Im Freilichtmuseum Hessenpark in der Nähe von Frankfurt am Main erlebe ich eine kleine Zeitreise in das Dorfleben vergangener Generationen. Zwischen historischen Fachwerkhäusern schlendere ich vom Schmied zum Turmuhrmacher und schaue mir an, wie Holzkohle gemacht wird. Ich erlebe einen sehr lebendigen Rundgang durch Bauernhöfe und den historischen Marktplatz hier im hessischen Neu-Anspach. Folgt mir auf meiner Tour zu diesem besonderen Ausflugsziel.

Lohnt sich der Besuch im Freilichtmuseum Hessenpark?

Der Hessenpark wurde 1974 eröffnet und erstreckt sich über eine Fläche von rund 65 Hektar. Das Freilichtmuseum besteht aus circa 100 historischen Gebäuden, die aus verschiedenen Regionen Hessens stammen. Jedes Gebäude wurde mit großer Sorgfalt abgebaut, zum Hessenpark transportiert und dort originalgetreu wieder aufgebaut.
So findet sich nun eine große Sammlung historischer Gebäude aus Nord-, Ost-, Süd-, und Mittelhessen sowie eine Baugruppe aus Rhein-Main auf dem Areal wieder.

Unter den Gebäuden befinden sich zum Beispiel Bauernhöfe, Scheunen, Mühlen und sogar eine historische Schule. Der Hessenpark bietet eine authentische Darstellung des ländlichen Lebens und vermittelt den Besuchern einen Einblick in die Lebensweise vergangener Generationen.

In die meisten Gebäude kann man hineingehen und eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit erleben. Die Vielzahl an Exponaten, zum Beispiel von historischen Werkzeugen und Aktionen wie die Herstellung von Kohle und Brotbacken machen die Zeitreise lebendig.

Fototipp:  Der Marktplatz kurz vor dem Ausgang ist am spektakulärsten. Hier gibt die kleinstädtische Häuserfront das beste Motiv ab. Ansonsten ist es in den anderen Häusern oft sehr dunkel. Also die Bilder überprüfen, ob sie auch scharf sind. (Zoomfunktion im Betrachtungsmodus)

Anreise zum Freilichtmuseum Hessenpark

Lage:Neu-Anspach
Eintritt:Zeiten und Preise
Eröffnet:1974
Rundgang:2,3 km
Hunde erlaubt?Ja, nur nicht in den Gebäuden

Der Hessenpark ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, vom Hauptbahnhof Frankfurt mit der S5 nach Friedrichsdorf, dann umsteigen in Buslinie 15 bis nach Neu-Anspach und dort mit der Buslinie 63 fahren bis zur Haltestelle Neu-Anspach Anspach Hessenpark. Die Fahrt dauert etwa 1:40h.

Autofahrer nehmen die A5 bis zur Ausfahrt Friedberg. Von dort sind es noch gute 10 Minuten über Land bis zum Hessenpark. Ab der Autobahn ist der Hessenpark ausgeschildert. Es stehen viele kostenlose Parkplätze in nur 150 Metern Entfernung zum Eingangsbereich zur Verfügung. (Für das Navi: “Parkplatz Hessenpark”)

So hat Uroma im historischen Wohnhaus gelebt 

Hier riecht es wie bei Uroma. Was den Geruch ausmacht, ist schwer zu beschreiben. Einfach alt. Nach altem Gebäude. Es muss eine Mischung aus dem Geruch der alten Lehmwände, der Dielenböden und dem über die Jahrzehnte in das Gebäude eingezogenen Geruch vom Einkochen der Marmelade verschiedener Obstsorten und der Zubereitung von Teig mit Mehl und Eiern sein. So riecht es heute in keinem Wohnhaus mehr. 

Ich stehe in einem Haus, erbaut 1802 in Siegbach-Eisemroth Mittelhessen. Es wurde 1984 dort abgebaut und 2 Jahre später wieder im Hessenpark aufgebaut. Beim Rundgang durch die einzelnen Zimmer könnte jederzeit einer der ursprünglichen Bewohner aus der Tür kommen. So authentisch ist alles eingerichtet. Der Tisch ist noch gedeckt und das Regal ist voller eingemachtem Obst. Viel zu viel, wie bei Uroma, genug für die nächsten 5 Jahre.

Unter mir quietschen die alten Dielen, hinter mir tickt die Wanduhr. Faszinierend, wie real alles erscheint. Anschaulich wird erklärt, wie der Alltag früher abgelaufen ist. Im Winter wurde mit dem Ofen geheizt und an der Nähmaschine gearbeitet. Ein weiterer Holzofen steht in der Küche, um die Speisen zu erwärmen. Dort wird an manchen Tagen immer noch gekocht und die Besucher können auch etwas probieren. 

Draußen kräht der Hahn. Ich gehe wieder aus dem Haus, um zu schauen, wo genau die Hühner sind. Sie stehen am Haus gegenüber und picken Gras im Vorgarten.

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Überblick über das frühere Dorfleben

Weiter geht es durch die historischen Fachwerkhäuser. Alle Gebäude sind wie in einem natürlich entstandenen Dorf angeordnet. Ein wenig kreuz und quer, aber irgendwie doch zusammengehörig. Durch die kleinen Siedlungen führt ein Kopfsteinpflaster-Weg. Am Dorfplatz steht natürlich ein großer Baum und ein Brunnen. So wie das eben immer war.

Man kann wirklich schnell den Sinn dafür verlieren, dass man sich in einem Museum befindet. Manche Ecken könnte man sicher genau so heute noch in alten Ortschaften finden. In fast jedes Haus kann man hinein gehen und findet dort eine authentische Darstellung des früheren Landlebens mit originalen Utensilien und Werkzeugen.

Manche Sachen kommen einem auch immer wieder bekannt vor. Etwa ein alter Schraubstock, den Opa vielleicht auch in der Werkstatt hatte, alte Rechen und Harken, die manchmal in rustikalen Gaststätten als Dekoration hängen, oder die historischen Schulbänke, von denen Oma immer erzählt hat. Hier wird alles wieder lebendig. 

Viele Themen werden aufgegriffen wie beispielsweise Schmiedekunst, Turmuhrbau, Getreide dreschen oder Dreifelderwirtschaft. Toll fand ich auch die ganzen Apfelbäume zwischen den Häusern mit alten Apfelsorten. Ein Gebäude behandelt dazu passend das Thema Apfelmost und Keltern.

Vorführungen und Aktionen

Aus dem Wald bemerke ich Rauchschwaden, es riecht verkokelt. Ich folge dem Geruch und stehe schließlich auf einer kleinen Lichtung im Wald vor einem etwa 2 Meter hohen kreisrunden dampfendem Haufen. Hier wird gerade Holzkohle gemacht.

Zwei Leute sitzen bei einer Brotzeit daneben und beaufsichtigen die Prozedur. Mehrere Tage schwelt der Haufen vor sich hin, ehe man die Kohlen gewinnen kann. Solche Vorführungen gibt es immer wieder zu verschiedenen Themen in wechselnden Abständen. Zum Beispiel zu den Themen Korbflechten, Dachdecken, Drechseln und Brotbacken. 

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Kleinstädtischer Marktplatz mit Geschäften

Ein Highlight ist der große Marktplatz am Ende des Rundgangs. Die Häuserfront mit teilweise fünfstöckigen Gebäuden wirkt schon kleinstädtisch auf mich. Die Geschäfte im Erdgeschoss werden aktiv betrieben, dort kann man Souvenirs kaufen. Nebenan gibt es eine Bäckerei.

Noch ein Haus weiter gibt es ein Restaurant mit Biergarten im Hinterhof. Hier kann man sich dann auch stärken, da der Rundgang mit 2,3 km Länge doch recht stattlich ist. Der Marktplatz mit dem Kopfsteinpflaster wirkt so, als hätte sich eine Kleinstadt richtig fein herausgeputzt. Alles ist sauber, die Fassaden strahlen gegen den blauen Himmel. Als würde man in einer Modelllandschaft herumlaufen.  

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Fazit

Im Hessenpark gibt es sehr viel zu sehen. Es ist eine Reise in eine vergangene Zeit. An viele Sachen kann man sich aus Erzählungen von Oma oder Uropa noch erinnern. Die authentische Darstellung des Alltagslebens und die meist originalen Utensilien sind sehr interessant. Teilweise ist die schiere Menge an Themen und Häusern zum Begehen sogar etwas erschlagend. 

Insgesamt ist das Museum so originalgetreu gestaltet, dass man sogar den Eindruck verliert, sich in einem Museum zu befinden. Ein lohnenswerter Ausflug mit Blick auf vergangene Zeiten des hessischen Landlebens. Wer sich danach noch die Beine vertreten möchte, kann auf dem 5,6 km langen Taunuslehrpfad bis zur Saalburg gehen. Der Start ist direkt am Eingang vom Hessenpark.

Lage

Praktische Links

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