Einzigartig, majestätisch und eiskalt: Fast 700 Stufen und 134 Höhenmeter liegen hinter mir und die eisige Kälte umgibt mich. Doch bereits seit den ersten Schritten weiß ich, wieso man diese Höhle mit eigenen Augen gesehen haben muss. Beim Besuch der Eisriesenwelt nahe Werfen im Salzburger Land entdeckt man nicht nur faszinierende Eisformationen in der größten Eishöhle der Welt, sondern erhält auch ein imposantes Panorama auf das Tennengebirge und ganz nebenbei eine Fahrt mit der steilsten Seilbahn Österreichs.

Lohnt sich ein Besuch der Eisriesenwelt im Salzburger Land?

Die Eisriesenwelt befindet sich im Tennengebirge in Werfen (Österreich) im Salzburger Land. Mit einer Größe von über 42 Kilometern ist sie das größte Eishöhlensystem der Welt. Sie entstand vor etwa 100 Millionen Jahren durch den allmählichen Aushöhlungsprozess von Kalkstein, bei dem eindringendes Schmelzwasser gefror und zu Eis erstarrte.

Die Eisriesenwelt ist wegen ihrer Größe und mächtigen Eisformationen weltweit bekannt und wurde auch von Naturfilmer David Attenborough in der BBC-Dokumentation „Great natural wonders of the world“ erwähnt. Bei einem Besuch in der Eisriesenwelt kann man eine knapp 70-minütige Höhlentour erleben, die einen Kilometer weit in das Höhlensystem führt.

Fototipp: Normalerweise ist das Fotografieren in der Höhle nicht gestattet. In der Nebensaison kannst du den Tourguide fragen, ob an den Stationen ein Foto möglich ist, damit du die imposanten Eisformationen fotografieren kannst. Aber auch nach deinem Besuch erhältst du ein spektakuläres Panorama am Höhleneingang über das Salzachtal bis zu den Gipfeln der Hohen Tauern.

Anreise zur Eisriesenwelt in Werfen

Lage:40 km von Salzburg
Anreise:Bus von Werfen
Vorbereitung:Warme Klamotten anziehen
Höhlentour:70 Minuten
Geöffnet:Ende April bis Ende Oktober

Bereits die Anreise zum Besucherzentrum der Eisriesenwelt ist ein Abenteuer. Wer mit dem Zug anreist, kann ab Bahnhof Werfen den Bus nehmen, der mehrmals täglich fährt. Aus Werfen kommend führt die Straße an Fuße der imposanten Burg Werfen entlang über einen 5 km langen, asphaltierten Bergweg mit bis zu 21 % Steigung, der fast durchgehend zweispurig befahren werden kann.

Beim Besucherzentrum stehen Parkplätze zur Verfügung, die von Auto- und Motorradfahrern genutzt werden können. Sind diese in den Sommertagen knapp, fährt ein Shuttle aus Werfen. Eine Auffahrt mit Wohnmobilen wird nicht empfohlen, eine Anfahrt mit Wohnwagen ist nicht gestattet.

Warme Kleidung und feste Schuhe notwendig

Für einen Besuch in der Eishöhle sind feste Schuhe und warme Kleidung notwendig, da die Führung in der Höhle knapp 90 Minuten dauert und die Temperatur innerhalb der Höhle meist ganzjährig unter null Grad liegt. Auch das Tragen einer Mütze und von Handschuhen ist für die kalten Eisengeländer sinnvoll. Für deinen Besuch solltest du eine Halbtagestour planen und Tickets online reservieren.

Beim Aufstieg in der Höhle werden 134 Höhenmeter überwunden, sodass eine gewisse körperliche Fitness Voraussetzung ist. Zwei Wanderstrecken von jeweils 20 Minuten und eine dreiminütige Seilbahnfahrt bringen dich zur Höhle. Kurz vor dem Höhleneingang befinden sich Toiletten und daher auch eine Möglichkeit, sich umzuziehen.

Eine Einkehrmöglichkeit ist das Dr. Oedl Schutzhaus nahe der oberen Seilbahnstation und das Café gegenüber dem Souvenirshop im Besucherzentrum am Eingang. Für den Weg empfehle ich, ausreichend Getränke mitzunehmen.

Imposanter Aufstieg mit Panoramablick

Um rechtzeitig zu der Höhlenführung zu gelangen, ist es wichtig, die Dauer des Aufstiegs bei deinem Besuch einzukalkulieren. Für den Aufstieg empfehle ich, mindestens 60 Minuten einzuplanen, wenn man sich für die Fahrt mit der Seilbahn entscheidet. Alternativ ist es für geübte Wanderer möglich, den Aufstieg ohne Seilbahn zur Höhle zu laufen.

Wenn du deine Tour startest, dann geht es zunächst noch auf der Straße und kurz darauf auf einem Schotterweg entlang des Berges hinauf. Zur Talseite gibt es ein wunderschönes Panorama auf das Tal mit der Burg Werfen und der Stadt zu sehen, bis du entweder dem Panoramaweg weiter folgen oder einen geraden Weg durch den Erika Stollen gehen kannst. Kalte Luft zieht durch den Stollen, während wir dem Weg entlang der dunklen, feuchten Felsen immer weiter folgen. 

Auch interessant: Top-Sehenswürdigkeiten & Ausflugsziele in Berchtesgaden

Fahrt zur Eisriesenwelt mit steilster Seilbahn Österreichs

Nach der Überquerung einer Brücke gelangen wir zur steilsten Seilbahn Österreichs. Auf 700 Metern werden hier rund 500 Höhenmeter überwunden. Es ist definitiv das steilste Stück von 1.084 m auf 1.586 m. In den umliegenden Bergen sehe ich bereits kleine Höhlen und den Klettersteig, der alternativ als Aufstieg genutzt werden kann. Kurz nach der Station befindet sich das Dr. Oedl Schutzhaus mit einem Restaurant, das als Einkehrmöglichkeit vor oder nach der Höhlentour genutzt werden kann. 

Aufgrund von Steinschlaggefahr ist der letzte Part des Weges überdacht. Wir folgen dem Weg, der trotz leichter Steigung einfach zu gehen ist und ich werfe immer wieder einen Blick auf das imposante Landschaftsbild, während die Falken langsam in den Höhen kreisen. 

Kurz vor dem großen Höhleneingang befinden sich auf der rechten Seite Toiletten, auf denen man sich an heißen Sommertagen umziehen kann, um sich für die bevorstehende Kälte der Höhle einzukleiden. 

Mit Karbidlampen in die faszinierende Eisriesenwelt

Ganz oben warten bereits andere Personen, die gerade aus der Höhle kommen oder auf die nächste Höhlenführung warten. Der Guide scannt unsere Tickets und jeder fünfte Besucher der Tour erhält eine Karbidlampe, während der Tourguide mit Karbidlampe und Magnesium-Fackeln ausgestattet ist. Nach einer kurzen Erklärung startet die Tour und die Tür zur Höhle wird geöffnet.

Beim Hineingehen kommt uns ein starker Wind entgehen, der aufgrund des Kamineffektes der Höhle entsteht und eine Geschwindigkeit von etwa 60 km/h hat. Der Guide erklärt uns, dass die Geschwindigkeit an sehr heißen Tagen bis zu 120 km/h schnell werden kann, wenn der Unterschied von Außen- und Innentemperatur so hoch ist.

Dann starten wir, die abenteuerlichen 700 Treppenstufen in der Eishöhle hinaufzusteigen. Das Treppengeländer ist eisig kalt und ich kann inzwischen den eigenen Atem aufgrund der kalten Luft sehen.

Glitzernde Eisformationen und 1.400 Treppenstufen

Plötzlich türmen sich gigantische Eisformationen mit Stalagmiten vor uns auf. Ich blicke beeindruckt in die Höhe und erkenne die kristallblaue Farbe vom Eis und die Steilwände im flackernden Licht des Magnesiums sowie der Karbidlampen. Der Guide macht während und nach den Treppenaufstiegen immer wieder Stopps, um uns über die Entstehung der Eisformationen und die Entdeckung der Höhle zu berichten.

An dieser Stelle bekommst du bei einer Tour ausreichend Zeit, um Fragen zu stellen. Wir erfahren, dass die Höhle aufgrund der Lage im Tennengebirge und wegen mangelnden Interesses an der Höhlenforschung zunächst vollkommen unbekannt war. 1879 wurde sie dann vom Salzburger Naturforscher Anton von Posselt-Czorich entdeckt und im Laufe der Jahre zugänglich gemacht. Aufgrund der Vereisung der Treppen in den Wintermonaten ist die Höhle nur im Sommer für öffentliche Führungen geöffnet.

Was man bei dieser Tour erlebt, ist einzigartig und die Dimensionen werden erst bei der Betrachtung mit den eigenen Augen klar. Wir gehen durch einen Eisgang und erreichen einen riesigen Höhlenraum, auf dessen vereistem Boden sich die Eisformationen spiegeln. Besonders beeindruckend finde ich, dass sich die glitzernden Eisfiguren auf natürliche Weise gebildet haben und sich im Laufe der Jahre verändern.

Wir gehen weitere 700 Stufen hinunter und gelangen zum Ausgang der Höhle. Dort machen wir ein paar Erinnerungsfotos mit dem imposanten Panorama, gehen mit einem Lächeln den Weg zur Seilbahnstation zurück und reden über das spannende Abenteuer, das wir definitiv in Erinnerung behalten werden. 

Auch interessant: Kajakfahren in der Eishöhle am Hintertuxer Gletscher

Fazit

Was auf den Bildern schon beeindruckend aussieht, ist vor Ort noch viel beeindruckender. Der Besuch der Eishöhle ist ein echtes Abenteuer, das besonders an heißen Sommertagen eine optimale Abkühlung bei hohen Temperaturen bietet. Aufgrund des leichten Aufstiegs und der bequemen Fahrt mit der Seilbahn ist die Eisriesenwelt ein fantastisches Erlebnis, für das man einen halben Tag einplanen sollte. Wichtig ist, sich den Aufstieg bis zur Höhle und in der Eishöhle körperlich zuzutrauen und dass man warme Kleidung trägt.

Rund um die Eisriesenwelt besteht die Möglichkeit, die Erlebnisburg Werfen zu erkunden oder das 40 Kilometer entfernte Salzburg zu besuchen. Außerdem kann man 31 weitere imposante Höhlen in Österreich, darunter auch Eishöhlen an Gletschern, besichtigen. Oder ihr schaut euch am wunderschönen Königssee nach passenden Ausflugszielen um.

Lage

Praktische Links

Kommentar verfassen