Das Wilde Fräulein am Spitzingsee macht ihrem Namen alle Ehre, gezähmt ist es nämlich längst nicht mehr. Den Wanderweg hinauf müsst ihr suchen. Wer keine Angst vor unbeschilderten Wandertouren hat, findet einen aussichtsreichen Gipfel mit kleinem Gipfelkreuz und einem schönen Übergang zum benachbarten Jägerkamp. Von hier oben blickt ihr auf den Schliersee und auf viele Berge der Bayerischen Alpen im Mangfallgebirge.
Lohnt sich die Wanderung zum Wilden Fräulein?



Ein bisschen abenteuerlustig müsst ihr sein, denn die Wanderung zum 1.615 Meter hohen Wilden Fräulein ist im Gipfelbereich ein bisschen ausgesetzt und nicht ausgeschildert. Wen das nicht stört, den erwartet eine einsame Tour mit toller Aussicht auf den Schliersee – und zwar von gleich zwei Gipfeln. Nach dem Wilden Fräulein gehen wir nämlich weiter auf den Jägerkamp.
Da habt ihr dann wieder Wegmarkierungen und bestimmt ein paar Mitwanderer. Wer vor oder nach den Gipfeln einkehren möchte, kommt gleich zweimal an der Schönfeldhütte vorbei. Hier könnt ihr ganzjährig rasten – außer, ihr geht wie ich erst spät am Abend. Die Wanderung zum Wilden Fräulein ist nämlich auch eine tolle Sonnenuntergangstour.
Fototipp: Den besten Blick habt ihr vom Gipfel, von da schaut ihr nämlich direkt auf den Schliersee. Wenn ihr wie ich bei Sonnenuntergang geht, seht ihr in dieser Richtung nicht nur das rote Licht der untergehenden Sonne, sondern auch die kleinen Lämpchen im Örtchen Schliersee, die eins nach dem anderen angeknipst werden.
Anreise zum Spitzingsattel
Strecke: | 9 km |
Gehzeit: | 4:00 h |
Höhenmeter: | 780 hm |
Höchster Punkt: | 1.746 m |
Besonderheit: | nicht beschilderte Wanderung |
Wenn ihr mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, nimmt in München die Bayerische Oberlandbahn (BOB) RB55 bis Schliersee und dann den Bus 9562 bis zur Haltestelle Spitzingsattel. Die gesamte Fahrtzeit beträgt eine Stunde und zehn Minuten.
Mit dem Auto braucht ihr etwa eine Stunde. Von München aus nehmt ihr die A8 Richtung Salzburg und fahrt bis zur Ausfahrt 98 Weyarn. Dann geht es weiter über Miesbach, Schliersee und Neuhaus bis zum Spitzingsee. Am Spitzingsattel könnt ihr kostenpflichtig parken. Die Adresse für euer Navigationsgerät lautet: Spitzingsattel 1, 83727 Schliersee.
Packt genug Insektenschutz ein
Wie immer braucht ihr für eine Tagestour ausreichend Bargeld, Wasser und Proviant, Sonnencreme und einen Sonnenhut oder eine Kappe, ein kleines Erste-Hilfe-Set, eine Regenjacke sowie warme Kleidung für die oft windigen Gipfel. Bei dieser Tour empfehle ich auch unbedingt Zeckenschutz. Wer mag, nimmt auch noch Wechselkleidung und/oder Wanderstöcke mit.
Falls ihr auch bei Sonnenuntergang gehen möchtet, ist eine Stirnlampe unverzichtbar. Achtet unbedingt darauf, dass sie zuverlässig mehrere Stunden funktioniert! Wir hatten zwei dabei und eine hat unterwegs den Geist aufgegeben.
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Bis Mitte Juli ist hier Wildschutzgebiet
Diese Wanderung ist nichts für den Frühling, denn bis Mitte Juli befindet sich diese Tour in einem Wildschutzgebiet und es gilt hier absolutes Betretungsverbot. Informiert euch daher im Voraus oder achtet vor Ort auf entsprechende Schilder. Das Gebiet ist freigegeben? Dann kann es ja losgehen.
Ich bin die Tour aufs Wilde Fräulein als Sonnenuntergangstour gegangen. Hinter dem Parkplatz Spitzingsattel führt ein Pfad am Hang entlang und dann durch den Bergmischwald hinauf. Es ist ein richtig schöner Weg: schmal, voller Baumwurzeln und Steinen, und ab und an auch ein wenig sumpfig, weshalb an manchen Stellen mit einem Gitter umwobene Holzbalken als Hilfe ausgelegt wurden.
Wir kommen auf einen breiteren Wanderweg, der uns an Weideflächen entlang in Richtung Schönfeldhütte führt. Hier machen wir erst mal eine Pause, um Kühe zu streicheln. Natürlich muss man sich den Tieren sehr umsichtig nähern und vorsichtig sein, denn wenn so ein Koloss Angst bekommt, kann es mitunter ganz schön gefährlich werden. Die Ladys hier waren aber lieb und zutraulich.
Wetter
Die interaktive Karte zeigt, wie das Wetter aktuell am Spitzingsee ist und die Vorhersage der nächsten 5 Tage aussieht.
Unbeschilderter Aufstieg zum Wilden Fräulein
Um uns herum wird es schon dunkler, als wir die Schönfeldhütte erreichen. Sie liegt auf 1.410 Metern in einem Kessel zwischen mehreren Gipfeln, darunter der Taubenstein und zwei Gipfel, die wir uns heute vorgenommen haben: der Jägerkamp und das Wilde Fräulein. Die Hütte ist zwar ganzjährig bewirtschaftet, aber nicht rund um die Uhr. Als wir vorbeikommen, hat sie zu. Wer tagsüber unterwegs ist, bekommt hier traditionelle Alpenküche. Außerdem gibt es 26 Schlafplätze.
Ab jetzt beginnt der weglose Teil der Wanderung. Wir steigen kurz nach der Schönfeldhütte bei einer einsamen Baumgruppe links die Wiese hinauf. Hier geht es durch kniehohes Gras. Ich mache eine Pause, um mich mit Insektenschutz einzuschmieren. Jetzt wird es etwas knifflig, denn ab jetzt haben wir keine Beschilderung mehr.
Ich folge meinem Wander-Kompagnon Leo vorbei an einer Gruppe Bäume in der Nähe eines kleinen Felsens und dann links vorbei an einem Weidezaun. Zuletzt erreichen wir stellenweise grasbewachsenen, felsigen Gipfelbereich. Wir müssen uns durch einige Latschen hindurchschlängeln und kommen schließlich zu einem winzigen Gipfelkreuz.
Ein Beweis, dass wir uns hier doch nicht in so wildem Gebiet aufhalten. Wir sind genau zur richtigen Zeit oben: Die Sonne geht gerade unter und umhüllt die Nachbargipfel mit einem roten Schleier. Von oben haben wir eine schöne Aussicht auf den Schliersee und das gleichnamige Dorf, in dem nun nach und nach die Lichter angeknipst werden.
Den Jägerkamp erreichen wir über einen Gratweg
Wir wandern weiter, diesmal auf dem anderen Weg, der vom Wilden Fräulein über einen Grat zum Jägerkamp herüberführt. Die Latschen stehen jetzt dicht – eingelullt von ihrem süßen Duft und abgelenkt von der tollen Aussicht linker Hand, vergeht die Zeit und der Weg wie im Flug.
Und da sind wir auch schon auf dem 1.746-Meter-hohen Gipfel des Järgerkamps – inzwischen übrigens in völliger Dunkelheit. Für uns ist jetzt Zeit fürs Abendessen. Während wir den Bulgursalat löffeln, schauen wir weiterhin Richtung Schliersee – der kleine Ort ist jetzt völlig erleuchtet.
Den Abstieg leuchtet Leo mit seiner sehr starken Stirnlampe – die andere hat nach wenigen Minuten nicht mehr funktioniert. Wir sind jetzt auf offiziellen Wegen unterwegs. Am Grat entlang geht es durch eine Latschengasse abwärts.
Wir erreichen die Weideflächen im Kessel der Schönfeldhütte. Die Kühe um uns herum machen mir jetzt ein bisschen Angst, denn alles, was wir von ihnen sehen sind, große leuchtende Augen. Von hier aus geht es zurück über unseren Aufstiegsweg. Nur Vorsicht, wir teilen uns den Weg mit wanderlustigen Kröten.
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Fazit
Wenn ihr schon ein paar Texte von mir gelesen habt, wisst ihr: Ich bin durchaus abenteuerlustig. Die Wanderung zum wilden Gipfel des Wilden Fräuleins war da genau das Richtige! Selbst wenn ihr zu einer normaleren Zeit unterwegs seid als ich, werdet ihr bei dieser Tour wahrscheinlich keine oder nur wenig andere Wanderer treffen – zumindest bis ihr zum Jägerkamp kommt.
Aber das ist ja auch noch ein Bonus bei dieser Runde, denn wir haben es hier mit gleich zwei Gipfeln zu tun. Wichtig ist nur, vorher zu überprüfen, ob das Wilde Fräulein und der Jägerkamp gerade Wildschutzzonen sind. Sonst steht einer tollen Tour nichts im Wege.
Lage
Praktische Links
- Offizielle Website: Wander- und Skigebiet Spitzingsee
- Wanderkarte: Wanderung auf das Wilde Fräulein mit GPS-Track
- Die schönsten Wanderungen in den Bayerischen Alpen
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