist wegen der dichten Wolken leider noch gar nichts zu sehen. Doch dann, ganz plötzlich, tut sich ein Wolkenloch auf. Dahinter erscheint eine riesige Gletscherfläche. Es sind Teile des mächtigen Tschierva-Gletschers, die wir da sehen. Wenig später ist der Gletscher sogar komplett frei. Nur um die Gipfel spielen noch Wolken und verhüllen auch den Piz Bernina. Die Wolken sollen uns bis zum Ende des Tages begleiten.

Gemütliche Hütten auf dem Bernina Trek

Das Spiel mit den Wolken lässt die Bergwelt noch rauher und noch wilder wirken. Richtig beeindruckend wird es, als zu dem Blick auf den Tschierva-Gletscher auch noch die Aussicht auf den Roseg-Gletscher oberhalb unserer Unterkunft freigelegt wird. Beschwingten Schrittes halten wir auf die gemütliche Hütte zu, die hier im Hochgebirge allen Wettereinflüssen und Widrigkeiten trotzen muss.

Im Inneren empfängt uns ein warmer Gastraum und ein gemütliches Hüttenzimmer mit Dachfenster über meinem Schlafplatz. Bei gutem Wetter kann ich von hier aus liegend wunderbar die Sterne beobachten. Lichtverschmutzung gibt’s hier oben schließlich keine.

Die höchsten Berge der Ostalpen

Am nächsten Tag geht’s im Morgengrauen bergab durch das malerische Val Roseg. Wir lassen die Gletscherlandschaft und den Gletschersee unterhalb der Eismassen hinter uns und steigen nach Pontresina ab. Das ist kein schwieriger Weg, geht aber ein bisschen in die Beine. Von Pontresina sind es dann noch 3,5 Stunden und 600 Höhenmeter bis zur nächsten Hütte, der Chamanna da Boval.

Während des Aufstiegs blitzt es schon wieder leuchtend weiß zwischen den Bäumen hervor. Dort liegt der nächste Gletscher. Und je näher wir kommen, umso gewaltiger wird er. Ich hätte nach letzter Nacht nicht gedacht, dass es noch besser werden kann, aber das geht tatsächlich.

Bei bestem Wetter mit strahlendem Sonnenschein blicken wir auf den gigantischen Morteratsch-Gletscher hinab, der sich unter uns gen Tal schlängelt. Er ist mit 6,4 Kilometern der drittlängste Gletscher der Ostalpen. Rundherum bilden weiße, frisch angezuckerte Berggipfel einen tollen Kontrast zum strahlend blauen Himmel. Da liegen Piz Palü (3.900 m), Bellavista (3.922), Piz Bernina (4.049 m) und Piz Morteratsch (3.751 m) direkt vor uns. Zum Greifen nah. Es ist ein Bild, an dem ich mich kaum sattsehen kann. Die Anstrengung des Tages ist bei dieser Aussicht komplett vergessen.

EtappeStreckeDauer
1. Madulain bis Chamanna d’es-Cha↑ 897 m ↓ 0 m2,5 Std.
2. Chamanna d’es-Cha bis Chmannana Jenatsch↑ 1090 m ↓ 1030 m8 Std.
3. Chamanna Jenatsch bis Chamanna Coaz↑ 1749 m ↓ 1786 m9 Std.
4. Chamanna Coaz bis Chamanna Tschierva↑ 533 m ↓ 562 m3,5 Std.
5. Chamanna Tschierva bis Chamanna Boval↑ 690 m ↓ 781 m6,5 Std.
6. Chamanna Boval bis Rifugio Saoseo↑ 772 m ↓ 1267 m9 Std.
7. Rifugio Saoseo bis Poschiavo↑ 316 m ↓ 1289 m4,5 Std.

Fazit

Zu guter Letzt wandern wir entlang der Bahnlinie des Bernina Express in Richtung Berninapass. Die Landschaft auf dem letzten Stück unserer Tour sieht nochmals ganz anders aus. Eher steppenmäßig, durchsetzt mit Seen.

Das ist es auch, was den Weg an sich so besonders macht und weshalb ich auch ganz klar sage, dass sich der Bernina Trek lohnt. Die Landschaft ist sensationell! Obwohl der Weg an sich zwar je nach Route konditionell fordernd sein kann, ist er technisch nicht schwierig. Und so kommt ihr ganz nah an diese hochalpine Bergwelt heran und habt Gletschermassen zum Anfassen vor euch liegen.

Wenn ihr die ganze Route des klassischen Treks geht, dann wird es natürlich anstrengender. Zudem müsst ihr euch darauf einstellen, dass die Hütten nicht unbedingt mit Duschen ausgestattet sind. Wenn euch das nicht taugt, empfiehlt sich zwischendurch eine Übernachtung in einem Hotel im Tal, zum Beispiel in Pontresina. Dann fühlt man sich doch mal wieder ein bisschen frischer.

Ihr könnt also, variieren. Wie wir, nur ein Teilstück zurücklegen. Oder die Tour sogar noch um Gipfelbesteigungen erweitern. Je nach Zeit, Wetter und Können.

Lage

Praktische Links

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