Bisher kannte ich die Anden nur aus Filmen, Bildern und Geschichten. Diese imposante Bergkette in Kolumbien, die ganz Südamerika durchzieht, fasziniert mich schon seit langem. Umso genialer ist das Gefühl, zwischen riesigen Palmen und schneebedeckten Vulkanen den Rucksack zu schultern und die gigantische Bergwelt zu Fuß zu erkunden. Mein Ziel auf dieser Fernreise ist der 4.760 m hohe Vulkan Paramillo del Quindio.

Lohnt sich ein Besuch der Zona Cafetera in Kolumbien?

Die Kaffeezone oder auch Zona Cafetera, wie sie im Volksmund genannt wird, liegt westlich von Bogota. Den Namen trägt sie, weil hier in dieser Gegend Kaffee auf großen Plantagen angebaut wird, die man auch besichtigen kann. Die Region ist etwa halb so groß wie das Saarland und eines der beliebtesten Reiseziele ganz Südamerikas aufgrund ihrer Vielfalt an Vegetation. Mit Outdooraktivitäten wie Wandern, Reiten oder Mountainbiken könnt ihr tief in die Natur eintauchen. In einer der vielen Thermalquellen der vulkanischen Gegend findet man aber auch Raum für Erholung.

Im Cocora Valley in der Nähe von Salento, einem wunderschönen Gebiet in der Region, wächst die höchste Palmenart der Welt, die sogenannte Wachspalme. Sie wird bis zu 60 m hoch und hat ihren Lebensraum in den Bergwäldern Kolumbiens in Höhenlagen zwischen 2.000 und 3.000 m über dem Meeresspiegel. Aufgrund der Einzigartigkeit und Vielfältigkeit wurde das Kaffeedreieck 2011 sogar von der UNESCO zur Weltkulturlandschaft erklärt.

Es gibt in der Region viel zu sehen, doch mein Ausflugsziel Nummer 1 ist der Nationalpark Parque Nacional de los Nevados mit seinen teils noch aktiven Vulkanen. Der Nationalpark der “Schneebedeckten” liegt auch in der Kaffeezone und umfasst sechs Gipfel vulkanischen Ursprungs, von denen drei noch aktiv sind. Alle sechs sind über 4.600 Meter hoch und Bestandteil der Zentralkordillere der Anden in Kolumbien.

Der höchste Gipfel ist der aktive Vulkan Nevado del Ruiz, dessen letzter großer Ausbruch im Jahr 1985 22.000 Menschenleben forderte. Nur die drei höchsten Gipfel mit über 5.000 Meter und knapp darunter, Nevado del Ruiz, Tolima und Santa Isabel sind noch ganzjährig von Schnee und Eis bedeckt, die anderen 3 Gipfel nur gelegentlich.

Fototipp: Der Aufstieg zur Finca la Montaña auf dem Rundweg im Valle Cocora wird mit einem tollen Blick über das ganze Tal und einem perfekten Fotospot belohnt. Wer nicht so lange laufen möchte, findet überall auf dem Weg immer wieder interessante Fotomotive mit nicht weniger schönen Ausblicken auf den Palmenwald.

Anreise zur Zona Cafetera

Must-Do:Wanderung in den Anden
Ausgangspunkt:Salento
Höhenlage:1.895 m
Empfohlene Aufenthaltsdauer:mind. 4 Tage
Beste Reisezeit:Dezember-März, Juli, August

Um zur Zona Cafetera zu gelangen, fliegt ihr mit dem Flugzeug am besten nach Bogota oder Medellín. Von dort könnt ihr vom Busbahnhof mit einem Bus nach Armenia, Manizales oder gleich nach Salento fahren, je nachdem, welchen Ort ihr als Basis für Ausflüge nutzen wollt.

Mit dem Bus von Medellín seid ihr mindestens 5 Stunden unterwegs, von Bogota mindestens 7 Stunden. Neben dem gut ausgebauten Busnetz gibt es in den größten Städten der Kaffeeregion, also in Armenia, Manizales und Pereira auch Flughäfen, die ihr für Inlandsflüge nutzen könnt.

Generell könnt ihr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut reisen. Jede größere Stadt verfügt über mindestens einen zentralen Omibusbahnhof. Jeder touristisch interessante Ort ist irgendwie an das Verkehrsnetz angeschlossen.

Wer kein Spanisch spricht, hat am besten eine Liste mit den wichtigsten Wörtern auch offline zugänglich. Auf die Internetverbindung kann man sich so wenig verlassen, wie darauf, dass die Leute an touristischen Einrichtungen Englisch sprechen. Allerdings sind sie immer sehr hilfsbereit. Da reicht es, wenn man ihnen mit einem freundlichen „Hola“ begegnet und am Busbahnhof auf einer Karte auf einen Ort deutet, um den Leuten zu verstehen zu geben, dass man dort hin will.

Wanderstiefel, Wanderrucksack und Regenjacke unbedingt dabei haben

Welche Sachen im Gepäck bei einer Reise nach Kolumbien nicht fehlen dürfen, hängt stark von euren Vorhaben ab. Eine Reise nach Bogota, Medellín oder Cali ist ganzjährig generell ohne größeren Gepäckaufwand möglich. Der Norden mit seinen wunderschönen karibischen Stränden bietet angenehm hohe Temperaturen über 30 Grad.

Ich habe eine 3-Tages-Wanderung im Parque Nacional Natural los Nevados geplant. Dafür sollte man natürlich entsprechende Bergausrüstung dabei haben. Dazu gehören vor allem Wanderschuhe und ein guter Wanderrucksack. Das Wetter kann in den Bergen schnell umschlagen und daher empfiehlt sich der typische Zwiebellook. Gebraucht werden verschiedenen Layer, die vor der Kälte auf über 4.000 m ü. NN, aber auch vor Regen schützen. Stöcke oder kleinere Dinge wie Taschenlampen kann man auch bei den örtlichen Touranbietern ausleihen.

Ich würde auch unbedingt einen eigenen Schlafsack mitbringen. Auf den Hütten gibt es zwar Decken, aber es schläft sich einfach besser im eigenen Schlafsack, wenn man sich über den Hygienezustand dieser Decken keine Gedanken machen muss. Außerdem kann es kalt werden in den nicht isolierten Holzhütten.

Zweimal im Jahr herrscht Regenzeit in Kolumbien. Zu diesen Zeiten regnet es auch in den Karibikgebieten, aber nur kurz und heftig und nie mehrere Tage am Stück. Für den Rest des Landes, vor allem für Outdooraktivitäten in der Zona Cafetera, empfehlen sich für das beste Reiseerlebnis eher die trockenen Monate Dezember bis März, Juli und August. Ich empfehle euch auch die Schulferien in Kolumbien zu vermeiden, da es hier an touristisch attraktiven Orten zum Teil stark überfüllt sein kann. Ferien sind von Mitte Juni bis Juli, Dezember bis Mitte Januar und an Ostern.

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Nach Salento, eines der bezauberndsten Bergdörfer der Region

Mit dem Bus durchqueren wir eine imposante Hügel- und Berglandschaft, staunen über die üppige, tropische Dschungelvegetation, und kommen an urigen Bergdörfern vorbei. Mein Ziel ist Salento, ein bezauberndes Bergdorf.

Nach der Ankunft checken wir in einem netten Hostel mit wunderschönem Garten ein. Die Zimmer sind schlicht, aber zweckmäßig, schließlich wollen wir die Zeit nicht im Hostel verbringen. Danach erkunden wir das farbenfrohe Dorf mit seinen bunt bemalten Häusern im kolonialen Stil. Am Hauptplatz finden wir zahlreiche Angebote für Ausflüge und geführte Touren in der Gegend. Außerdem gibt es viele bunte Obst- und Kunsthandwerksstände zu bestaunen. Dazwischen warten viele kleine landestypische Restaurants. Probiert an einem der Obststände unbedingt einen Jugo de Lulo. Lulo ist eine exotische Frucht, deren Übersetzung ich nicht kenne, weil es die Frucht bei uns nicht gibt, aber sie schmeckt gigantisch lecker zum Saft gepresst.

Salento lädt zum Verweilen ein und ist gleichzeitig der perfekte Ausgangspunkt für Aktivitäten in der Zona Cafetera. Von dort gelangt ihr zum Beispiel bequem in das Valle de Cocora. Perfekt, um zu den höchsten Bergen der Region im Parque Nacional Natural los Nevados zu gelangen. Täglich werden Jeep-Touren in das berühmte Tal angeboten.

Um das Cocora-Valley zu erkunden, empfiehlt sich eine mittelschwere Rundwanderung. Auf diesem Rundweg liegt sogar eine Kolibri-Farm, das Reservat Acaime. Nach etwa zwei Stunden Wanderung kommt ihr zum Reservat. Danach geht es weiter zur Finca la Montaña, von wo aus man einen tollen Ausblick auf das ganze Cocora Tal genießen kann. Für die gesamte Tour solltet ihr etwa 5–6 Stunden einkalkulieren. Das ist ein super Auftakt, um die Gegend besser kennenzulernen und sich einen Überblick zu verschaffen.

Wanderung zum Vulkan Paramillo del Quindio

Von Salento aus brechen wir mit dem Jeep ins Valle de Cocora auf. Von dort geht es mit unserem Guide zu Fuß weiter. Unser Ziel ist der inaktive Vulkan Paramillo del Quindio mit einer Höhe von 4.760 Metern. Seit 1960 ist der Gletscher auf seinem Gipfel bereits verschwunden. Beim Start der Wanderung im Valle del Cocora ist das Wetter noch schön. Wir steigen zuerst viele hundert Höhenmeter durch den kolumbianischen Urwald auf. Am nächsten Morgen verschlechtert sich das Wetter zunehmend.

Etwa eine Stunde nach dem Aufstieg und einer abenteuerlichen Übernachtung in einer kolumbianischen Berghütte, erreichen wir eine für mich völlig unbekannte, neue Welt: das besondere und einzigartige Ökosystem, El Páramo. Eine baumlose, alpine Hochland-Steppe, die auf einer Höhe von 3.500 bis 5.000 Metern in mehreren Anden-Ländern vorkommt.

Die ganze Landschaft wirkt wie eine Mondlandschaft und die Pflanzen, die hier überall wachsen, sogenannte Schopfrosetten, wie außerirdische Einwohner. Der anhaltende Nebel macht die Stimmung für uns noch mystischer. Der Anblick ist einfach atemberaubend, denn noch nie zuvor habe ich etwas Derartiges gesehen.

Da diese Vegetation sehr viel Wasser speichern kann, ist der Páramo ein wichtiges und natürliches Wasserreservoir der Region. Diese Vegetationszone steht deshalb in vielen Gegenden unter Naturschutz. Nur selten begegnen uns andere Wanderer und wir können das Naturerlebnis komplett ungestört genießen.

Der Weg ist mittlerweile äußerst schlammig und das Wandern in der Höhe sowieso schon anstrengend. Wegen des schlechten Wetters können wir unser Ziel, den Paramillo del Quindio nicht mehr erreichen. Nach einer weiteren Übernachtung auf der zweiten Hütte geht es am nächsten Tag weiter im Regen wieder Richtung Valle de Cocora. Auch ohne Gipfelsieg und trotz eines extremen Muskelkaters vom Schlammwandern zähle ich dieses Erlebnis zu meinen Highlights der Reise.

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Fazit

Die 3-Tageswanderung war ein geniales Erlebnis. Ich kann so eine Tour aber nur denjenigen empfehlen, die eine gute Bergausrüstung dabei haben und bereits Erfahrung mit Bergtouren haben. Die Berge sind anspruchsvoll, das Wetter kann sich schnell ändern und die Höhe macht sogar geübten Wanderern zu schaffen. Bergwandern in Kolumbien ist absolut nicht mit europäischen Bergstandards vergleichbar. Die Wege sind schlecht ausgeschildert und die Hütten sehr spartanische Berghäuschen, die von Familien betrieben werden. Es herrscht auch nur begrenzt Platz, um Verirrte aufzunehmen. Auch deshalb ist es gut, seine Ankunft vorher mithilfe eines Guides anzukündigen.

Darüber hinaus sollte ein Ausflug in die Zona Cafetera auf keiner Kolumbien Reise im Programm fehlen. Ich empfehle einen Aufenthalt in der Region von mindestens vier Tagen. Wer keine Lust auf Wandern hat, kann auch Mountainbike- oder Vogelbeobachtungs-Touren machen.

Weniger anstrengend ist auch die Besichtigung einer der vielen Kaffee-Plantagen in der Region. Sehr bekannte Fincas sind zum Beispiel die Hacienda Venencia bei Manizales oder die Fincas Momota oder El Ocaso bei Salento. Einfach die lokalen Touranbieter nach einer Café-Tour fragen, falls man es euch nicht sowieso schon auf der Straße irgendwo etwas angeboten hat.

Wer auf der Suche nach einem sehr abenteuerlichen Ausflug ist, dem kann ich eine Motorrad-Tour nach Toche empfehlen (nicht bei anhaltend schlechtem Wetter, da die Straße unbefestigt ist). Auf dem Weg gibt es tolle Ausblicke auf den Palmenwald und ihr könnt auf etwa halber Strecke einen tollen Stopp in einer kleinen Finca einlegen, auf deren Balkon Kolibris gefüttert werden.

Noch nie habe ich zuvor so viele verschiedene Kolibris gesehen. Die Tee-Spezialität der Region wird dort übrigens mit Käse serviert. Das ist wirklich ein seltsamer Quietsche-Käse, aber ein paar Spezialitäten des Landes muss man einfach probiert haben. Von Toche aus kann man entweder die Thermalquellen besuchen oder dem aktiven Vulkan Machín einen Besuch abstatten.

Lage

Praktische Links

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