Auf dem Wendelstein in den Bayerischen Alpen ist man nicht allein. Nach oben führen nämlich nicht nur Wanderwege aus allen umliegenden Orten, sondern auch eine Zahnradbahn und eine Seilbahn. Rund hundert Meter unter dem Gipfel im Mangfallgebirge gibt es ein gut ausgebautes Bergrestaurant mit Tagungsräumen, eine Kapelle und sogar eine Höhle, die besichtigt werden kann. Nach der Wanderung auf 1.838 Metern Höhe kann man von einer betonierten Aussichtsplattform aus nach Süden, Westen und Norden blicken.

Lohnt sich eine Wanderung auf den Wendelstein?

Den Wendelstein kennt wahrscheinlich jeder Wanderer in den Bayerischen Alpen, schließlich krönt auf seinem Gipfel der 55-Meter-hohe Sendemast des Bayerischen Rundfunks und an seinen Hängen schlängelt sich eine Zahnradbahn hinauf. Wer nicht so gut zu Fuß ist, kann nicht nur die Bahn nehmen, sondern auf der anderen Seite auch mit der Gondel hinauffahren. Für alle anderen gibt es zahlreiche Wanderwege aus den umliegenden Dörfern. Euch erwarten ausgetretene Pfade, aber auch viel zu sehen, vor allem auf dem Gipfel. Besonderer Tipp: Plant oben genug Zeit ein, um die Wendelsteinhöhle zu besichtigen.

Fototipp: Ich habe ein Faible für Bergkapellen, schließlich wurden die vor Jahrhunderten von Menschen auf dem Berg errichtet. Der Kontrast von Natur und historischem Gebäude macht jedes Foto spannend – einfach von einem Nebengipfel aus fotografieren.

Anreise nach Bayrischzell

Strecke:12,6 km
Dauer:6 Stunden
Höhenmeter:1.030 hm
Einkehrtipp:Bergcafé Siglhof
Must-See:Wendelsteinhöhle

Es gibt verschiedene Startpunkte, um den Wendelstein zu erklimmen. Ich starte in Osterhofen. Von München aus kann man ganz einfach per ÖPNV stündlich mit der Bayerischen Regionalbahn Richtung Bayrischzell nach Osterhofen fahren. Die Fahrt dauert etwa 1:15 Stunden. Achtung: Es gibt noch ein zweites Osterhofen in Niederbayern. Von dort aus kommt ihr aber nicht auf den Wendelstein.

Mit dem Auto nehmt ihr von München aus die Autobahn Richtung Salzburg, fahrt bei der Ausfahrt Weyarn auf die B 307. Über Miesbach und Schliersee geht es Richtung Bayrischzell. Ihr könnt an der Seilbahnstation von Osterhofen parken. Die Adresse fürs Navi: Osterhofen 90, 83735 Bayrischzell.

Ausrüstung und Vorbereitung

Die Tour auf den Wendelstein ist relativ lang. Wer um die Mittagszeit oben sein möchte, um die Wendelsteinhöhle zu sehen und wie ich eine relativ lange Anreise hat, muss früh aufstehen. Ich bin gegen neun Uhr in München losgefahren. Im Gepäck hatte ich eine Regenjacke, einen Fließpulli, Mütze und Schal, oben kann es nämlich frisch werden.

Außerdem immer dabei: genug Bargeld, da man an den meisten Hütte nicht mit Karte zahlen kann, Sonnenschutz, Erste-Hilfe-Set, genug zu Essen & Trinken und natürlich Wanderschuhe. Für die Wendelsteinhöhle solltet ihr obendrein warme Kleidung dabei haben, da es im Innern dauerhaft nur 3 Grad sind.

Osterhofen ist einer von vielen Startpunkten

Erste Wahl gleich direkt zu Beginn: Wer die Seilbahn hinauf nehmen möchte, hat es nur wenige Meter vom Bahnhof Osterhofen bis zur Talstation (Autofahrer parken ja eh dort). Die einfache Fahrt kostete bei meiner Tour 16 Euro, für Hin- und Rückfahrt zahlen Erwachsene 26 Euro.

Ich wandere natürlich und folge dafür den Wegmarkierungen Richtung Wendelstein. Es ist Sommer und ich begegne auf dem ersten Wald- und Wiesenstück nicht nur Wanderern und Kühen, sondern auch einem Lama. Leider interessiert sich das Tier nicht für mich und so laufe ich weiter. Nach kurzer Zeit erreiche ich den Siglhof – ein wunderschönes Ausflugslokal mit großer Terrasse. Doch ich habe keine Zeit für Buttermilch, denn heute stehen noch einige Höhenmeter auf dem Programm.

Wendelsteinhaus: Gut für ein Bier mit Aussicht

Ein breiter Forstweg schlängelt sich den Berg hinauf. Der Weg ist hier noch bewaldet und gut genug ausgeschildert, um das Ziel nicht zu verfehlen. Ich erreiche die Siglalm, eine DAV-Selbstversorgerhütte und dann schließlich die Wendelsteinalmen, wo es im Sommer Getränke, Brotzeit und Kuchen gibt.

Eine Viertelstunde später komme ich zu einer Abzweigung, wo ich entweder über die Bocksteinscharte oder über die Zeller Scharte zum Wendelstein aufsteigen kann. Ich wähle den linken Weg über die Bocksteinscharte. Langsam wird der Blick freier. Linker Hand sehe ich unter anderem die Aiplspitz und den Seebergkopf – übrigens auch eine fantastische Wandertour.

Unter der Seilbahn hindurch, komme ich zum Wendelsteinhaus (1.724 Meter), wo auch die Seilbahn endet. Für mich persönlich ist dieses Bergrestaurant nichts, denn es ist mir etwas zu groß und mehr Kantine als urige Wirtschaft. Für ein Bier mit guter Aussicht reicht es aber allemal.

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Die Wendelsteinkirche die höchste Kirche Deutschlands.
Links oben liegt Deutschlands höchstgelegene Kirche: Die Wendelsteinkirche

Deutschlands höchstgelegene Kirche

Ansonsten gibt es hier noch mehr zu entdecken: Zum Beispiel die Wendelsteinkirche, erbaut auf 1.760 Metern Höhe und damit die höchstgelegene Kirche Deutschlands. 1889 begann der Bau der neugotischen Kirche, ein Jahr später wurde sie eingeweiht. Noch heute gibt es im Sommer jeden Sonntag eine Messe. Auch kirchliche Trauungen sind möglich.

Ein weiteres Highlight ist die Wendelsteinhöhle in 1.711 Metern Höhe. Ich hatte leider nicht genug Zeit, mir Deutschland höchstgelegene Schauhöhle anzusehen, werde es aber beim nächsten Mal definitiv tun. Man muss zunächst 82 Stufen in die Tiefe absteigen und erreicht dann über einen Zickzack-Weg nach 200 Meter denm sogenannten „Dom“. In der anderen Richtung gelangt man nach 30 Metern zum natürlichen Höhleneingang. Die Wege sind beleuchtet und mit interaktiven Info-Stationen ausgestattet. Per Tastbildschirm kann man sich sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch über Höhlenforschung informieren. Die Tour dauert etwa 45 Minuten und kann alleine unternommen werden.

Geöffnet hat die Höhle je nach Witterung täglich von Mai bis November. Der Eintritt kostet zwei Euro, die ihr passend dabei haben solltet. Außerdem müsst ihr euch warm anziehen, denn im Höhleninneren herrschen ganzjährig nur +3°C.

Fast Rundumsicht am Gipfel

Jetzt aber hinauf. Bis zum Gipfel brauche ich noch einmal etwa 20 Minuten. Der Weg ist gut ausgebaut und mit Bänken ausgestattet, sodass er auch für weniger mobile Bergfreunde machbar ist. In Serpentinen geht es bis zur Aussichtsplattform hinauf. Von hier hat man von Westen bis Nordosten beinahe eine Rundumsicht, etwa auf den Chiemsee, die Kampenwand, die Berchtesgadener Alpen, das Kaisergebirge und den Wilden Kaiser. Außerdem sieht man hier den Sendemasten des Bayerischen Rundfunks und die Sternwarte des Instituts für Astronomie und Astrophysik der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Der Abstieg erfolgt auf demselben Weg wie der Aufstieg, alternativ kann man natürlich auch die Gondel nehmen. Auch auf dem Rückweg bin ich nicht allein, habe diesmal aber mehr Ruhe und genug Zeit, um endlich im Siglhof einzukehren. Geöffnet hat der übrigens von Mitte April bis Anfang November, jeweils von 10 bis 18 Uhr.

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Fazit

Die Wanderung zum Wendelstein gehört ganz sicher zu den Klassikern der Bayerischen Alpen, denn fast jeder hat den markanten Berg mit Antenne schon mal von weiten gesehen. Die Tour ist abwechslungsreich und kann auch von weniger mobilen Menschen unternommen werden, die dann entweder die Seilbahn oder Zahnradbahn auf- und abfahren können. Zu Fuß kann man von verschiedenen Orten aufsteigen, etwa von Bayrischzell, Geitau, Sudelfeld oder wie ich von Osterhofen. So lässt sich der Weg auch als Rundtour variieren.

Wie eingangs erwähnt: Kein Wanderer sollte bei dieser Tour erwarten, allein unterwegs zu sein. Für mich hat das gut gepasst, denn ich bin die Wandertour zum Wendelstein ohne Begleitung gegangen und hatte Lust, unterwegs Leute kennenzulernen.

Lage

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