In einem idyllischen Flusstal kommt das Kloster Maulbronn in den Blick: Das am besten erhaltene mittelalterliche Kloster nördlich der Alpen ist beinahe eine kleine Stadt für sich. Atemberaubend sind nicht nur die Klosterkirche und der Kreuzgang aus der Zeit der Romanik und der Gotik, sondern auch viele malerische Fachwerkhäuser und Steinbauten. Sanfte Hügel, weite Felder und Wälder säumen meinen Weg durch den Kraichgau, einer Landschaft in Baden-Württemberg. Kein Wunder, dass das Kloster Maulbronn UNESCO-Weltkulturerbe ist, denn hier ist das Mittelalter noch lebendig. Begleitet mich zu einem der schönsten Ausflugsziele im Südwesten Deutschlands.
Lohnt sich ein Besuch des Klosters Maulbronn?





Eine echte Zeitreise ins Mittelalter verspricht der Besuch des Klosters Maulbronn. Es ist faszinierend, die uralten Gemäuer des Klosters mit seinem wunderschönen Brunnenhaus zu erleben. Der Kapitelsaal und die Speisesäle der Mönche sind herrliche gotische Schmuckstücke. Im weitläufigen Klosterhof stehen bis heute die jahrhundertealten Wirtschaftsgebäude. Inmitten von Weinbergen und Obstgärten lag das Kloster im abgeschiedenen Tal der Salzach, das von den Mönchen urbar gemacht wurde.
Während der Reformationszeit wurde das Kloster aufgehoben. Weil hier eine Schule eingerichtet wurde, konnten die Gebäude weiter genutzt und damit erhalten werden: Hermann Hesse hat hier die Schulbank gedrückt. Auf Führungen bekommt ihr einen tiefen Einblick in die Geschichte und Architektur dieses altehrwürdigen Monuments.
Fototipp: Unbedingt solltet ihr den Hang des Strombergs direkt beim Kloster hinauflaufen. Biegt auch mal in die Wege ein, die zu den Obstgärten und Weinreben führen. Von oben habt ihr immer wieder wunderbare Ausblicke auf die Klosterstadt. Besonders die Befestigungsanlagen fallen bei diesem Rundumblick ins Auge und machen klar, dass dieses Kloster auch eine enorme weltliche Macht hatte.
Anreise nach Maulbronn
Lage: | 17 km von Pforzheim |
Gründungsjahr: | 1147 |
Eintritt: | Aktuelle Preise |
Must-See: | Paradies |
Einkehrtipp: | Café und Restaurant “Klosterkatz” |
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt ihr über Bretten, Mühlacker oder Pforzheim in die Kleinstadt Maulbronn. Es fahren Busse. Der Bahn-Haltepunkt „Maulbronn West“ liegt 3 km außerhalb, aber während der Sommersaison und zu Festwochenenden pendeln die Züge des “Klosterstadtexpress” ins Zentrum. Das Kloster Maulbronn liegt nicht weit von Pforzheim, wohin ihr auf der Autobahn A5 kommt.
Die Bundesstraße B5 führt nahe an Maulbronn vorbei. Fahrt ihr über Land, lernt ihr dabei auch die Kulturlandschaft Kraichgau kennen. Karlsruhe und Stuttgart sind mit dem Auto etwa eine Dreiviertelstunde von Maulbronn entfernt.
Geschichte des Klosters Maulbronn
Ein Maulesel hat den Mönchen den Weg gewiesen: Wo er zum ersten Mal an einer Quelle Halt machte und trank, sollte das neue Kloster entstehen. Im Klosterwappen kann man den Maulesel an der Tränke sehen. Hier wirkten die Zisterzienser, ein Reformorden, der das mönchische Leben wieder auf die Ursprünge “Ora et labora: Bete und arbeite!” zurückführen wollte. An der Salzach wurde ein fruchtbarer Platz gefunden, ins Jahr 1148 datiert die Klostergründung.
Bis 1556 beteten und arbeiteten die Mönche und die Laienbrüder, dann kam die Reformation in Gestalt des evangelischen Herzogs von Württemberg. Der ließ sich ein apartes Jagdschloss errichten. Fortan befand sich in Maulbronn eine Klosterschule, bis heute ist auf dem Gelände ein Gymnasium mit Internat.
Wunderschöne Wirtschaftsgebäude am Klosterhof
Wie ein verwunschener Ort wirkt das Kloster Maulbronn in der tiefen Talsenke. Betretet ihr den Klosterhof durch den massiven Torbau, dann stellt euch vor, über die hölzerne Zugbrücke zu gehen, die sich hier früher befand. Beachtet die pittoresken Wirtschaftsgebäude: den stattlichen Fruchtkasten, wo Getreide gelagert wurde, die Küferei, wo sich heute das Infozentrum befindet, oder den Marstall, wo einst die Pferde standen und heute das Rathaus von Maulbronn ist.
Herrliche Fachwerkbauten umschließen den weitläufigen Hof: Haberkasten, Pfisterwohnung (Bäckerwohnung), Gesindehaus oder Speisemeisterei. Es lohnt sich, hier erst mal umherzustreifen und auf Entdeckungstour zu gehen.
Das Paradies und die Klosterkirche
Geniale Baumeister kamen nach Maulbronn und brachten einen neuen Stil mit: Das wundervolle “Paradies” ist die Vorhalle der Klosterkirche, hier wurde der Übergang von der Romanik zur Gotik vollzogen. Wenn ihr eine Eintrittskarte erworben habt, kommt ihr in die Klausur, hier hatten früher nur die Mönche Zutritt. Eisenbeschlagene Portale aus Tannenholz wiesen den Weg in die Klosterkirche mit ihren anmutigen Gewölben. Laienbrüder und Mönche waren durch einen bis heute erhaltenen steinernen Lettner voneinander getrennt.
Es lohnt sich, das Chorgestühl mit den kunstvollen Schnitzereien eingehend zu betrachten und die vielen Details in der Klosterkirche zu entdecken. So könnt ihr das Grabmal eines Stifters und die meisterhafte “Maulbronner Madonna” sehen.
Das Herz des Klosters im Kreuzgang
In stiller Andacht hielten sich die Mönche im Kreuzgang auf, der einen quadratischen Innenhof umschließt. Hier steht das bezaubernde Brunnenhaus mit den Wasserbecken, wo sie sich rituell wuschen und sich eine Tonsur schneiden ließen. Kommt ihr im Frühling hierher, empfängt euch ein prachtvoll blühender Magnolienbaum. Dieses Mal bin ich im Winter da und fast alleine im Kloster.
Eine kontemplative Atmosphäre umfängt mich, der Alltag und die Gegenwart scheinen ganz weit weg. Um den Kreuzgang herum gruppieren sich mehrere großartig erhaltene Räume des Mittelalters.
Feinste Gotik im Kapitelsaal, Herrenrefektorium & Parlatorium
Im Kapitelsaal mit seinen gotischen Gewölben versammelten sich die Mönche und lasen in den Ordensregeln. Werft unbedingt einen Blick auf die zarten Deckenmalereien! Im wahrhaft königlichen Herrenrefektorium speisten die Mönche, die Laienbrüder hatten ihren eigenen Speisesaal mit romanischen Doppelsäulen, das Laienrefektorium. Besonders schön ist das sogenannte Parlatorium mit seinem feingliedrigen Netzgewölbe. Wenn die Abendsonne durch die Maßwerkfenster ihr Licht in den Räumen ausgießt, entstehen besondere Momente.
Manchmal meine ich, Mönche zu hören, die Choräle singen. Die Bescheidenheit des Reformordens der Zisterzienser zeigt sich darin, dass kein prachtvoller Kirchturm errichtet wurde. Nur ein schmaler, eleganter Dachreiter aus Holz erhebt sich auf der Kirche. Er wirkt erstaunlich modern, stammt aber aus dem Mittelalter.
Die berühmten Klosterschüler
Nach dem Kloster kam die Klosterschule: Sogar Äbte gab es weiterhin, nur waren die jetzt evangelisch. In Maulbronn wurde der Priesternachwuchs Württembergs ausgebildet. Es herrschte ein strenges Regiment und so manch ein Klosterschüler hatte arge Probleme damit. An verschiedenen Stellen haben sich die Schüler im Stein verewigt und ihre Namen hinein gemeißelt. Bitte nicht nachmachen! Zu den berühmtesten Klosterschülern gehören der Astronom Johannes Kepler und der Dichter Friedrich Hölderlin.
Auch Hermann Hesse sollte eigentlich Priester werden und lebte einige Monate in Maulbronn. Er hatte seine liebe Not und büxte sogar aus. Wollt ihr etwas über das Leben der Klosterschüler erfahren, dann könnt ihr zum Beispiel Hermann Hesses “Unterm Rad” lesen.
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Festungstürme und ein Alchemist
Unbedingt solltet ihr das Kloster mal umrunden. Denn es ist von einer Wehrmauer umgeben und drei der Festungstürme sind bis heute erhalten. Der wuchtige viereckige Turm direkt am Hang heißt Hexenturm. Nahe der Straße steht mein Lieblingsbauwerk: Der Faustturm hat ein Fachwerkgeschoss mit anmutigem Dach. Hier soll Dr. Faustus Gold hergestellt haben, so sagt jedenfalls die Legende. Ob er tatsächlich einen Pakt mit Mephisto geschlossen hat, wie in Goethes “Faust” erzählt? Wer weiß.
Führungen bei Kerzenlicht
Nehmt ihr an einer Klosterführung teil, werdet ihr auf viele Details aufmerksam gemacht, die ihr alleine vielleicht übersehen würdet. Besonders stimmungsvoll sind Abendführungen. Dann wird das Kloster nur durch Kerzen beleuchtet und eine beinahe mystische Atmosphäre entsteht. Diese Führungen bei Kerzenlicht werden nur in den Wintermonaten angeboten und enden mit einem kleinen Umtrunk: Glühwein zum Aufwärmen! Ein kleines Klostermuseum befindet sich im steinernen “Frühmesserhaus” aus dem 12. Jahrhundert.
Es werden Originale gezeigt und ihr erfahrt vieles über den Orden der Zisterzienser. Im Obergeschoss des Infozentrums könnt ihr euch über die evangelische Klosterschule informieren, die nun schon weit über 400 Jahre Bestand hat. Innerhalb des kostenpflichtigen Bereichs befindet sich das Cellarium. Hier sind originale Steinmetzwerkzeuge und Fundstücke ausgestellt, die klarmachen, wie im Mittelalter gebaut wurde.
Sonderveranstaltungen und Feste
Übers Jahr gibt es immer wieder interessante Veranstaltungen im Kloster Maulbronn: Angefangen bei den Klassischen Maulbronner Klosterkonzerten (von Mai bis September) über das “Maulbronner Klosterfest” im Sommer bis hin zum zauberhaften Weihnachtsmarkt am zweiten Adventswochenende. Doch auch wenn kein Event stattfindet, lohnt es sich, im Klosterhof in kleinen Geschäften wie der “Kräuterhexe” zu stöbern.
In klösterlichem Ambiente lässt sich auch trefflich speisen: Die Klosterkatz und das Wagnerhaus Café Klosterhof freuen sich auf euch.
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Fazit
Es ist kein Problem, einen ganzen Tag in Maulbronn zu verbringen, und dann habt ihr immer noch längst nicht alles gesehen. Das Kloster Maulbronn ist einzigartig und ein absolutes Must-See in Baden-Württemberg. Der Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit: So könnt ihr wahlweise blühende Obstbäume, verschneite Winterlandschaften, herbstlich bunte Weinreben oder einen Sommertag am Badesee in Maulbronn genießen.
Nirgendwo sonst nördlich der Alpen ist ein mittelalterliches Kloster derart vollständig erhalten: Das müsst ihr einfach mal gesehen haben! Margarethe von Trottas faszinierender Film “Vision. Aus dem Leben der Hildegard von Bingen” (2009) wurde übrigens in Maulbronn gedreht.
Noch ein paar Reisetipps für die Umgebung: Die Mönche von Kloster Maulbronn bewirtschafteten viele Höfe der Umgebung, die sogenannten Grangien. Sie stauten Seen auf und regulierten den Fluss Salzach, der durch das Kloster fließt. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der Tiefe See. Er wurde von den Mönchen als Wasserreservoir angelegt und ist heute ein Badesee. Zu den Seen und Grangien könnt ihr durch Wälder und über Felder wandern oder auch das beschauliche Fachwerkdorf Schmie besuchen.
Die Rundwanderwege beginnen alle beim Kloster und sind zwischen 2 und 8 km lang. Interessant ist der Kultur- und Weinlehrpfad auf dem Klosterberg direkt oberhalb vom Kloster Maulbronn: Hier geht ihr durch die Weinberge und betretet ganz schmale Treppen, die noch von den Mönchen angelegt wurden.
Lage
Praktische Links
- Offizielle Webseite: Kloster Maulbronn
- Historische Sehenswürdigkeiten in Deutschland im Überblick
- Top Sehenswürdigkeiten in Baden-Württemberg