Immer tiefer steigen wir hinab in die Eiszeit. Unsere Stirnlampen beleuchten glitzernde Zapfen und Eisformationen. Vor uns gefriert der Atem. Begleitet werden wir vom stetigen Tropfen des Schmelzwassers. Ein Rundgang durch die Schellenberger Eishöhle in Oberbayern ist ein Besuch in eine andere Welt. Erreicht haben wir die Höhle am Untersbergmassiv bei einer Wanderung von Marktschellenberg im Berchtesgadener Land. Alternativ könnt ihr aber auch mit der Untersbergbahn fahren und die Tour in die Eiszeit abkürzen.

Lohnt sich die Wanderung zur Schellenberger Eishöhle?

Die Schellenberger Eishöhle liegt auf 1.570 Metern am Untersberg und ist Deutschlands einzige erschlossene Eisschauhöhle. Das heißt, man kann den natürlichen Eispalast besichtigen, und zwar im Rahmen einer Führung in der Zeit von Juni bis Oktober.

Ausgestattet mit Lichtern und Helmen laufen wir etwa einen halben Kilometer durch prächtige Hallen und an glitzernden Eisformationen vorbei und sind froh über die dicken Pullis, die wir heute früh eingepackt haben. Die Temperaturen in der Schellenberger Eishöhle schwanken ganzjährig um den Gefrierpunkt.

Wann genau die Höhle das erste Mal betreten wurde, ist übrigens unbekannt. Erstmalig auf einer Karte erwähnt wurde sie 1826; den Jägern und Sennern in der Umgebung war sie aber wohl schon lange bekannt.

Es gibt mehrere Optionen, die Eishöhle zu erreichen. Von Glanegg über den Dopplersteig und dem Schellenberger Sattel oder von Marktschellenberg aus. Ich habe mich für letztere entschieden. Schneller geht es mit der Untersbergbahn von der Talstation im österreichischen St. Leonhard in Grödig. Hier spart ihr rund 1.000 Höhenmeter und mindestens 2 Stunden Gehzeit.

Fototipp: Macht euch bereit für tolle Fotos vom Eispalast. Im Inneren der Schellenberger Eishöhle bekommt ihr tolle Eisformationen vor die Linse. Im Höhleninneren ist es relativ dunkel, achtet also darauf, dass eure Kamera Fotos mit langer Belichtungszeit schießen kann. Ein Stativ macht auf jeden Fall Sinn!

Anreise nach Marktschellenberg

Höchster Punkt:1.570 m
Gehzeit:5:15 Std.
Strecke:10 km
Höhenmeter:1.090 hm
Öffnungszeiten:Juni bis Oktober

Um zur Schellenberger Eishöhle zu gelangen, muss man die Wanderschuhe schnüren. Der kürzere Weg führt von der Bergstation der Untersbergbahn aus in etwa 2,5 Stunden zur Eishöhle. Wanderer sparen sich dabei fast 1000 Höhenmeter.

Für mich gibt es aber natürlich das volle Programm: 1.090 Höhenmeter von Marktschellenberg aus. Start der Wanderung ist die Bushaltestelle „Eishöhle“, stündlich erreichbar von Berchtesgaden aus mit dem Wanderbus 840. Die Fahrt dauert 18 Minuten. Der Bus hält übrigens auch an der Talstation der Untersbergbahn. Nach Berchtesgaden gelangt ihr mit der Regionalbahn von Freilassing oder Salzburg aus. Von München aus dauert die Fahrt bis Berchtesgaden mindestens 2,5 Stunden.

Wer mit dem Auto kommt, fährt zum Wanderparkplatz (Adresse fürs Navi: Hauptstraße 15, 83487 Marktschellenberg) direkt nebenan. Ihr nehmt von München kommend die Autobahn Richtung Salzburg. Nach dem Grenzübergang geht es Richtung Villach bis zur Ausfahrt Salzburg Süd/Grödig. Dieses Stück ist mautpflichtig.

Nach der Ausfahrt biegt ihr rechts ab und fahrt über Neu-Anif zurück nach Deutschland. Der Parkplatz befindet sich links der Straßenseite, etwa 1,1 km nach dem Grenzübergang. Es gibt auch eine etwa zehn Minuten längere Strecke ohne Maut. Von München aus fahrt ihr etwa zwei Stunden.

Unbedingt früh aufstehen und warme Kleidung einpacken

Ihr solltet die Wanderung zur Schellenberger Eishöhle früh beginnen, denn zu den über fünf Stunden Weg kommt ja heute noch die 45-minütige Führung durch die Höhle, auf die ihr gegebenenfalls warten müsst (los geht’s zu jeder vollen Stunde). Außerdem lohnt sich die Einkehr in der Toni-Lenz-Hütte, da braucht ihr also nochmal ein bisschen Zeit.

Für die Höhlentour solltet ihr heute unbedingt warme Kleidung dabei haben, denn im eisigen Inneren herrschen ganzjährig Temperaturen um den Gefrierpunkt. Ich empfehle Zwiebellook, also vielleicht einen dicken Pullover und eine Regenjacke, dann seid ihr auch vor eventuell aufziehendem Unwetter geschützt. Leicht frierende Wanderer sollten auch eine lange Hose einpacken.

Ansonsten gehört in den Rucksack die Tagesausstattung: Genug Proviant, Sonnenschutz (Sonnencreme und Kopfbedeckung), eventuell Wechselshirt und unbedingt Zeckenschutz, ihr seid nämlich im FSME-Risikogebiet unterwegs. Außerdem selbstverständlich: feste Schuhe!

Los geht es am Schellenberger Wehrturm

Die Tour heute gehe ich mit meiner Mutter und meinen beiden Schwestern. Beginnen kann man sie an der Bushaltestelle Eishöhle oder am Wanderparkplatz Marktschellenberg. Es geht zunächst ein paar Meter südlich, dann überqueren wir die Landstraße und laufen auf Asphalt in den Wald hinein. Ziemlich bald sehen wir den alten, steinernen Paßturm.

Der Schellenberger Wehrturm ist der Rest einer alten Grenzbefestigung, die im Jahr 1252 zum Schutze der Berchtesgadener Propstei und ihrer Salzwerke am Goldenbach und in Marktschellenberg eingerichtet wurde. Besichtigen kann man den Turm nur im September zum Tag des offenen Denkmals. Der ist heute nicht … aber wir haben eh keine Zeit, vor uns liegen nämlich über fünf Stunden Weg. Außerdem brauchen wir noch Zeit, um die Eishöhle zu besichtigen und natürlich wollen wir auch einen Stopp in der Toni-Lenz-Hütte machen.

Aus Asphalt wird Kies, der Weg ist steil und schattig, dank des üppig grünen Bergmischwalds um uns herum. Nach ein paar Kurven erreichen wir ein flacheres Stück. Ein paar Meter unter uns plätschert ein Bach durch sein steiniges Bett.

Erste Rast am »Denkmal« auf 1.225 m

Wir nehmen jede Gelegenheit wahr, um den Forstweg über steilere Waldpfade abzukürzen und kommen nach etwa anderthalb Stunden zu einem lichteren Stück. Ab hier wird es wieder steil und sehr felsig, dafür werden wir mit einer schönen Aussicht auf die umliegenden Berge belohnt.

Am besten wird die Aussicht nach etwa zwei Stunden Weg, bei einer Aussichtsplattform namens »Denkmal« auf 1.225 Meter Höhe. Wir machen es uns auf den Steinen gemütlich, packen belegte Semmeln, Äpfel und Kekse aus und genießen die Aussicht auf etliche Berge und Täler rings um uns herum. Nur vorsichtig sollte man hier sein – nicht umsonst steht hier ein Warnschild wegen Absturzgefahr.

Kurz nach der Pause überrascht uns eine kleine Quelle, an der wir uns erfrischen und unsere Wasserflaschen auffüllen können. Spätestens jetzt sind wir übrigens auch froh über unsere Hüte und Kappen – die Sonne knallt! Noch eine Stunde schlängelt sich der Weg in Serpentinen hinauf. Die Latschen am Wegesrand sind ganz klein, dazwischen wachsen Blaubeersträucher und hohes Gras. Vergesst also auch nicht den Insektenschutz, schließlich ist Oberbayern FSME-Risikogebiet.

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Erfrischung in der Toni-Lenz-Hütte

Nach etwa drei Stunden Weg haben wir die Toni-Lenz-Hütte erreicht. Die Schutzhütte liegt auf 1.450 Meter an der Südostseite des Untersbergs. Sie wurde im Jahr 1936 vom Verein für Höhlenkunde errichtet, und zwar in unmittelbarer Nähe zur Eishöhle.

Der Name der Hütte stammt von Toni Lenz, einem der beiden damaligen Gründer des Vereins. Nach dem anderen, Thomas Eder, wurde ein naheliegender, ausgebauter Felsensteig benannt. Heute bietet die Toni-Lenz-Hütte 15 Übernachtungsplätze für Touren auf den Untersberg und ist beliebtes Ziel für Tageswanderer. Wir machen es auf der großen Sonnenterrasse gemütlich und bestellen Bier und Saftschorle, als Stärkung für die Eishöhle.

Besichtigung der Eishöhle nur durch Führung möglich

Von der Toni-Lenz-Hütte brauchen wir etwa 20 Minuten zur Schellenberger Eishöhle, gut gelotst von gelben Schildern. Ich bin froh, dass ich auf den Enzian-Schnaps verzichtet habe, denn bei diesem Wegstück ist durchaus Trittsicherheit gefragt.

Auf dem Sammelplatz vor der Höhle warten schon andere Wanderer auf die nächste Führung, die Eishöhle darf man nämlich nicht alleine betreten. Führungen gibt es von Juni bis Oktober, jeweils von zehn bis 16 Uhr zu jeder vollen Stunde. Jeder Höhlenbesucher bekommt einen Helm. Wir ziehen unsere dicken Pullover an. Es wird kalt.

Wetter


Die interaktive Karte zeigt, wie das Wetter aktuell in Berchtesgaden ist und die Vorhersage der nächsten 5 Tage aussieht.

Das Eis verändert sich stetig

Auf Holzstegen laufen wir über ein Eisfeld im Höhleneingang, dann geht es über eine Wendeltreppe hinab in die Tiefe. Meine Mama und ich haben unsere eigenen Stirnlampen mitgebracht, die uns beim Abstieg in die Eiszeit ein bisschen mehr Sicht verschaffen.

Größere Teilnehmer müssen ein wenig den Kopf einziehen. Auf einem mit Grubenlampen ausgeleuchteten Weg gehen wir durch enge Gänge und eisig glitzernde Hallen. Bei der 45-minütigen Führung erfahren wir mehr zur Entstehung der Höhle und zur aktuellen Forschungsgeschichte. Weil die Höhle immer wieder ihre Form ändert, lohnt es sich wiederzukommen.

Meine eisigen Hände kribbeln, ja schmerzen fast, als ich wieder ans Tageslicht komme. Den Gipfel oder den Thomas-Eder-Steig lassen meine Familie und ich heute aus, nicht aber das zweite Bier in der Toni-Lenz-Hütte auf dem Abstieg. Hinab brauchen wir gut zwei Stunden.

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Fazit

Mitten im Hochsommer oben am Untersberg einen Eispalast vorzufinden ist einfach magisch. Für mich ist die Schellenberger Eishöhle ein Wunder der Natur und die Wanderung nach oben lohnt sich für jeden Wanderer, der trittsicher ist und sich eine fünfstündige Tour zutraut. Ihr solltet auf jeden Fall sehr früh aufstehen, denn zu den über fünf Stunden Weg kommen ja noch Pausen und die Führung inklusive eventueller vorheriger Wartezeit. Außerdem muss man im Sommer immer mit Sommergewittern rechnen.

Wer noch nicht genug vom Untersberg hat, kann natürlich noch weiterwandern – eventuell mit einer Übernachtung in der Toni-Lenz-Hütte (gerade in der Hochsaison unbedingt vorher reservieren!).

Von dort kann man zum Beispiel über den Thomas-Eder-Steig den 1.852-Meter-hohen Salzburger Hochthron erklimmen. Das ist der zweithöchste Gipfel des Untersbergs. Der höchste ist der 1.973-Meter hohen Berchtesgadener Hochthron. Den könnt ihr bei einer zweitägigen Untersberg-Überschreitung erklimmen.

Lage

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