Wie wäre es, die höchsten Gipfel Griechenlands zu erwandern? Dorthin, wo nach griechischer Mythologie die Götter ihren Sitz haben? Meine beste Freundin und ich beschließen, das herauszufinden. Auf einer zweitägigen Wanderung mit Hüttenübernachtung erreichen wir 2.866 Höhenmeter und genießen den schönsten Ausblick Griechenlands. Begreifen aber auch, dass eine Tour zu Göttern kein Spaziergang ist und die Mächtigen ihren Gästen viel geben, aber ebenso viel abverlangen.

Lohnt sich die Wanderung auf den Mount Olympus?

„Der Olymp“ ist kein einziger Gipfel, sondern ein Bergmassiv mit insgesamt vier Gipfeln von knapp 3.000 Metern. Der höchste ist der Mytikas mit ca. 2.918 Metern, gefolgt von Stefani (ca. 2.912 Meter), Skolio (ca. 2.905 Meter) und Skala (ca. 2.882 Meter). Um den Mytikas zu erklimmen, ist Bergsteigerausrüstung notwendig und Anfänger sollten sich einer Gruppe mit Bergführer anschließen.

Mein Tipp: Spart euch das Gekraxel – oft muss man sogar anstehen, um auf den Gipfel zu kommen und oben knubbelt es sich so, dass man das Panorama kaum genießen kann! Wandert stattdessen entspannt auf den Skala und weiter zum Skolio mit bestem Blick auf den Mytikas, über die Berge und Ostküste.

Wer waren die 12 Götter des Olymp?

Wer lebte laut Mythologie eigentlich auf dem Olymp? Die zwölf Götter des Olymp! Das waren:

ZeusGöttervater (auch der mächtigste Gott, der sogar
Blitz, Donner und Gewitter unter Kontrolle hatte)
AphroditeGöttin von Liebe und Schönheit
ApollonGott der Künste und des Lichts
AresGott des Krieges
ArtemisGöttin von Mond und Natur
AtheneGöttin der Weisheit
DemeterGöttin der Fruchtbarkeit
HephaistosGott des Feuers
HeraGöttin der Ehe und Familie
HermesGötterbote, aber auch Gott der Reisenden
HestiaGöttin der Familien und des Herdfeuers
PoseidonGott des Meeres

Fototipp: Der Gipfel des Skala ist der beste Spot, um ein Bild vom Mytikas genau gegenüber – dem offiziell höchsten Berg Griechenlands – zu schießen. Und natürlich an klaren Tagen vom 360 Grad Panorama samt Bergwelt, Landschaft entlang der griechischen Ostküste und dem Meer in der Ferne. Der Mytikas selbst ist meiner Erfahrung nach wegen des Massenandrangs nicht der beste Fotospot!   

Anreise nach Litochoro und Gortsià

Strecke:Rundwanderung
Gortsià – Priònia
ca. 20 km
Etappen:2, besser 3
Höhenmeter:↑ ca. 1800 m
↓ 1.800 m
Übernachtung:Berghütten / Zelt
Beste Reisezeit:Mai – September

Wir sind von Thessaloniki (ca. 90 km entfernt) mit dem Bus in etwa 2,5 Stunden in die Kleinstadt Litochoro an der Ostküste gefahren. Schneller kommt man mit dem Zug dorthin (ca. 1,5 Stunden), allerdings hält der im Küstenviertel, während der Bus ins “Bergviertel” weiterfährt. Litochoro ist das perfekte Basecamp. Man bekommt dort aktuelle Informationen zu den Wanderwegen, kann Hüttenübernachtungen buchen (besser allerdings vorab buchen – im Sommer ist alles schnell voll, dann müsst ihr aufs Zelt ausweichen!) und bei bester Infrastruktur griechische Dorfluft schnuppern.

Wenn ihr mindestens drei Tage Zeit habt, könnt ihr von Litochoro loswandern – durch die Enipeas-Schlucht bis nach Gortsià (auf 1.100 m) und weiter zur Petrostrouga (1.940 m). Oder ihr spart alle Energie fürs Hochgebirge, lasst euch wie wir per Taxi nach Gortsià bringen und wandert von dort los.

Am schönsten ist die Rundwanderung: hoch auf der Nordseite über die Petrostrouga bis zum Plateau der Museun und der höchsten Hütte auf 2.720 m (Giosos Apostolidis). Weiter zu den Gipfeln und zurück über die Südseite mit der Schutzhütte Spilios Agapitos (ca. 2.100 m) und runter nach Priònia (vorher mit dem Taxifahrer abmachen, wann er euch dort abholen soll, da es keinen Handyempfang gibt!)

Notwendige Vorbereitung fürs Götter-Date

Wie bei jeder Wanderung will auch die zu Griechenlands Göttern gut vorbereitet sein: Für den schönsten Überblick und viel Abwechslung empfehle ich die Rundwanderung von Gortsià nach Priònia (oder andersherum). Täuscht euch nicht: Auch wenn insgesamt 20 km überschaubar klingen – die Wanderung hat es in sich! Es gibt rund 1.800 Höhenmeter bergauf und ebenso bergab zu bewältigen, und ich bin froh, dass wir auf die zusätzlichen gut 7 km ab Litochoro durch die Enipeas-Schlucht verzichtet haben, denn das Stück soll sich ganz schön in die Länge ziehen!

Überlegt euch vorab, ob ihr weniger Gepäck mitschleppen und auf den wunderbar ausgestatteten Hütten übernachten möchtet – wenn ja, bucht so früh wie möglich! Wir haben die Rundwanderung nur deshalb in zwei statt drei Tagen gemacht, weil wir nur auf einer einzigen Hütte zwei Betten erhascht haben! Ansonsten wären zwei Übernachtungen (z. B. erste Übernachtung auf der Hütte Christos Kakalos oder Giosos Apostolidis und zweite auf Spilios Agapitos) sehr viel entspannter gewesen. Wenn ihr jedoch flexibel sein möchtet, nehmt ein Zelt mit: Ihr könnt es bei den Hütten auf vorgesehenen Zeltplätzen aufschlagen.

Wir haben genug Proviant und Wasser für jeden Tag mitgenommen, aber auf jeder Hütte könnt ihr auch Snacks, Getränke und sogar Mahlzeiten kaufen und Wasser nachfüllen. Sie sind ebenfalls mit einfachen Gemeinschaftsbädern ausgestattet. Packt neben Badelatschen für die Hütten auch warme Kleidung (und Regensachen) ein, denn auf fast 3.000 Metern Höhe kann es selbst in Griechenland richtig kalt werden.

Ich weiß, manch einer denkt, sie seien für alte Leute – Wanderstöcke! Aber wir waren sehr dankbar, Stöcke dabei zu haben, denn gerade bei zum Teil sehr steilen, rutschigen Abstiegen waren sie eine große Hilfe und Entlastung für die Knie. Möchtet ihr den Mytikas erklimmen, benötigt ihr außerdem Bergsteigerausrüstung mit Seil, Helm etc. Das alles könnt ihr in Litochoro ausleihen – oder ihr schließt euch einer Gruppe mit Guide an und bekommt alles gestellt.

Von Gortsià zur Petrostrouga

Die Sonne schläft noch, als uns das Taxi um sechs Uhr morgens vor der Unterkunft in Litochoro abholt. Gut eine halbe Stunde klagt mein noch leerer Magen über die unzähligen Serpentinen, die Taxifahrer Dimitrios mit vollmorgendlichem Eifer fährt, bis er uns mitten im Wald herauslässt. Mit weißen Lettern auf grünem Hintergrund weist ein Schild zur Petrostrouga – und zum sogenannten „Plateau der Musen“. Wir verabreden mit Dimitrios, dass er uns am nächsten Abend um 18 Uhr in Priònia abholt – wahrscheinlich werden wir Stunden vorher da sein, aber wenn es dort wirklich keinen Handyempfang gibt, gehen wir besser auf Nummer sicher.  

Der Weg zur Berghütte Petrostrouga und hinein in Griechenlands ersten Nationalpark (1938 ernannt) führt sanft ansteigend durch einen Buchen- und Schwarzkieferwald. Keine zweieinhalb Stunden später erreichen wir das gemütliche Steinhäuschen, umgeben von alten Schlangenhaut-Kiefern.

Während wir picknicken, trabt ein Mann auf einem Pferd vorbei, gefolgt von etwa ein Dutzend Eseln und Pferden, die wiederum voll beladen sind mit Proviant für die Hütten. Kaum erreichen wir ein paar Kilometer weiter die Baumgrenze, liegt uns schon ganz Griechenland zu Füßen. Zumindest gefühlt, denn die Häuser im Tal sind nicht mehr als Pünktchen vor der Kulisse des in der Sonne funkelnden Meeres.

Das Plateau der Musen und die höchste Berghütte

Nach drei weiteren Stunden Wandern über Felsbrocken und loses Gestein an Steilhängen belohnen uns die Götter mit ihrem persönlichen Garten Eden: Eine riesige, in der Sonne dürstende Felsebene lässt unsere Beine ein wenig entspannen, und die auf einer Klippe balancierende Schutzhütte Christos Kakalos verspricht einen baldigen kühlen Drink bei Traumblick über die Götter-Gipfel. Gut gestärkt steigen wir noch hundert Meter weiter auf, zur Hütte Giosos Apostolidis, wo uns der freundliche Gastwirt unsere Betten in einem 16-Bett-Zimmer zuweist.

Nur eine Gipfelkirche übertrumpft die Hütte noch um 430 Meter an Höhe: das dem Propheten Elija gewidmete Kirchlein auf dem gleichnamigen Berg Prophitis Elias. Ich sammle alle Kraft für den letzten Aufstieg des Tages zu der winzigen Kirche, die aus den flachen, schiefer ähnlichen Steinen der Umgebung gebaut wurde.

Während sich die Sonne zum Feierabend bereitmacht, erspähe ich auf der Ebene unter mir eine Gämse. Und noch eine, nein, eine ganze Herde! Ich beobachte ein säugendes Kalb und seine Mutter, dann die übrigen Vierbeiner, die sich von der angenehm warmen Abendsonne den Pelz wärmen lassen. Eigentlich, denke ich, bräuchte ich gar nicht weitergehen und irgendeinen Gipfel erklimmen – mein eigenes Gipfel-Glück habe ich an diesem stillen Abend, ganz nah dran an der Natur, bereits gefunden.

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Auf zum Gipfel Skala

Am nächsten Morgen stehen wir schon um halb sechs in Funktionskleidung und mit geschnürten Wanderstiefeln in der zehn Grad kühlen Morgenluft. Fantasievolle Griechen glauben, an der Felswand gegenüber das Profil des Zeus zu erkennen, und diese Nacht hat er anscheinend genauso schlecht geschlafen wie wir: Er schaut grimmig und mit dicker Nase über ein Wolkenmeer, das sich über Tal und Meer wälzt. Bald lullen dicke Wolken auch uns ein, aber wir folgen einfach dem Pfad – und machen auf einem Felsen eine Gämse aus, die sich mystisch aus dem Nebel erhebt.

Es geht bergauf und bergab, bis ein Weg nahezu senkrecht in die Höhe steigt – der Weg zum vierthöchsten Gipfel Skala, den wir uns vorgenommen haben. Ein paar Wanderer schlittern uns auf dem Geröll entgegen und wir fragen uns, ob der Aufstieg bei so vielen Wolken überhaupt lohnt. Doch Zeus meint es gut mit uns: Bald lichtet sich der weiße Teppich, und als wir außer Atem und mit Schweiß getränkten Shirts auf den Gipfel stolpern, strahlt die Sonne den Mytikas gegenüber an wie ein Bühnenscheinwerfer.

Entspannt schauen wir beim Gipfel-Lunch zu, wie offensichtlich nicht im Bergsteigen versierte Wanderer da drüben versuchen, auf allen Vieren auf Griechenlands allerhöchsten Gipfel zu klettern – um ihren Namen ins Gipfelbuch zu kritzeln und das obligatorische Selfie mit anderen Gipfelhungrigen als Panorama im Bild zu schießen. Wir hingegen haben das gesamte Bergmassiv im Blick und glauben, in der Ferne sogar Klippen der Halbinsel Chalkidiki auszumachen, die sich aus dem Meer erheben.

Der Abstieg hat es nochmal in sich

Würde uns nicht der etwa 1.800 Meter tiefe Abstieg nach Priònia vorbestehen, würden wir wohl noch stundenlang mit Blick über halb Griechenland in der Sonne liegen. Stattdessen schlittern wir den Berghang hinab und erreichen nach zweieinhalb Stunden die Schutzhütte Spilios Agapitos auf etwa 2.100 Höhenmetern.

Müde, erneut hungrig und durstig stolpern wir in die graue Steinhütte, die mit Baujahr 1930 die älteste im Olymp-Gebirge ist. Wir stärken uns mit hausgemachter Suppe und griechischem Joghurt mit Honig – und sehen zu unserem Schrecken, dass es bereits 16 Uhr ist. Wollte uns Taxifahrer Dimitrios nicht um 18 Uhr im Tal abholen?

Wo die steilen Abhänge mal nicht von Geröll und Esels- oder Pferdeäpfeln überzogen sind, werden sie von Steinen bedeckt, die wie polierter Marmor aussehen und ebenso glitschig sind. Jetzt müssten wir aber bald da sein! Endlich, ein Schild, laut dem wir erst auf halber Strecke nach unten sind!

19 Uhr und im Wald wird es nicht langsam, sondern rasant dunkel. Wir humpeln und stolpern so schnell wie möglich, sehen uns schon in Priònia auf nacktem Boden übernachten – bis wir um 19.40 aus dem Dickicht kriechen und Dimitrios lächelnd neben seinem Wagen erkennen. „Ich hätte schon fast die Bergrettung gerufen!“ Wir möchten ihn vor Dankbarkeit umarmen. Und tun es auch.

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Fazit

Die Rundwanderung zu den höchsten Gipfeln des Olymp-Massivs ist kilometermäßig nicht besonders lang, hat es aber in sich – viel Geröll, viele steile Auf- und Abstiege, Wandern am Abgrund und viele Herausforderungen für Wanderer mit nicht mehr optimalen Kniegelenken. Und trotzdem kann ich diese Tour zweifellos empfehlen – würde allerdings beim nächsten Mal rechtzeitig zwei Hüttenübernachtungen statt nur einer buchen. Dadurch könnte man die unsagbar schönen Ausblicke entspannter genießen und sich beim Wandern selbst mehr Zeit lassen. Und so lange die Gämsen und anderen Tiere (darunter auch etwa 108 Vogelarten) des Nationalparks beobachten, wie man möchte.

Ein weiterer Tipp für alle, die einen Tag länger in Litochoro bleiben möchten: das Kloster Agios Dionysios und die Kapelle des Heiligen Dionysios, gut drei Kilometer außerhalb des Ortes (zu Fuß oder per Auto erreichbar).

Lage

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