Ich spaziere über hölzerne Stege geradewegs auf eine kleine Siedlung zu. Die Häuser stehen mitten im türkisblauen Wasser. Genauso stelle ich mir Luxusunterkünfte auf den Malediven vor. Ich bin aber nicht etwa im Indischen Ozean, sondern am Bodensee. Und die Siedlung vor mir ist keine Hotelanlage mit lauter Wasservillen, sondern es sind Nachbauten von Häusern, die hier schon vor über 6.000 Jahren standen. Es sind die Pfahlbauten in Unteruhldingen, die mich auf eine geschichtliche Reise mitnehmen. 

Lohnt sich ein Besuch der Pfahlbauten Unteruhldingen?

Schon vor über 6.000 Jahren haben Menschen am Bodensee gelebt. Davon zeugt die rekonstruierte Siedlung aus 23 Pfahlbauten in Unteruhldingen. Die Häuser sind auf Stelzen mitten im Wasser errichtet. So sollten sie damals auch bei Hochwasser Stand halten. Der Schlamm am Grund des Bodensees hat Werkzeuge und Siedlungsreste aus der Stein- und Bronzezeit luftdicht eingeschlossen und dadurch bis heute erhalten.

Aus diesen Fundstücken entstand bereits 1922 das älteste archäologische Freilichtmuseum Deutschlands. Heute sind die Pfahlbauten von Unteruhldingen Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und Besucher können einen Einblick in das damalige Leben rund um 3.500 v. Chr. erhalten. 

Fototipp: Das beste Foto entsteht meiner Meinung nach direkt zu Beginn am Eingang. Dann könnt ihr einige Meter auf den hölzernen Steg gehen und seht die gesamte Siedlung vor euch liegen. Wenn die Sonne scheint, leuchtet das Wasser türkisblau. Dann wirkt die Szenerie beinahe unecht.

Anreise nach Unteruhldingen

Anzahl Pfahlbauten:23
Eröffnet:1922
Tickets:Vorher online kaufen
Besonderheit:UNESCO-Weltkulturerbe
Beste Reisezeit:April – Oktober

Wenn ihr die Pfahlbauten in Unteruhldingen besuchen möchtet, könnt ihr nicht direkt vor dem Eingang parken. Dort gibt es nur einige wenige Behinderten-Parkplätze. Der große, öffentliche Parkplatz liegt am Ortsrand, ist aber gut ausgeschildert. Wir fahren den Wegweisern nach und bezahlen die Parkgebühr per App.

Dann sind es ca. 5–10 Minuten Fußweg zu den Pfahlbauten. Alternativ könnt ihr auch mit dem Uhldinger Kurbähnle fahren. Dieser kleine Zug pendelt regelmäßig zwischen Parkplatz und Museum und ist vor allem für Menschen interessant, die nicht so gut zu Fuß sind.

Beim nächsten Ausflug an den Bodensee würde ich mit der Bahn anreisen. Gerade in der Sommersaison ist die Region ein beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel. Dementsprechend gestaltet sich die Parkplatzsuche manchmal als schwierig. Da ist es eventuell einfacher, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Ab München gibt es eine ICE-Verbindung nach Ulm und von dort geht es per RE weiter nach Friedrichshafen. Rund um den Bodensee verkehren dann Busse, das sind die sogenannten „Seelinien“.

Tickets für die Pfahlbauten vorher online buchen

Wir hatten Glück, dass am Eingang gerade nicht so viel los ist und müssen nicht anstehen. Ihr könnt die Tickets allerdings auch online buchen und die Schlange direkt umgehen. Achtet aber darauf, dass der Handyempfang vor Ort nicht so super ist. Deswegen solltet ihr die Tickets am besten abspeichern, damit ihr sie offline vorzeigen könnt. Ausdrucken geht natürlich auch, ist aber nicht notwendig.

In der Hauptsaison, von April bis Oktober, werden täglich regelmäßig Führungen durchgeführt. In der Nebensaison solltet ihr euch die Öffnungszeiten vorher genau anschauen. Dann kann es sein, dass das Museum nur nach direkter Anfrage von Gruppen öffnet. Wenn ihr im Winter vor Ort seid, prüft also unbedingt die Öffnungszeiten auf der Webseite und fragt im Zweifel telefonisch nach, um nicht umsonst anzureisen.

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Ähnlichkeit zu luxuriösen Wasservillen auf den Malediven

Ich bin direkt verzaubert, als ich das Areal betrete. Die hölzernen Hütten vor mir, die auf Stegen im Wasser stehen, überraschen mich. Natürlich sind all diese Häuser nur nachgebaut. Aber wenn es früher in der Steinzeit nur ansatzweise so ausgesehen hat, wie sich die Siedlung heute präsentiert, bin ich zutiefst beeindruckt. Mich erinnert die Szenerie ein bisschen an die Wasservillen auf den Malediven, die man manchmal als Luxusreiseziel sieht. Erstaunlich, dass der Mensch vor wenigen tausend Jahren schon so tolle Häuser bauen konnte.

Bevor wir näher herankommen, gibt es eine kurze Führung. Diese Einführung ist super, um einen Überblick über die Pfahlbauten, die Geschichte und das Museum zu bekommen. Nach rund 45 Minuten ist der Gruppen-Teil abgeschlossen und wir können uns frei bewegen. Diese Kombination gefällt mir gut, denn so kann ich das Museum, die rekonstruierten Hütten und die hölzernen Stege in meinem eigenen Tempo erkunden.

Erstaunliche Architektur aus der Stein- und Bronzezeit

So spazieren wir von Hütte zu Hütte. In jede Einzelne kann man hineinschauen. Darin wartet jeweils eine Ausstellung zu einem gewissen Thema. Durch menschliche und tierische Figuren werden Szenerien aus der damaligen Zeit lebensecht und anschaulich nachgestellt. Natürlich sind die Hütten deutlich aufgeräumter, als sie es wohl früher waren. Trotzdem kann ich mir gut vorstellen, wie eine Familie an einem hölzernen Esstisch gespeist hat, oder Ziegen auf Heu gebettet im Stall gehalten wurden.

Es gibt auch einige interaktive Vorträge oder Videoshows, die einen noch tiefer in die Geschichte hineinziehen. Ich würde empfehlen, sich Zeit zu nehmen und mindestens zwei bis drei Stunden einzuplanen, um alles sehen und entdecken zu können.

Nach dem Museum wartet noch eine “Mitmach-Ausstellung” auf Kinder und Erwachsene. Da kann man dann unter anderem selbst ausprobieren, wie schwierig es war, Zweige zu verweben und mit Lehm zu verbinden, um die Wände der Häuser herzustellen.

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Fazit

In meinen Augen ist das Freilichtmuseum definitiv ein Ort, den man besuchen sollte. Ich bin noch immer fasziniert von der Bauweise. Auch mit Kindern ist der Rundgang interessant, denn die Installationen und Infos sind allesamt anschaulich aufbereitet. Außerdem ist das Museum barrierefrei, ihr kommt also auch mit Kinderwagen oder Buggy gut durch.

Wenn ihr noch länger am Bodensee seid, kann ich auch einen Abstecher in die Altstadt des nahegelegenen Örtchens Meersburg empfehlen. Von der Aussichtsterrasse an der alten Burg Meersburg habt ihr einen tollen Blick über den See. Am gegenüberliegenden Ufer liegt außerdem auch die Insel Mainau. Auf der bekannten Blumeninsel lohnt natürlich ebenfalls ein Besuch. Der schnellste Weg zur anderen Seeseite ist übrigens per Fähre nach Konstanz.

Lage

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