Wild und ungezähmt schlängelt sich die Soča durch die unberührte Bergwelt Sloweniens und bahnt sich kraftvoll ihren Weg durch die rauen Felsen. Ihr kristallklares, smaragdgrünes Wasser erinnert an die Karibik. Die dunkelgrünen Wälder lassen erahnen, dass irgendwo zwischen den Gipfeln des Triglav Nationalparks Bären und Wölfe zu Hause sind. Hier ist die Natur ursprünglich, die Luft kühl und klar und das Gefühl von Abenteuer groß. Ich nehme dich mit zum wohl schönsten Teil der Soča und zeige dir, wieso mich diese Region immer wieder fesselt.

Lohnt sich eine Wanderung zu den Soča-Trögen?

Die Soča in Slowenien hat viele Gesichter. Mal fließt sie breit und sanft über weiße Kiesel, bildet kleine Sandbuchten und lädt zum Baden ein. Dann wird sie wild und sprudelt tosend um dicke Felsblöcke. Andernorts schneidet sie tiefe Schluchten ins Karstgestein und bahnt sich erbarmungslos und laut ihren Weg durch die Felsklüfte. All diese Facetten zeigt Europas schönster Fluss in der Region um die gleichnamige Siedlung.

Bereits bei meinem ersten Besuch begeisterte mich diese ungezügelte Schönheit. Seitdem komme ich fast regelmäßig hierher und kein Besuch ist wie der andere. Denn die ohnehin abwechslungsreiche Flusslandschaft wandelt ihr Antlitz unablässig mit den Jahreszeiten und Wetterverhältnissen. Die abwechslungsreiche Rundwanderung entlang des wunderschönen Flusses erstreckt sich über einen ganzen Tag, bei dem 520 Höhenmeter und 16 Kilometer überwunden werden.

Fototipp: Den besten Blick hat man von den Holzbrücken auf die Soča und die umliegenden Berge. Nutzt die Nachmittagszeit für die besten Fotos. Dann sind die Kontraste erhöht und das „Grün“ im Wasser sticht mehr raus.

Anreise nach Soča

Lage:Nordwesten Sloweniens
Strecke:16 km
Höhenmeter:520 hm
Gehzeit:ca. 5:30 h
Must-See:Šunik-Wasserhain

Mit dem Pkw oder Camper gelangt man von Norden her über den Vršič-Pass oder durch den Karawanken-Tunnel an die Soča. In Österreich sollte man die Maut beachten. Erst einmal in Slowenien angekommen, erreicht man Bovec auch gut über die Landstraßen, weswegen hier eine Maut nicht zwingend erforderlich ist.

Wer möchte, kann aber auch mit dem Flixbus bis Bled oder aber mit dem Zug bis Villach fahren und von da aus jeweils mit dem Bus weiter bis Bovec. Je nach Strecke sind hier mehrere Umstiege nötig. Ab Bovec kann man in der Sommersaison den Hop-on-Hop-of-Bus B2 über die großen Soča-Tröge, das Kamp Klin bis zur Lepena-Hütte nutzen, um in die Region zu gelangen.

Besser mit Übernachtung planen

Je nachdem, von wo aus man den Einstieg in die Rundwanderung beginnt, erlebt man die Highlights in unterschiedlicher Reihenfolge. Ich beginne im östlichen Teil der kleinen Streusiedlung Soča bei einigen Camps und Pensionen, die sich als Ausgangspunkt anbieten.

In jedem Fall empfehle ich dir eine Übernachtung, denn es braucht Zeit und Ruhe, um Fluss und Landschaft mit Herz und Seele zu spüren. Und die Morgen- bzw. Abendstunden sind ganz besonders schön. Wenn all die Tagestouristen ihren Unterkünften entgegenströmen, wird es still an der Soča und die einzigen Menschen, die den Fluss bevölkern, sind die Fliegenfischer, die dem kühlen Wasser trotzen und ihre Leinen über die Wellen tanzen lassen.

Start der Wanderung und hoch hinauf

Nachdem ich in Soča einen ersten Eindruck des smaragdgrünen Wassers bekommen habe, steige ich über einen kleinen Wanderweg durch die bewaldeten Hänge im Norden auf. Am höchsten Punkt der Wanderung hat man von einer verlassenen Alm aus einen tollen Blick über das Soča-Tal und die Berge des Triglav.

60 % der Fläche Sloweniens sind mit Wald bedeckt. Nach den skandinavischen Ländern ist es damit das waldreichste Land Europas. Hier hat man eine super Aussicht auf diese intakte Naturschönheit.

Wer nach dem steilen Auf- und Abstieg eine erste Stärkung braucht, kann, wieder angekommen an der Straße, kurz nach Links zur Gostišče Andrejc abbiegen. Die urige Gaststätte lädt zu einem typisch slowenischen Essen ein, bevor der Weg endlich an den – Abkühlung versprechenden – Fluss führt.

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©janoka82

Sandige Karibik-Buchten an der Soča

Zunächst wandere ich an einer breiten, flachen und gemächlich dahinplätschernden Soča entlang. Die Nähe zum Fluss und die Schatten spendenden Bäume bringen auch im Sommer eine willkommene Abkühlung. Immer wieder finden sich Stellen, an denen man bequem bis zum Wasser gelangt.

Sandige Buchten, die an karibische Strände erinnern, laden zum Baden ein. Die Wassertemperatur lässt einen jedoch schnell wieder in den Julischen Alpen ankommen. Nichtsdestotrotz solltest du dir zumindest die Chance auf ein erfrischendes Fußbad nicht entgehen lassen.

Zu den großen Soča-Trögen am mächtigen Fluss

Bald wird aus dem Plätschern ein Rauschen und auch, wenn man noch nichts erkennen kann, lässt die lauter werdende Geräuschkulisse einen Wandel im Erscheinungsbild der Soča erahnen. Dann ist der Eingang in die Velika Korita Soče, die großen Soča-Tröge, erreicht.

Auf dem breiten Kiesbett kann man bis ans Wasser herantreten. Ich bin gefesselt von der unbändigen Kraft des weiß schäumenden Flusses. Das Tosen dröhnt in meinen Ohren. Hier zeigt die Natur sich in ihrer ganzen rauen Schönheit.

Oberhalb der Klamm wandere ich immer an der Kante entlang und frage mich gelegentlich, ob ich tatsächlich noch auf dem richtigen Weg bin. Der Trampelpfad wird enger und verwachsener. Dafür bieten sich immer wieder tolle Blicke in die Tiefe und auf die teils von kleinen Wasserfällen verhangenen Felswände.

Von einer schwankenden, teilweise verwitterten Holzbrücke aus hat man eine atemberaubende Sicht über die Tröge bis zu den grünen Bergen am Horizont. Diese in die Jahre gekommenen Holzbohlenbrücken begleiten einen überall an der Soča und erfordern zugegeben etwas Vertrauen. Doch sie belohnen immer mit großartigen Eindrücken.

Klippenspringen an der Soča

Auf einer Länge von 750 m hat sich der Fluss 15 m tief und nur wenige Meter breit ins Gestein gegraben, bildet in der tief liegenden Klamm runde Gumpen, in denen sich das grüne Wasser verwirbelt und gefährliche Strömungen bildet. Doch am Ausgang der Tröge wird er friedlich, fließt sacht in ein tiefes Becken und lädt zum Baden und waghalsigen Sprüngen von den Klippen ein.

Das lassen sich viele Tagesbesucher nicht zweimal sagen und so ist am kalten Flusswasser im Sommer einiges los. Ich gebe zu, der Sprung in das kühle Nass, das auch im Hochsommer die 12 Grad-Marke nur selten knackt, kostet einige Überwindung. Aber wenn die Beine prickeln und der Kopf frisch und klar auftaucht, strömt das Adrenalin in jede Faser des Körpers. Das solltest du unbedingt ausprobieren!

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Märchenhafte Wasserlandschaft am Šunik-Wasserhain

Schon bald nach den Klippen ist das Kamp Klin nicht zu verfehlen. Von da aus, dem Flüsschen Lepenca ali Lepenjica folgend, gelangt man nach ungefähr 2,5 km zum Šunikov vodni gaj und dem Lepenjica-Wasserfall. Hier ist es ruhig. Nur wenige Touristen verirren sich hierher. Und der Wasserhain macht seinem Namen alle Ehre.

Kaskadenartig ergießt sich das Wasser in kleinen Fällen von Becken zu Becken. Die feuchte Luft bedeckt Bäume und Felsen mit einem weichen Teppich aus Moos. Jeden Moment rechne ich damit, eine Fee zu entdecken. Keine Feen, dafür geben sich Libellen die Ehre und schimmern nicht weniger zauberhaft.

Bei einer rustikalen Steinbrücke öffnet sich ein kleines, aber tiefes Wasserbecken. Hier kann man ganz ohne Menschenmassen den Sprung ins kalte Wasser wagen. Kurz bleibt mir die Luft weg, dann besinne ich mich und klettere beflügelt an Land.

Auf dem Rückweg gönne ich mir im Restaurant des Kamp Klin eine gebratene Marmorataforelle. Die Region ist für ihre marmorierten Forellen bekannt und nach den tollen Stunden in der Natur schmecken diese doppelt so lecker!

Weiter zu den kleinen Soča-Trögen

Frisch gestärkt und ausgeruht mache ich mich an den Heimweg und biege nach dem Camp rechts in den Wald ab. Unter den Bäumen entlang führt mich mein Weg schließlich wieder an den Fluss bis zu den Mala Korita Soče – den kleinen Soča-Trögen. Diese sind rund 6 m tief und stehen der großen Klamm in Sachen Schönheit in nichts nach.

Vielmehr hat man hier sogar die Möglichkeit, auf den Felsen bis an den Fluss hinabzuklettern und das Schauspiel von unten zu bewundern. Hier gehe ich zum Abschluss der Runde noch einmal meiner Abenteuerlust nach und erforsche die Schlucht, bevor ich schließlich wieder in der Siedlung ankomme.

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Fazit

Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick! Das unwirkliche Türkis der Soča und ihr frisches Wasser ziehen einen in ihren Bann. Die Berge ringsum bieten die nötige Kulisse. Das Grün der Wälder und Wiesen scheint grüner als anderswo. Hier ist nichts beschönigt. Hier hat kein Mensch eingegriffen. Das alles hat die Natur allein geformt. Ehrfurcht kommt auf – und Abschiedsschmerz, wenn ich irgendwann weiter muss. Doch es ist kein Abschied auf ewig. Einmal Soča, immer Soča!

Die Region um die Velika Korita Soče bekommt von mir eine klare Empfehlung. Und wenn du einmal hier bist, nutze am besten die Chance und erlebe den Fluss von einer weiteren Seite. Nur 10 km entfernt befindet sich Bovec, das Rafting-Zentrum Sloweniens. Im Schlauchboot geht es flussabwärts. Wo es ruhig und tief ist, kann man sich im Wasser vom Boot ziehen und treiben lassen. In den Stromschnellen um die Felsen ist Muskelkraft und Gleichgewicht gefragt. Als spaßiges Highlight wird an einem großen Felsblock das Boot zur Rutsche umfunktioniert und selbst gestandene Männer werden wieder zum Kind. Das ist eine ganz besondere Erfahrung, die du nicht verpassen solltest.

Lage

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