Meterhohe Eiswände türmen sich vor uns auf. Durch einen Zufall sind wir auf einen Eiskletter-Schnupperkurs im Pitztal in Tirol gestoßen. Und gleich werden wir als Anfänger zwei Tage im Eis verbringen. Klingt zu krass? Gar nicht mal. Nach einer Einweisung durch einen ausgebildeten Bergführer und mit dem richtigen Equipment hängen wir schon wenig später in der Eiswand.
Lohnt sich Eisklettern im Pitztal?
Wir haben unseren Eiskletter-Schnupper-Kurs im Pitztal gemacht. Denn das Tal ist ein Eiskletter-Eldorado in Österreich. Hier gibt es über 60 Wasserfälle, die im Winter zufrieren und auf denen man fast ausnahmslos Eisklettern kann. Unser Kurs war allerdings in der Taschach-Schlucht. In der Schlucht vereist Bergführer Alfred „Alfi“ Dworak die Wände ab November mit Quellwasser. Für Anfänger und Kurse ist das super, weil auf kleinem Raum viel Eisfläche zu finden ist und man sich perfekt nach oben absichern kann.
Instatipp: Lasst euch von den Bergführern aus coolen Perspektiven fotografieren. Zum Beispiel hat sich Harald für ein paar coole Bilder mal in die Felswand gehängt und Alfi hat Bilder von uns gemacht, als er sich oben an einem Baum gesichert hat. Einfach nett fragen oder mit einem Après-Kletter-Bier bestechen 🙂
Anreise ins Pitztal
Ins Pitztal gelangst du am entspanntesten mit dem Zug. Der Tourismusverband hat ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass die Anreise mit dem Zug attraktiv ist. Bei einer Anreise mit dem Zug bis nach Imst (ab 39,- Euro Ticket-Preis) erhaltet ihr von der Unterkunft einen kostenlosen Weitertransfer mit dem Bus zur Unterkunft im Pitztal. Und das Busnetz ist wirklich gut ausgebaut.
Sonst ist natürlich auch eine Anreise mit dem Auto über die mautpflichtigen Autobahnen oder den mautfreien Fernpass möglich. Beachtet bei einer Anreise bei winterlichen Bedingungen, dass ihr sowohl Winterreifen aufgezogen als auch Schneeketten dabei haben müsst.


Vorbereitung und Voraussetzungen zum Eisklettern
Eiskletterspots im Pitztal: | ca. 45 verschiedene Spots |
Gutes Anfängergebiet: | Taschach-Schlucht |
Kosten (Kurs inkl. Material): | 330 Euro |
Ausrüstungsverleih: | beim Bergführer |
Beste Jahreszeit: | Dezember-April (je nach Wetter!) |
Unseren Kurs haben wir über die Bergführer-Vereinigung im Pitztal gebucht. Diese bieten am Mittwoch auch immer ein Schnupper-Klettern an. Oder ihr kontaktiert direkt einzelne Bergführer. Für einen Bergführer könnt ihr privat zu zweit circa 360 Euro pro Tag rechnen. Ihr könnt aber auch einen Anfänger- oder Fortgeschrittenen-Kurs für 3 Tage buchen. Dieser kostet dann komplett (inkl. Ausrüstung) nur 330 Euro.
Bis auf einige Klettersteige und ab und zu mal eine Boulder- oder Kletter-Einheit in der Halle, sind unsere Kletter-Skills bisher eher beschränkt. Alpin, also am Fels geklettert, sind wir beide noch nie. Also haben wir uns zuvor erkundigt, welche Voraussetzungen wir zum Eisklettern mitbringen müssen und ob der Kurs überhaupt für uns geeignet sei.
Die Antwort fällt recht simpel aus. Für den Eiskletter-Schnupperkurs solltet ihr Lust aufs Draußen sein, Bewegung und Anstrengung haben. Beim Klettern muss man sich manchmal ein bisschen schinden. Und ein bisschen Mut schadet sicher auch nicht, wenn es 20 bis 30 Meter in die Höhe geht. Kletter-Erfahrung hilft natürlich, ist aber keine Voraussetzung für die ersten Schritte. Alles Nötige lernt ihr im Eiskletter-Kurs.
Ausrüstung: Eisgeräte, Steigeisen, etc.
Für die Teilnehmer gibt es zuvor eine Liste mit der benötigten Ausrüstung. Zieht euch warme, wetterfeste Kleidung an, in der ihr euch gut bewegen könnt. Die begehbaren Eisfälle liegen häufig im Schatten. Zusätzlich benötigt ihr folgendes Equipment:
- Kletter-Helm (schützt vor Eisbruch und Stößen)
- Eisgeräte (spezielle Eispickel)
- Handschuhe (zum Sichern, aber auch zum Klettern)
- Klettergurt
- Steigeisenfeste Bergschuhe (Bergschuhe der Kategorie C)
- Steigeisen
Abgesehen von den Bergschuhen kann man alle Ausrüstungsgegenstände bei Bergführern oder Alpinschulen problemlos ausleihen. Bei den Bergschuhen ist es nicht ganz so einfach, aber auch da haben größere Schulen eine Auswahl da. Bei unserem Kurs konnten wir tatsächlich alles ausleihen.





Die ersten anstrengenden Versuche in der Eiswand
Als absolute Eiskletter-Anfänger dachten wir, dass uns zu Beginn eine längere Material- und Theorie-Einheit erwartet. Falsch gedacht. Bereits nach einer Stunde geht es mit Steigeisen und Pickel ins Eis und die erste Route nach oben. Die ersten Versuche sind allerdings noch etwas holprig und rauben vor allem viel Kraft. Denn am Anfang haben wir uns an den Eisgeräten hochgezogen und waren nach zwei bis drei Routen schon ziemlich platt.
Bergführer Alfi gibt uns Tipps: Wir sollen so viel wie möglich aus den Beinen klettern. Das bedeutet, dass die Arme wenn möglich immer gestreckt bleiben und eigentlich nur dazu dienen, dass der Oberkörper nicht von der Wand nach hinten kippt. Die ganze Aufwärtsbewegung wird durch die Beinmuskulatur gestemmt. Mit diesem Hinweis halten wir am zweiten Tag viel länger durch.
So gewöhne ich mich langsam an den Ablauf. Mit beiden Händen schlage ich die Eisgeräte über mir ins Eis. So, dass mein Arm ungefähr zu 90% gestreckt ist. Dann nehme ich den Po etwas von der Wand weg, um meine Füße sehen zu können. Das Aufsteigen mit den Füßen erinnert ein bisschen an das Klettern auf einer Leiter. Mit kleinen Schritten geht es bergauf.
Schritt für Schritt schlage ich immer wieder die Spitzen der Steigeisen in die Wand. Dabei achte ich darauf, den Fuß möglichst waagrecht zu halten und klettere so in Richtung der Hände. Erst, wenn ich mit beiden Füßen wieder einen guten Stand gefunden habe, strecke ich die Beine durch und führe den Po wieder zur Wand. Dadurch sind der Oberkörper und die Arme wieder frei und ich schlage die Eisgeräte erneut über mir ins Eis.
Klingt ganz einfach, oder? Ist aber trotzdem mega anstrengend und auch der Nervenkitzel ist nicht zu unterschätzen. Und als wir uns dann am Schluss nach etwa fünf coolen Routen im Eis eine senkrechte Eissäule hochkämpfen, schwenkt die Anstrengung in ein erhebendes Gefühl um. Zurück am Boden bleiben Pudding in Armen und Beinen und ein dickes Grinsen im Gesicht zurück. Genial!
Auch interessant: Die spektakulärsten Klettersteige der Alpen
//www.instagram.com/embed.js
Fazit
Wir haben nach dem Kurs nicht nur richtig Bock auf Eisklettern bekommen, sondern auch das Klettern wieder neu für uns entdeckt. Das war ein bisschen eingeschlafen. Für uns ist Eisklettern eine tolle Winter-Alternative zum Skifahren oder Tourengehen.
Vorbereitung und Sicherheit sind allerdings das A und O. Deswegen nehmt euch unbedingt einen Bergführer mit. Einfach wild Drauflosklettern ist gefährlich! Denn als Laie kann man die Dicke und Stabilität des Eises oft nicht richtig einschätzen.
Lage
Praktische Links
Wir 2 berichten über den Genuss unterwegs zu sein – und DICH nehmen wir mit! Auf die Berge, ins Tal, nach Bayern oder in fernen Länder. Schau auf Facebook, Instagram oder auf unserer Homepage unter zwei-Abenteurer.de vorbei und sei bei den Abenteuern dabei.