Die Hunde vor mir bellen in den unterschiedlichsten Tonlagen. Sie sind angespannt bis zur Schwanzspitze und bereit, sofort loszulaufen. Ich habe auf dem Schlitten hinter ihnen Platz genommen und stehe noch mit einem Fuß auf der Bremse. Sobald ich das Signal gebe, werden wir losfahren. Und ich bin schon gespannt, wie sich eine Tour mit dem Husky-Schlitten durch den Thüringer Wald mitten in Deutschland anfühlen wird.

Lohnt sich eine Husky-Tour im Thüringer Wald?

Der Thüringer Wald gilt als grünes Herz in Deutschland. Zumindest im Sommer. Im Winter kann sich die Region meist über viel Schnee freuen. Nicht umsonst liegt im Thüringer Wald auch Oberhof, eines der Wintersportzentren der Bundesrepublik. Der Ort war schon Austragungsort von diversen Weltmeisterschaften. Zuletzt fanden in Oberhof die Biathlon-WM und die Rennrodel-WM statt.

Ganz in der Nähe, etwas entfernt vom Wettkampftrubel, liegt Tambach-Dietharz. Der Rennsteig verbindet die beiden Ausflugsorte miteinander. Und auf Teilen des Rennsteigs könnt ihr nicht nur mit Langlaufski oder zu Fuß, sondern auch mit dem Husky-Schlitten unterwegs sein. Mit fünf Hunden im Gespann bin ich losgezogen und über die präparierten Winterwege durch den Wald und über Lichtungen gesaust.

Fototipp: Die Hunde sind nicht kamerascheu. Ein cooles Foto entsteht dann, wenn ihr sie im Gespann aufreiht und auf dem Schlitten dahinter Platz nehmt. Die Huskys blicken aufgeregt in die Kamera und ihr seht aus, wie ein waschechter Musher (Schlittenhundeführer).

Anreise nach Tambach-Dietharz

Lage:Thüringer Wald
Must-Do:Husky-Schlittentour
Gespann:5 Huskys
Tour:mit Guide
Dauer:1 bis 2 Stunden

Nach Tambach-Dietharz könnt ihr theoretisch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Ab Gotha verkehrt regelmäßig ein Bus. Bis nach Gotha geht’s entweder mit der Regionalbahn, oder, je nach Verbindung, sogar mit dem ICE.

Wir wählen für die Anreise das Auto und düsen lange Zeit an grünen Wiesen vorbei. Während der Anreise mache ich mir Sorgen, ob die Husky-Tour überhaupt stattfinden kann. Doch je näher wir dem Thüringer Wald kommen, umso verschneiter wird es. Die Straße schlängelt sich durch den Wald hinauf, hier liegen mittlerweile schon zusammengeschobene Schneeberge am Straßenrand. Kaum zu glauben.

Unser Ziel ist das Outdoor Eventzentrum. Am Gebäude selbst ist ein großes Banner mit einem Husky befestigt und es liegt an der Hauptstraße, die quer durch den Ort führt. Ihr könnt es also quasi nicht verpassen. Allerdings gibt es vor der Tür nur ein paar vereinzelte Parkplätze. Eventuell müsst ihr ein paar Meter entfernt parken. Das macht aber nichts, denn ab hier könnt ihr das Auto einfach stehen lassen. Wir werden die letzten Meter bis zum Einstieg am Rennsteig gemeinsam mit den Hunden geshuttlet.

Selbst steuern oder fahren lassen?

Wenn ihr es euch zutraut, könnt ihr euer eigenes Gespann über den Rennsteig lenken. Ein erfahrener Guide ist immer dabei und schaut mit. Es kann dabei also kaum was schiefgehen. Wenn ihr dennoch die Verantwortung nicht tragen möchtet, oder ihr Bedenken habt, könnt ihr euch auch fahren lassen. Auf jedem Schlitten befindet sich ein Sitz. Dann bekommt ihr zusätzlich noch eine Decke gereicht.

In beiden Fällen würde ich euch warme, winddichte Kleidung empfehlen. Es geht vorwiegend durch den Wald und der Fahrtwind sorgt dafür, dass man recht schnell auskühlt. Deswegen trage ich auch warme, gefütterte Winterschuhe, dicke Handschuhe und ein warmes Stirnband.

Denkt außerdem bei der Kleidungswahl daran, dass ihr mit Hunden unterwegs seid. Die Tiere springe auch mal an euch hoch. Zumindest die Hose sollte ein paar Krallen aushalten können.

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Während meiner Huskytour durch den Thüringer Wald fühle ich mich schon wie ein waschechter Musher.

Einweisung und Kennenlernen der Hunde

Es gibt drei wichtige Befehle für die Hunde, erklärt mir Guide Ralph, bevor wir starten. Wenn ich “Go!” rufe, geben die Hunde Gas; wenn es mir dann zu schnell wird, kann ich mit dem Kommando “Easy” ein wenig Fahrt herausnehmen; und zum Stehen bleiben verwende ich “Halt”. Dazu gibt es eine Art Bremse, die man betätigen kann. Genauer gesagt sind das Krallen, die sich bei Belastung in den Schnee bohren und somit das Gespann verlangsamen.

Die Hunde bekommen ein Geschirr und werden eingespannt. Während sich Ralf darum kümmert, lerne ich die flauschigen Begleiter näher kennen. Die Huskys, die wir dabei haben, sind nicht nur Schlittenhunde, sondern auch sehr verschmust. Alle genießen die kurzen Streicheleinheiten und fordern immer mehr ein. Da fällt es mir schwer, mich loszureißen. Ich könnte die Tiere zwar auch den ganzen Tag knuddeln, aber dafür bin ich nicht hergekommen.

Ich nehme also auf den Kufen am Schlitten Platz. Durch Gewichtsverlagerung kann ich das Gefährt lenken. Dann bin ich startklar und rufe ein lautes “Go”. Die Hunde, die vorher schon laufbereit waren, düsen los. Ich bin überrascht, wie schnell der Start ist und kralle mich gerade noch intuitiv an den Griffen des Schlittens fest. Mit so einer abrupten Anfahrt habe ich nicht gerechnet und wäre beinahe heruntergeflogen. Aber jetzt weiß ich, worauf ich mich einzustellen habe. Diese Hunde haben Power!

Genussvolle Tour durchs Winter-Wunderland

Nach einer Weile gewöhne ich mich an die Geschwindigkeit. Wir traben gemütlich durchs Winter-Wunderland. Sobald es bergauf geht und ich merke, dass die Hunde langsamer werden, schiebe ich mit an. Wie auf einem Roller stelle ich mich mit einem Bein auf eine Kufe und trete mit dem anderen Bein voran. Diese Bewegung ist auf Dauer auch für mich anstrengend.

Wir legen also immer wieder kleine Pausen ein. Manchmal bestimmen Ralf oder ich die Pause, dann wieder sorgen die Huskys für einen kurzen Stopp. Denn sobald einer der Hunde das Bein hebt, um gegen einen Busch zu pinkeln, muss das ganze Gespann stehen bleiben. Das endet meist darin, dass alle Hunde plötzlich dringend ihre Blase entleeren müssen.

Wer dann ungeduldig wird, hat keine Chance. Die Hunde geben das Tempo an. Das gilt auch dann, wenn sich das Rudel für Gerüche im Wald interessiert. Dann kommt man auch mal kurz vom Weg ab oder fährt in den Graben. Aber zum Glück ist Ralf immer in der Nähe. Wenn er merkt, die Hunde geraten auf Abwege, ruft er nur einmal laut “Leckerli” und alle sausen auf ihn zu.

Am besten gefällt mir der Abschnitt, wo wir aus dem Wald rausfahren und über eine weite Freifläche sausen. Die Lichtung ist eben und es ist ein Winterwanderweg präpariert. Darüber gleiten wir geschwind und ich spüre die Sonne auf der Haut, den Fahrtwind in den Haaren und die Kraft der Hunde über den Schlitten. Es ist die pure Idylle.

Fazit

Für mich ist klar: Das war gewiss nicht meine letzte Hundeschlittenfahrt. Gerade, wenn ihr Hunde gern habt, auch von einem eigenen Vierbeiner träumt, lohnt sich die Tour. Denn mir gefällt, dass man die Hunde nicht nur als Zugtiere nutzt, sondern dass sie auch bei Streicheleinheiten sofort kommen. Ich habe von Husky Kalle, der von der Fellfarbe her im Gesicht super mürrisch wirkt, sogar einen High-Five bekommen.

Nachdem ich die Tour gemacht habe, wurde ich von vielen Freunden und Bekannten auf das Erlebnis angesprochen. Zum Beispiel könnt ihr euch in der warmen Jahreszeit auf einem Tretroller über den Rennsteig ziehen lassen. Oder ihr nehmt an einer Gassi-Tour teil.

Was mich wohl als Nächstes reizen würde, wäre ein Musher-Training. Das bedeutet, dass ich lerne, worauf es beim Hundeschlittenfahren ankommt, wenn kein Guide dabei wäre. Hier lernt man unter anderem auch, wie man die Hunde richtig anschirrt. Es ist also die Fortführung von der kleinen Schnuppereinheit, die ich jetzt hinter mir habe.

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