Im größten Gebirge Europas, den Alpen, leben knapp 30.000 Tierarten – eine Vielfalt an faszinierenden Lebewesen von Säugetieren bis Vögeln und Reptilien. Aber wie leider so oft sind immer mehr Tiere in den Alpen vom Aussterben bedroht: Der Eingriff des Menschen nimmt den Tieren ihren Lebensraum oder verändert ihn vollkommen. In Österreich wird bereits fast die Hälfte aller Säugetiere als gefährdet eingestuft. Welche Tiere besonders bedroht und schützenswert sind, erfahrt ihr hier.

Bedrohte Alpentiere im Überblick

Mit einer Fläche von etwa 200.000 Quadratkilometern und Gipfeln, die mehr als 4.000 Meter in die Höhe ragen, sind die Alpen ohne Frage das eindrucksvollste Gebirge in Mitteleuropa. Der Alpenbogen, der sich über 1.300 Kilometer von Österreich bis nach Frankreich zieht, bietet mit verschiedenen Höhenstufen einen Lebensraum für die unterschiedlichsten Tiere.

Doch der Einfluss des Menschen und auch des daraus resultierenden Klimawandels gefährdet Säugetiere, Insekten, Reptilien und Amphibien gleichermaßen: Das Alpenmurmeltier verträgt zum Beispiel die ansteigenden Temperaturen nicht und der weiße Schneehase ist in schneearmen Wintern seinen Fressfeinden geradezu ausgeliefert. Auch die gezielte Jagd der vergangenen Jahrhunderte hat bis heute Folgen auf die Populationen, wie zum Beispiel bei den Braunbären oder Steinadlern.

Siedlungsbau, Tourismus und Entwaldung verändern und zerstören den Lebensraum von bestimmten Eulen, Schlangen, Salamandern, Bienen und Raubtieren – sie alle gilt es besonders zu schützen.
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#alpen

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1. Steinkauz (Athene noctua)

Steinkauz ©Rolf Müller
Bedroht seit:ca. 1970
Lebensraum: offene Landschaften
Bedroht durch:Siedlungsbau, Landwirtschaft

Dunkelbraunes und dicht weißlich geflecktes Gefieder, klein und große gelbe Augen – das ist der Steinkauz (Athene noctua). Die kleine Eule bevorzugt offene Landschaften mit spärlicher Vegetation, wo sie auf dem Boden jagen und in Baumhöhlen nisten kann.

Als echtes Gewohnheitstier bleibt sie oft ihr ganzes Leben in einem Revier. Doch immer weniger Steinkäuze leben in den Alpen oder im restlichen Mitteleuropa, da ihre natürlichen Lebensräume durch Siedlungsbau oder Landwirtschaft eingeschränkt werden. In der Schweiz gilt der Steinkauz bereits als seltene Art.

2. Eurasischer Luchs (Lynx lynx)

Eurasischer Luchs ©Hans

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Bedroht seit:Anfang 20. Jh.
Lebensraum:unzerschnittene Wälder
Bedroht durch:gezielte Ausrottung

Der eurasische Luchs (Lynx lynx) ist nach dem Braunbären, Wolf und persischen Leoparden das viertgrößte Landraubtier in Europa. Seine Beute sind meist Rehe, Hasen und andere kleine Säugetiere. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Luchs nach gezielten Ausrottungen – man sah ihn als zu große Konkurrenz – fast aus Europa verschwunden.

1950 wurde er wieder gezielt angesiedelt und die Alpenstaaten Deutschland, Österreich und die Schweiz verbieten die Jagd oder regulieren sie sehr strikt. Ob die Wiederansiedlung wirklich langfristig erfolgreich sein wird, ist noch unklar.

3. Kreuzotter (Vipera berus)

Sehr scheu: Die Kreuzotter ©Annabell Gsödl
Bedroht seit:ca. 30 Jahren
Lebensraum:Gebiete mit hoher Luftfeuchtigkeit
Bedeutung Ökosystem:Regulierung Schädlingspopulationen

Die Kreuzotter ist in Europa weit verbreitet, auch in den Alpen: In Höhen zwischen 600 und 1.900 Metern lebt die giftige Schlange (in der Regel für Menschen ungefährlich), die bis zu 80 Zentimetern lang werden kann. Kreuzottern sind sehr scheu und flüchten schnell, wenn Gefahr droht, daher sieht man sie eher selten.

Aufforstung von Lichtungen, Trockenlegen von Feuchtbiotopen und die Intensivierung der Landwirtschaft bedroht die Bestände der Kreuzotter, weswegen sie den Alpen und auch anderen Regionen unter besonderem Schutz steht.

4. Feuersalamander (Salamandra salamandra)

Feuersalamander ©Stephan Bartsch

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Bedroht seit:ca. 50 Jahren
Lebensraum:Laubmischwälder
Bedroht durch:Verschmutzung
von Gewässer

Leuchtende gelbe Flecken sind das Erkennungsmerkmal des Feuersalamanders (Salamandra salamandra). Die zwischen 14 und 20 Zentimeter großen Amphibien fühlen sich in kleine Höhlen oder Felsritzen innerhalb feuchten Laubmischwäldern zu Hause.

In Österreich und in der Schweiz steht der Feuersalamander auf der Liste der gefährdeten Arten, da die Bestände dort stark zurückgegangen sind. Besonders der Ausbau und die Begradigung von Bächen sowie Verschmutzung von Gewässern stellen ein Problem für den Salamander dar.  

5. Alpenschneehase (Lepus timidus varronis)

Alpenschneehase ©Josua

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Länge:bis zu 60 cm
Lebensraum:Boreo-alpiner Raum
Bedroht durch:Klimawandel

Im Sommer graubraun, im Winter weiß – passend zur Saison wechselt der Alpenschneehase (Lepus timidus varronis) die Farbe seines Fells. Der Schneehase ist nicht nur ein Wandlungskünstler, sondern auch ein Iglu-Bewohner. Bei viel Schnee gräbt er sich kleine Höhlen in den Schnee, wodurch er die dämmende Eigenschaft des Schnees nutzt, um sich gegen die Kälte zu schützen.

Doch der Klimawandel macht dem Hasen zu schaffen, denn liegt kein Schnee im Winter, wird sein weißes Fell zur Signalfarbe. Das mildere Klima zieht außerdem seinen Konkurrenten, den Feldhasen, in die Alpen.

6. Braunbär (Ursus arctos arctos)

Junger Braunbär ©Marcel Schauer
Bedroht seit:Jahrhunderten (durch Verfolgung)
Lebensraum:Bewaldete Gebirgsregion
Bedroht durch:Landwirtschaft, Straßenbau

Ja, es gibt Braunbären in Europa: einige wenige europäische Braunbären (Ursus arctos arctos), die aus der slowenischen Population und aus Trentino in Italien stammen, wurden in Österreich gesichtet. Gelegentlich schaffen die Bären es von dort auch in die Schweiz.

In Deutschland wurde der letzte Braunbär jedoch 2006 gesehen. Schätzungen gehen von ungefähr 50 Bären aus, die noch durch die Alpen streifen. Die von Braunbären bewaldeten Gebirgsregionen wurden von Menschen durch Entwaldung, Straßenbau, Landwirtschaft und Verfolgung sehr stark eingeschränkt, was ihre Population extrem gesenkt hat.

7. Alpenhummel (Bombus alpinus)

Bedroht seit:ca. 15 Jahren
Lebensraum:Hoch-alpiner Raum
Bedroht durch:Klimawandel, Tourismus

Eine besondere Hummel (Bombus alpinus) lebt in den Alpen ab einer Höhe von ca. 1.600 bis 3.000 Höhe. Sie ist die wichtigste Bestäuberin für die Gipfelgebiete der Berge und besucht an einem einzigen Tag etwa 1.000 Blumen, um Nahrung zu finden.

Ständiger Temperaturwechsel, der zu Auf- und Abtauen des Erdreiches führt, sowie Überschwemmungen im Frühjahr schränken den Lebensraum der Hummel stark ein. Auch touristische Erschließungen in den Hochalpen gefährden die Alpenhummel stark. In Deutschland ist sie bereits ausgestorben.

8. Zwergohreule (Otus scops)

Zwergohreule ©Tatiana
Bedroht seit:ca. 50 Jahren
Lebensraum:Warme und trockene Gebiete
Bedroht durch:Insektensterben

Die Zwergohreule (Otus scops) ist mit ca. 20 Zentimetern kaum größer als eine Amsel. Hauptsächlich leben die nachtaktiven Eulen im südlichen Europa und verbringen die Winter in Afrika, da sie warme und trockene Landschaften bevorzugen.

Früher gab es in der Schweiz ein großes Vorkommen der Zwergohreule, doch heute existieren sie weder dort noch in Deutschland oder Österreich. Grund dafür waren der Einsatz von Insektiziden und das damit verbundene Insektensterben. Aber Experten rechnen damit, dass die Eulenart von den steigenden Temperaturen im Norden profitiert und in die Alpen zurückkehrt.

9. Steinadler (Aquila chrysaetos)

Majestäten der Lüfte: Steinadler ©pixelleo

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Flügelspannweite:1,9 – 2,3 Meter
Lebensraum:Holarktis
Bedroht durch:Jagd Ende des 19. Jh.

Den majestätischen Steinadler (Aquila chrysaetos) findet man in Europa fast ausschließlich in den Alpen. Steinadler sind nicht nur echte Akrobaten, die sich im Flug drehen und ihre Beute von unten greifen können, sondern sie sind auch treue Seelen: Steinadler haben ihr Leben lang den gleichen Partner.

Männchen übernehmen kurzfristig auch das Brutgeschäft, damit das Weibchen jagen kann. Gegen Ende des 19. Jahrhundert wurden sie sehr stark gejagt. Bis heute ist das der Grund für die geringe Anzahl der Steinadler in den Alpen.

Reiseziele in den Alpen

Schon gewusst? Das Ökosystem der Alpen ist sehr empfindlich und sollte geschützt werden. Wenn ihr also in den Bergen unterwegs seid und gerne Tiere beobachten würdet, solltet ihr nicht laut rufen oder sprechen. Das könnte viele Arten sehr stören. Außerdem solltet ihr immer Distanz bewahren und gerade im Winter die Tiere in ihren Lebensräumen nicht stören. Beachtet auch spezielle Naturschutzgebiete und Wildschutzgebiete, damit ihr um diese einen großen Bogen machen könnt.

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