105 Meter stürzt das Wasser den Wasserfall Cascada de Tamul hinab – und ganz unten, da wo es ankommt, soll ich gleich durch Wassermassen schwimmen. Mein mexikanischer Freund ist schon los, also hinterher. Es wird eine von vielen Mutproben, die mich hier in der Huasteca Potosina und in ganz Mexiko erwarten – und ganz sicher eines meiner Highlights. Hier meine Reisetipps für den Besuch des schönsten Wasserfalls in Mexiko.
Lohnt sich der Besuch der Cascada de Tamul in Mexiko?



Mexiko – das ist nicht nur Kakteenlandschaft und Strand, sondern auch ein Land der Wasserfälle. Besonders viele findet man in der Huasteca Potosina, eine Region im Herzen des Landes, die zur Hälfte aus Wüste und zur anderen aus dichten grünen Wäldern besteht, die von Flüssen und Lagunen durchzogen ist. Zwei dieser Flüsse, nämlich den Río Gallinas und den Río Santa Maria, vereint der 300 Meter breite Wasserfall Cascada de Tamul. Mit einer Höhe von 105 Metern gilt er als der höchste Wasserfall im Bundesstaat San Luis Potosi.
Am einfachsten erreicht man ihn mit den farbenfrohen Holzbooten namens Pangas auf dem Tampaón-Fluss (das ist der Name des vereinten Flusses). Aber auch bei einer Wanderung kommt man zur Cascada de Tamul.
Fototipp: Das Boot bringt euch genau zum perfekten Fotospot. An einem Felsen könnt ihr von Bord gehen und bekommt genug Zeit, um ein Bild vom Wasserfall zu machen. Die Cascada de Tamul ist hier etwa 30 Meter entfernt. Besonders schön erstrahlt sie im goldenen Licht der Nachmittagssonne.
Anreise nach Ciudad Vallees
Lage: | Huasteca Potosina |
Eintrittspreis: | 200 MXP bei vollem Boot (etwa 10 Euro) |
Dauer: | 3,5 Stunden |
Must-See: | Cenote Cueva del Agua |
Besonderheit: | Ihr könnt den Wasserfall noch von der anderen Seite besichtigen |
Die Nacht vor eurem Ausflug verbringt ihr am besten in der nächstgrößeren Stadt Ciudad Vallees. Von hier starten auch die Gruppenausflüge. Ich selbst bin individuell losgezogen, und kann daher nichts über die Touren sagen. Die besten findet ihr meist nicht im Internet, sondern vor Ort an eurem Startpunkt (also in diesem Fall in Ciudad Vallees).
Erkundigt euch nach einer Tour, bei der ihr von beiden Seiten zum Wasserfall kommt. Wahrscheinlich müsst ihr mit etwa 1.300 mexikanischen Pesos rechnen, also rund 65 Euro. Diese Tour habe ich zum Beispiel online gefunden, allerdings beinhaltet sie nur die Kanufahrt, nicht die Wanderung.
Alternativ könnt ihr euren Ausflug auch wie ich auf eigene Faust unternehmen. Wir sind hier weit jenseits der klassischen Touristenpfade unterwegs. Das bedeutet: Keine Busse oder sonstige öffentliche Verkehrsmittel, stattdessen nur ziemlich hüglige und löchrige Straßen, die teilweise geteert und je nach Saison nass und schlammig sind. Wenn ihr ein Auto leiht, dann wählt lieber ein eher robustes Modell. Wenn ihr alleine unterwegs seid, sind das eure Adressen fürs Navi:
- Erster Stopp: Rio Tampaón, 79768 La Morena, San Luis Potosi. Ihr braucht etwa eine Stunde von Ciudad Vallees.
- Zweiter Stopp: Campamento Tamul, 79776 S.L.P. Ihr kommt vom Fluss in 30 Minuten hier her. Das ist ein Campingplatz, wo ihr gegebenenfalls die Nacht verbringen könnt. Theoretisch könnt ihr einfach loslaufen, allerdings solltet ihr von hier aus mit einem Guide starten.
Ladet euch unbedingt Online-Karten herunter, wir hatten nämlich weitgehend keine Internetverbindung.
Zum Wasserfall mit dem Boot
Fangen wir an mit dem Tamul-Klassiker: Die Anreise flussaufwärts mit dem Ruderboot, genannt “Panga”, auf dem Fluss sind nämlich keine Motorboote erlaubt. Hierfür braucht ihr nur eure Badekleidung und ein bisschen Sonnencreme (vorher eincremen!). Wer will, kann natürlich auch mit mehr Kleidung losfahren, aber seid gewarnt: Ihr werdet nass!
Los geht es am Embarcadero nahe dem kleinen Ort Tanchachin. Ihr folgt einfach den Schildern und fahrt dann hinab ans Ufer des Rio Tampaón. Hier könnt ihr euer Auto parken und euch umziehen. Am Ticketschalter sichern wir unseren Platz für die nächste individuelle Fahrt auf dem Fluss. Ein paar weitere Besatzungsmitglieder warten schon: Wie auch bei vielen Bussen in Mexiko (“Collectivo”) gibt es keine festen Abfahrtszeiten. Los geht es, wenn der Bus bzw. das Boot voll ist.
Dann zahlen auch alle Touristen weniger, denn der Preis wird pro Boot fällig. Wir sind am Ende acht Leute und zwei Guides und zahlen pro Person 200 MXP (rund 10 Euro). Eine Schwimmweste bekommen wir dafür ebenfalls ausgeliehen. Sie ist verpflichtend und wird uns später gute Dienste erweisen. Ich ziehe sie über meinen Bikini und stiefle mit Flipflops los.
Ich empfehle, auf dieser Bootstour nichts mitzunehmen, außer vielleicht ein paar Pesos, falls ihr beim Stopp Snacks und Drinks kaufen wollt. Wer sein Handy dabei haben möchte, sollte es in einer wasserfesten Hülle transportieren.
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Paddeln müssen wir selbst
Jeder bekommt ein Paddel und ist entweder für links oder rechts zuständig. Und so kämpfen wir uns langsam flussaufwärts. Um uns herum sehen wir die wunderschöne Landschaft der Huasteca Potosina. Ein großer Baum, den Papageien-artige Vögel komplett mit Nestern bestückt haben. Die baumeln im Wind wie – entschuldigt, aber eine andere Assoziation ist hier nicht möglich – riesige, aus Zweigen gewobene Hodensäcke. Dann kommen wir an Felsen vorbei, in denen Gestalten zu erkennen sind. Ich erkenne eine alte Frau mit Korb auf dem Rücken.
Wir sind guter Dinge und grüßen freundlich und nichts ahnend ein volles Boot auf seinem Rückweg. Attacke! Mit durchgeschnittenen Cola-Flaschen voller Flusswasser spritzen sie uns nass! So lerne ich bitter und patschnass die wichtigste Regel hier: Nur deine Crew ist dein Freund, alle anderen werden mit Wasser attackiert. Auch in unserem Boot liegen ein paar durchgeschnittene Cola-Flaschen, mit denen wir jetzt das Wasser aus unserem Boot schöpfen und später ein paar Angriffe starten.
Wir passieren eine kleine Ansammlung von Snack-Buden, bei denen wir auf dem Rückweg anhalten werden und eine Stromstelle. Unsere Guides legen an und übernehmen dieses schwierige Stück alleine, während wir ein paar Meter am Ufer entlanglaufen und anschließend wieder ins Boot steigen.
Wetter
Die interaktive Karte zeigt, wie das Wetter aktuell in Rascon, Mexiko ist und die Vorhersage der nächsten 5 Tage aussieht.
Fotoshooting für jeden an der Cascada de Tamul
Und dann sehen wir ihn: Den Wasserfall Cascada de Tamul, erstrahlt im goldenen Licht der Nachmittagssonne. Wir legen an einer Gruppe Felsen an und klettern aus dem Boot. Hier bekommt jeder einen Moment Zeit für ein Foto alleine, während der Rest den Wahnsinns-Anblick genießen kann.
Zurück schwimmen wir – zumindest zu Anfang. Die Guides erklären uns, wie man sich treiben lässt, ohne die Felsen am Boden zu streifen (Füßen nach vorn und hoch). Es ist herrlich! Auf diese Weise erreichen wir auch die Snack-Stände am Ufer.
Wir gehen an Land, dann führen uns unsere Guides eine Treppe hinauf zur Cenote Cueva del Aqua. Das Wasserbecken liegt streng genommen zu hoch, um eine echte Cenote zu sein, schaut aber genauso aus: Eine Tropfsteinhöhle voller Stalaktiten, die ins glasklare, dunkelblaue Wasser hineinragen. Ich traue mich erst nicht so recht – ihr seht’s an meinem Blick auf dem Foto. Ein tolles Erlebnis! Wir paddeln das letzte Stück flussabwärts, dann kommen wir wieder zur Bootsanlegestelle.
Cascada de Tamul von der anderen Seite
Für meinen mexikanischen Freund und mich ist das Abenteuer damit aber noch nicht vorbei, man kann den Wasserfall Cascada de Tamul nämlich auch noch von der anderen Seite besuchen, und sogar unter ihm schwimmen. Vom zweiten Startplatz, dem Campamento Tamul wandern wir los.
Ihr solltet diese Tour mit einem der lokalen Guides machen, die schon am Straßenrand überall ihre Dienste anbieten. Meistens möchten sie für die Tour 1.000 MXP haben, das heißt, es wird günstiger für euch, wenn ihr euch mit anderen Touristen zusammenschließt. Der Guide hält auch Schwimmwesten für euch bereit.
Wasserfall
Der Wasserfall Cascada de Tamul ist hinten bereits zu erkennen. Hier am letzten Stück geht es zu Fuß weiter.
Schwimmen unter dem gewaltigen Wasserfall
Der Weg führt durch den Wald. Bald kommen wir an den ersten, miteinander verbundenen Wasserbecken vorbei, in denen sich grüne Wasserpflanzen wiegen. Ich vermute, sie alle speisen den Wasserfall. Das letzte Stück führt über eine lange Treppe zum Fuße des Flusses. Hier ziehen wir uns die Schwimmwesten an und springen unserem Guide hinterher in den Fluss. Das klingt jetzt einfacher als es für mich war, denn es hat mir nämlich einiges an Überwindung abverlangt. Ist es wirklich sicher, einfach unter so einem gewaltigen Wasserfall herumzuschwimmen? Klar, sagt mein Freund. Der muss es ja wissen, ist schließlich sein Land.
Natürlich gibt es Regeln: Direkt unter den Wasserfall sollte man besser nicht geraten, zwischen den beiden Strömen ist es aber kein Problem. Auf der gegenüberliegenden Flussseite auch nicht. Wir sind natürlich ganz vorsichtig, nicht zu nahe an den Wasserfall zu kommen.
Es ist atemberaubend. In den kleinen, vom Wasser aufgewirbelten Tröpfchen bildet sich im Sonnenlicht ein Regenbogen. Ein Ort für ein “mental picture” – unsere Handys oder Kameras haben wir hier im Fluss natürlich nicht dabei.
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Fazit
Cascada de Tamul ist der vielleicht schönste Wasserfall, den ich je gesehen habe. Besonders schön ist er in der Nachmittagssonne, die bei unserem Besuch erstrahlt hat. Der Wasserfall lässt ist von allen Seiten besuchen und ist damit ein wunderbares Ziel für einen ganzen Tag.
Noch nicht nass genug? Dann ab in die vielen Wasserbecken, aus denen sich der Wasserfall speist. Wir finden sie auf dem Rückweg, nach der langen Treppe. Von einem kommen wir zum nächsten und so weiter. Wir setzen uns auf einige Steine und beobachten die kleinen Fischchen im Wasser, die zwitschernden bunten Vögel und die sattgrünen Pflanzen, die sich im seichten Wind wiegen. Hier könnte ich wirklich eine Ewigkeit verbringen.
Lage
Praktische Links
- Offizielle Seite der Region Huasteca in Mexiko
- Wanderkarte: Wasserfall vom Campingplatz aus (mit GPS-Track)
- Die besten Sehenswürdigkeiten in Mexiko
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