Als ich die Altstadt Marrakeschs betrete, überfallen mich die Gerüche, Farben und Formen fast. Es herrscht viel Trubel und ein wahres Gassengewirr. So viele Eindrücke prasseln auf mich ein. Marrakech in Marokko ist die erste arabische Stadt, die ich besuche und ich fühle mich wie im Märchen. Kein Wunder, denn was wir von Kindertagen aus den Märchen aus 1001 Nacht kennen, scheint sich hier seit Jahrhunderten täglich abzuspielen. Es fühlt sich an wie eine Zeitreise in die Antike.
Lohnt sich ein Besuch von Marrakesch?
Marrakesch ist die wohl aufregendste Stadt Marokkos, ein wahr gewordener Traum aus 1001 Nacht und das wichtigste Reiseziel des Landes. Auf dem Papier ist derzeit Rabat die Hauptstadt des Landes. Doch Marrakesch ist neben Rabat, Meknès, und Fès eine der vier Königstädte zwischen denen der Titel “Hauptstadt” im Laufe der Geschichte hin und her gesprungen ist. Marrakech fühlt sich nicht nur in unserem Kopf, sondern auch im Alltagsleben an wie das kulturelle Zentrum und der wahre Mittelpunkt des Geschehens.
Hier bekommt man einen tiefen Einblick in die marokkanische Kultur und vor allem auch die arabische Baukunst. Marrakesch ist ein Musterbeispiel für das typische Stadtbild einer arabischen Stadt mit moderner Neustadt und einem historischen Altstadtkern, die Medina. In der Sprache der indigenen Ethnien der nordafrikanischen Länder, der Berber, bedeutet Marrakesch so viel wie „das Land Gottes“.
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Fototipp: Viele Hostels und Riads bieten im Innenhof oder auf den Dachterrassen oft schöne Fotospots. Ebenso wie einige Cafés am Djemaa el Fna oder dem Marché d‘épices. Wer eine Unterkunft erwischt hat, wo das nicht so ist, kann die wunderschöne arabische Mosaikkunst im Bahia-Palast auf Foto einfangen.
So kommt ihr nach Marrakesch
Marrakesch und Fès werden von sämtlichen Flughäfen in Deutschland angeflogen. Zwischen beiden Städten gibt es regelmäßige Bus- und Zugverbindungen und beide sollten auf der To-do-Liste stehen. Deshalb kann man hier ruhig den Flugpreis entscheiden lassen, wohin es als erstes geht.
Der Flughafen in Marrakesch ist weniger als 10 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Innerhalb von 15 bis 20 Minuten mit dem Taxi gelangt man zum Bab Doukkala. Die alternative Buslinie 19 fährt etwa im 30-Minuten-Takt, ist allerdings jedes Mal hoffnungslos überfüllt, weshalb sich die Taxifahrer dieses Geschäft verhältnismäßig teuer bezahlen lassen. Eine normale Kurzstrecke mit dem Taxi kostet 7 Dirham (weniger als 1 Euro) zum Flughafen sind über 100 Dirham keine Seltenheit, sondern ein Fixpreis.
Das Stadttor Bab Doukkala ist ein wichtiger Orientierungspunkt zwischen den Sehenswürdigkeiten in der Medina und denen der Neustadt. Hier findet man immer ein Taxi und der lokale Busbahnhof ist auch gleich nebenan. Auch der Hauptbahnhof ist vom Bab Doukkala nur zwei Kilometer entfernt. Gleich nebenan findet sich der Busbahnhof von CTM, einem überregionalen Busunternehmen für bequeme Fahrten nach Fès oder Essaouira.
Vom Bab Doukkala geht es nur zu Fuß weiter in die Altstadt. Ebenso von den anderen Stadttoren aus. Es ist als ratsam für Unterkünfte in der Medina, vorher die Wegbeschreibung zu lesen, um zu wissen, welches der Stadttore der Unterkunft am nächsten liegt. Denn die Medina mit Gepäck auf größeren Strecken zu durchqueren, ist kein Spaß.
Einlesen schadet nicht – leicht reisen auch nicht
Für einen kurzen Städtetrip, der sich über ein paar Tage erstreckt, würde ich definitiv mit Handgepäck anreisen. Falls ihr vor Ort noch was benötigt, gibt es so gut wie alles zu kaufen. Am besten packt ihr einen Rucksack. Mit einem Koffer über den unebenen Untergrund durch das Gedränge zu laufen, stelle ich mir nicht spaßig vor.
Einwohner: | 1 Million |
Währung: | Dirham |
Must-See: | Souks |
Empfohlene Reisedauer: | 3-4 Tage |
Beste Reisezeit: | Frühjahr, Herbst |
Ich würde euch zudem raten, euch auf den Aufenthalt vorzubereiten und euch über die Kultur vorab zu informieren. Erstens macht es Spaß, etwas über die Kultur der Marokkaner zu lesen, da ihr es vor Ort später beim Reisen überall beobachten könnt. Und zweitens wird es euch am Ende leichter fallen, den ersten Kulturschock zu überwinden und das Land lieben zu lernen, wie ich es getan habe.
Denn die marokkanische bzw. arabische Kultur kann auf den ersten Blick sehr befremdlich wirken. Diesen Eindruck hatte ich auch, obwohl ich schon viele Orte gesehen habe. Am Flughafen hatte ich das Glück, mit einem Deutschen das Taxi in die Stadt zu teilen, der schon mehrere Jahre in Marrakesch lebt. Er konnte mich mit den wichtigsten Infos über die Stadt versorgen, über die ich mich vorher kaum informiert hatte.
Denn viele Dinge laufen dort anders als wir es gewohnt sind. Auffällig wird das auf den ersten Blick. Die Menschen kleiden sich anders, verhalten sich anders, sprechen anders, essen anders. Auch die Religion prägt das Stadtbild mit den vielen Moscheen. Fünfmal am Tag ruft der Muezzin zum Gebet und durchdringt mit seinem Ruf deinen Gehörgang und sämtliche Mauern der Stadt.
So groß die Unterschiede sein mögen, so spannend sind sie auch. Bei intensiver Beschäftigung mit der Kultur lässt sich erahnen, was die Leute antreibt und warum sie so handeln, wie sie es tun. Zum Beispiel spielt Aberglaube in Marokko eine sehr große Rolle. Bei Schmuck, Kleidung, Architektur – überall tauchen immer wieder die gleichen Symbole und Muster auf. Viele Dinge sind so gemacht, damit man vor den bösen Geistern sicher ist. Beispielsweise die Djellaba, der typische Kapuzen-Überwurf mit der spitzen Zipfelmütze, der mit der Spitze verhindern soll, dass sich böse Geister auf den Kopf setzen.
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Von Reizüberflutung und Gastfreundschaft
Am Bab Doukkala trennen sich die Wege von meiner Taxi-Begleitung und mir. Für mich geht es zu Fuß weiter in die Medina. Ab hier überflutet Marrakesch alle fünf meiner Sinne und das ständig und unaufhörlich mit neuen und vor allem fremden Informationen. Ich brenne schon darauf, den schweren Rucksack endlich loszuwerden und mich tiefer ins Abenteuer zu stürzen. Obwohl die Altstadt weitestgehend autofrei ist, sollte Vorsicht auf der Straße geboten sein, denn die Roller und Mofa-Fahrer versuchen sich zwischen Fußgängern und bepackten Schleppeseln möglichst schnell einen Weg zu bahnen.
Dass die Marokkaner sehr geschäftstüchtig sind, wird mir spätestens bewusst, als mir der erste seine Hilfe bei der Suche nach dem Hostel anbietet. Von anständiger Straßen-Nummerierung und der Unterstützung von Google Maps kann ich hier nur träumen, also nehme ich die freundliche Hilfe dankbar entgegen und lasse mir den Weg zum Hostel zeigen, wo er aber natürlich die Hand aufhält. Was oft wie eine nette Geste wirkt, soll hinterher bezahlt werden. Schnell fühle ich mich übers Ohr gehauen, denn davon hatte er vorher nichts gesagt.
Das läuft allerdings sehr oft so, wie ich später herausfinde. Der Grund: Viele Marokkaner sind sehr arm. Und im Nachhinein finde ich gut, dass die Einwohner solche kleinen Services anbieten, um Geld zu verdienen, anstatt Leute anzubetteln. Mittlerweile kenne ich das Land besser und leiste meinen Beitrag, wo es nur geht. Denn die paar Cent tun mir nicht weh und die Menschen vor Ort sind schon mit einem kleinen Betrag zufrieden.
Es kommt allerdings auch immer wieder vor, dass ganz nette Leute euch aus Gastfreundschaft den Weg zeigen wollen oder euch zum Tee einladen. Also alle über einen Kamm zu scheren und zu denken „ach der will eh nur mein Geld“ ist auch nicht der richtige Ansatz. Bauchgefühl und Offenheit braucht es hier, um in der jeweiligen Situation richtig zu entscheiden und auch mal die tolle Gastfreundschaft der Marokkaner zu würdigen.
Die Souks von Marrakesch
Das absolute Highlight von Marrakesch ist für mich ein Besuch der Souks. Dabei geht es mir nicht einmal um den Konsum, sondern für mich ist das “Kultur pur”. Die Medina hält für Abenteuerlustige immer etwas bereit. Also stürze ich mich rein ins Vergnügen, lasse mich treiben und staune über die Vielfalt des Angebots und das typische Marktwesen in Marokko.
Grob gesehen ist fast die ganze Altstadt ein riesengroßer Markt, denn es gibt immer irgendwo etwas zu kaufen. Der klassische Markt-Teil der Medina, sind aber die sogenannten Souks. Dieses kommerzielle Viertel der Altstadt prägt das gesamte Stadtbild und repräsentiert das soziale Leben seiner Bewohner recht gut.
Ursprünglich waren die Souks der Warenumschlagplatz für die Handelskaravanen, der aber mit dem Ausbau der Neustädte im 20. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung verlor. Die Touristen haben dann immer mehr Gefallen an dem orientalischen Charme und dem ursprünglichen Einkaufserlebnis der besonderen Art gefunden und somit zum Erhalt und zur Restaurierung vieler Souks beigetragen.
Klingt spannend und das ist es auch, es gibt nur eine Schwierigkeit bei dem Besuch der Souks: Das unübersichtliche Gewirr von Gassen und gleichaussehenden Läden erschwert die Orientierung enorm. Wer lange versucht, mit Handy und Maps zu navigieren, wird es hier schwer haben und sich ziemlich sicher verlaufen. Die Standortgenauigkeit des Handys ist sehr vage, da Gassen oft gar nicht vom System erfasst sind und die Internetverbindung im tiefsten Inneren des Marktes sehr schlecht ist.
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Orientierungssinn und Spontanität mitbringen
Am besten die Navigation gleich beenden und sich einfach treiben lassen, immer der Nase nach. Wer kein klares Ziel hat, kann sich auch nicht verlaufen und stattdessen einfach abwarten, welches Abenteuer die Medina für einen bereithält.
Wer direkt in der Medina übernachtet und irgendwie wieder zu seiner Unterkunft zurückfinden möchte, dem empfehle ich sich VORHER den Weg von der Unterkunft zum Hauptplatz Djemaa el Fna gut einzuprägen. Man kann es durchaus mit Google Maps oder maps.me (recht gut offline!) beim ersten Mal versuchen zum Hauptplatz zu gelangen, mit der zusätzlichen Beschreibung durch das Hotelpersonal sollte das auf jeden Fall klappen.
Wenn ihr dann später von den Souks heim wollt und keine Ahnung habt, wo ihr seid, müsst ihr immer nur zum Hauptplatz zurück und von dort findet ihr dann eure Unterkunft. Zurück zum Hauptplatz geht es meist ganz leicht, denn dahin wird man von jedem Marokkaner und mit Glück sogar auch von anderen Touristen gelotst. Die beiden Zauberwörter dafür heißen „Djemaa el Fna“ oder es funktioniert sogar Englisch mit „Main Square“. Der Weg zum Platz ist vereinzelt sogar angeschrieben, wenn die Wegweiser nicht durch die ganzen Waren verdeckt werden.
Zweiter Orientierungs-Tipp: Die Läden und Waren selbst. Versucht euch zu merken bei welchem Stand oder bei welchem speziellen oder auffälligen Produkt ihr gerade irgendwo abgebogen seid und in welche Richtung. Zum Beispiel beim Chamäleon links und bei dem Brunnen rechts. Tagsüber funktioniert das super, wenn ihr euch etwas Auffälliges merkt, was nicht jeder zweite Stand verkauft. Schwieriger ist diese Methode allerdings nachts, wenn die Läden geschlossen haben und alle Gassen gleich aussehen. Dann sind allerdings die Wegweiser meistens wieder deutlicher zu erkennen.
Fazit
Die Souks sind ein sehr spannender und erlebnisreicher Ort. Wer Panik hat sich zu verlaufen, sollte dort besser nicht hin, denn das passiert regelmäßig. Das Gute: Alle Wege führen irgendwie nach Rom, bzw. in diesem Fall zum Djemaa el Fna. Dort kann man sich eine Auszeit nehmen, einen Kaffee trinken und etwas verschnaufen, bevor man sich wieder neu orientiert und den nächsten Anlauf startet.
Es sollte dir bewusst sein, dass der erste Besuch der Souks eine Reizüberforderung aller Sinne sein kann und für viele Menschen auch zu anstrengend ist. Es gibt so viel zu hören, sehen, fühlen, riechen und zudem kommt dann auch noch das Gedränge der vielen Menschen hinzu. Dieses Schauspiel lohnt sich aber definitiv. Und wem es zu viel wird, kann noch so viele andere und ruhigere Ziele in Marokko ansteuern, denn Marrakesch ist wirklich ein sehr intensiver Einstieg.
Wer es leid ist, die geschäftstüchtigen Marokkaner immer wieder abzuwimmeln, der bewege sich etwas weiter abseits der „Hauptstraßen“ der Souks. Tiefer hinein, wo hauptsächlich Einheimische einkaufen und sich die wenigsten Touristen hin trauen. Zwei wichtige arabische Wörter solltest du dir auch einprägen: La (nein) und shukran (danke). Dann wirkt man auch nicht ganz so unhöflich und touristisch, als beim Ignorieren oder wutentbrannten Fluchen in der eigenen Sprache. „La Shukran“ eröffnet oft ganz neue Möglichkeiten im Treiben durch den Fluss der Souks.
Und falls ihr euch um die Sicherheit Sorgen macht, kann ich euch beruhigen. Meiner Erfahrung nach, kann man sich auch als Frau in Marokko ziemlich problemlos und sicher frei bewegen. Gerade in Marrakesch ist die Touristen-Polizei extrem aktiv und hindert schon im Voraus viele Annäherungsversuche an Touristen, auch wenn es nur um Verkäufe geht. Der Tourist ist im Land König und Kapital zugleich, denn von Ihm kommt das Geld. Das ist überall deutlich spürbar. Trotzdem sollte man natürlich die Augen offen halten und seine Wertgegenstände sicher verstauen, gerade bei dem ganzen Gedränge in der Medina. Taschendiebe gibt es wie in jedem anderen Land auch. In Marokko wird es ihnen aber durch die Unübersichtlichkeit allerdings leichter gemacht.
Lage
Praktische Links
- Offizielle Webseite des Tourismusverbandes
- Reise- und Sicherheitshinweise für Marokko
- Die 10 besten Sehenswürdigkeiten in Marokko
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