Markant erhebt sich der Kofel neben den Dächern von Oberammergau. Wie ein Felsturm ragt er aus dem Tal empor. Von unten wirkt der Koloss in den Ammergauer Alpen beinahe unbezwingbar. So als sei er nur den geübtesten Kletterern vorbehalten. Doch der Schein trügt. Denn es führt tatsächlich ein Wanderweg zum massiven Gipfelkreuz hinauf.

Lohnt sich die Wanderung auf den Kofel?

Mit einer Höhe von 1.342 m ist der Kofel wahrlich kein Riese. Trotzdem sticht der Gipfel, der inmitten der Ammergauer Alpen liegt, durch seine markante Form sofort hervor. Schon von Weitem könnt ihr den freistehenden Fels neben der Ortsgrenze von Oberammergau aufragen sehen.

Der Wanderweg, der auf den höchsten Punkt hinaufführt, ist verhältnismäßig kurz. Geübte Wanderer können für den Aufstieg rund 1,5 Stunden einplanen. Dabei geht es knapp 600 Höhenmeter nach oben. Die letzten Meter sind seilversichert. Für dieses Stück sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit wichtig. Wenn ihr es dann bis zum höchsten Punkt geschafft habt, könnt ihr entweder über den Aufstiegsweg wieder zurück ins Tal steigen oder über einen Rundweg (ca. 2 Stunden) in Richtung des Skigebiets Kolbensattel absteigen. Auf diesem Weg kommt ihr noch an der bewirtschafteten Kolbensattelalm vorbei.

Anreise nach Oberammergau

Zum Ausgangspunkt nach Oberammergau gelangt ihr aus München kommend in rund einer Stunde Fahrzeit mit dem Auto. Dazu müsst ihr in Richtung Garmisch-Partenkirchen fahren und nach Verlassen der Autobahn bei Oberau nach rechts abbiegen. Dann könnt ihr auch bald schon den markanten Kofel von der Straße aus bestaunen. Parken könnt ihr beispielsweise unweit des Ortszentrum an der Ammer. Dort gibt es einige Buchten, in denen ihr das Auto ohne Parkschein abstellen könnt.

Alternativ, falls dort schon alle Plätze belegt sind, befindet sich direkt am Ausgangspunkt der Wanderung ein kostenpflichtiger Wanderparkplatz. Dazu könnt ihr einfach „Wanderparkplatz Kofel“ bei Google Maps eingeben. Das Ticket vor Ort kostet 5 Euro.

Die Anreise ist ebenso mit den öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Von München nach Garmisch-Partenkirchen kommt ihr bequem mit der Bahn. Dann müsst ihr in den Bus 9606 umsteigen. Der fährt täglich je nach Tageszeit in der Regel mehrmals pro Stunde. Der Ausstieg befindet sich an der Hexenstube in Oberammergau.

Typisch bayerisches Bergdorf

Dauer:4 Std.
Höhenmeter:590 m
Strecke:9,5 km
Einkehrtipp:Kolbenalm
Beste Reisezeit:April bis Oktober

Bevor wir aber auf die Wanderung starten, machen wir noch einen Abstecher in den Ortskern von Oberammergau. Zeit haben wir auf jeden Fall genug. So schlendern wir durch enge bayerische Gassen, spazieren über Kopfsteinpflaster und lassen den Blick über bunt bemalte Fassaden schweifen. Beinahe jedes Haus gleicht einem Kunstwerk.

Teilweise scheint es, als werden ganze Geschichten auf dem Putz erzählt. Jedes Bild drückt etwas anders aus. Gemeinsam mit den Balkonen aus dunklem Holz und den Geranien, die Fensterbänke zieren, ist dieses Ortsbild für mich der Inbegriff eines typisch bayerischen Bergdorfs. Alles wirkt so urig und ursprünglich, dass das auch die Kulisse eines bayerischen Heimatfilms sein könnte. So kommt direkt ein bisschen Bergurlaubsfeeling auf.

Über den Grottenweg bergauf

Dann geht’s aber wirklich los. Am Wanderparkplatz kommen wir noch an einer Karte vorbei. Wir folgen dem sogenannten Grottenweg. Woher der Name kommt, wird mir bereits wenige Minuten später klar. Denn da marschieren wir auch schon an einer hübschen Mariengrotte vorbei. Rote Grabkerzen zieren den Altar vor der Marienstatue, die in die massive Felswand des Kofels eingelassen ist. Rundherum leuchtet das Moos in einem erfrischenden Hellgrün. Es ist ein Gesamtbild, das Ruhe ausstrahlt.

Danach ist es vorbei mit der Ruhe. Denn ab dann geht es bergauf. Zuerst über einen grasbewachsenen Hang und wenig später durch den Wald. In engen Serpentinen schlängelt sich der Weg nach oben. Auch hier ist alles moosbewachsen. Steine und Baumstümpfe leuchten in unterschiedlichen Grüntönen um die Wette. Hin und wieder kommen wir an Bäumen vorbei, die mit Baumpilzen verziert sind. Wie Treppenstufen sind sie rund um den Stamm angeordnet. Ich folge den Pilz-Stufen mit den Augen nach oben und irgendwie würde es mich nicht wundern, wenn mein Blick dort ein Baumhaus erfassen würde. Das würde in diese märchenhaft anmutende Szenerie perfekt hineinpassen. Doch natürlich ist da kein Baumhaus.

Das nächste mal, dass ich den Kopf in den Nacken lege, um die Umgebung bis nach ganz oben zu scannen, kommt schon kurz darauf. Ich stehe vor einer imposanten Felswand. Ein bisschen erinnert mich der Anblick an die Felswände in den Dolomiten, die sich auch so gerade gen Himmel erheben. Und genau wie in den Dolomiten scheint auch diese Felswand nicht mehr aufzuhören. Der Weg führt zwar noch am Fuße entlang, aber in mir drin weiß ich schon: Da müssen wir noch hoch …

Ein versicherter Steig zum Gipfel

Ein Drahtseil weist mir in der Passage kurz vor dem Gipfel den Weg. Laut der Beschilderung sind es nur noch 15 Minuten bis zum höchsten Punkt. Doch ehrlich gesagt, kann ich mir das an dieser Stelle noch nicht vorstellen. Vor allem, weil jetzt auch noch Konzentration gefragt ist.

Der Steig ist zwar technisch nicht schwierig, hin und wieder muss ich aber trotzdem die Hände zur Hilfe nehmen, oder mich an dem Drahtseil mit hochziehen. An anderen Stellen dient das Drahtseil nur als Geländer, um ein bisschen mehr Sicherheit auf ebenen, aber sehr schmalen Wegstücken zu gewährleisten. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind in diesem Stück notwendig und vor allem bei Nässe ist noch ein bisschen mehr Vorsicht geboten. Dann kann Fels nämlich rutschig sein.

Für mich kommt in dieser Passage auch ein bisschen Abenteuerstimmung auf. Ich mag es, wenn ich mich zwischendurch konzentrieren muss. Wenn ich gefordert werde, ohne mich zu überfordern. Und das ist genau so eine Passage. Leichte Genusskletterei für beinahe Jedermann.

360-Grad-Panorama über die Ammergauer Alpen

Es waren glaub ich etwas mehr als 15 Minuten, bis ich schlussendlich den Gipfel erreiche. Aber jede einzelne Minute macht sich bezahlt. Ich habe zwar unterwegs schon über die Aussicht gestaunt, aber das ist nichts im Vergleich zum Gipfelkreuz. Zu allen Seiten fällt das Plateau, auf dem ich stehe, steil ab. Der Berg wirkt nun wieder genauso unbezwingbar, wie er auch schon von unten erschienen ist.

Ich fühle mich tatsächlich, als stehe ich auf einem hohen Turm. Und dieser Turm ist so hoch und so perfekt platziert, dass sich ein sensationeller 360-Grad-Blick offenbart. Zu meinen Füßen liegen Oberammergau, Unterammergau und das Ettal. Mit ihren roten Dächern erscheinen die Häuser wie Spielzeug-Nachbildungen aus einem Playmobil-Ort.

Sobald ich den Blick über die umliegende Bergwelt schweifen lassen, bin ich aber diejenige, die sich klein fühlt. Ich schaue auf so viele imposante Berge und merke mal wieder, wie gewaltig diese Welt ist. Vor mir liegt die Notkarspitze. Am Horizont blicke ich auf die Wettersteinwand, die leicht angezuckert ist und dadurch beinahe hochalpin wirkt. Nicht weit davon ragt der Wank, der Hausberg von Garmisch-Partenkirchen in die Höhe und direkt gegenüber von mir befindet sich der Gipfel des Laber. Ich lege einen Arm um das riesige Gipfelkreuz. Am liebsten würde ich hier oben gerade für immer bleiben.

Fazit

Die Wanderung zum Kofel ist eine kurze Wanderung, die mit einer herrlichen Aussicht belohnt. So eignet sie sich auch als Tour am Vormittag, um nachmittags noch anderen Aktivitäten nachzugehen. Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob ihr den versicherten Steig am Ende meistern könnt, dann probiert euch am Einstieg. Wenn sich das für euch gut anfühlt, dann sollte auch der Rest kein Problem sein.

Ansonsten könnt ihr an dieser Stelle auch den Rundweg Richtung Kolbensattel fortsetzen und habt dennoch eine sehr schöne Tour.

Die Wanderung zum Kofel ist auch unter den Einheimischen sehr beliebt, um mal zwischendurch dem Büroalltag zu entfliehen. An schönen Tagen seid ihr also nur selten alleine. Um möglichst viel Ruhe zu haben, empfiehlt es sich, auf die Nebensaison auszuweichen. Dann sind weniger Urlauber unterwegs.

Lage

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