Moosbedeckte Baumstämme, plätschernde Bäche und kilometerweite Moorlandschaften durchziehen das Naturschutzgebiet des Nationalparks Bayerischer Wald. Wir erkunden die Mischwälder des Großen Filz und Klosterfilz auf dem Rundweg mit dem Kreuzotter-Symbol. Die hölzernen Bohlenwege führen uns sicher durch die sumpfigen Pfade der vorgeschichtlichen Moorwege in Bayern und ermöglichen uns, die verwunschene Landschaft in all ihrer Pracht zu erleben.
Lohnt sich der Rundweg Kreuzotter durch den Großen Filz?






Der Bayerische Wald, das größte zusammenhängende Waldgebiet Europas, ist ein beeindruckendes Naturparadies. Neben endlosen Wäldern und majestätischen Bergkämmen beherbergt er auch malerische Bergseen, wie den großen und kleinen Arbersee und weitläufige Moorgebiete, bekannt als Filze.
Das Naturschutzgebiet rund um den Hochmoorkomplex Großer Filz und Klosterfilz bei Riedlhütte im Nationalpark Bayerischer Wald bietet zahlreiche Rundwanderwege. Der Kreuzotter-Rundweg, für den wir uns entschieden haben, ist definitiv einer der Highlights. Hier trifft man auf abwechslungsreiche Naturlandschaften aus Kiefern- und Filzwäldern.
Auf dem Rundweg Kreuzotter durchqueren wir das “Bibergebiet” beim Großen Filz, laufen durch die idyllischen Orte Guglöd und Siebenellen, wandern auf Wiesen- und Waldwegen und überqueren die Bohlenwege, um das malerische Klosterfilz zu erkunden. Dabei folgen wir dem Verlauf der Großen Ohe entlang des ehemaligen Triftkanals, einem künstlich errichteten Wasserlauf.
Fototipp: Ein absolutes Highlight und der beste Fotospot ist das weitläufige Hochmoorgebiet. Die einzigartigen Holzpfade sowie die Ruhe und Abgeschiedenheit des Ortes verleihen der Landschaft eine besondere Atmosphäre. Idyllisch und menschenleer in den Morgenstunden bietet es die perfekte Kulisse für eine einzigartige Aufnahme.
Anreise zum Startpunkt Riedlhütte
Strecke: | 11,5 km |
Gehzeit: | 3:30 Std. |
Höhenmeter: | 360 hm |
Beste Reisezeit: | April-Oktober |
Besonderheit: | Hochmoorbiotop |
Von Nürnberg aus könnt ihr das Hochmoorgebiet mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Die Reisezeit variiert je nach Verbindung und beträgt zwischen 3,5 und 5 Stunden, weshalb sich der ICE lohnt. Mit ihm fahrt ihr bis Platting und wechselt dort in den RE35 Richtung Bayerisch Eisenstein und verlasst den Zug in Zwiesel (Bayern). Dort geht es mit dem RE36 Richtung Grafenau weiter, wo ihr in Spiegelau aussteigt. Von hier aus sind es etwa 30 Minuten zu Fuß zur Riedlhütte, einem der Startpunkte der Wanderung.
Für die Anreise mit dem Auto benötigt ihr von Nürnberg aus etwa 3 Stunden über die A3. Wer aus München kommt, benötigt etwa 2,5 Stunden über die A95. Am Ziel angekommen, könnt ihr euer Fahrzeug am “Parkplatz Diensthüttenstraße” in Oswald-Riedlhütte abstellen.
Bayerischer Wald im Zeichen der Kreuzotter
Wir starten beim Parkplatz Diensthüttenstraße und überqueren die Straße entlang des Kreuzotter-Wanderwegs. Die Kreuzotter kommt vor allem im Bayrischen Wald und dem Fichtelgebirge häufig vor und verleiht dem Rundweg daher ihren Namen. Gut möglich, dass ihr bei der Wanderung eine Kreuzotter sichtet.
Ist die Kreuzotter giftig bzw. gefährlich?
Kreuzottern stellen die einzigen Giftschlangen in Bayern dar, deren Angriffe allerdings äußerst selten vorkommen, da sie Menschen nicht proaktiv attackieren. Diese Kreaturen beißen lediglich, wenn sie sich in einer Verteidigungsposition befinden, wie etwa, wenn sie berührt oder getreten werden und keine Fluchtmöglichkeit besteht.
Obgleich das Gift der Kreuzotter sehr potent ist, stellt es für einen gesunden Menschen keine tödliche Bedrohung dar, da die Menge, die bei einem Biss freigesetzt wird, minimal ist. Der letzte bekannte Todesfall durch einen Kreuzotterbiss in Bayern liegt mehr als ein halbes Jahrhundert zurück.
Kreuzottern benötigen ihr Gift für die Jagd und sind daher gewöhnlich zurückhaltend in seiner Verwendung. Es besteht aus Enzymen und Polypeptiden und wirkt auf das kardiovaskuläre System der Beute oder Angreifer. Es ist auch möglich, dass die Kreuzottern zubeißen, ohne dabei ihr Gift freizusetzen.
Die Herstellung des Gifts erfolgt in Drüsen am Hinterkopf der Kreuzotter. Wenn die Schlange zubeißt, klappen ihre beiden Giftzähne nach vorne und injizieren das Gift in die Bisswunde.
Um Schlangenbissen vorzubeugen, sollten Wanderer, Spaziergänger und Pilzsammler immer robustes Schuhwerk und lange Hosen tragen. Bei Spaziergängen durch typische Kreuzotter-Habitate wie Wälder, Wiesen und Moore sollte stets darauf geachtet werden, wohin man tritt. Eine entdeckte Kreuzotter sollte nur aus sicherer Distanz betrachtet und nicht gestört werden.
Nach einigen Minuten auf der Route Richtung Filzwald verstummen die Autos und eine angenehme Ruhe kehrt ein. Wir laufen entlang des Pfads und sind umgeben von Tannen, Fichten und Kiefern, wie auch kleinen Bächen, die harmonisch im Hintergrund plätschern. Der Wanderweg ist eben und gut ausgebaut, sodass es sich mit leichten Wanderschuhen gut wandern lässt.
Auf unserem weiteren Weg, in den immer dichter werdenden Wald, gelangen wir über zwei Brücken zum Ende des Waldstücks und laufen ca. 5 Minuten an einer Wiese bei Guglöd vorbei, um dann in den nächsten Waldabschnitt Richtung Siebenellen einzubiegen.
Hier prägen hochwachsende Nadelbäume und das frische Moos, das die Baumstämme, Steine und Teile des Bodens bedeckt, die Szenerie. Dieser märchenhafte Anblick in den verschiedenen Grüntönen des Mooses ist atemberaubend schön und faszinierend.
Mythos am Wolfsgrubenfilz
Nach einer einstündigen Wanderung am Waldrand entlang und kurzer Rast geht es wieder in den dichten Wald. Dabei fällt uns eine Infotafel mit der Überschrift: “Wolfsgruben” auf. Hier erfahren wir, dass in diesem Gebiet, das auch als Wolfsfilz bekannt ist, im Mittelalter Wölfe gefangen wurden.
Im vergangenen Jahrhundert waren Wölfe im Bayerischen Wald keine Seltenheit. Es entstand der Mythos, dass die Dorfhirten diese “Wolfsplage” herbeigezaubert hätten. Die Wolfsgruben sind immer noch sichtbar, da die Bodenbeschaffenheit nicht gleichmäßig ist.
Diese Gruben waren 3–4 Meter tief und mit senkrechten, spitzen Balken ausgestattet, die mit Stroh oder Reisig getarnt wurden. Als Köder wurde oft eine Ente verwendet, die in einer mit Stroh gefüllten Backform saß, um sie an Ort und Stelle zu halten.
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Über Holzstege durch das Hochmoor
Nachdem wir den Wald ein weiteres Mal verlassen und bei einer Lichtung herauskommen, führt uns der Weg zunächst entlang eines Wirtschaftsweges, der schließlich am Rand des Hochmoorkomplexes Großer Filz und Klosterfilz zu einem Holzbohlenweg übergeht. Während wir diesen Abschnitt entlang wandern, erhalten wir faszinierende Einblicke in die Moorlandschaft.
Der Anblick ist beeindruckend, denn was zunächst wie eine gewöhnliche Wiese aussieht, entpuppt sich als feuchter Untergrund, der ohne die Holzstege nicht begehbar wäre. Diese Stege erstrecken sich kilometerweit über das Moor und ermöglichen eine ganzjährige und sichere Erkundung dieses faszinierenden Naturspektakels. Wir entdecken Torfmoose, Sonnentau und sehen ein paar Libellen und Hochmoorgelblinge, die Zitronenfalter, welche nur in Moorgegenden vorkommen.
Hochmoore bieten eine Heimat für seltene Pflanzenarten und dienen als Rückzugsort für zahlreiche gefährdete Tierarten. Sie erhalten ihr lebenswichtiges Wasser ausschließlich aus regelmäßigem Niederschlag, wobei die fehlende Verbindung zum Grundwasser diese Regionen zu wahren Herausforderungen für das Pflanzen- und Tierreich macht. Nur wenige Organismen haben sich an diese außergewöhnlichen Bedingungen angepasst und finden hier ihren Lebensraum. Um die empfindliche Vegetation und die dort lebenden Tiere zu schützen, ist es wichtig, den Bohlenweg nicht zu verlassen.
An der Großen Ohe bis Riedlhütte
Nach rund 20 Minuten geht es zurück auf den Waldboden. Die Sonne steht hoch am Himmel und taucht die Umgebung in warmes Licht. Nach einigen Minuten gesellt sich die Große Ohe von rechts zu uns, und wir wandern entlang ihres Ufers. Die Große Ohe entspringt im Bayerischen Nationalpark und beeindruckt mit ihrem rötlich schimmernden Kupferton, der im Sonnenlicht besonders intensiv zur Geltung kommt. Ein wahrhaft faszinierendes Naturschauspiel, das wir in vollen Zügen genießen.
Kurz vor dem Ortsrand von Riedlhütte mündet ein weiteres Gewässer von rechts in die Große Ohe – es handelt sich um einen historischen Triftkanal (früher als Warentransport ließ man hier Holz treiben) aus dem 19. Jahrhundert, der das wertvolle Hochmoor durchquert. Durch Renaturierungsmaßnahmen in den letzten Jahrzehnten konnte eine weitere Entwässerung verhindert und der Wasserhaushalt des Hochmoorkomplexes weitgehend wiederhergestellt werden.
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Fazit
Mit einer Strecke von etwa 11,5 km und einer Gehzeit von rund 3,5 Stunden ist der Rundweg im Zeichen der Kreuzotter gut zu bewältigen. Getroffen haben wir übrigens keine. Die Route ist größtenteils flach und ohne nennenswerte Höhenmeter zurückzulegen und bietet eine faszinierende Wanderung durch den Großen Filz.
Die beeindruckende Moorlandschaft, die von Holzbohlenwegen durchzogen ist, ermöglicht ganzjährige Besichtigungen. Ich würde aber die warmen Monate empfehlen. Da wir im April dort waren und das Wetter uns von Schnee, zu Regen bis Sonnenschein alles geboten hat, sind festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung unbedingt notwendig. In der Umgebung ist übrigens eine Wanderung auf den Großen Arber mit seinen beiden Bergseen empfehlenswert.
Praktische Links
- Offizielle Website: Nationalpark Bayerischer Wald
- Wanderkarte: Rundweg Kreuzotter (GPS)
- Top Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten in Bayern
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