Schritt für Schritt tauchen wir ein in die faszinierende Heidelandschaft der Lüneburger Heide in Niedersachsen. Unser Ziel: Der Wilseder Berg, die höchste Erhebung in der norddeutschen Tiefebene. Um mich herum höre ich das Rauschen der Blätter, das Summen der Bienen und das Blöken der Heidschnucken. In der Ferne ist er zwischen den lilafarbenen Heideflächen bereits zu erkennen. Was mich dort erwartet, verschlägt mir die Sprache. Die unendlichen Heideflächen mit einem Blick bis nach Hamburg und eine einzigartige Ruhe lassen diese leichte Wanderung zu einem wahren Highlight werden. Kommt mit auf den Wilseder Berg.

Lohnt sich die Wanderung zum Wilseder Berg?

Der Wilseder Berg ist mit gerade mal 169,2 Metern die höchste Erhebung in der norddeutschen Tiefebene und wird auch als das “Herz der Lüneburger Heide” bezeichnet. In der vorletzten Eiszeit ist er als Teil einer Endmoräne entstanden. Von der Anhöhe erhält man einen wunderbaren Blick über die Heidefläche bis nach Hamburg und Lüneburg, daher ist er ein absolutes “Muss” für jeden Besucher.

Der Wilseder Berg liegt mitten in der Lüneburger Heide, die mit 200 Quadratkilometern die größte Heidefläche in Mitteleuropa ist und 1921 als erster Naturpark in Deutschland gegründet wurde. Das meistbesuchte Heidetal, der Totengrund, liegt in unmittelbarer und gehört geologisch zum Wilseder Berg. 

In den Sommermonaten August und September wandelt sich das norddeutsche Naturschutzgebiet in eine farbenfrohe Landschaft, die wunderschöne Wanderungen bereithält. Unsere Wanderung von Niederhaverbeck ist mit knapp 2 Stunden und 80 Höhenmeter eine moderate Wandertour, die auch nicht geübte Wanderer leicht machen können.

Fototipp: Zum Sonnenuntergang taucht sich die gesamte Heidelandschaft in eine mystische Abendstimmung und kreiert ein ganz besonderes Erlebnis. Dieses lässt sich besonders gut von der Anhöhe des Wilseder Bergs einfangen.

Anreise nach Niederhaverbeck

Startpunkt:Parkplatz Niederhaverbeck
Gehzeit:2 Stunden
Strecke:7,1 km
Höhenmeter:ca. 80 hm
Beste Reisezeit:August & September

Der Wilseder Berg liegt in der autofreien Zone der Lüneburger Heide. Zu erreichen ist er aus verschiedenen umliegenden Orten zu Fuß, per Fahrrad oder auch Kutschfahrt. Am einfachsten und schnellsten geht es von den kleinen Dörfern Niederhaverbeck oder Oberhaverbeck, die den Ortsteil Haverbeck in der Gemeinde Bispingen bilden.

Je weiter wir die Autobahn verlassen, desto mehr werden wir in den ländlichen Charme gezogen. Wir kommen vorbei an alten Fachwerkhäusern, Bauernhöfen und idyllischen Wäldern und Wiesen und gelangen schließlich zum Ausgangspunkt unserer Wanderung in Niederhaverbeck.

In Niederhaverbeck ist ein großer Parkplatz, der sich ideal als Einstieg für die Wanderung zum Wilseder Berg eignet. Eine Parkgebühr wird als eine Spende zum Erhalt der Natur in der Region erhoben. Da der Wilseder Berg ein sensibler Bereich des Naturschutzgebietes ist, wird darauf hingewiesen, auf Besuche vor Tagesanbruch zu verzichten. Wir entscheiden uns für eine Wanderung am Nachmittag, um die Heideflächen zum Sonnenuntergang bewundern zu können.

Unbedingt Fernglas einpacken

Die Wanderung ab Niederhaverbeck eignet sich für jede Altersgruppe, ist gut ausgeschildert und verläuft bis auf die letzte Erhebung zum Wilseder Berg fast ebenerdig. Es lohnt es sich, ein Fernglas mitzubringen, um die Heidschnuckenherden zu beobachten. Da die Internetverbindung im gesamten Gebiet stark eingeschränkt ist, orientieren wir uns an den zahlreichen Wegschildern.

Wir nehmen für die rund zweistündige Tour Verpflegung und ausreichend Trinken mit. Dabei sollte man wissen, dass es im Naturschutzgebiet keine Mülleimer gibt. Optional besteht die Möglichkeit, einen Stopp zur Einkehr im kleinen Heidedorf Wilsede mit seinen Restaurants zu machen, das ca. 20 Minuten vom Wilseder Berg entfernt liegt. Außerdem befindet sich auf dem Rückweg, nahe dem Parkplatz, das Landhaus Eickhof in Niederhaverbeck, das auch als Einkehrmöglichkeit genutzt werden kann.

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Beeindruckende Aussicht von der Aussichtsplattform Fürstengrab

Vom Parkplatz aus halten wir uns links, um unsere Tour durch die Heide bei schönstem Wetter und einem strahlend blauen Himmel zu starten. Voller Vorfreude kommen wir zunächst an weiten Feldern vorbei, bis wir die erste Abzweigung erreichen. Wir halten uns links und wandern mit dem Uhrzeiger. Ich freue mich, da die ersten Heideflächen zu unserer rechten und linken Seite zu erkennen sind.

Der Wanderweg besteht fast ausschließlich aus Heidesand, auf dem es sich richtig gut laufen lässt. Vereinzelt kommen uns Kutschen entgegen, die von friedlichen Pferden mit einem sanften Schnauben gezogen werden. In der Ferne entdecken wir einen idyllischen Schafstall und plötzlich ragt vor uns die Aussichtsplattform Fürstengrab empor, von der wir einen beeindruckenden Ausblick auf den Wilseder Berg, das Fürstengrab und die umliegenden Heideflächen erhaschen. Hinter uns liegen alte Wälder, aus denen man die Vögel singen hört.

Nur noch wenige Kilometer sind es bis zum Ziel, dem Wilseder Berg. Wir passieren einige Kurven, zahlreiche Bänke, die zur Rast einladen und spannende Informationstafeln, die mit Fakten über das Naturschutzgebiet der Lüneburger Heide gefüllt sind. Während wir immer weiter von den Heideflächen umgeben werden, erfahren wir einiges über spannende Schlangenarten, die Dülmener Wildpferde und die Relevanz der Bienen in der Region.

Welche Schlangen leben in der Lüneburger Heide?

In Niedersachsen und damit auch der Lüneburger Heide sind insgesamt drei Schlangenarten zu Hause:

  • Kreuzotter
  • Ringelnatter
  • Schlingnatter

Kurz vor der letzten Abzweigung kreuzt unser Weg den beliebten Heidschnuckenweg, der als “perfektes Wander-Gesamtpaket” in Niedersachsen bekannt ist. Er führt durch die schönsten Heidegebiete des Nordens auf einer Strecke von insgesamt 223 Kilometern.

Dieser geht unter anderem auch am Wilseder Berg vorbei und mithilfe eines Stempelhefts lässt sich das Heide-Abenteuer dokumentieren. Sicherlich interessant für alle Aktivurlauber und Naturliebhaber, die gänzlich in die Schönheit der Heideflächen eintauchen wollen.

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Für einen Augenblick steht die Zeit still

Nun geht es hinauf auf 169 Meter, die wir schnell überwinden. Auf dem Berg angekommen frage ich mich, wieso ich noch nie hier war und bin froh, diese schöne Wanderung endlich unternommen zu haben. Von hier oben hat man einen imposanten Rundblick hinab ins Heidetal über die Heideflächen bis zum Horizont. Und was mir ganz besonders auffällt: Die Ruhe des autofreien Naturschutzgebietes strahlt hier oben etwas ganz Beeindruckendes aus, dass ich lange nicht mehr erlebt habe. Ich verstehe jetzt, warum dieser Ort als das Herz der Heide bezeichnet wird und wieso zahlreiche Menschen hier herkommen, um vom Alltag abzuschalten und sich von der lilafarbenen Schönheit inspirieren zu lassen. Wenn du einen Tag mit klarer Sicht erwischt, dann versuche doch mal, bis nach Hamburg und dessen Türme zu schauen. Mit etwas Glück geht das sogar!

Wir machen es uns auf einer der zahlreichen Bänke gemütlich und lassen den Blick über die Landschaft schweifen, während wir die regionalen Schäfer mit den vorbeiziehenden Heidschnucken beobachten und die Ruhe bewusst wahrnehmen. Durch die Abendsonne wandelt sich die gesamte Landschaft in eine mystische Atmosphäre, einzelne Sonnenstrahlen erleuchten Teile der Heideflächen und die Zeit steht für einen Augenblick still.

Ganz in der Nähe liegen das Heidedorf Wilsede und der Totengrund. Wir entscheiden uns, die beiden Orte auf einer anderen Tour zu erkunden, und beginnen unseren Rückweg nach Niederhaverbeck. Der sandige Heidschnuckenweg führt uns wieder durch die bezaubernde Heidelandschaft. Zu unserer Linken erkennen wir den Bolterberg (160 m) und den Stattberg (145 m) und hören das leise Plätschern der Haverbeeke, bis wir durch einen kleinen Wald zurück nach Niederhaverbeck gelangen.

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Fazit

Die Tour zum Wilseder Berg lohnt sich auf jeden Fall! Vor allem ist die Wanderung sehr leicht, schnell erreichbar und auch für ungeübte Wanderer super zu machen. Wer nicht nur das Herz der Lüneburger Heide, den Wilseder Berg, erkunden möchte, dem stehen zahlreiche weitere Attraktionen zur Verfügung: Die Tour auf einem der beliebtesten Wanderwege Deutschlands, dem Heidschnuckenweg, führt unter anderem am Ursprung der Heide, dem Totengrund, vorbei.

Auch die Hochmoorlandschaft des Pietzmoors verzaubert viele Heide-Besucher und ist besonders am frühen Morgen ein Insidertipp. Wer hoch hinaus möchte, für den ist der Baumwipfelpfad Heide Himmel mit Ausblick bis Hamburg geeignet. Und wer in den Bann von mystischen Teichen und Seen gezogen werden möchte, der sollte sich die Feenteiche des Büsenbachtals und den idyllischen Lopausee nicht entgehen lassen.

Lage

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