Der dritte und letzte Tag der Watzmann-Umrundung beginnt bewölkt. Vor uns liegen etwa sechs Stunden Weg. Unsere Beine sind schwer wie Blei, nachdem wir am Vortag fast zehn Stunden gewandert sind. Aber gelohnt hat es sich: Wir sind am Königssee gestartet, waren auf dem Hocheck, einem der Watzmann-Gipfel und haben uns im Wimbach erfrischt. Kommt mit auf diese spektakuläre Wandertour in den Berchtesgadener Alpen in Bayern.

Lohnt sich die Watzmann-Umrundung in Bayern?

Der Watzmann im Berchtesgadener Land ist einer der bekanntesten Berge Deutschlands. Mit 2.713 Metern Höhe hat er den dritthöchsten Gipfel und ist der höchste Berg, dessen Massiv sich komplett auf deutschem Staatsgebiet befindet.

Der Große Watzmann selbst hat drei prominente Gipfel: Der erste, das Hocheck, wird der höchste Punkt unserer Wanderung. Die Überschreitung führt auch über den höchsten Watzmanngipfel, die Mittelspitze, und über die Südspitze. Bei der Tour sterben jedes Jahr Wanderer, die sich oder das Wetter falsch eingeschätzt haben.

Etwas sicherer ist die Umrundung des Watzmanns. Dennoch sollte man auch dabei alpine Erfahrung mitbringen. Los geht es am Königssee. Am ersten Tag schlafen wir im Watzmann-Haus, am zweiten Tag geht es weiter zur Wimbachgrieshütte. Schon jetzt brennen unsere Beine.

Fototipp: Haltet oben auf dem Hocheck eure Kamera bereit, denn hier warten gleich mehrere Fotomotive. Zum Beispiel der von Bergen umrahmte Königssee im Tal oder der spektakuläre Watzmann-Grat. Bei guter Sicht kann man sogar den Gletscher des Olperers sehen.



Anreise nach Schönau

Start- und Ziel:Schönau am Königssee
Strecke:38,7 km
Gehzeit:18:45 h
Höhenmeter:3.278 hm
Höchster Punkt:2.651 m

Die Watzmann-Umrundung startet in Schönau, einem kleinen Dorf im Berchtesgadener Land. Von München aus braucht man nach mit öffentlichen Verkehrsmitteln dreieinhalb Stunden, deshalb sind wir sehr früh aufgestanden.

Zunächst geht es in zweieinhalb Stunden von München nach Berchtesgaden (mit Umstieg in Freilassing), dann fahren wir mit dem Bus weiter zum Königssee (Buslinien 841, 842, 843).

Autofahrer nehmen die A8 von München nach Salzburg bis zur Ausfahrt Bad Reichenhall und fahren dann über die B20 zum Ausgangsort Königssee. Dort gibt es große, gebührenpflichtige Parkplätze.

Wander-Ausrüstung für Tag und Nacht

Ihr braucht natürlich die Standardausrüstung zum Berggehen: feste Wanderschuhe, einen Rucksack, sehr viel Wasser, denn im Watzmann-Haus kann das manchmal sehr knapp werden. Als ich da war, haben sie Sprudelwasser für 5 Euro pro Liter verkaufen müssen. Handliche Snacks für die drei Tage, also Müsliriegel oder Studentenfutter. Proviant für den ersten Tag, falls ihr nicht in der Kührointalm einkehren wollt.

Ein Erste-Hilfe-Set mit Zeckenzange oder Zeckenkarte, Sonnenschutz (Sonnencreme und Sonnenhut), Regenschutz für euch und euren Rucksack und genug Bargeld, um beide Übernachtungen und die Verpflegung bezahlen zu können. Um sicherzugehen, würde ich mindestens 200 Euro einpacken. Wer aber nicht gerade fürstlich trinken und essen möchte, braucht nicht so viel.

Darüber hinaus braucht ihr Ausrüstung für die Nacht: Einen Schlafsack oder Hüttenschlafsack (informiert euch vorher über die aktuellen Bedingungen) und Wechselkleidung für Tag und Nacht.

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1. Tag: Von Schönau zum Watzmann-Haus

Als wir um zehn Uhr morgens in Schönau ankommen, ist keine Wolke am Himmel. In fünfeinhalb Stunden sollen wir das Watzmannhaus erreichen – unser heutiges Ziel. Wir sind zu siebt unterwegs – eigentlich eine etwas zu große Wandergruppe, aber die Tour klingt so gut, dass sich immer mehr Freunde angeschlossen haben.

Wir gehen durch den Ort, dann rechts am See vorbei. Bald geht es ziemlich steil aufwärts. Der ziemlich sonnige und sandige Weg führt nicht nur über die Kührointalm zum Watzmann, sondern auch zum Grünstein und zum gleichnamigen Klettersteig. Entsprechend sind viele Wanderer und Bergsteiger unterwegs.

Wir gelangen schnell vom Mischwald am Fuß des Berges in die nächste Höhenstufe. Hier wachsen nur noch Nadelbäume. Nach insgesamt zwei Stunden Weg haben wir das erste Mal freie Sicht auf den Watzmann. Man sieht nicht nur den großen Watzmann, sondern links daneben auch die niedrigere Watzmannfrau. Die Spitzen gehören zum Watzmannmassiv, sie umschließen die Watzmannkinder, eine Gruppe von fünf kleineren Gipfel.

Wetter


Die interaktive Karte zeigt, wie das Wetter aktuell am Königssee ist und die Vorhersage der nächsten 5 Tage aussieht.

Mittagspause in der Kührointhütte

Pünktlich zur Mittagspause erreichen wir die Kührointalm. Neben den beiden hübschen Holzhäusern mit den bunten Geranien grasen Kühe, unter den rotblauen Schirmen auf der Terrasse genießen Bergsportler die Mittagszeit. Daneben stehen dutzende Fahrräder – die Alm auf 1.420 Metern Höhe ist ein beliebtes Ziel für Mountainbiker.

Neben der Alm gibt es eine kleine, weiße Kapelle. Wir treten ein. Etwa neun Leute können sich hier zum Gebet zusammensetzen. Die Dekoration ist sparsam, ein Kreuz, ein paar Kerzen und große goldene Gedenktafeln an der Wand, an denen man wie in einem Buch blättern kann. Die meisten Verstorbenen sind während der Watzmann-Überschreitung umgekommen.

Drahtseile am Falzsteig

Nach der Kührointalm erreichen wir bald den Falzsteig, eine etwas schwierigere Stelle. Man muss ein bisschen klettern, kann sich aber an Drahtseilen festhalten. Dann kommen wir auf eine Kuhwiese. Die Kühe stören sich wenig an den Wandern. Manche stehen auf dem Weg. Mit ein bisschen Abstand laufen wir drumherum.

Die Baumgrenze haben wir jetzt hinter uns gelassen und genießen den perfekten Blick auf die Berge in südöstlicher Richtung: Jenner, Hoher Göll und Kehlstein. Es folgt der letzte Aufstieg in Serpentinen. Und da, auf einem kleinen Vorsprung, ist auch schon das Watzmannhaus.

Übernachtung im Watzmannhaus

200 Bergsportler können hier übernachten. Die Betten dort sollte man weit im Voraus reservieren. Zum Mittag- und Abendessen kann man zwischen traditionellen und vegetarischen Gerichten wählen. Für uns gibt es zum Abendessen Schnitzel, Knödel mit Schwammerln und Kaiserschmarrn. Von der Terrasse aus hat man einen herrlichen Blick auf den Sonnenuntergang. Nach dem Abendessen bleibt noch Zeit für ein paar Runden Kartenspiel, bis um zehn Uhr das Licht ausgemacht wird.

Die Hüttenruhe ist in den Bergen heilig. Vor allem, weil der Bergtag so früh beginnt. Das Gewitterrisiko steigt am Nachmittag und natürlich geht irgendwann die Sonne unter.

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2. Tag: Aufstieg zum Hocheck

Am zweiten Morgen klingelt der Wecker um 5:45 Uhr. Von sechs bis acht Uhr gibt es Frühstück. Ein einfaches Menü: Wir haben die Wahl zwischen belegtem Brot und Müsli. Wir müssen uns stärken, schließlich steht heute der höchste Punkt unserer Wanderung auf dem Programm: Zum 2.651 Meter-hohen Hocheck hinauf dauert es etwa zwei Stunden, wie ein kleines gelbes Schild verrät. Der Weg ist felsig, teilweise muss man klettern. Zur Hilfe gibt es Drahtseile.

Der Himmel ist blau, die Sonne strahlt auf die massive Ostwand. Oben gibt es ein winziges Gipfel-Kruzifix und eine Biwakschachtel (Schutzhütte). Außerdem sind hier viele Dohlen unterwegs, die ganz genau wissen, an welchen Spots die Wanderer gerne ihre Butterbrote essen.

Viele Bergsteiger machen sich hier für die Überschreitung bereit, legen Helm und Klettersteigset an und wünschen uns noch eine gute Tour. Nach dem kleinen Snack gehen wir auf gleichem Weg zurück zum Watzmannhaus, wo uns unsere zweite Tasse Kaffee erwartet.

Dann setzen wir unseren Abstieg fort. Bis zur Kuhwiese an der unbewirtschafteten Falzalm ist es derselbe Weg, den wir gestern aufgestiegen sind. Dann wenden wir nach links und kommen zurück in den Wald. Der Weg verläuft wieder in Serpentinen.

Letzte Erfrischung im Wimbach

Die Mitterkaseralm lassen wir hinter uns, bei der Stubenalm machen wir Mittag. An einem der Holztische sitzt eine Gruppe Männer um die sechzig in Tracht und mit Blasinstrumenten: Akkordeon, Klarinette, Gitarre und Bariton. Für ein Lied ist noch Zeit, dann gehen wir auf einem breiteren Weg hinab bis zum Wimbach.

Bis auf den Königssee am Start und am Ziel ist das hier die einzige Gelegenheit für eine kleine Erfrischung. Wir ziehen Schuhe und Socken aus, baden die Füße im eiskalten Wasser und füllen auch unsere Trinkflaschen wieder auf.

Übernachtung in der Wimbachgrieshütte

Wir sind im Wimbachtal angekommen. Hier beginnt der Hatscher, das ist bairisch und steht für einen langen und anstrengenden Fußmarsch. Auf der Hälfte des Endspurts, nach anderthalb Stunden Weg, kommt die Gastwirtschaft Wimbachschloß. Nach noch einmal anderthalb Stunden gelangen wir zu Wimbachgrieshütte, wo wir die zweite Übernachtung gebucht haben. Auch hier solltet ihr vorher reservieren.

Nach fast zehn Stunden Weg stürzen wir uns nur so aufs Essen. Erst gibt es Kuchen und Strudel, dann um sieben Uhr endlich warme Mahlzeiten: Käse- und Spinatknödel, Kartoffelsalat, Linsensuppe mit Würstchen, wieder Strudel, noch ein Stück Kuchen – man braucht ja schließlich ein Dessert.

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3. Tag: Hinauf zur Sigeretplatte und Abstieg zum Königssee

Am dritten Tag sind unsere Beine schwer wie Blei, was aber erfahrungsgemäß nach einigen Metern besser wird. Wir starten in südöstliche Richtung. Das Wimbachtal ist geprägt durch riesige Schuttströme, derentwegen der obere Teil des Tals auch Wimbachgries genannt wird. Hier gibt es viele Spirken, eine aufrecht stehende Latschenkieferart. Vor uns erhebt sich das Watzmannmassiv. Wir müssen uns etwas beeilen, weil für heute Gewitter gemeldet sind.

Auch heute stehen wieder einige Höhenmeter auf dem Programm, bis wir die sogenannte Sigeretplatte (1.180 m) erreichen. Danach geht es nur noch abwärts. Der Weg ist stellenweise ausgesetzt, drahtseilversichert und damit definitiv nur erfahrenen Wanderern zu empfehlen.

Der Abstieg ist lang und zäh. Wieder Serpentinen, ein fantastischer Wasserfall und dann, irgendwann, erreichen wir endlich das Ufer des Königssees. Hier geht es zurück in die Zivilisation nach Sankt Bartholomä. Es warten mehrere Wirtshäuser, viele Touristen und Schiffe, mit denen man im Halbstundentakt zurück nach Schönau gelangt. In einem dieser Boote endet unsere Tour.

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Fazit

Der Muskelkater wird uns noch einige Tage begleiten. Die Erinnerungen bleiben aber hoffentlich für immer. Die Wanderung um den Watzmann herum war ganz fantastisch: lange, anspruchsvolle Etappen, die aber nie so richtig gefährlich waren, atemberaubende Natur von Almwiesen, über Bergwälder, Schuttfelder und natürlich zu Start und Beginn den glasklaren Königssee. Unterkünfte und Essen waren gut und darüber hinaus hatten wir viel Glück mit dem Wetter. Ich kann die Wanderung auf jeden Fall weiterempfehlen.

Ihr könnt aber auch erst einmal nur einen Teil der Route wandern, etwa vom Königssee bis zum Watzmannhaus oder von Parkplatz bzw. Bushaltestelle “Wimbachschloss” zur Wimbachgrieshütte.

Lage

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