Mystische Nebelschwaden umspielen die grasbewachsenen Gipfel. Ganz sanft sehe ich bereits das eiserne Gipfelkreuz des Tristkogels vor mir aufragen. Es gilt nur noch den Grat bis zum Gipfel zu meistern. Das ist nicht nur die Schlüsselstelle der Tour, sondern vielleicht auch mit der schönste Part auf dem Weg zum höchsten Aussichtspunkt. Und das soll was heißen. Denn die Wanderung im Talschluss von Saalbach Hinterglemm ist wohl generell eine der schönsten Touren, die ich jemals gemacht habe.
Lohnt sich die Wanderung zum Tristkogel und Gamshag?
Saalbach-Hinterglemm kennen die meisten wohl eher aus dem Winter. Das riesige Skigebiet ist dann als “Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn” bekannt und hält 270 Pistenkilometer bereit. Im Sommer ist die Region ein Paradies für Wanderer und Mountainbiker. So könnt ihr euch mit dem Lift zu steilen Trails shuttlen lassen oder auf Höhenwegen die Wanderschuhe schnüren.
Oder aber ihr erkundet die Bergwelt hinter dem Talschluss. Da nämlich ist die Landschaft unverbaut, es gibt keine Seilbahnen, dafür allerdings unzählige Wanderwege. Zum Beispiel die Rundwanderung über den Tristkogel und Gamshag, vorbei am Hochtorsee. Über 1.000 Höhenmeter gilt es auf der Tour zu bewältigen und ihr solltet eine Gehzeit von knapp 6 Stunden einplanen.
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#saalbach #wandern
Fototipp: Der Tristkogel ist auch ein toller Spot, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Dann geht die Sonne hinter dem verschnörkelten Kreuz auf. Gebt beim Aufstieg durch die Dunkelheit aber besonders viel Acht, wenn ihr das vorhabt.
Anreise nach Saalbach-Hinterglemm
Etwa zweieinhalb Stunden dauert die Anreise von München nach Saalbach. Praktisch ist, dass auf der Fahrt nach Saalbach keine Maut fällig wird. Auf der Höhe von Oberaudorf an der Grenze zu Österreich verlasst ihr die Autobahn und düst über die Landstraße in Richtung Glemmtal. Weil sich die Fahrt je nach Verkehrsaufkommen ein bisschen zieht, übernachten wir in Hinterglemm. So müssen wir nicht ganz so früh aufstehen und können morgens ausgeschlafen auf die Tour starten.
Etwa 10 Minuten sind es dann vom Hotel bis zum großen, kostenlosen Parkplatz vor dem Talschluss. Hier lassen wir das Auto stehen. Und ihr könnt entscheiden, ob ihr mit dem Talschlusszug noch zwei Kilometer weiter in Richtung Lindlingalm fahrt, oder ob ihr die Strecke zu Fuß zurücklegen möchtet.
Wir entscheiden uns für Letzteres und mir persönlich hat das auch ganz gutgetan. Denn es geht angenehm, gleich steigend über eine Forststraße. Also perfekt, um sich einzulaufen und ein bisschen in Schwung zu kommen, bevor dann die ersten steileren Passagen kommen.
Über blühende Almwiesen bergauf
Höchster Punkt: | 2.176 m |
Länge: | 13 km |
Höhenmeter: | 1.166 m |
Gehzeit: | 6 Stunden |
Beste Reisezeit: | Juni bis Oktober |
Wir verlassen die Forststraße ab der Lindlingalm recht zügig. Es folgt ein schmaler Wanderweg, der kurzzeitig durch den Wald führt. Über eine kleine Brücke queren wir einen Fluss und stehen anschließend auf einer weiten Almfläche. Die Landschaft sieht verwunschen aus. Die Wiesenflächen leuchten fast kitschig grün, Blumen blühen um die Wette, im Hintergrund donnern Wasserfälle steil abfallende Felswände hinunter und Nebelschwaden umspielen die Gipfel. Bis auf ein paar Vogelstimmen über uns ist es ruhig. Wir sind mittendrin in der Natur.
In dieser Szenerie vergesse ich beinahe die Anstrengung, während wir bergauf laufen. Es geht zwar recht knackig hinauf, das merke ich jedoch kaum, weil ich viel zu beschäftigt bin, all die Eindrücke aufzusaugen. Vor allem, als dann schließlich auch noch die Sonne rauskommt. In dem Moment löst sich der Nebel auf und gibt den Blick auf unser Ziel frei: Vor uns liegt eindrucksvoll der Gipfel des Tristkogel. So schroff wie er sich gleich noch zeigen wird, sieht er von hier aber gar nicht aus.





Krasser Gipfelgrat zum Tristkogel
Etwa 20 Minuten vor dem Gipfel wird es richtig steil. In engen Serpentinen steigen wir über einen Grasrücken auf. Von unten kriechen in der Zwischenzeit wieder Nebelschwaden nach oben. Was ein Schauspiel. Erstaunlich, wie schnell sich die Wolken bewegen und uns plötzlich vollständig umschließen. Passend dazu verändert sich die Natur. Wo eben noch breite Wege über den gräsernen Rücken verliefen, zeigt sich nun ein schmaler Steig über Felsen.
Am Ende des luftigen Grats sehe ich bereits das erste Gipfelkreuz unserer Tour. Bis dorthin ist allerdings Trittsicherheit gefordert. Ich setze einen Fuß vor den anderen. Drei Schritte, dann liegt das krasseste Stück hinter mir. Eine Stufe überwinde ich, in dem ich mich auf den Po setze und die Beine in Richtung Weg ausstrecke. Dann folgen noch etwa 5 Meter seilgesichert an einem Abhang entlang und schließlich stehe ich am geschwungenen Gipfelkreuz. Yes!
Die Aussicht könnte von hier oben so gut sein, wenn der Nebel nicht wäre. Bei klarer Sicht könnte man die Hohen Tauern mit dem Großglockner und dem Großvenediger sehen, würde die imposanten Felswände vom Hochkönig und vom Steinernen Meer ausmachen können sowie den Blick über den Wilden Kaiser schweifen lassen. Na ja, es ist, wie es ist. Immerhin sieht die Landschaft mit Nebel super mystisch aus. Und wir haben ja noch einen zweiten Versuch, um über das Panorama zu staunen. Als Nächstes geht es auf den etwas höheren Gamshag.
Über den Hochtorsee zum Gamshag
Dazu müssen wir zuerst einige Meter absteigen. Diesmal folgen wir dem flacheren Pfad an der Rückseite des Berges. Diesen könnt ihr auch für den Aufstieg wählen, falls euch der kurze Gipfelgrat (ca. 20 m) zu krass ist. Dann wandern wir beschwingt durch grüne Wiesen. Es ist immer ein erhebendes Gefühl, einen Gipfel hinter sich zu haben. Plötzlich ist da wieder ganz viel Energie im Körper vorhanden. So viel Energie, dass ich beinahe am Hochtorsee vorbeispurte. Der taucht nämlich ganz plötzlich zu meiner Linken auf.
Zuerst sehe ich es nur aus dem Augenwinkel schimmern. Und je näher ich mich ans Ufer wage, umso malerischer wirkt der See. Glasklares Wasser und eine ruhige Oberfläche lassen eine angenehme Atmosphäre aufkommen. Generell ist hier alles ganz ruhig. Wir sind die einzigen Wanderer am Hochtorsee, man hört keine Vögel, keine Grillen. Wow! Was eine Stimmung.
Nur schwer kann ich mich wieder losreißen. Aber es sind noch 30 Minuten bis zum Gamshag hinauf und gerade sieht es aus, als werden die Wolken wieder lichter. Also nichts wie rauf. Ein letztes Mal pumpt mein Herz beim Bergaufgehen. Dann erreiche ich das Kreuz, klatsche ab und drehe mich um meine eigene Achse. Und …ich sehe nichts.
Fazit
Für die Aussicht hat es sich an diesem Tag also nicht gelohnt. Wohl aber dafür, dass ich nun um zwei Gipfelziele reicher bin, all die Facetten der Natur aufsaugen konnte und die Tour mir mit ihrem meditativen Charakter ein wenig Ruhe gegeben hat.
Zurück geht es schließlich über einen Rundweg. So kommen wir oberhalb der Golden Gate Bridge von Saalbach Hinterglemm wieder im Talschluss an. Wenn ihr noch Lust und Laune habt, könnt ihr hier jetzt noch drüber spazieren und den Baumzipfelweg erkunden, oder den größten Hochseilpark Europas besuchen. Ich finde vor allem den Jump & Slide-Park spaßig. Mit einem Reifen düst man hier eine Rampe hinunter, fliegt über die Schanze und landet im Luftkissen. All das schafft ihr aber wahrscheinlich gar nicht mehr nach der Tour. Dafür solltet ihr vielleicht einen extra Tag einplanen.
Eine weitere coole Tagestour in der Umgebung ist die Wanderung zum Spielberghorn. Die ist etwas kürzer, weil ihr die ersten Höhenmeter mit der Seilbahn zurücklegen könnt. Hier geht es über einen schönen Kamm zu einem tollen Aussichtsberg hinauf. Und wenn ihr viele Gipfel an einem Tag sammeln möchtet, gibt es für sportliche Wanderer den Home of Lässig-Walk und die Seven Summits of Saalbach. Da geht’s entweder über fünf oder über sieben Gipfel hinweg.
Lage
Praktische Links
- Webseite von Saalbach Hinterglemm
- Wanderkarte mit GPS-Track zur Tour
- Die schönsten Wanderungen der Alpen
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