Bizarre Felsformationen, schwindelerregende Tiefblicke und eine einzigartige Naturkulisse inmitten des Elbsandsteingebirges in Sachsen. Manche Kletterer nennen es paradiesische Bedingungen fürs Freeclimbing. Hört sich gut an! Wir haben uns deshalb den berühmten Schusterweg bei Bad Schandau genauer angesehen. Die Route am Falkenstein ist ein echter Klassiker und eine der schönsten Klettertouren im Nationalpark Sächsische Schweiz.

Lohnt sich der Schusterweg am Falkenstein?

Das Klettergebiet im Elbsandsteingebirge verteilt sich auf über 1.100 frei stehende Sandsteinfelsen und 27.000 Kletterwege in allen Schwierigkeiten der Sächsischen Schwierigkeitsskala von I bis XII. Der Schusterweg am Falkenstein (381 m) ist mit einer Schwierigkeit von III bis IV bewertet und als Genusstour sogar für Anfänger machbar, wenn euch ein erfahrener Kletterführer begleitet.

Etwas Kondition, Trittsicherheit und vor allem Schwindelfreiheit sind trotzdem erforderlich. Denn die Kletterroute bietet atemberaubende Tiefblicke und ihr klettert immer wieder in luftiger Höhe, über ausgesetzte Grate und in steilen Kaminen direkt neben den Schrammsteinen.

Die Kletterroute wurde bereits 1892 von Oscar Schuster eröffnet. Schuster absolvierte mehrere Erstbegehungen unter anderem auch in den Alpen und im Kaukasus und ist einer der Pioniere in der Erschließung des Klettergebiets Sächsische Schweiz.

Anreise nach Bad Schandau

Der Einstieg des Schusterwegs befindet sich unterhalb des Falkensteins im Nationalpark Sächsische Schweiz. Dorthin gelangt ihr zu Fuß über den Wanderweg vom Wanderparkplatz im Zahnsgrund oberhalb der Schrammsteinbaude in Ostrau, Bad Schandau. Die Parkgebühr beträgt 3 Euro pro Tag. Der Parkautomat akzeptiert keine Karten. Es empfiehlt sich eine frühe Anreise vor 9 Uhr morgens insbesondere am Wochenende, da der Parkplatz nicht sonderlich groß ist und die freien Stellflächen aufgrund des großen Besucherandrangs schnell weg sind.

Vom Parkplatz im Zahnsgrund sind es noch etwa 20 Minuten Fußweg bis zum Falkenstein. Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen möchte, fährt mit der S-Bahn oder dem Eurocity von Dresden bis Bad Schandau und nimmt dann den Bus der Linie 252 in Richtung Schmilka.

Sächsische Kletterregeln beachten

Start:Parkplatz Zahnsgrund
Kletterlänge:125 m
Höhenmeter:225 m
Dauer:3:30 Std.
Schwierigkeit:III bis IV

Für die Besteigung des Falkensteins sind ingesamt sechs Seillängen notwendig. Das bedeutet, dass der Vorsteiger das 60 Meter lange Sicherungsseil sechs Mal umlegen muss, um den Gipfel zu erreichen. Zur Ausrüstung gehören außerdem Klettergurt, Helm und Kletterschuhe. Das Material könnt ihr direkt beim Bergführer ausleihen und sollte in den meisten Fällen im Preis inbegriffen sein.

Ein individueller Klettertag kostet bei der Kletterschule Lilienstein 240 Euro für 1 bis 2 Personen. Wer erstmal üben oder mehr über die Technik sowie die richtige Verwendung der Ausrüstung erfahren möchte, kann auch an einem der Anfängerkurse und Aufbaukurse im Felsklettern teilnehmen.

Zu beachten ist, dass im Elbsandsteingebirge die Sächsischen Kletterregeln gelten, um die Natur zu schützen. Technische Hilfsmittel außer zur Sicherung sind verboten. Es darf kein Magnesia verwendet werden und auch nach Regen darf nicht geklettert werden, da der Sandstein durch das Wasser aufgeweicht ist und erst austrocknen muss.

Schusters Nase bringt Glück

Als wir die Klettertour zum Falkenstein unternehmen, ist es überwiegend bewölkt. Die letzten Tage war es trocken, so dass ideale Bedingungen zum Klettern vorherrschen. Die ersten 25 Meter geht es zunächst in leichter Kletterei bis zu einem kleinen Plateau. Dort lassen wir unsere Rucksäcke zurück und queren nach rechts. Weiter geht es an der Porzellankante mehr oder weniger senkrecht nach oben. Danach führt der Weg durch einen schrägen Kamin bis zum Bronzerelief von Oscar Schuster etwa auf halber Höhe. Es heißt, man solle seine Nase berühren, denn dies würde Glück bringen.

Eine Portion Glück kann nicht verkehrt sein. Denn nun folgt das anspruchsvollste Teilstück des Schusterwegs. In einem engen Kamin mit nur wenigen Tritthilfen schieben wir uns mehr oder weniger nach oben. Anschließend kraxeln wir über den stark ausgesetzten Reitgrat. Hier geht es unter unseren Füßen rund 100 Meter in die Tiefe. Doch das Ziel ist bereits in Sichtweite!

Geniale Aussicht vom Falkenstein

Oben angekommen, bietet sich ein atemberaubendes Panorama über die Sächsische Schweiz. Den besten Blick habt ihr direkt an der Abseilstelle. Von dort könnt ihr auf der einen Seite in den Nationalpark schauen. Auf der anderen Seite seht ihr die Festung Königstein, den Lilienstein und weitere bekannte Tafelberge. Gegenüber zum Greifen nah befinden sich die berühmten Schrammsteine.

Wir genießen die geniale Aussicht vom Falkenstein und nehmen eine kleine Stärkung zu uns. Die werden wir brauchen, denn zum Abschluss ist noch etwas Nervenkitzel angesagt. Beim Abseilen aus über 125 Meter Höhe schießt das Adrenalin durch den Körper. An einigen Stellen hängt man sogar frei in der Luft. Spaß macht es trotzdem und schon bald haben wir wieder festen Boden unter den Füßen.

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Fazit

Dank unseres Kletterführers haben wir den Schusterweg am Falkenstein gut und sicher gemeistert. Immer wieder bekamen wir Tipps, wohin man treten soll und wo wir uns festhalten können. Auch deshalb lohnt es sich, einen erfahrenen Kletterführer dabei zuhaben.

Der Weg ist sehr abwechslungsreich und bietet damit verschiedene Facetten der Kletterei im Elbsandsteingebirge. Aufgrund der Länge ist bei Anfängern etwas Kondition erforderlich. Wenn ihr aber schon öfter in einer Kletterhalle trainieren wart, sollte die Tour kein Problem für euch sein. Wichtig ist vor allem, dass ihr schwindelfrei seid und keine Höhenangst habt.

Die Sächsische Schweiz ist übrigens nicht nur ein Klettergebiet, sondern eignet sich auch perfekt zum Wandern. Es gibt ein dichtes Netz an verschiedenen Wanderwegen. Besonders beliebt ist der Malerweg, der entlang der schönsten Sehenswürdigkeiten im Elbsandsteingebirge führt.

Lage

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