Schroffe Felsen ragen aus tiefen Wäldern. Sie erinnern mich an skurrile, versteinerte Fabelwesen. Das Dahner Felsenland im Pfälzerwald regt meine Phantasie an. Wenn ich auf diese Gesteinsformationen kommen will, muss ich ziemliche Steigungen überwinden und manchmal beinahe klettern. Nach dem Städtchen Dahn ist das Buntsandsteingebirge im südlichen Rheinland-Pfalz benannt. Mal klammern sich Burgruinen an das senkrecht aufragende Gestein, mal verstecken sich die Felsen mitten im Wald. Kommt mit zum Jungfernsprung, Teufelstisch oder Drachenfels: Diese Steine scheinen zu leben.
Lohnt sich ein Besuch des Dahner Felsenlandes?





Wenn ihr abwechslungsreiche, von zerklüfteten Felsen durchzogene Naturlandschaften liebt, werdet ihr euch im Dahner Felsenland nicht langweilen. Die Region ist wie geschaffen für Aktivurlauber, die gerne wandern, klettern oder überwältigende Aussichten erleben wollen. Auch Menschen, die sich gerne in vergangene Zeiten oder in Fantasiewelten träumen, kommen hier voll auf ihre Kosten. Auf vielen der monumentalen Felsen haben einst Burgherren gelebt oder Raubritter ihre Verstecke gehabt.
Wahrscheinlich wurde vielerorts vorchristlichen Göttern gehuldigt und so manche Sage, die sich um die Felsen rankt, hat vielleicht einen wahren Kern. Hier wird eine Jahrmillionen überspannende Geologie mit Händen greifbar. Das Dahner Felsenland ist durch Premiumwanderwege und Kletterrouten erschlossen. Auch, wenn ihr abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs sein wollt, findet ihr eure Refugien.
Foto-Tipp: Eindrucksvolle Felsen fangt ihr am besten mit der Kamera ein, wenn die Kontraste prägnant sind. Dies ist besonders in den Morgen- und Abendstunden der Fall. Dann scheint die Sonne schräg auf die Felsen und bringt sie zum Leuchten. Dieses Phänomen heißt Felsenglühen. Es führt zu einer geradezu magischen Stimmung, der man sich kaum entziehen kann. Bei bewölktem Himmel kommen dagegen die Details der Felsen unverfälscht zur Geltung.
Wie ist das Dahner Felsenland entstanden?
Vor etwa 250 Millionen Jahren hat sich das Gestein des Dahner Felsenlandes gebildet. Die Felsen sind aus Buntsandstein und man kann, wenn man genau hinschaut, dünne Schichten entdecken, die sich aus sandigen Sedimenten übereinander gestapelt haben. Die aufragenden Sandsteinfelsen sind das, was die Erosion nach Jahrmillionen übrig gelassen hat. Das Dahner Felsenland umfasst die gleichnamige Verbandsgemeinde sowie die umliegenden Gebiete des südlichen Pfälzerwaldes, die ebenfalls faszinierende Felslandschaften bieten.
Anreise ins Dahner Felsenland
Fläche: | 160,3 km2 |
Höchster Gipfel: | Großer Eyberg (513 m) |
Zentrale Stadt: | Dahn (ca. 4500 Einw.) |
Must-Do: | Dahner Felsenpfad |
Must-See: | Teufelstisch |
Seid ihr mit dem Auto unterwegs, ist die Anreise ins Dahner Felsenland völlig unproblematisch. Die nächste größere Stadt ist Pirmasens ungefähr 20 km nordwestlich. Eine Bundesstraße führt direkt durch Dahn, auf Nebenstrecken sind auch die etwas entfernteren Felsenmonumente gut zu erreichen. Ich bin von Osten gekommen und habe nicht die Autobahn, sondern die B 427 benutzt, die durch die Dörfer der pfälzischen Weinstraße führt.
Dies ist besonders im Herbst verlockend: Am Straßenrand gibt es Hofläden, in denen neuer Wein, frische Weintrauben und anderes Obst verkauft werden. Ihr könnt auch mit dem Regionalzug nach Dahn kommen. Um abgelegene Felsen zu erreichen, lohnt es sich, das Fahrrad dabei zu haben. Für Aufstiege auf die Aussichtspunkte sind festes Schuhwerk mit gutem Profil Voraussetzung, bei nassem Wetter echte Wanderschuhe. Außerdem ist, wie immer auf Wanderungen, wetterfeste Outdoor-Kleidung angezeigt.
Zur Ruine und Felsenburg Drachenfels und Berwartstein
Beim Anblick der Burgruine Drachenfels bei Busenberg musste ich an meinen letzten Zahnarztbesuch denken: Er hatte gebohrt und genauso sieht die Felsenburg aus, wie ein löchriger Backenzahn. Kein Wunder, dass der Fels im Volksmund auch so genannt wird. Der Drachenfels war ein passender Ort für Raubritter, die im Mittelalter hier hausten und Reisende überfielen. Nach einem schweißtreibenden Aufstieg über ausgetretene Steinstufen ist die grandiose Aussicht auf das Dahner Felsenland der Lohn.
Bei Betrachtung des verwitterten Felsens kommt man nicht umhin, über den Zahn der Zeit nachzudenken. Mein Einkehrtipp: Unterhalb des Drachenfelses lockt die Drachenfelshütte mit Pfälzer Saumagen, “Keschdekuche”, übersetzt Kastanienkuchen und anderen zünftigen Gerichten. Wer eine intakte Burg sehen will, die Burg Berwartstein thront etwa 3 km südlich vom Drachenfels oberhalb des Ortes Erlenbach. Erbaut um 1152, lebte hier Hans Trapp, Heerführer und gefürchteter Raubritter.
Viele Rüstungen und Waffen sind in den alten Gemäuern des 19. Jahrhunderts zu betrachten. Verpasst nicht die tolle Aussichtsplattform und die original mittelalterlichen, unterirdischen Gänge: Sie wurden in den Fels geschlagen und sind nur durch Kerzenschein beleuchtet, eine magische Erfahrung! Auf dem Berwartstein fiel mir das liebevoll gestaltete Selbstbedienungsrestaurant mit wunderschönem Garten auf.
Altdahn und Dahner Burgengruppe
Von der Schlossstraße in Dahn kommt ihr nach etwa 2 Kilometern zum Parkplatz unterhalb der Dahner Burgengruppe. Aufgepasst: Der Zugang ist mittwochs geschlossen. Eigentlich sind es drei Burgen, die nur durch schmale Felsdurchbrüche voneinander getrennt sind: Altdahn, Grafendahn und Tanstein. Die Felsen scheinen durchlöchert wie ein Schweizer Käse, wie Maulwürfe haben sich die Burgherren in das Gestein gegraben.
Torwächterkammern, Geschütztürme, Bergfriede, Zisternen und massive Mauerreste sind erhalten und der Ausblick von oben ist unübertrefflich. Hier bin ich stundenlang umher gestiegen und habe jeden Winkel der Ruinen erkundet. Übrigens gibt es etwa 4 km nordwestlich auch noch die Burgruine Neudahn.
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Zum Jungfernsprung – Wahrzeichen von Dahn
Wenn es sich wirklich so zugetragen hat, wie die Sage erzählt, hat eine Jungfrau den Sprung vom hohen Felsen über der Stadt Dahn überlebt, weil sich ihre Röcke wie ein Fallschirm bauschten. Und vom Felsen gesprungen ist sie, weil ein Raubritter ihr nachgestellt hat. Etwa 400 m geht es auf schmalen Serpentinen auf das Wahrzeichen der Stadt Dahn hinauf. Der Jungfernsprung ist ein Nebengipfel des Vogelsbergs. Die Region, auf die ihr aus 70 m Höhe blickt, nennt man Wasgau.
Faszinierendes Naturwunder in Hinterweidenthal
Am Teufelstisch soll der Teufel persönlich gespeist haben. Im Tal befindet sich ein Erlebnispark mit Riesenrutsche, auf der ihr ein höllisches Tempo erreicht. Vom Parkplatz aus lauft ihr etwa zehn Minuten zum Teufelstisch hinauf. Es ist wirklich erstaunlich, wie dieser 14 m hohe Fels in seiner prekären Form die Jahrtausende überdauern konnte. Kein Wunder, dass der Teufelstisch die Fantasie der Menschen angeregt hat. Vielleicht ist der Name eine Erinnerung an alte Zeiten, in denen vorchristliche Kulte an diesem Ort stattgefunden haben dürften.
Ich war abends, kurz vor Sonnenuntergang am Teufelstisch und habe das überwältigende Felsenglühen erlebt. Stille und Vogelgezwitscher herrschten vor, nur das gedämpfte Rauschen von der ausgebauten Bundesstraße im Tal störte etwas. Oder war das doch ein echter Höllenlärm? Insgesamt gibt es mehr als 20 solcher sogenannter Pilzfelsen im Dahner Felsenland, die anderen sind allerdings deutlich kleiner. Der Teufelstisch gehört zu den besonderen Naturwundern Deutschlands.
Größte Felsformation der Pfalz – Altschlossfelsen
Ungefähr 23 km westlich von Dahn, am Brechenberg bei Eppenbrunn liegen die Altschlossfelsen. Die etwa 1,5 km lange und 30 m hohe Felsengruppe versteckt sich etwas hinter Bäumen. Vom Parkplatz Spießweiher wandert ihr etwa 2 Kilometer hierher. Die dicht nebeneinander stehenden vier stolzesten Felsen wirken wie eine versteinerte Königsfamilie. In den Abendstunden könnt ihr sie verführerisch rötlich leuchten sehen. Auch hier wurden Mauerreste einer Burg gefunden und schon in der Eisenzeit lebten hier Menschen.
Auf dem Altschlosspfad (etwa 40 Minuten) habe ich die Steinformation umrundet. Ich bin an Säulen vorbei durch Felsentore gegangen und habe natürliche Felsenhöhlen betreten, ein Feeling wie in der Sächsischen Schweiz kam auf. Auf den Altschlossfelsen wachsen seltene Flechten, manche schimmern leuchtend lindgrün, andere wirken ein bisschen wie welkes Kraut. Ich kam mir vor wie in einer verwunschenen Zauberwelt und fühlte mich an verwitterte indische Höhlentempel erinnert.
Auf dem Grenzweg entlang der französischen Grenze (11,5 km) gelangt ihr auch auf die Felsen hinauf. Dort oben könnt ihr die große Weite der Wälder des Wasgaus auf euch wirken lassen und keine Spuren der modernen Zivilisation sind zu sehen.
Rundwanderweg Dahner Felsenpfad
Der bekannteste Rundwanderweg im Dahner Felsenland ist der Dahner Felsenpfad. Er beginnt gleich mit einem Highlight: Am Büttelfels gibt es eine natürliche VIP-Loge. Ich bin über eine rutschige Metallleiter hinaufgeklettert, um den sagenhaften Überblick über Dahn und die umliegenden Gesteinsformationen zu genießen. Trittsicherheit ist dabei unbedingt notwendig. Die Wanderung führt auf und ab über Stock, Stein und Wurzelwerk an einigen der schönsten Felsen vorbei: dem Lämmerfelsen, dem Wachtfelsen oder dem Doppelfelsen „Braut und Bräutigam“.
Vom Pfaffenfelsen aus sah ich zum Abschluss ein diffuses, verzaubertes Panorama. Diesen Aussichtspunkt habe ich in der Dämmerung besucht, in der die Felsen allmählich zu geisterhaften, dunklen Schemen wurden. Bringt Zeit mit ins Dahner Felsenland, für den 12,5 km langen Dahner Felsenpfad braucht ihr alleine schon vier bis fünf Stunden!
Video-Tipp
Dahner Felsenland aus der Vogelperspektive
Erlebt die tolle Landschaft im Pfälzerwald aus der Luft.
Fazit
Das Dahner Felsenland ist ein faszinierendes Ausflugsziel, für das es sich lohnt, immer wieder zurückzukehren oder gleich einen ganzen Urlaub hier zu verbringen. Es gibt noch viele weitere Wanderwege, die zu nennen den Rahmen hier sprengen würde. Macht euch auf Entdeckungsreise! Logisch, dass auch die Kletterer sehr gerne hierherkommen. Sie verbringen ihren Urlaub auf waghalsigen Kletterrouten, beispielsweise am Lämmerfelsen oder im Erfweilerer Gebiet östlich von Dahn.
Last but not least: Im Dahner Felsenland gibt es viele Möglichkeiten, zünftig einzukehren. Die pfälzische Gastfreundschaft ist sprichwörtlich. Übrigens lohnen auch die benachbarte Gemeinde Annweiler mit der Burg Trifels oder das Kurstädtchen Bad Bergzabern mit den idyllischen Dörfern der Deutschen Weinstraße mehr als nur einen Besuch.