So kenne und liebe ich England: sattgrüne Wiesen, die trotz grauem Himmel zu leuchten scheinen. Manchmal bahnt sich hier und da ein Sonnenstrahl den Weg durch die Wolkendecke. Das Setting könnte nicht geeigneter sein, denn ich befinde mich an einem ganz besonders sagenumwobenen Ort in Südengland, dem berühmten Steinkreis Stonehenge. Ob sich eine Reise zum mystischen Sightseeing-Spot lohnt und welche Mythen sich um Stonehenge ranken, will ich herausfinden.

Lohnt sich der Besuch von Stonehenge in England?

Im Süden Englands, unweit von Salisbury in der Grafschaft Wiltshire, steht der wohl berühmteste Steinkreis der Welt, Stonehenge. Stonehenge leitet sich aus dem Altenglischen ab und bedeutet so viel wie „hängende Steine“. Die Kultstätte gehört mit weiteren neolithischen, also aus der Jungsteinzeit stammenden, Fundplätzen in den Regionen um Stonehenge und Avebury (Stonehenge, Avebury and Associated Sites) zum Weltkulturerbe der UNESCO. Welchen Zweck Stonehenge hatte, ist bis heute ein Rätsel.

Natürlich ist Stonehenge viel mehr, als nur ein Steinkreis. Die beeindruckende Megalithstruktur umgibt eine Grabanlage und wirft noch heute Fragen auf: Wer hat Stonehenge warum gebaut? Und wie wurden diese riesengroßen Steine an den Ort befördert, an dem sie jetzt stehen? Um diese Fragen ranken sich viele Mythen, die mit Merlins Magie oder Besuchen von Außerirdischen zu tun haben. Und wenn man Stonehenge schon aus der Ferne sieht, bekommt man tatsächlich das Gefühl, dass das irgendwie ein magischer Ort ist.

Fototipp: Stonehenge gehört zu den viel besuchten Touristenattraktionen. Für diejenigen, die Menschenmengen auf ihren Fotos vermeiden möchten, bietet sich die Stone Circle Experience an. Die geführten Touren finden morgens und abends außerhalb der normalen Öffnungszeiten statt, dauern etwa eine Stunde und sind auf 30 Teilnehmer limitiert. Die Tickets sind allerdings heiß begehrt und Monate im Voraus ausverkauft. 

Anreise nach Stonehenge

Lage:Grafschaft Wiltshire, England
Eintritt:ab 20 Euro
Errichtung:Jungsteinzeit
Durchmesser:115 m
Besonderheit:UNESCO-Weltkulturerbe

Von London aus ist Stonehenge etwa 150 km entfernt, je nach Verkehrslage fährt man 2,5 bis 3 Stunden mit dem Auto. Vor Ort gibt es einen Parkplatz. Der ist kostenfrei, wenn man bereits ein Ticket gebucht hat. Sonst beträgt die Parkgebühr umgerechnet etwa 6 €.

Der Weg vom Parkplatz zur Sehenswürdigkeit ist ca. 2 km lang. Wer die Strecke nicht gehen kann oder möchte, gelangt bequem mit einem Shuttle-Bus zum Ziel. Mittlerweile ist von einer Anreise mit dem Auto allerdings eher abzuraten, da das Besucheraufkommen stark zugenommen hat. Die Verkehrslage ist zu einem so erheblichen Problemfaktor geworden, dass die Regierung das Vorhaben geäußert hat, einen Autobahntunnel in der Nähe von Stonehenge zu bauen. Weil dies aber das tausende Jahre alte Monument gefährden könnte, droht ein Verlust des Titels zum Weltkulturerbe und es finden immer wieder Proteste gegen den Bau eines Tunnels statt.

Ratsam ist daher die Anfahrt mit dem Zug. Von der Zugstation London Waterloo fahren regelmäßig Züge nach Salisbury. Eine Fahrt dauert 1,5 Stunden und kostet umgerechnet 30–50 €. Von Salisbury aus sind es noch 19 km zum Ziel, mit dem Reisebus „Stonehenge Tour“, dauert die Fahrt weniger als eine halbe Stunde und an Bord kann man sich in unterschiedlichen Sprachen Interessantes über die Region sowie ihre Sehenswürdigkeiten erklären lassen.

Audioguide vorher herunterladen

Der Eintrittspreis für Stonehenge kostet ungefähr 20 €. Man kann Stonehenge theoretisch auch ohne Eintritt sehen, dann aber nur von ganz weit weg und das ist einfach nicht dieselbe Experience. Denkt daran, dass Stonehenge im Grunde mitten im Nirgendwo steht, auf einer grünen, baumlosen Fläche. Es kann also ziemlich windig werden und vor Sonne oder Regen ist man auch nicht geschützt. Je nach Wetterlage sollte also entsprechende Kleidung eingepackt werden.

Ich empfehle übrigens, sich im Voraus den Audioguide für Stonehenge über eine App auf das eigene Handy zu laden. So erfahrt ihr alles Wissenswerte und Interessante über diesen einzigartigen Ort. Es lohnt sich unbedingt, zuerst das Besucherzentrum aufzusuchen, bevor man sich Stonehenge anschaut. Hier gibt es nämlich eine super interessante Ausstellung, die einen gut auf den Besuch des Steinkreises vorbereitet. Ihr könnt hier zum Beispiel einiges zum Bau des Monuments erfahren und Jahrtausende alte Werkzeuge begutachten, die zum Bau verwendet wurden.

Was steckt hinter dem Wunderwerk der Steinzeit?

Es ist wirklich faszinierend, Stonehenge mit eigenen Augen zu sehen und irgendwie weckt es in mir auch gewisse Ehrfurcht. Ich male mir aus, wie die Menschen hier vor über 4000 Jahren Riten abgehalten oder besondere Feste gefeiert haben. Wie sie Gottheiten angebetet oder Tote bestattet haben. Es ist unglaublich, wie die Steine hierher, mitten ins Nirgendwo, transportiert und aufgebaut worden sind. Vor diesem Monument zu stehen, ist schon ein Highlight an sich. Was ich irgendwie besonders cool finde, ist, dass auch Graffiti-Fans hier auf ihre Kosten kommen. Es gibt eine Stelle am Steinkreis, an dem man ganz nah an den Steinen stehen kann, in einer Entfernung von 5 m. Von hier aus kann man tatsächlich Steinzeit-Graffitis sehen, es lassen sich unterschiedliche Schriftzeichen und Zeichnungen erkennen. Archäologen vermuten, dass es sich bei dem Monument um ein astronomisches Observatorium, einen Friedhof oder einen religiösen Komplex handeln könnte.

Das Besondere ist, dass die Steine in der Mitte nach dem Lauf der Sonne ausgerichtet sind, der gesamte Grundriss ist in Bezug auf die Sonnenwenden positioniert. Das lässt die Vermutung zu, dass es sich hier um eine Art neolithischen Kalender handelt, an dem sich die Menschen versammelten, um den Mittsommer und die Wintersonnenwende zu feiern. Auch heute kommen Menschen zusammen, um Zeugen dieser Ereignisse an diesem magischen Ort zu werden. Neben der praktischen Funktion eines Kalenders war Stonehenge mit großer Wahrscheinlichkeit ein spiritueller Ort, der dazu diente, den Toten zu gedenken und vielleicht auch eine Sonnengottheit zu verehren.

Ein weiteres Rätsel ist die Herkunft der Steine. Diese stammen, wie man heute weiß, aus Steinbrüchen im 300 km entfernten Wales. Kaum zu glauben, dass Menschen ohne Maschinen solche riesengroßen Steine über eine solche Entfernung transportieren können. Der Transport muss sehr lange gedauert haben und wahnsinnig anstrengend gewesen sein. Anders als zunächst vermutet, wurden die Steine wahrscheinlich nicht per Seefracht transportiert, sondern auf dem Landweg und vermutlich hatte bereits der Transport eine rituelle Bedeutung. Es wird einen Grund haben, warum die Menschen keine Mühe scheuten, die schweren Steine an genau diesen Ort zu befördern. Der Ort wird, so die Vermutung, in Zusammenhang stehen, mit der Faszination für den Fluss Avon und seinen immer-warmen Quellen. Vor der Errichtung von Stonehenge war die Gegend in der Nähe des Flusses Avon bereits besiedelt und Archäologen fanden sogar Reste von noch älteren Kultplätzen, die offenbar ebenfalls die Nähe zum Fluss Avon suchten.

Mythen, Sagen und Legenden

Warum es aber ausgerechnet diese Steine sein mussten, das weiß niemand. Ob auch das einen spirituellen oder rituellen Hintergrund hatte? Bei all den offenen Fragezeichen ist es kein Wunder, dass bis heute die unterschiedlichen Sagen und Legenden um das mystische Monument kursieren. Eine weit verbreitete Legende besagt, dass Riesen die Steine aus Afrika nach Irland geschafft haben. Der Zauberer Merlin soll sie daraufhin mit seiner Magie nach England geschafft haben, denn die Steine sollen eine heilende Wirkung haben und in Zusammenhang mit geheimnisvollen religiösen Riten stehen. Einer anderen Legende nach soll der Teufel einer Frau in Irland die Steine abgekauft und nach England gebracht haben. Mittlerweile ist auch der Glaube weit verbreitet, die Steine seien von Außerirdischen auf die Erde gebracht worden. Manch einer glaubt, Stonehenge ist ein Portal in eine andere Dimension, in die sich die Menschen retten können, wenn die Apokalypse kommt. Andere glauben, dass es das Tor zur Unterwelt ist, das sich öffnen wird, um die Apokalypse einzuläuten. Das Schöne an Stonehenge ist, dass dieser Ort wohl immer ein bisschen magisch und geheimnisvoll bleiben wird.

Fazit

Wer in Südengland unterwegs ist oder eine Weile in London verbringt, sollte Stonehenge unbedingt ansehen. Den Ausflug weit im Voraus zu planen lohnt sich auf jeden Fall, insbesondere, wenn man die Menschenmengen, die der Massentourismus mit sich bringt, vermeiden möchte. Stonehenge ist übrigens das am leichtesten zugängliche, also barrierefreie, Weltkulturerbe in UK.  

Wer ein bisschen mehr Zeit mitbringt, dem kann ich ans Herz legen, das kleine, mittelalterliche Städtchen Salisbury auf dem Rückweg mitzunehmen. Hier ist nicht nur das Salisbury Museum nennenswert, in dem es neben weiteren archäologischen Ausgrabungen von Stonehenge auch jahrhundertealte Mode und Keramik zu bewundern gibt. Auch die Salisbury Cathedral und die Architektur der Innenstadt sind einen Besuch wert. Und selbst, wer schlendern, essen, trinken oder feiern gehen möchte, ist in Salisbury gut aufgehoben.

Lage

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